Titanium – Strafplanet XT-59

Blu-ray Review

OT: Vychislite

Titanium - Strafplanet XT-59 Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, seit 06.10.2015

Zum Wohl der Allgemeinheit

Ambitionierter Sci-Fi-Streifen aus Russland mit dystopischem Szenario.

Inhalt

XT-59 ist einer von mehreren Planeten, die von den Menschen nach dem Zusammenbruch der Erde kolonialisiert wurden. Die düstere, von einer Wolkendecke komplett verhangene Welt wird streng überwacht, Individualität wird verhindert und das Wohl dient einzig der Gemeinschaft.. Wer sich nicht in dieses System einbindet, der wird in den unwirtlichen Sümpfen vor der Stadt ausgesetzt. Dort hat man die Aussicht auf ein Refugium irgendwo in der Ferne. Doch das hat wohl noch niemand erreicht. Vielmehr krepieren die Ausgesetzten an Hunger oder den schrecklichen Kreaturen, die jede Erschütterung wahrnehmen und noch dazu ziemlich gefräßig sind. Kristi gehört zu den Zehn, die von der Regierung gerade in die Wildnis verbannt wurden. Unter ihnen ist auch Yust, ein fieser Typ, der sich direkt zum Anführer aufschwingt und mit jedem anlegt. Kristi allerdings folgt Ervin Kann, der irgendwie mehr zu wissen scheint als die Anderen. Was Kristi noch nicht weiß: Ervin kennt sich mit dem System und der Wildnis aus, denn er kommt aus dem Kreis der Mächtigen …

Da schau mal einer her – lange musste man zuletzt auf einen fiesen und kleinen Sci-Fi-Film warten, der der hollywood’schen Gigantonomie etwas entgegensetzte. Mit Titanium – Strafplanet XT-59 kommt nun ein solcher, höchst dystopischer Ausflug aus Russland, der gleichbedeutend eine späte Abrechnung mit dem diktatorischen Sozialismus des Kalten Krieges darstellt und auch als Warnung vor allgegenwärtiger Datensammlung und Kontrolle gesehen werden kann. Parallelen zu einem Pitch Black sind zwar offensichtlich, doch Titanium kommt deutlich trostloser und trister rüber. Erstaunlich gut sind die digitalen Effekte gelungen – und zwar sowohl die überraschend innovativen Kreaturen als vor allem auch das Zukunftsdesign und die endlich mal etwas außergewöhnlich gestalteten Raumgleiter. Natürlich ist am Ende das Budget begrenzt, weshalb man nur einen Kommandoraum zu sehen bekommt und ansonsten die spröde Geröll- und Sumpfebene Islands als Hintergrund ausreichen muss. Das allerdings funktioniert durchaus gut, denn wo könnte man eine dystopische Zukunftsvision besser filmen als in dem nordischen Land, das immer noch um Urzustand zu sein scheint. Leider, und das darf im wahrsten Sinne des Wortes verstanden werden, halten die flachen und klischeehaften Dialoge der ansprechenden Optik und der grundsätzlich spannenden Idee nicht stand. Auch die teilweise uninspiriert und hölzern agierenden Darsteller (unter ihnen ein eindimensional schauspielernder Vinnie Jones in typischer Rolle) lassen Titanium schon mal anstrengend werden. Beide Mankos tragen dann auch dazu bei, dass die Romanze zwischen Ervin und Kristi ohne emotionale Greifbarkeit für den Zuschauer bleibt. Wie gesagt: Schade, denn auch das Finale geizt nicht mit optischen Reizen. Die Szenen am Wasserfall und bei der Bergung des Gleiters sind tatsächlich beeindruckend.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Titanium – Strafplanet XT-59 wurde dergestalt runtergefiltert, dass beinahe alle Farben des Spektrums außen vor bleiben. Dezentes grün, kaltes blau und ein paar rot-orange Farbtupfer im Kontrollzentrum – das war’s in Sachen Farbigkeit. Die Kontrastierung ist teils gelungen, teils überstrahlen helle Bereiche. Am schwankendsten ist die Schärfe, die in Close-ups schon mal hervorragend ist, dann wiederum selbst in solchen Naheinstellungen vollkommen aus dem Tritt gerät.
Beim Ton von Titanium wurde Potenzial verschenkt, da während der Sci-Fi-Szenen (fliegenden Raumgleitern, Angriff der Kreaturen) zu wenig Druck gemacht wird. Hier fehlt’s einfach an Fundament. Während der hauptsächlich aus Streichern bestehende Filmscore ebenso räumlich aus den Lautsprechern ertönt wie das Rauschen des Windes, ist es auch die Filmmusik, die bisweilen schwankt und vibriert wie eine leicht leierndes VHS-Tape. Die Stimmen kommen gut ort- und hörbar aus dem Center.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Titanium – Strafplanet XT-59 klärt das knapp neunminütige Making-of über die Dreharbeiten an den unwirtlichen Schauplätzen Islands auf. Außerdem erfahren wir, dass Vinnie Jones beim Dreh mit einem russischen Team durchaus seinen eigenen Kopf hatte.

Fazit

Titanium – Strafplanet XT-59 setzt immer wieder optische Akzente und kann trotz des überschaubaren Budgets mit tollen visuellen Effekten punkten. Leider sind Drehbuch und Darsteller nur Genredurchschnitt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 20%
Film: 60%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: Russland 2014
Regie: Dmitriy Grachev
Darsteller: Vladas Bagdonas, Sergey Chikhachyov, Anna Chipovskaya, Vinnie Jones, Aleksey Kolubkov
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, ru
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 82
Codec: AVC
FSK: 16