The Walking Dead Season 4

Blu-ray Review

The Walking Dead Season 4 komplette vierte Staffel Blu-ray Review Cover
Entertainment One/WVG, seit 03.11.2014

OT: The Walking Dead

 


Schwere Zeiten

Die vierte Staffel kehrt zurück zu den Wurzeln der Serie.

Inhalt

Nachdem Woodbury am Ende der 3. Staffel gestürmt wurde und Rick die Überlebenden im Gefängnis aufgenommen hat, sieht es so aus, als würde langsam wieder ein Stück Normalität in den Alltag und das Leben kehren. Doch der Schein trügt. Ein unbekannter Virus schürt Panik, Konflikte und Geheimnisse innerhalb der Gruppe. Und auch der Governor wartet nicht lange auf seine Revanche. Das Gefängnis wird durch seinen überraschenden Anschlag gestürmt und zerstört – und die gesamte Gruppe zerschlägt sich unfreiwillig in viele kleine Einzelteile. Wer wird am Ende überleben? Wird es einen neuen Ort der Zuflucht geben?

The Walking Dead – Season 4 nimmt nach dem rasanten und actiongeladenen Finale der dritten Staffel das Tempo erst einmal gewaltig heraus. Der konfrontative Rick, der sich im Zweikampf mit dem Gouvernor beinahe aufgerieben hat, wandelt sich zum Farmer! und schwört der Gewalt ab. Diese Pille muss man erst einmal schlucken. Die vierte Staffel nutzt ihre Zeit erst einmal dazu, das Alltagsleben im reokkupierten und „modernisierten“ Knastgebäude zu schildern. Da einige Zeit vergangen ist, nimmt es nicht Wunder, dass auch einige Neuankömmlinge in die immer größer werdende Gruppe integriert wurden. Die Tatsache, dass Rick die Führerschaft bewusst abgegeben hat und anstelle dessen ein Rat gegründet wurde, dem Hershel, Daryl, Glen, Carol und Sasha angehören, sorgt für ein paar interessante Entwicklungen – zumal man deutlich spürt, dass das Misstrauen Rick gegenüber größer wird. Beißer haben in The Walking Dead – Season 4 zunächst nur eine Funktion: Sie dienen als nervige Alltagsbeschäftigung für diejenigen, die die Zäune sichern. Das lässt zwar Raum für ein paar spektakuläre Maskeneffekte, Gefahr jedoch geht von den Untoten nicht mehr wirklich aus. So ist es tatsächlich die Konzentration auf das Zwischenmenschliche, auf die Figuren, die in der vierten Staffel für Spannung sorgt. Zum einen werden Charaktere wie Michonne, die in ihrer ersten Season noch unnahbar und schroff war, mit mehr Tiefe (und Freundlichkeit) versehen, zum anderen sorgen Differenzen zwischen schon angestammten Paaren für neue Aspekte. So sieht sich beispielsweise Glenn mit der Situation konfrontiert, gemeinsam mit Maggie eventuell ein Kind zu bekommen – keine einfache Entscheidung in dieser Welt. Dass die Bedrohung von Außen durch Untote nicht mehr wirklich gegeben ist, nutzen die Macher für ein neues Szenario und eine Bedrohung von Innen. Die umgehende Seuche, die Menschen binnen kürzester Zeit dahinrafft und zu Walkern werden lässt, ist vom Ursprung her noch nachvollziehbar, sorgt bei Rick & Co. aber natürlich für Kopfzerbrechen. Denn wie kann man sie besiegen. Gerade diese Storyidee sorgt dann für eine der heftigsten Figurenentwicklungen in The Walking Dead seit der allerersten Episode: Carol, die bisher vor allem für Verständnis und Kopftätscheln zuständig war, wird schon in Folge 4×01 als taffe Selbstverteidigungslehrerin präsentiert und wird im Verlaufe der Staffel eine der bisher intensivsten und krassesten Momente erleben – hier bleibt dem Zuschauer tatsächlich mal für einige Zeit die Luft weg. Ohnehin entwickelt sich Season 4 nach den ersten etwas langsamen Episoden fast zu einem „Back to the Roots“. Nachdem der Gouvernor erfolglos versucht hat, das Gefängnis zu übernehmen und die Festung von Zombies überrant wird, schlagen sich die einzelnen, versprengten Gruppen alleine durch. Diese Trennung ist ein Glücksfall für die vierte Staffel, denn es entwickeln sich höchst dynamische Elemente. Daryl, der nach der Entführung Beths durch Fremde auf eine Gruppe brutaler Rednecks trifft, Glen, der sich auf die Suche nach Maggie macht und Carol, die als Ausgestoßene später mit Tyrese und den beiden Mädels unterwegs ist – jeder Erzähltstrang hat seine Highlights und spannenden Momente. Bis hin zu einem Herzschlagfinale, das konsequent in das böse Konzept der Serie passt und mit einem Cliffhanger aufwartet, der sich gewaschen hat.

Bild- und Tonqualität

Die grobe Körnung des Bildes von The Walking Dead – Season 4 an einigen Stellen ist – wie auch bei den Staffeln 1, 2 und 3 – von den Produzenten gewollt und bewusst als Stilmittel eingesetzt, um die Endzeitstimmung und die Härte der Lebensumstände der Protagonisten noch besser zu vermitteln. Während der Close-ups ist die Schärfe erstaunlich gut, in Halbtotalen lässt sie jedoch deutlich nach. Der Kontrastumfang war nie die große Stärke der Serie und ist es auch in Staffel 4 nicht. Atmosphärisch ist das sicherlich alles nachvollziehbar und passend, wirklich schön sieht’s aber immer noch nicht aus. Der Ton der Blu-ray von The Walking Dead kommt selbstredend immer dann in Fahrt, wenn die ruhigen Szenen von Actionmomenten durchbrochen werden. Schießereien und Geballer gibt’s zwar seltener als in der zweiten Hälfte der actionlastigeren dritten Staffel, doch dafür werden einzelne Schüsse umso direkter in Szene gesetzt. Stimmen sind relativ gut verständlich, dürften hin und wieder ein wenig lauter sein. Zwischen US- und deutscher Tonspur sind die Unterschiede marginal und nicht wirklich auffallend. Die Originalfassung liefert etwas prägnantere Dialoge.

Bonusmaterial

Die vierte Staffel von The Walking Dead ist zunächst in zwei Folgen länger als im TV. Dazu gesellen sich diverse Featurettes, die tiefe Einblicke in die Serie geben. Ein Extra-Feature gebührt Hershel, der eine ganz besonders intensive Szene zu bewältigen hat. Ein weiteres kümmert sich um die Rückkehr des Governors und wieder eines beschäftigt sich mit den grandiosen Maskeneffekten. Einige Audiokommentare zu mehreren Folgen komplettieren das Angebot.

Fazit

Walking Dead – Season 4 fokussiert sich nach dem Actionfinale der Vorgängerseason voll auf seine Charaktere und trennt sie in der zweiten Hälfte. Dieser Kniff sorgt für zahlreiche Dynamiken und auch die Einführung einiger neuer Figuren, die in den kommenden Staffeln noch von großer Bedeutung sein werden. Das Finale ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben, denn es liefert pure Überraschung und Entsetzen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 70%
Serie: 90%

Anbieter: Entertainment One/WVG Medien
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Ernest R. Dickerson, Greg Nicotero u.a.
Darsteller: Andrew Lincoln, David Morissey, Laurie Holden, Norman Reedus, Steven Yeun
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 698
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)