The Walking Dead Season 5

Blu-ray Review

The Walking Dead Season 4 komplette vierte Staffel Blu-ray Review Cover
Entertainment One/WVG, seit 16.11.2015

OT: The Walking Dead

 


Feuer besiegt Feuer

Die Season 5 der erfolgreichen Zombieserie zeugt von deutlichem Wandel.

Inhalt

Kurze Zeit, nachdem Rick, Daryl, Glen und die anderen von den Bewohnern der vermeintlichen Zuflucht „Terminus“ in einen Container gesteckt wurden, finden sich vier unserer Helden vor einem Schweinetrog wieder – präpariert, um fachmännisch und koscher geschlachtet zu werden. Nur gutes Timing rettet die Gruppe, als Carol in einem mutigen Ein-Frau-Feldzug praktisch im Alleingang halb Terminus in Schutt und Asche legt. Die Befreiungsaktion verläuft erfolgreich, Verluste werden nur auf der Seite der kannibalistischen Einwohner Terminus‘ verzeichnet. Im Anschluss daran ist man zwar wieder vereint (die nach wie vor entführte Beth mal außen vor), doch das Ziel ist unklar. Es ist Wissenschaftler Eugene, der preisgibt, was die Zombies aufhalten könnte und der auch weiß, wo es sicher sein könnte. Rick, ausnahmsweise mal nicht eigenbrötlicherisch, beschließt, vor allem im Sinne von Baby Judith, sich mitsamt der Gruppe Abraham, Rosita und Eugene anzuschließen und nach Washington D.C. zu ziehen. Doch bevor es losgeht, treffen sie auf die Überbleibsel der Leute aus Terminus, die gerne Rache nehmen würden. Es kommt wie es kommen muss: Die Gruppe wird erneut getrennt und es steht in den Sternen, ob man je in Washington ankommen wird – zumal Eugene noch eine folgenschwere Offenbarung leisten wird …

Puh, diesen Anfang muss man erst einmal verdauen: Startete die letzte Staffel nach dem actionreichen Finale der dritten Season noch beschaulich und langsam, könnte der Beginn von The Walking Dead Season 5 kaum heftiger und dramatischer ausfallen. Während man zusieht, wie Rick, Daryl, Glen und Bob zum Schächten an einen großen Trog geführt werden und die ersten namenlosen Opfer mit aufgeschlitzter Kehle ausbluten, steigt der Puls derart an, dass die üblichen Szenen mit den Zombies wie ein Wochenendausflug anmuten. Die Atmosphäre für die fünfte Staffel wird also schon während der ersten Minuten definiert und besteht noch mehr denn je in der Fokussierung auf die menschlichen Verhaltensweisen und die Tragödien der Einzelnen. So wirkt Rick noch roher als schon in Season 4 und nutzt die Chance, einige Bewohner von Terminus auszuschalten, indem er ihnen in den Rücken schießt. Gleiches gilt für Carol, die ihren Pfad der Aktion weitergeht. Selbst Tyrese, der der Gewalt abgeschworen hatte, sieht sich im Auge einer emotional kaum steigerungsfähigen Situation dazu gezwungen, äußerst brutal zu agieren. Obwohl die zweite Episode nach dem extrem spannenden Opener der Season das Thema wieder deutlich zurückfährt, bleibt die Spannungskurve zunächst hoch. Das liegt zum einen an der Einführung einer neuen und rätselhaften Figur (Pater Gabriel), zum anderen aber auch an der erneuten Konfrontation mit den Kannibalen aus Terminus. The Walking Dead wäre natürlich nicht die für ihre Charaktertiefe bekannte Serie, wenn sie nicht dieser Gruppe zuvor auch ein tragisches Antlitz verpasst hätte und so ist der Showdown in der Kirche (Episode 3) gleichzeitig der zweite echte Höhepunkt der fünften Staffel. Dem Zuschauer wird hier erneut vorgeführt, wie weit es mit der Gnadenlosigkeit von Rick und Teilen seiner Weggefährten mittlerweile gekommen ist. Von Episode vier an bis zum Halbstaffelfinale teilt sich die Serie wieder ein wenig in mehrer Erzähltstränge, bindet diverse Rückblenden ein, die uns Abrahams Vergangenheit und Carols Zeit nach der Verbannung näherbringen und widmet eine komplette Epsode der in Season vier entführten Beth. Gerade jene Folge ist zunächst rätselhaft, wird dann packend und am Ende sogar extrem spannend. Ebenso spannend im Übrigen, wie die Geschehnisse der Episode acht überraschend und extrem schmerzvoll rüberkommen. Man weiß ja mittlerweile, dass die Macher von The Walking Dead gerne mal überraschend krasse Entwicklungen präsentieren, doch was die Serie dem Zuseher hier zumutet, wird vielen den Hals zuschnüren. Ein Stückchen Hoffnung geht verloren, wenn die verbliebene Gruppe sich am Ende der achten Folge praktisch vollkommen neu finden muss.

Nachdem dieses Halbstaffelfinale, das kaum dramatischer hätte ausfallen können, abgeschlossen ist, so kritisierten viele Fans der Serie, verflache Season 5 zunehmend. Tatsächlich übernimmt sich The Walking Dead in der darauffolgenden Episode ein wenig und verfällt in arg anstrengende pseudophilosophische Fantastereien. Der erneute Schock für die Truppe wirkt an dieser Stelle überzogen und nimmt dann auch nicht wirklich mit – hatte man den schweren Brocken der vorherigen Folge doch noch gar nicht richtig verarbeitet. Bis zur Ankunft in Alexandria schleppt sich auch das Tempo ziemlich und so wirkt gerade die zehnte Folge wie ein Lückenfüller – sieht man mal vom fast epischen Finale in der Scheune ab, das eines der stärksten Bilder aller Folgen abliefert. Der Cliffhanger hingegen ist dieses Mal nicht halb so aufregend wie jener am Ende von Season 4, wenngleich all jene, die schon in die sechste Staffel hineingeschaut haben, glaubhaft vermitteln, dass diese geradezu sensationell startet.
Was man trotz der berechtigten Kritik an der zweiten Hälfte von Season 5 aus voller Überzeugen sagen kann und muss: Die Maskeneffekte waren nie vielfältiger und überzeugender. Was die Macher im fünften Jahr an Ideenreichtum und kreativen Einfällen beweisen, das ist aller Ehren wert. Ob das die zerflossenen Wasserleichen unter dem Wohlfahrtsgebäude sind, die vom Napalm halbaufgelösten Fleischbrocken in Atlanta oder die losen Torsi bei der Flucht von Shirewilt – Nicotero und seine Jungs haben einen fantastischen Job gemacht. Auch die Härte gegenüber den Untoten nimmt deutlich zu. So viele Köpfe wie in der fünften Staffel abgetrennt, in Hälften zerteilt oder einfach zermatscht werden, hat man bisher noch nicht in allen vorherigen Jahren zusammengenommen gesehen.

Bild- und Tonqualität

Keine große Änderung bei der Bildqualität in Walking Dead Season 5. Der extrem milchige Look der ersten Staffel ist bereits länger passé, was dem Eindruck grundsätzlich gut getan hat. Doch es bleibt grobkörnig und vom Kontrastumfang her eher mittelprächtig. Das passt natürlich nach wie vor gut zur Serie/der Thematik und führt dann auch zu einem konsistenten Look über die einzelnen Seasons hinweg. Manchmal, gerade in dunkleren Szenen, wird’s dann aber auch mal arg verrauscht, was wirklich nicht mehr hübsch aussieht.
Akustisch trumpft The Walking Dead Season 5 erstmals mit einem 7.1-dts-HD-Master-Sound auf – allerdings nur für die Originalfassung. Die deutsche muss nach wie vor mit sechs Spuren auskommen, wobei effektiv nur fünf genutzt werden. Denn druckvoll ist die Serie nach wie vor nicht. Selbst als Carol per Feuerwerksrakete den Gastank in die Luft sprengt (Episode 1) kommt aus dem Subwoofer nur ein laues Lüftchen. Der Sound bleibt ähnlich krachledern wie in den vorvergangenen Staffeln. Die Räumlichkeit ist zwar recht gut (offene Atmosphäre im Wald zu Beginn von Episode 2), doch egal, welche Art von druckvollem Arsenal aufgefahren wird, akustisch bleibt’s eher dünn. Ein klitzekleines bisschen Dynamik taucht auf, wenn in Folge 7 der Filmscore mit unterschwelligen Sounds von der Konfrontation mit der „Polizei“ von Atlanta verkündet.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von The Walking Dead Season 5 fällt äußerst üppig aus. Zunächst sind da die insgesamt fünf Audiokommentare zu den Episoden 1, 5, 9, 10, 12 und 16 sowie zahlreiche entfernte Szenen. Auf Disk vier gibt’s dann erstmals echtes Hintergrundmaterial mit einem knapp einstündigen Making-of, das sich den jeweiligen Höhepunkt einer jeden Episode vorknöpft und anhand intensiver Hinter-der-Kamera-Aufnahmen und Interviews umfassend erklärt. Und obwohl es in eben jenem Making-of schon thematisiert wird, gibt’s noch einmal ein kurzes Extra-Feature zu „Walker im Wasser“ der zweiten Episode. Die Make-up-Spezialisten um Nicotero schildern ausführlich, wie sie die eklig-schleimigen Masken der Wasserzombies realisierten. Disk Fünf lädt dann vollends zum Surfen ein. „Inside The Walking Dead“ ist mit seinen 77 Minuten Laufzeit Kernstück des Extramaterials und lässt jeden der Darsteller sowie Produzenten und Regisseure zu Wort kommen. Man blickt zurück auf die letzte Season und erklärt, warum sich die einzelnen Figuren so verhalten, wie sie es tun. Innerhalb der Laufzeit hangelt man sich von Episode zu Episode und weiß am Ende tatsächlich deutlich mehr über die Entwicklungen. Natürlich sollte man dieses Feature nur schauen, wenn man die Staffel selbst schon gesehen hat, um nicht sehenden Auges in Spolier zu laufen. Das „Making-of“ auf Disk 5 ist lediglich ein kurzes, das eine bstimmte Szene analysiert. „Making-of Alexandria“ kümmert sich um den neuen Zufluchtsort und daran schließen sich die vier Featurettes „Beths Reise“, „Bobs Reise“, „Noahs Reise“ und „Tyreeses Reise“ an (Anmerkung: Der Autor dieser Zeilen hat den für den Anbieter ziemlich peinlichen Deppen-Apostroph-Fehler in den vier Zitaten korrigiert). Dem Namen entsprechend kümmert man sich darin um die vier Charaktere und zeigt deren Entwicklungen während der fünften Staffel. „Ein Tag im Leben von Michael Cudlitz“ sowie „Ein Tag im Leben von Josh McDermitt“ begleitet die Darsteller von Abraham und Eugene an ihrem arbeitsreichen Tag am Set – vom frühmorgendlichen Aufstehen über die Maske bis zum Drehort und dem oft spätabendlichen Drehschluss. „Verrotendes Fleisch“  lässt dann noch ein wenig in die Arbeit der Maske einblicken, wenn gezeigt wird, wie man die fleischigen Zombiebrocken auf den Straßen Atlantas realisierte. Auf der letzten Disk gibt’s dann noch das halbstündige Gespräch mit Greg Nicotero, dem Make-up-Künstler und Regisseur einiger Folgen. In „Greg Nicotero – Der Mann mit den Tausend Gesichtern“ erzählt der sympathische Langhaarträger, wie er als Hobby-Maskenbildner zum Dreh von Romeros Day of the Dead kam, bei dem er als Assistent von Tom Savini fungierte, der schon in Dawn of the Dead mit von der Partie war. Zahlreiche Anekdoten und witzige Geschichten weiß Nicotero zu erzählen, der mit The Walking Dead mehr Verantwortung und Handlungsspielraum bekam als je zuvor.

Fazit

Walking Dead – Season 5 beginnt stark, schaukelt sich bis zu einem sensationellen Mid-Season-Finale hinauf und lässt dann doch spürbar nach. Einige Ungereimtheiten hätten sich durchaus vermeiden lassen und der Storyverlauf weist am Ende dann doch Ähnlichkeiten zu schon bisher Gesehenem auf. Dennoch: The Walking Dead ist und bleibt eine Ausnahmeshow, die auch in der fünften Staffel wirklich gute Unterhaltung und einen hohen Splatteranteil bietet. Man darf gespannt sein auf Staffel 6, in der es äußerst dramatisch zugehen wird.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 90%
Serie: 90%

Anbieter: Entertainment One/WVG Medien
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Greg Nicotero u.a.
Darsteller: Andrew Lincoln, David Morissey, Lauren Cohen, Norman Reedus, Steven Yeun, Emmilie Kinney, Melissa McBride, Danai Gurira, Michael Cudlitz
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts HD-Master 5.1: de
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 698
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)