These Final Hours

Blu-ray Review

These Final Hours Blu-ray Review Cover
Weltkino/Studiocanal, seit 19.02.2015

OT: These Final Hours

 


Wir sind schon tot

Was tun, wenn das Ende der Welt kommt?

Inhalt

Ein riesiger Meteorit ist auf der Nordhalbkugel eingeschlagen und hat dort bereits alles Leben vernichtet. Es ist nur noch eine Frage von Stunden, bis auch Australien von den Auswirkungen überrollt und zerstört wird. Genug Zeit für James, sich mit Koks und Alkohol zuzudröhnen und möglichst nichts zu fühlen, wenn’s soweit ist. Auf dem Weg zur Endzeit-Party wecken ihn jedoch die Hilferufe eines entführten Mädchens aus seiner Lethargie. James eilt zur Hilfe und hat von nun an die kleine Rose an der Backe. Die würde nur zu gerne wieder zu ihrem Dad und so beginnt sich James‘ Einstellung langsam zu ändern. Vielleicht besteht seine letzte Lebensaufgabe nicht in einem sinnlosen Besäufnis, sondern darin, für Rose ein Begleiter zu sein …

Wirkungsvoller als jeder US-Katastrophen- oder Endzeitfilm schildert These Final Hours schon während der grandiosen ersten zehn Minuten, wie die Stimmung tatsächlich aussehen könnte, wenn das Ende der Welt unvermeidlich ist. Denn daran lässt der Film keinen Zweifel: Alle werden sterben! Ohne jeden effektheischenden Moment folgt Regisseur Hilditch seinem Protagonisten auf einen Weg, der diesen während der letzten Stunden seines Lebens noch einmal zu einem ganz anderen Menschen werden lässt. Dabei nimmt sich die Geschichte bewusst eines Jedermanns an, der mit der Situation zunächst ebenso überfordert ist, wie es jeder wäre. Eingestreute Kommentare eines Radiomoderators versuchen, die Menschen noch ein Stück weit zu begleiten, während diese entweder frühen Suizid begehen, die eigene Familie töten, sich in Gewalttätigkeiten ergehen oder einfach die letzte große Hippieparty veranstalten – Russisch-Roulette inklusive. Dabei gelingen These Final Hours Momente von fiebriger Intensität und Wahrhaftigkeit.

Die Gefühle drehen im Angesicht des Weltuntergangs vollkommen durch und mit ihnen die Menschen, die zurückgeworfen werden auf ihre animalischen Urinstinkte. Warum noch Ordnung bewahren, wenn die Ordnung ohnehin schon zusammengebrochen ist? Der Film stellt immer wieder unbequeme Fragen wie diese, ist dabei ehrlicher und realistischer als beispielsweise die Grundidee, die The Purge innewohnt und schockiert mit Bildern, die zwar nicht von äußerster Brutalität, dafür aber von konsequenter Schonungslosigkeit sind. Vertrauen kann These Final Hours dabei auf mehrere Säulen: Zum einen sind da die Darsteller, die in ihren Figuren aufgehen und authentisch wirken. Auch Nathan Phillips (Chernobyl Diaries) in der Hauptrolle macht seine Sache hervorragend, lässt den Wandel, den er durchmacht, fast physisch spürbar werden und hat genug Ecken und Kanten, um fernab von gekünstelter Schauspielerei zu überzeugen. An seiner Seite liefert die junge Angourie Rice eine beeindruckend reife Leistung als vom Vater entrissene Rose.
Zum anderen liefert Hilditchs Kameramann Bonnie Elliott beeindruckende Aufnahmen, die durch ihre spezielle Färbung und Verlaufsfilter eine höchst greifbare Atmosphäre liefern. Das war aber noch nicht alles, denn auch der elektronische Soundtrack – mal hämmernd während der Partyszenen, mal schwebend melancholisch während der dramatischen und gefühlvollen Momente – sorgt für eine kongeniale Unterstützung der intensiven Bilder. Last but not Least können sogar die digitalen Effekte am Ende überzeugen und zerstören nicht die bis zu diesem Zeitpunkt aufgebaute Stimmung. Ohnehin ist das Ende von These Final Hours unglaublich packend und konsequent geworden, hat seinen besten Moment als Rose langsam im Rückspiegel des Fahrzeugs verschwindet. Dies alles zusammengenommen ergibt einen Endzeitfilm, der so ehrlich und fesselnd ist, wie er es nur sein kann und der den Zuschauer mit der Frage, was er wohl selbst im Angesicht des unvermeidlichen Endes tun würde, noch lange stumm im Sitz zurücklässt.

Bild- und Tonqualität

Die stark gefilterten Aufnahmen in These Final Hours werden mit lebhaften Kontrasten, schwitzigen Farben und guter Allgemeinauflösung wiedergegeben. In Nahaufnahmen könnte die Schärfe besser sein, dafür ist das Bild ruhig und rauscharm. Die deutliche Stilisierung fördert die Atmosphäre des Films noch zusätzlich.
Akustisch nutzt These Final Hours vor allem während der Musikszenen die Effektkanäle und den Subwoofer ergiebig. Gerade die schwebenden Elektrosounds zu Beginn und am Ende liegen wie ein feiner Klangteppich über sämtlichen Speakern. Mit Betreten des Party-Areals pumpt dann der Tiefbass ordentlich und vehement Low-Frequency-Signale ins Heimkino. Die Stimmen/Dialoge der guten Synchronisation gelangen verständlich ans Ohr, wobei die englische Fassung noch einmal authentischer wirkt.

Bonusmaterial

Außer dem Originaltrailer und weiteren Programmtipps findet sich im Bonusmaterial von These Final Hours leider nichts weiter.

Fazit

Nur selten sitzt man nach der letzten Szene eines Films minutenlang geflasht da und ist alleine mit seinen Gedanken. Bei These Final Hours nutzt Hilditch den Abspann, der ohne jede Musik auskommt, noch dazu, diese Stimmung zu intensivieren – ein großer Wurf in allen Belangen und sicher einer der besten, weil wahrhaftigsten Endzeitfilme überhaupt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonsumaterial: 10%
Film: 90%

Anbieter: Weltkino/Studiocanal
Land/Jahr: AUS 2014
Regie: Zak Hilditch
Darsteller: Nathan Phillips, Angourie Rice, Jessica de Gouw, Daniel Henshall, Sarah Snook
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en // dts HD-Master 2.0: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 87
Codec: AVC
FSK: 16

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2 Kommentare
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Holger

Guter Film. Ich bedanke mich mal wieder herzlich.
Ein Tipp von mir: „The drop“, der meines Wissens nach letzte Film mit James Gandolfini.
Bis dann: Holger