Underwater – Es ist erwacht

Blu-ray Review

20th Century Fox, 20.05.2020

OT: Underwater

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Die Großen Alten

Kirsten Stewart darf unter Wasser zur Alienjagd blasen.

Inhalt

Mir ist leer lieber“ – Norah ist eher so die Pessimistin. Die, deren Glas nicht halb voll ist. Dass sie als Mechanikerin auf der Unterwasser-Bohrinsel „Kepler“ angeheuert hat, hat nicht unwesentlich etwas damit zu tun, dass sie eine gewisse emotionale Flucht angetreten hat. Dass aus dieser bald auch eine physische würde, hätte sie allerdings kaum gedacht. Genau das jedoch passiert, als plötzlich ein Teil der Station explodiert und sie es gerade noch schafft, den übrig gebliebenen Teil von der Zerstörung abzuschotten. Dennoch bleiben 70 % von Kepler zerstört zurück. Auf ihrem Weg zur Zentrale sammelt sie mit einem weiteren Überlebenden noch einen Dritten ein und trifft am Ende auf Cpt. Lucien, den Chef der Station sowie die beiden Laboranten Liam und Emily. Da sämtliche Rettungskapseln von Mitarbeitern benutzt wurden, scheint es keinen Weg mehr aus der Station zu geben. Es sei denn, so Luciens Vorschlag, man schnappe sich Hightech-Unterwasser-Anzüge und wandere auf dem Meeresboden zur benachbarten Roebuck Station 641. Ein nicht unriskantes Unterfangen, da die Sicht praktisch gleich Null ist. Doch Sicht ist bald nicht das einzige Problem, den irgendetwas ist außer den Überlebenden noch da unten …

William Eubank, der junge Regisseur und Kameramann, hatte 2014 in seinem zweiten Langfilm The Signal ein SciFi-Horror-Szenario nach dick’schem Muster entworfen, das den Zuschauer beständig herausforderte und mehrfach in die Irre trieb. Existenzielle Fragen nach der Wahrnehmung von Realität unterlagen der Story, die für viele nur deshalb enttäuschend war, weil sie einen SciFi-Film mit viel Technik-Brimbamborium erwartet hatten. Vielmehr war’s aber ein Werk, das sich mit philosophischen Fragen beschäftigte. Nun, sechs Jahre später, meldet er sich erneut mit einem Film zurück, der grob ins SciFi- und Horrorgenre passt. Erneut flog er damit etwas unter dem Radar, wofür die gerade mal 40 Mio. Dollar Einspiel bei geschätzten 80 Mio. Dollar Produktionskosten sprechen. Nicht einmal der prominente Name Kristen Stewart konnte etwas daran ändern, dass Underwater (Achtung: Wortspiel) im Kino unterging. Zumal sich viele Zuschauer sicher fragen, wie sich ausgerechnet die (mittlerweile) auf kopflastiges Independentkino abonnierte „Bella“ in einen Unterwasser-Survival-Film verirrt hat. Vielleicht sah sie das Potenzial, eine Art Tiefsee-Ripley zu werden, was rein thematisch nicht allzu weit hergeholt ist. Denn immerhin geht’s hier dann doch nicht so sehr, um ein Naturphänomen, sondern um eine Variation von Alien und den Kampf Mensch gegen Bestie. Das Ganze wird gewürzt mit starken Anleihen (und Namensentsprechungen) bei H. P. Lovecraft und driftet alsbald in einen Horrofilm ab.

Stewart gibt dabei mit kurzgeschorenem Haupt (praktisch, wenn man einen Helm tragen muss) die Mechanikern der Unterwasser-Bohrinsel und zeigt dem Rest der Anwesenden (fast ausnahmslos Herren), wer hier die (Unter)Hosen wirklich anhat. Das nimmt man ihr zweifelsohne ab und ihr Schauspiel wertet den Film durchaus auf. Auch Vincent Cassell passt gut in die Rolle von Cpt. Lucien und die ergänzenden Darsteller sind immerhin so gut gewählt, dass man sie (und ihre Charaktereigenschaften) gut trennen kann. Wobei es nicht sonderlich viele Wesenszüge gibt. Denn die eigentliche Faszination von Underwater geht zweifelsohne vom Szenario selbst aus. Da muss man dann auch gar nicht sonderlich auf eine Charakter-Vertiefung warten, wenn Spannung eigentlich vornehmlich durch Optik, Soundeffekte und Monsterkreaturen entsteht – dies aber dann doch durchaus packend, was natürlich vornehmlich an der klaustrophobischen Situation liegt. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es einem in Hunderten von Metern Tiefe gehen würde, während man sich in absoluter Dunkelheit umgeben von unmenschlichen Wasserdrücken zwischen herabfallenden Trümmern zu einer entfernten Station durchschlagen muss. Wenn dann auch noch ein unbekanntes Wesen auftaucht …

Das für Lovecraft-Fans übrigens gar nicht so unbekannt ist. Denn Regisseur Eubank hat sich nicht nur ein wenig an der Optik vom Ozeanwesen Cthulhu „orientiert“, sondern das Design vollkommen auf bisherigem Artwork basieren lassen – was nicht schlecht ist. Denn es gibt weniger gelungene Umsetzungen von Monsterkreaturen. Und weil die Tiefsee größtenteils eben noch unbekannt ist, ist der Gedanke an gigantische Untersee-Ungeheuer so alt wie die Erforschung der Weltmeere. Dass der letzte Film unter dem Label von 20th Century Fox (bevor es dann von Disney in 20th Century Studios umfirmiert wurde) am Ende überraschend konventionell ausgefallen ist, wird Fans von The Signal möglicherweise negativ überraschen. Für SciFi-Horror-Survival-Fans ist’s aber solide und spannende Unterhaltungskost.

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(Stand von: 2024/03/19 9:29 am - Details
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Erscheinungstermin: Wed, 20 May 2020
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Bild- und Tonqualität

Dem Thema angepasst ist das Bild von Underwater meist mit grünbläulichen Farben versehen, was dem Geschehen einen größtmöglichen Realismus-Anstrich verpasst. Während der Szenen in den kaputten Innenräumen herrschen teils harsche Kontraste vor, die helle Flächen etwas überstrahlen lassen. Die Bildruhe ist durchweg hoch, Rauschen oder Körnung sind kein Thema. Während einiger Szenen unter Wasser kann man leichtes Banding ausmachen, was für einen Tiefsee-Thriller allerdings noch sehr dezent ausfällt. Die Schärfe bewegt sich auf einem guten, aber nicht herausragenden Niveau. Manche Oberflächen wirken schon mal etwas soft. Geht es mit der Kamera unter Wasser, kommen natürlich trübe und kontrastarme Einstellungen hinzu. Das ist aber kein Manko, sondern schlicht den gegebenen Umständen geschuldet. In diesen Szenen fällt das Banding aber auch etwas stärker auf – insbesondere um Lichtquellen herum (35’08).

Wie man es von Fox gewohnt ist, gibt’s für den deutschen Ton eine reguläre dts-Fassung und fürs Original unkomprimiertes dts-HD-Master. Und wie zuletzt bei Le Mans 66 zeigt die dts-Spur erneut, was mit komprimiertem Sound möglich ist. Schon während des Intros reicht der Tiefbass so weit hinunter wie die Szenen unter Wasser selbst. Dazu sägt der Score bedrohlich und greifbar aus den Surrounds und es gluckst schon thematisch schön nach Tiefsee-Film. Die unkomprimierte englische Fassung kann das nur unwesentlich besser.Gleichzeitig kann er aber auch feine Geräusche wie den zerspringenden Wassertropfen nach sieben Minuten, bevor es dann umso brachialer zuschlägt, nachdem das Beben seine Wirkung entfaltet hat. In all dem Chaos bleiben Stimmen der Protagonisten sowie aus dem Lautsprecher klar und deutlich und der Score pumpt die Effektlautsprecher satt mit Signalen voll. Wenn’s dann noch mal explodiert und in Zeitlupe gefilmt wird, fegt ein netter Sweep durchs Heimkino. Auch hier bleibt die deutsche Fassung souverän und nur geringfügig schwächer als der O-Ton in unkomprimierter Codierung. Herausragend aber bleibt die Räumlichkeit, die eine immense Spannung erzeugt. Wenn das Trio nach einer Viertelstunde durch engste Gänge kriechen muss und um sie herum Gestein bröckelt, kann man das um sich herum fast greifen. 18’25 Scnahttern und Klackern der Wesen gruselig aus allen Speakern. Klasse ist auch das dumpfe Glucksen, wenn die Kamera nach 35 Minuten mit den Darstellern unter Wasser geht und um die Taucherglocken herum das Wasser zu hören ist. Die Stimmen der Taucher kommen dabei authentisch gedämpft zum Ohr – ein wirklich überzeugender Tonsektor in jeder Natur.

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Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Underwater warten insgesamt sieben entfernte oder erweiterte Szenen, die wahlweise mit Kommentar kommen. Dazu gibt’s einen Audiokommentar von William Eubank, Jared Purrington und Phil Gawthorne sowie ein dreiteiliges Making-of, das sich um das generelle Design, die Produktion und die VFX- und Kreaturen-Effekte kümmert. Insgesamt rund 55 Minuten Spielzeit haben die drei Teile, die extrem interessante Einblicke in die Dreharbeiten und die Umsetzung des Films geben. „Real Bunny Montage“ rundet das Material ab und stellt die Szenen mit echtem Häschen nach, die im Film von einem Plüschtier „gespielt“ wurden.

Fazit

Underwater ist ein spannender Mix aus SciFi, Horror und Survivalthriller, der durch die Bank konventionell und wenig überraschend bleibt. Vor allem das aufgesetzt wirkende Ende mit Kapitalismuskritik ist völlig fehl am Platze. Das Cast sowie das gelungene Design überzeugen jedoch und machen gemeinsam mit dem dynamischen und effektvollen Ton einen gelungenen Heimkino-Abend.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 80%
Film: 65%

Anbieter: Twentieth Century Fox Home Entertainment Germany
Land/Jahr: USA 2019
Regie: William Eubank
Darsteller: Kristen Stewart (Norah), Vincent Cassel, T.J. Miller, Jessica Henwick, Gunner Wright, John Gallagher Jr., Mamoudou Athie
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 95
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Twentieth Century Fox Home Entertainment Germany)

Trailer zu Underwater

Underwater | Official Trailer [HD] | 20th Century FOX

 

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11 Kommentare
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Mo

Hi Philipp, mit welchen Fehrnseher hast du Underwater geschaut?

MFG

Philipp

Branding erkenne ich keins.
Panasonic OLED.
Liegt das nicht an deinem Gerät ?
LG
Philipp

ondy

Habe auch die deutsche ac3 5.1 itunes version mir mal angesehen und die hat diesen tonfehler nicht. Da ist etwa schif gelaufen bei der deutschen dts 5.1 tonspur. Hoffentlich fällt das vielen auf und es wird eine umtausch aktion geben

Christian

Danke fürs Überprüfen! Ich glaube aber nicht dass es hier eine Umtauschaktion geben wird. Der Fehler scheint ja niemandem aufzufallen. In den Reviews wird die Tonspur gelobt.

ondy

Christian ich habe die deutsche tonspur mal in 6 wave sound files umgewandelt und mir in vegas mal angesehen und du hast recht.effekte sind im linken kanal viel lauter als rechts, nanche effekte sind sogar nicht einmal vorhanden die es aber in der englischen tonsur gibt.. Dazu habe ich auch die englische 7.1 tonspur mal in wave umgewandelt und siehe da, in englisch sind effekte rechts viel lauter als die deutsche rechte surround spur. Leider knn ich hier kein bild senden. Ich hbe mir gleich mal die englischen effekte mit deutscher sprache zurecht geschnitten und alles klingt viel besser und weiträumiger jetzt

Christian

Habe ein Problem mit der deutschen dts Tonspur.
Der rechte Surroundkanal ist die meiste Zeit stumm oder nur sehr wenig beansprucht.
Alle Surroundgeräusche scheinen von links zu kommen.
Bei den anderen Tonspuren sind die Geräusche korrekt verteilt.
Kann das jemand bestätigen?

Jan

Die Disc spielt nicht auf meiner Xbox One X. Nach dem Fox Logo schafft es die XBox / die Blu-ray nicht weiter bis ins Startmenü. Jemand anderes mit dem gleichen Problem? (= Gedöns mit dem Kopierschutz?)

Mattes

Ich habe das gleiche Problem mit einer Xbox One S. Habe aber keine Lösung. Auf anderen Geräten scheint der Film zu laufen.

Stefan

Ein toller Film, als Fan von Leviathan und Co. stand für mich der Kinogang fest. Im Kino hat er mich absolut überzeugt, toller Sound, Optik und Spannung~ dazu Lovecroft Einflüße.

Es enttäuscht mich maßlos dass dieser Film so gekloppt ist. Im Heimkino nun nicht mal ein hübscher 4k Release oder ein Mediabook für den Schrank…

Michael

Den mochte ich, was aber auch daran liegen kann, dass ich ohnehin ein Faible für Filme wie THE THING, Leviathan usw. habe. Ingesamt ging mir alles ein wenig ZU schnell, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Unverständlich ist mir aber nach wie vor, wieso man diesen Film gerade auch im Marketing absichtlich derart hat baden gehen lassen. Wenn es sich die Studios leisten können, mehr als 40 Millionen in den Sand zu setzen (wo man mit nur ETWAS Werbung zumindest leidlich Gewinn hätte einfahren können), kann es um die Branche auch durch Corona und geschlossene Kinos nicht so schlecht bestellt sein …