Titan – Evolve or die

Blu-ray Review

Titan - Evolve or Die Blu-ray Review Cover
EuroVideo, 09.05.2018

OT: Titan – Evolve or Die

 


Spaziergang im Park

Sci-Fi-Drama vom Deutschen Lennart Ruff.

Inhalt

Das Jahr 2048: Die Welt ist nach zahlreichen Kriegen und Umwelt-Katastrophen sowie der Überbevölkerung in ihrer Fortexistenz bedroht. Radioaktiver Fallout bedroht jetzt schon weite Teile der Bevölkerung und Alternativen werden dringend gesucht. Um die Bewohnbarkeit des Saturnmonds Titan zu erkunden, dem man ein Ökosystem ähnlich der Erde unterstellt, werden Versuchspersonen rekrutiert. Unter den Kandidaten ist der ehemalige Air-Force-Pilot Rick Janssen, der schon mal drei Tage ohne Wasser und Essen in den Wüsten des Nahen Ostens überlebt hat. Er und seinen Kollegen wurden während der Vorbereitungen bereits zahlreiche Spritzen verabreicht, um den Sauerstoffbedarf zu reduzieren und mehr Energie aus Stickstoff zu gewinnen – immerhin ist der N-Anteil auf Titan deutlich höher. Nach und nach erhöht sich deshalb Ricks Leistungsfähigkeit auf der Erde. Doch der Preis für die neuen Fähigkeiten ist hoch: Krampfanfälle, Haarausfall, Fieber, Aggression – Und die bringen nicht nur Rick selbst in Lebensgefahr, sondern auch seine Familie und vielleicht auch die gesamte Menschheit.

Der Mannheimer Lennart Ruff hat sich bisher mit Kurzfilmen einen Namen gemacht und war auch mal Produktions-Koordinator bei Krabat. Nun gab man ihm ein erstaunliches Budget an die Hand und dazu ein internationales Cast, um sein Langfilmdebüt zu inszenieren. Sam Worthington darf hier zum dritten Mal in einem Werk mitspielen, das den Namen Titan im Titel trägt (nach Kampf der Titanen und Zorn der Titanen) und bekommt mit Taylor Schilling eine starke Frau an die Seite gestellt, für die Ansonsten „Orange das neue Schwarz ist“. Optisch orientiert man sich an den kühlen Sci-Fi-Filmen. Helle Untersuchungs- und Versuchslabore, stylishe Loftanwesen und dazu ein paar epische Aufnahmen der umgebenden Natur. Gefilmt wurde auf Gran Canaria – und dort hauptsächlich auf Las Palmas. Die Insel, der man einst das beste Klima der Welt attestierte, liefert den perfekten Hintergrund für eine Geschichte, in der es darum geht, dass nur noch wenige Landstriche überhaupt für Menschen bewohnbar sind. Die akustische Untermalung wechselt von melodramatischen Klassikvarianten zu elektronischen Sounds, was die Nähe zu einem Daft-Punk-Sountrack (Tron: Legacy) herstellt.

Das größte Problem von Titan – Evolve or Die ist die Tatsache, dass es mehr um die dramatischen Ereignisse geht, die vor dem Aufbruch zum Titan geschehen, man zunächst aber noch denkt, dass die Reise irgendwann durchaus vollzogen wird. Immer wieder hat man das Gefühl, der Film komme nicht so recht aus den Puschen und hätte ein bisschen mehr Tempo verdient.
Die Veränderungen, die die Probanden durchmachen, stehen im Fokus und hier vor allem das Verhältnis zwischen Rick und seiner Frau Abigail. Die Verantwortlichen hinter den Versuchen und deren Machenschaften werden zwar auch zum Thema gemacht, allerdings erstaunlicherweise nicht auf eine Weise abgearbeitet, wie man es sich denken würde. Dazu ist es schon ein bisschen ärgerlich, wenn man sich im Jahre 2048 befindet und product placement der Produktion verhindert, dass sich die Autos scheinbar weiterentwickelt haben.
Davon abgesehen bleiben auch die philosophischen Fragen eher aus. Was mit uns wirklich passiert, wenn die Erde mal unbewohnbar sein sollte. Wie sich die Gesellschaft verändert, was für Hoffnungen und Ängste es gibt – all das ist nicht das Thema von Titan – Evolve or Die.
Vielmehr wird von der Verwandlung der Probanden in Supermenschen erzählt, die am Ende fast in ein Cronenberg’sches Szenario übergeht – Horror-Elemente gleich mit integriert. Dass ausgerechnet Sam Worthington durchweg blass bleibt, ist schade – Taylor Schilling jedenfalls spielt ihn glatt an die Wand. Sie ist es auch , an die sich der Zuschauer hält. Ihre Ängste und Sehnsüchte, ihr Stolz auf den Mann und die Entschlossenheit, die Machenschaften hinter den Experimenten aufzudecken – das ist stark gespielt und das große Plus des Films.

Bild- und Tonqualität

Titan – Evolve or Die liefert von Beginn an ein in fokussierten Bereichen messerscharfes Bild, das immer wieder die Grenze zum Überschärfen ankratzt. Das Gesicht von Wilkinson während seines Vortrags ist dermaßen detailliert und konturiert, dass man annimmt, er stünde in Persona vor einem. Ebenfalls sensationell gut aufgelöst sind die Luftblasen, die beim Training der Rekruten unter Wasser von ihnen abperlen (20’12).
Die Filterung zeigt ein stilisiertes Bild, das während der Außenszenen deutlich in Richtung Gelb tendiert und dessen Helligkeit ein bisschen nach unten geschraubt wurde. Auf diese Weise wirken solche Sequenzen oft, als hätte man sie in der Dämmerung gedreht. Die Bildruhe ist extrem gut und lässt keinerlei Körnung zu. Lediglich zum Ende hin gibt’s ein paar unschöne Banding-Effekte (75’32).
Akustisch wirken die Dialoge zunächst ein kleines bisschen dünn und dürften etwas mehr Volumen haben. Die Filmmusik und Songs, die während der ersten 20 Minuten zu hören sind, hätte auch etwas mehr Weiträumigkeit verdient gehabt. Klasse ist allerdings der Druck, den Subwoofer und Hauptlautsprecher liefern, wenn Tally unter Wasser die Luft ausgeht und Rick im Anschluss zum Superschwimmer wird. Gleiches gilt für die sehr wuchtigen Schüsse, die im Finale in der Einrichtung abgefeuert werden (83’00). Hier macht Titan – Evolve or Die praktisch alles wieder wett, was ihm zu Beginn etwas an Räumlichkeit fehlte.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Titan – Evolve or Die warten insgesamt sieben Interviews der Darsteller sowie natürlich der Originaltrailer.

Fazit

Titan – Evolve or Die hat eine spannende Ausgangsprämisse, in dem der Mensch sich einem zukünftigen Planeten anpassen möchte, nicht anders herum. Was allerdings letztlich nicht ganz konsequent durchgespielt wird und etwas unglücklich in einem Horror-Szenario endet. Richtig gut ist Taylor Schilling aus Orange is the New Black, die den Zuschauer auf ihre emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt.
Das Bild der Blu-ray ist ein Fest für Leute, die es gerne knackscharf und extrem ruhig haben.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%

Anbieter: EuroVideo Medien
Land/Jahr: Großbritannien/USA/Spanien 2018
Regie: Lennart Ruff
Darsteller: Sam Worthington, Taylor Schilling, Tom Wilkinson, Agyness Deyn, Nathalie Emmanuel, Corey Johnson
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Titan – Evolve or Die

TITAN - Trailer deutsch

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!