Blu-ray Review
OT: The Wilde Wedding
Aller guten Dinge sind vier
Famos besetzte Generationen-Komödie mit gewissen Holprigkeiten.
Inhalt
Eve Wilde – Ex-Berühmtheit Hollywoods ist eine Diva. Und wie es sich für eine Diva gehört, war sie schon dreimal verheiratet. Unter anderem mit Schauspielkollege Laurence – auch eine Diva, eine männliche halt. Zahlreiche Kinder und vor allem Enkel erwuchsen aus Ehe #1, doch so richtig glücklich war Eve nie. Nun will sie das nachholen – und zwar mit dem gefeierten britischen Autor Harold Alcott. Um das Ganze gebührend zu feiern, soll es ein Vor-Heirats-Wochenende im Sommerhaus geben – mit allen Kindern, Enkeln, Nichten, Neffen und Freunden. Auch Laurence wird geladen. Doch kaum sind alle zusammengetroffen, gibt’s erste Unstimmigkeiten. Alte Geschichten kommen auf den Tisch, Eifersüchteleien entstehen und ehe man sich’s versieht, steht die kommende Hochzeit unter einem schlechten Stern …
Wenn Glenn Close und John Malkovich eine Ensemble-Komödie produzieren, in der Glenn Close, John Malkovich, Minnie Driver und Sir Patrick Stewart die Hauptrollen spielen, kann so viel doch gar nicht schief gehen. Und auch wenn in Wilde Wedding nicht jeder Gag zündet, nicht jeder Dialog spitz pointiert ist, so macht die Spiellaune der angesprochenen Darsteller eine Menge wett. Selbst die krause Minipli, die man Stewart auf den kahlen Schädel applizierte, kann daran nichts ändern. Einen so charmant-attraktiven Kerl wie den 78-jährigen Ex-Jean-Luc-Picard kann so schnell aber auch einfach nichts entstellen. Dass es bisweilen ein bisschen konfus hergeht, liegt an der schieren Anzahl an Figuren, über die man einen Überblick behalten muss. Ein bisschen zusammengehalten wird das Geschehen von Mackenzie Darling, einer der Enkelinnen von Eve. Sie führt eine Art Video-Tagebuch der Zusammenkunft und kommentiert viele Zusammenhänge aus dem Off. Dazu gibt’s beschwingte Swing-Musik im Filmscore, der das (manchmal gar nicht rasante) Geschehen etwas strafft.
Wenn die Story aber mal ins Stocken gerät, weil die jüngste Generation arg viel über Sex und kurzes Vergnügen schwadroniert, ist es an Patrick Stewart, der zumindest zu Beginn den humoristischen Ankerpunkt setzt. Wenn er von seinen drei Töchtern immer wieder über das Schauspiel-Leben seiner Zukünftigen abgefragt wird, als gäbe es eine Klausur zu schreiben, liegt er genauso oft daneben, was wirklich köstlich ist. Schade, dass man gerade ihm teils unpassende Dialoge in den Mund gelegt hat und ihn auch sträflich vernachlässigt.
Malkovich hingegen hat deutlich mehr Screentime und darf sich genüsslich über die Eitelkeiten von alternden Hollywood-Stars amüsieren. Das macht er in seiner unnachahmlichen Art und Weise und relativiert damit die langweiligen und bedeutungslosen Techtel-Gemechteleien. Bezeichnend, dass der junge Jake Katzman als Sam gerade seiner singenden Mutter (Driver) die Show stielt, wenn er ihr das Qualmen zum Vorwurf macht. Hätte man das Ganze um – sagen wir – 10-12 Figuren entschlackt und um die teils redundanten Liebesreigen-Sequenzen erleichtert, wäre Wilde Wedding vielleicht runder und stimmiger geworden. Damian Harris () ist halt doch kein Robert Altman – und damit nicht talentiert genug, derart viele Charaktere mit interessantem Inhalt zu füllen und unter einen Hut zu bringen. Was bleibt, sind ein toller Malkovich, ein (leider) mittelmäßiger Sir Patrick Stewart und ein paar entlarvend-sarkastische Kommentare aufs Showbiz.
Bild- und Tonqualität
Mit warmen Farben und angenehmen Kontrasten präsentiert sich das Bild von Wilde Wedding. Allerdings sind selbst Naheinstellungen nicht sonderlich scharf. Nur Close-ups können bisweilen überzeugen. Ab und an gibt’s ziemlich heftiges Grieseln in Hintergründen (Strand: 37’15).
Akustisch kommt nur wenig Atmosphäre auf. Nur selten werden die Rearspeaker mit ins Geschehen einbezogen wie beispielsweise durch die zirpenden Zikaden bei Laurence‘ Ansprache (40’00). Ansonsten konzentriert sich das Geschehen auf den Center und die Hauptlautsprecher. Wenn Minnie Driver zu einer Salsa-Variante von Billy Idols „White Wedding“ anstimmt, kommt allerdings auch mal der Subwoofer etwas zu Wort.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Wilde Wedding gibt’s lediglich den Trailer zum Film.
Fazit
Für eine Satire fehlt der Biss, für eine Generationen-Komödie fehlt der Charme – Wilde Wedding ist ein Paradebeispiel für großes Potenzial, das ungenutzt auf der Strecke bleibt. Bei so viel versammelten und allesamt großartigen Darstellern hätte man doch einfach nur ein ebenso tolles Drehbuch gebraucht.
Für einen Sonntagnachmittag mag das noch reichen – auch weil ein paar Gags echt gut sind sind. Aber der ganz große Wurf ist’s leider nicht.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%
Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Damian Harris
Darsteller: Glenn Close, John Malkovich, Sir Patrick Stewart, Minnie Driver, Grace Van Patten, Noah Emmerich, Peter Facinelli, Yael Stone
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 12