Um jeden Preis

Blu-ray Review

Um jeden Preis - i am here Blu-ray Review Cover
Lighthouse Entertainment, seit 19.02.2016

OT: I am Here

 


Kinderwunsch

Eine Geschäftsfrau will sich mit aller Macht ihren Traum vom eigenen Kind erfüllen.

Inhalt

Maria, taffe Businessfrau, hat nun schon zum wiederholten Male eine Fehlgeburt erlitten. Und das, wo sie sich nichts sehnlicher wünscht als ein Kind. Nun eröffnet ihr der Arzt, dass ihre Gebärmutter viel zu viel Schaden genommen hat, um es (in ihrem fortgeschrittenen Alter) noch einmal zu probieren. Während sie von der Stimme ihres ungeborenen Kindes heimgesucht wird, kann sie ihr Schicksal absolut nicht akzeptieren. Da sie als Logistikunternehmerin am Hamburger Hafen gerade von Problemen des Kinderhandels an der tschechischen Grenze hört, entwickelt sie die Idee, sich auf diese Weise ein Baby zu besorgen. Per Zufall trifft sie auf den Kleinwüchsigen Christian und bietet ihm 10.000€, wenn er ihr hilft, Kontakt zu den Menschenhändlern herzustellen. Doch je tiefer die Zwei in einen Sumpf aus Drogen, Prostitution und Menschenhandel eindringen, desto gefährlicher wird es für sie …

Bei Anders Morgenthalers Film Um jeden Preis handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes um eine internationale Produktion. Mit deutscher Finanzierung teilweise in Hamburg aber auch in Tschechien gedreht führt der dänische Regisseur amerikanische und deutsche Schauspieler zusammen, um einen bisweilen intensiven Mix aus Thriller und Drama zu inszenieren. Dabei ist sein Film optisch ein absolut europäisches Produkt und für den amerikanischen Markt vermutlich ungenießbar. Viel zu lang sind seine Einstellungen, viel zu leise und psychologisch geht es in Um jeden Preis zu, um einem Massenpublikum zu gefallen. Der deutsche Arthaus-Fan hingegen wird ob der realistischen Geschichte und einer Hauptdarstellerin, die an ihre Grenzen geht, sicherlich deutlich aufgeschlossener reagieren. Kim Basinger in der Rolle der Maria geht bis an die Grenze dessen, was man sonst von US-Darstellern oder -Darstellerinnen gewohnt ist. Der Reiz geht aber auch von den extrem unterschiedlichen Positionen und Einstellungen Marias und ihres Begleiters Christian aus: Während sie aus gutem Hause kommt und wohlhabend ist, hat er nicht mal ein Zuhause und ist obendrein drogensüchtig. Doch was zu Beginn so weit auseinanderklafft, nähert sich immer mehr an, je tiefer Maria in einen Sumpf aus Gewalt, Prostitution und Menschenhandel versinkt. Die Szenen, in denen Um jeden Preis schildert, wie bitter die Situation der Prostituierten ist und wie unglaublich darunter kleine Babys leiden müssen, gehen brutal an die Nieren. Ebenso wie die quälend langen Einstellungen der Rache an Maria und Christian, in denen sich ein diabolisch-böser und unbarmherziger Peter Stormare von seiner scheußlichsten Schauspiel-Seite zeigt. Wenn Maria ihm dann per Zufall doch entkommen kann und erfährt, welches Schicksal noch auf sie wartet, bleibt der Zuschauer erschüttert zurück, während sich für Maria ein Traum erfüllt, den sie sich bitter erkämpft hat.

Bild- und Tonqualität

Das Bild liefert beständig eine kühle Farbpalette mit grünen und blauen Tönen. Im späteren Verlauf während der Ereignisse in Osteuropa wird es zunehmend grauer. Close-ups sind bisweilen extrem scharf und offenbaren das krasse Make-up Basingers. Ein gewisses Filmkorn ist vorhanden, wird aber in dunklen Szenen nicht noch drastischer, sorgt demnach für einen recht angenehmen Look. Weil Um jeden Preis fast zur Hälfte im Dunklen spielt, hätte die Durchzeichnung etwas besser sein können – hier und da muss man sich etwas anstrengen, um Details zu erkennen.
Der Ton in Um jeden Preis beginnt zunächst immer wieder mit sehr indirekten Tönen. Man hört das Geschen der Welt dumpf, während die Kamera in der Gebärmutter der Protagonistin das sich entwickelnde Kind zeigt. An anderer Stelle filmt die Kamera durch eine Plastikfolie, sodass Geräusche und Stimmen nur gedämpft ans Ohr gelangen. Filmmusik schwillt nur in wenigen dramatischen Szenen an, wird dann aber beinahe unangenehm laut (21’20). Die Stimmen (wenngleich man bisweilen hört, dass deutsche Schauspieler mitgemacht haben, die nicht ganz harmonisch reinpassen) gelangen gut verständlich, Umgebungsgeräusche kommen recht authentisch. Allerdings spielt sich schon alleine aufgrund des fast vollständig fehlenden Filmscores echte räumliche Szenen beinahe komplett. Zumeist spielt sich das Geschehen auf dem Center oder den beiden Hauptlautsprechern ab. Aber auch dort gibt es nette Effekte und klar definierte, gut ortbare Geräusche (Regentropfen 30’10).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Um jeden Preis ist eine Trailershow abgelegt. Hinzu kommen vier entfernte Szenen.

Fazit

Um jeden Preis ist aber auch mal gar nichts für einen entspannten Sonntagnachmittag. Starken Tobak tischt uns Anders Morgenthaler hier auf und endet den Film mit einem Bild, das ebenso verwirrt wie unter Umständen verärgert – nachvollziehbar jedenfalls erscheint es nicht. Der Film fordert eine Auseinandersetzung, die man jedoch nur eingehen kann, wenn man sich auf die extrem langsame und stilistische Inszenierung einlassen kann. Ist das der Fall, wird man vor allem mit einer herausragenden Leistung von Kim Basinger belohnt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: Lighthouse Entertainment
Land/Jahr: D/USA 2014
Regie: Anders Morgenthaler
Darsteller: Kim Basinger, Peter Stormare, Sebastian Schipper, Jordan Prentice, Robert Hunger-Bühler, Anouk Wagener, Nina Fog
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 16

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