The Wave – Die Todeswelle

Blu-ray Review

The Wave - Die Todeswelle Bolgen Blu-ray Review Cover
Universum Film, seit 26.02.2016

OT: Bølgen

 


Die Flut

Wenn Norwegens Fjorde zur Todesfalle werden …

Inhalt

Norwegen ist ein Land, das mit Fjorden gesegnet und verflucht ist. Denn was wunderschön aussieht, birgt auch Gefahren. Immer wieder wurden Flutwellen durch erodierende Felsmassive ausgelöst, die vielen Anwohnern den Tod brachten. Kristian ist Geologe und weiß, dass am Geirangerfjord irgendwann der Berg zusammenbrechen und ins Wasser stürzen wird. Das ist zwar nicht der Grund, warum er mitsamt seiner Frau und den beiden Kindern Julia und Sondre in die Stadt ziehen will, doch immerhin ein lebensrettender Nebeneffekt. Doch bevor der Umzug ansteht, passiert genau das, was er und andere Geologen befürchtet haben: Der Grundwasserspiegel des Fjords sinkt und führt dazu, dass dem Berg der Boden sprichwörtlich unter den Füßen weggezogen wird. Es dauert nicht lange und die Erosionen fördern eine 80 Meter hohe Flutwelle zutage, die alles und jeden verschlingt, der nicht schnell genug an einen höher gelegenen Platz gelangt. Kristian und seine Frau sind noch dazu getrennt und müssen jeder für sich und das jeweilige Kind, das sie im Schlepptau haben, sorgen. Nach der Katastrophe ist die große Herausforderung, wieder zueinander zu finden ..

Vor traumhafter Kulisse (jedenfalls für Fans des Urlaubs im hohen Norden) entfaltet sich in The Wave – Die Todeswelle ein Katastrophenszenario, das durchaus realistisch erscheint. Auch wenn Tsunamis in Norwegen eben nicht von außen kommen, sondern im Inland ausgelöst werden, sind sie nicht minder zerstörungswütig. Und das zeigt Roar Uthaugs Film während der entsprechenden Szene(n) eindrucksvoll. Bis dahin ist The Wave aber eben auch ein Familiendrama, das sich langsam entfaltet und seine Figuren mit Tiefe füllt. Dabei darf die Welle und die daraus resultierende Trennung durchaus als Gleichnis gesehen werden, denn so sehr wie Kristian und Idun zuvor geteilter Meinung waren, so sehr müssen sie nach der Katastrophe darum kämpfen, sich wieder zu finden. Dabei geht Uthaug durchaus drastische Wege, wenn er Idun dazu zwingt, das Unglaubliche zu tun, um sich und ihren Sohn zu retten – eine derart starke Frauenrolle fände man in US-Filmen nur selten. Ane Dahl Torp (Mord im Mittsommer, Dead Snow) spielt Idun mit Kraft und Mut und ihr männliches Pendant Kristoffer Joner damit glatt an die Wand. The Wave teilt sich von der Stimmung her recht deutlich in die etwas langatmigere erste Dreiviertelstunde und in die extrem spannenden darauf folgenden 60 Minuten. Denn Spannung kann der Film. Schon während der Szenen vor dem Kollaps, wenn die Geologen im Massiv ihre Sensoren überprüfen und in höchste Not geraten, ist Nägelkauen angesagt. Das stimmt entsprechend ein auf die sich anschließende Entfaltung des Katastrophenszenarios, das mit wuchtigen Bildern ins Heimkino transportiert wird und in äußerst dramatischen Rettungsversuchen und Überlebensszenen gipfelt. Die heutige und moderne Technik unterstützt den Film dabei bestmöglich, wenngleich nicht alle Szenen der Welle restlos überzeugen. Dennoch ist das Ding beeindruckend und beängstigend und auch die sich daran anschließende Zerstörung gerät authentisch apokalyptisch.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von The Wave – Die Todeswelle ist während der änchtlichen Katastrophe vor allem dunkel – leider zu dunkel, denn man erkennt kaum Details. Noch dazu bekommt es dann einen leichten Grünstich, was nicht sonderlich hübsch aussieht. Ganz anders die Szenen in Helligkeit oder bei guter Ausleuchtung, die kontraststark und plastisch daherkommen. Leider ist das nur zu Beginn der Fall, denn die letzte Stunde spielt praktisch ausschließlich in der Dunkelheit.
Wunderschön aufgelöst und räumlich ertönt der luftige Klavier-Streicher-Filmscore zu Beginn von The Wave (auch) von den hinteren Lautsprechern und stimmt ein auf einen Tonsektor, der trotz des kleinen Budgets des Films erstaunlich weiträumig geworden ist. Auch in Sachen Bassdruck gibt’s tolle Momente wie die Musik, die Sondre über die Kopfhörer hört (37’40). Auch schön sind die direktional auf den Zuschauer niederregnenden Wassertropfen während der Szenen im Felsmassiv. Geradezu sensationell dynamisch wird es dann, wenn das Felsmassiv kollabiert und der Berg in sich zusammenzufallen beginnt (46’00). Mit Wucht fällt Geröll nieder und die stützenden Stangen verbiegen. Und wenn dann die Welle über Kristian und das Dorf rollt, gibt es eh kein Halten mehr. Schöner und feiner ist allerdings das Szenario nach der brutalen Zerstörung. Hier tropft es ein bisschen, dort quietscht Metall – das fühlt sich schon sehr „mittendrin“ an.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Wave hält sich ein Behind the Scenes gemeinsam mit drei VFX-Featurettes auf. Während Ersteres mit knapp fünf Minuten ein wenig kurz geraten ist, allerdings ein paar atmosphärische Aufnahmen der (mutwillig) zerstörten Sets zeigt, sind die drei Kurzberichte über die Special-Effects-Shot recht aufschlussreich. So wird minutiös geschildert, wie der Hang ins Rollen gebracht und wie die Welle geschaffen wurde. Erst seit kurzem sie dies in dieser Form so perfekt möglich geworden, da die Rechenleistung zuvor noch nicht in dem Maße existierte.

Fazit

The Wave steht in Sachen Spannung und Drama hochbudgetierten US-Film in nichts nach, ist sogar bisweilen spannender und in der weiblichen Hauptrolle äußerst überzeugend und stark gespielt. Freunde skandinavischen Kinos schauen ohnehin rein, aufgeschlossenen Genrefans sei der Film ebenso ans Herz gelegt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 75%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: Norwegen 2015
Regie: Roar Uthaug
Darsteller: Kristoffer Joner, Ane Dahl Torp, Thomas Bo Larsen, Fridtjov Såheim, Lado Hadzic, Arthur Berning
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, nw
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 106
Codec: AVC
FSK: 12

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!