To Kill a Man – Rache ist bitter

Blu-ray Review

OT: Matar a un hombre

Alamode Film/AL!VE AG, 01.08.2014

 


Kein anderer Ausweg

Von der Schwierigkeit, einen Mann zu töten.

Inhalt

Der fleißige Waldarbeiter Jorge ist nicht begeistert davon, dass sein Viertel mittlerweile von aufdringlichen Halbstarken bevölkert wird – Pöbeleien und kleine Überfälle sind da noch das geringste Übel. Als er am Geburtstag seines Sohnes abends noch einmal vor die Tür geht, hört er einen Schuss. Derselbe Kerl, der Jorge zuvor sein Blutzuckergerät entwendet hat, scheint nun den Teenager angeschossen zu haben – die lächerliche Strafe dafür: 541 Tage im Schnellverfahren. Knapp zwei Jahre später ist der Knilch wieder frei und beginnt Jorges Familie zu terrorisieren. Als er sich auch noch an seiner Tochter vergreift und die Polizei keinerlei Anstalten macht, etwas zu unternehmen, greift der Familienvater zum Gewehr …

Horror und Thrill mal anders: Bedeutungsschwanger und dramatisch ist schon die erste Einstellung in To Kill a Man – Rache ist bitter. Mit ungewöhnlicher Instrumentierung (Oboen, deren tief gespielte Töne direkt in den Magen treffen) wird die Eröffnungsszene eines einsamen Mannes im Wald eingefangen. Dann, zu Beginn der eigentlichen Handlung, verstummt die Filmmusik und setzt erst wieder zaghaft ein, als Jorges Sohn angeschossen wird. Das teilweise völlige Fehlen musikalischer Unterstützung sorgt für eine außerordentlich authentische Stimmung. Ohnehin ist To Kill a Man – Rache ist bitter kein Film für die Fraktion, die auf rasante Rache-Action steht. Regisseur Almendras hat vielmehr ein Arthouse-Revenge-Drama inszeniert, das schwer im Magen liegt und dort eine Weile bleibt. Und das, erstaunlicherweise, ohne sich allzu drastischer Bilder von Gewaltmomenten zu bedienen. Einen Großteil dazu tragen die natürlichen und wie aus dem Alltag genommenen Darsteller bei: Daniel Candila präsentiert seinen Jorge zu keiner Zeit in Mel-Gibson-Manier, sondern zeigt ihn unsicher, ängstlich und verzweifelt – ein Mann, der sich nicht mehr anders zu helfen weiß, als Gewalt zu tun, um ebensolche von seiner Familie abzuwenden. Sein Antagonist ist kein lässig-cooler Bandido, sondern im ähnlichen Alter wie Jorge selbst – er steht nur auf der Seite derer, die das Leben nicht so reich beschenkt hat. Wenn im weiteren Verlauf dann auch noch die Einsamkeit der Hauptfigur beschrieben wird, gesellt sich ein tragisches Element dazu, das gemeinsam mit den elegischen Bildern für eine bedrückende Stimmung sorgt – bis zum bitteren Ende, das noch lang wirkt.

Bild- und Tonqualität

Mit grundsätzlich gelb gefilterten Eindrücken bewirkt das Bild von To Kill a Man – Rache ist bitter eine intensive schwüle und bedrohliche Atmosphäre. Die vielen Nachtszenen werden von deutlichen Lens-Flare-Effekten begleitet, die zusätzlich Stimmung erzeugen. Der Kontrastumfang könnte besser sein und die Schärfe ist bisweilen so mies, dass man sich um den Zustand seiner Augen oder der technischen Anlage Sorgen macht (47’00).
Sorgen muss man sich hingegen nicht um die Lautsprecher machen, denn diese werden nur äußerst selten gefordert. Während der wenigen Momente, in denen Filmmusik eingesetzt wird, dürfen die Rearspeaker mal von ihrem Dasein künden, ansonsten bleibt der Ton von To Kill a Man – Rache ist bitter komplett auf die Front und dort meist auf den Center bezogen.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von To Kill a Man finden sich ein viertelstündiges Making-of, das hautnah beim Dreh dabei ist, ein Interview mit Filmemacher Almendras, bei dem der (erstaunlich junge) Regisseur preisgibt, das ein reales Ereignis ihn zum Film inspieriert sowie ein paar entfallene Szenen und die Original-Filmtrailer.

Fazit

Vielleicht der ungewöhnlichste Rachefilm aller Zeiten – To Kill a Man – Rache ist bitter erarbeitet sich über lange und ausgiebige Kameraeinstellungen, intensives Schauspiel und harten Realismus eine Sonderstellung im Genre.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 50%
Tonqualität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität (Originalversion):50 %
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%

Anbieter: Alamode Film/AL!VE AG
Land/Jahr: Chile/Frankreich 2014
Regie: Alejandro Fernández Almendras
Darsteller: Daniel Candia, Alejandra Yánez, Ariel Mateluna, Daniel Antivilo
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, sp
Bildformat: : 2,35:1
Laufzeit: 82
Codec: AVC
FSK: 16

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