Unsere Erde 2 4K UHD

Blu-ray Review

unsere erde 2 blu-ray review cover
Universum Film, 07.09.2018
unsere erde 2 4k uhd blu-ray review cover
Universum Film, 07.09.2018

OT: Earth: One Amazing Day

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Kreislauf der Sonne

Nachfolger des extrem erfolgreichen Unsere Erde auf 4K UHD.

Inhalt

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Ja, so ein Panda-Baby ist halt einfach süß

Gut zehn Jahre nachdem Unsere Erde in den deutschen Kinos von fast vier Mio. Zuschauern gesehen wurde, kommt mit Unsere Erde 2 eine Fortsetzung nach Hause. Der war zwar in den Lichtspielhäusern weniger Erfolg beschieden (knapp 300.000 Besucher), doch das muss ja nichts heißen. Immerhin waren Natur-Dokus vor zehn Jahren ein etwas kurzfristiger Hype, der nicht sehr lange anhielt.
Auch der zweite Teil kommt von der BBC, wurde aber nicht vom „Star“ unter den Planet-Doku-Filmern, Alastair Fothergill, inszeniert, sondern von den Dokumentationsfilm-Spezialisten Richard Dale (9/11 – Die letzten Minuten im World Trade Center) und Lixin Fan (I am Here) sowie Peter Webber, der auch schon als Filmregisseur von sich hören ließ (Hannibal Rising). Das Regie-Trio folgt nun nicht dem Kreislauf der Jahreszeiten wie im Erstling, sondern beschreibt seine Naturphänomene anhand des Zyklus‘ der Sonne. Unsere Erde 2 beschreibt also quasi nur einen Tag – vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Natürlich an völlig unterschiedlichen Orten der Welt.

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Ein Serval auf Mäusejagd

Spannend ist das bisweilen, spannender als ein Thriller. Wenn junge Leguane über den Kies der Galapagos-Inseln vor Würgeschlangen fliehen, hält man unwillkürlich den Atem an und wünscht sich, dass die Echse ihren züngelnden Verfolgern entkommt. Dramatisch wird’s, wenn Zügelpinguine von ihrer kleinen Eiland bei Georgien einen lebensgefährlichen Weg von den Klippen ins Wasser und wieder zurück meistern müssen, um ihre Familie zu ernähren. Putzig ist es, wenn der kleine Pandabär von der Mama mit dem ersten Bambus versorgt wird und entspannend wirkt es, wenn riesige Pottwale vollkommen entschleunigt vertikal im Wasser treiben. Und wenn man denkt, es ließe sich nicht mehr steigern, wird Unsere Erde 2 fast zum Horrorfilm. Denn bei Einbruch der Nacht werden die gruseligen Insekten und die bioluminiszierenden Pflanzen zu den Hauptdarstellern.
In Kombination mit den sensationellen Naturaufnahmen ist das schon Faszination pur. Und da verzeiht man auch, dass eine echte und stringente Handlung nicht erkennbar ist.

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Wunderschöne Aufnahmen einer Natur, die nur wenige zu Gesicht bekommen

Definitiv ein Manko ist die deutsche Sprechstimme von Günther Jauch. Jauch sorgt zwar für Wiedererkennungswert, ist aber einfach kein ausgebildeter Profi-Synchronsprecher. Seine Betonung ist oft nicht so ganz erwartungsgemäß und entsprechend dramatische Szenen wirken durch seine sehr sanfte und feine Stimme weniger wuchtig als sie sein könnten. Wechselt man auf die Originalspur, die von Robert Redford eingesprochen wurde, weiß man, wie es sich hätte anhören können. Auch Ulrich Tukur, der Erzähler des ersten Teils von Unsere Erde, wäre die bessere Wahl gewesen. Überdies hätte man durchaus noch mehr Informationen liefern können. Denn viel mehr als zu kommentieren, was man ohnehin im Bild sieht, liefert das Drehbuch leider nicht.
Wo wir bei der Kritik sind: Einen ausgewachsenen Grizzly beim Abscheuern seines Winterfells am Baum mit Hula-Hula-Musik zu vertonen? Wer kommt auf so eine alberne Idee? Glücklicherweise sind solche Verballhornungen selten und treten erstmals auch erst nach 35 Minuten auf. Über die pathetische Filmmusik kann man noch einfacher hinwegsehen – das ist ohnehin mittlerweile Usus in Naturdokus. Und es soll auch die eigentliche Arbeit nicht schmälern. Denn wer für eine Doku 22 Länder bereist und insgesamt 142 Drehtage in Anspruch nimmt, dem gebührt Respekt. Und da sind die unzähligen Stunden Arbeit (60 Terabyte Daten) der mehr als zehn Kamera-Operateure noch gar nicht ausgerechnet.

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Alles senkrecht: Pottwale

Bild- und Tonqualität BD

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Haben junge Leguane ausgespät: Räuberische Nattern

Die BBC-Naturdokus sind in aller Regel technisch hervorragend umgesetzt. So waren schon die Planet-Erde-Filme mitunter grandios. Natürlich schwanken gewisse Szenen auch – immerhin wurden weltweit nicht immer die gleichen Kameras verwendet. In vielen Vogelperspektiven nimmt man ganz leichtes Wuseln in Baumwipfeln wahr, was aber sogar eher nach Überschärfen aussieht. Fest installierte Kameras in Bäumen, denen die Tiere schon mal zu nahe kommen, wirken etwas weich und auch ein gewisses Überstrahlen lässt sich dann erkennen. Wohlgemerkt ist das Kritik auf hohem Niveau. Denn bisweilen ist beispielsweise die Schärfe dermaßen sensationell, dass man jede Hautschuppe auf dem Panzer der Leguane, jeden Kiesel vor ihrer Nase wahrnehmen kann (14’22). Das macht schon wirklich Eindruck – gerade in den Nahaufnahmen. In der Totalen wird’s dann kamerabedingt allerdings etwas schwächer – gerade, wenn der wilden Verfolgung der Leguane durch die Schlangen gefolgt wird. Wirklich großartig – und das fast durchweg – sind die Kontraste und Farben. Kleine Inselatolle, grüne Dschungel-Farne oder ein Zwerg-Faultier im türkisblauen Wasser – was man hier an lebhafter Kolorierung und Bild-Dynamik präsentiert bekommt, ist schon atemberaubend. Selbst wenn man während der CGI-Aufnahmen von unserem Heimatplaneten im Weltall oder später bei den Aufnahmen mit den Kolibris (61’10) sowie der untergehenden Sonne (75’18) noch leichte Banding-Artefakte wahrnehmen kann. Doch das hat man auch schon wesentlich schlimmer gesehen. Die durchweg hohe Datenrate von 25-30 Mbps sorgt für eine (fast) durchweg hohe (Farb)Auflösung. Nur wenige ganz dunkle Szenen zum Ende hin leiden unter deutlichem Korn, wohingegen die Timelapse-Sequenzen wieder absolut rauschfrei sind.

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Ein Faultier auf dem Weg zur Herzens-Dame

Schon die Blu-ray von Unserer Erde 2 liefert einen True-HD-kodierten Dolby-Atmos-Sound fürs Englische und Deutsche. Der liefert zunächst einmal auf der regulären Ebene eine sehr räumliche Vorstellung mit umgebenden Tiergeräuschen und einer breit aufgestellten (meist klassischen) Filmmusik. Jauchs Stimme kommt klar akzentuiert aus dem Center, auch wenn sie etwas dünn wirkt – gerade im Vergleich zu Robert Redford im Original, dessen Organ ein großartiges Timbre hat. Effekte und Druck gibt es vor allem während der Szenen mit viel Wasser und Packeis. Da brummelt es dann auch mal vernehmlich aus dem Subwoofer.
Die Höhen-Lautsprecher werden dabei vor allem natürlich für Natur- und Tiergeräusche genutzt. Ob das ein Raunzen des Panda-Bären ist, der in den Baumwipfeln sitzt oder der Ruf der Störche. Ob es schleichende Schlangen sind (14’30) oder Pflanzen sich nach oben ästeln (18’06) – die Akzente, die von den 3D-Sounds gesetzt werden, sind immer fein und akzentuiert, nie üppig oder brachial. Und das passt hervorragend in die Atmosphäre. Man fühlt sich einfach noch ein bisschen mehr im Dschungel oder auf den kargen Felsen der Inseln, wenn es aus allen zehn Lautsprechern Signale gibt. Klasse auch in den Unterwasser-Szenen, wenn über dem Zuschauer dumpf die dicken Eis-Schollen reiben oder das Knistern der Eis-Stalagtiten davon zeugt, dass sie bald den Kampf gegen die Sonne verloren haben werden (30’50). Auch das Schnarchen des Zwerg-Faultiers kommt aus der Höhe – ein komatöses tiefes Ein- und Ausatmen (48’30). Gewitter und Regen, die nach gut über einer Stunde auftauchen, sorgen ebenfalls für 3D-Sounds – selbst wenn an dieser Stelle schon öfter stand, dass man Regen von oben eigentlich nicht hören kann, wenn er nicht auf irgendetwas fällt, das über dem Kopf ist. Hier lassen wir aber mal Fünfe gerade sein. Denn innerhalb einer Naturdoku darf gerne auch mal etwas dicker aufgetragen werden. Außerdem passt es dann wieder mit korrekt verorteten Sounds, wenn die winzige Ernte-Maus sich an großen Grashalmen von oben nach unten schwingt wie ein kleiner Fell-Tarzan.

Bild- und Tonqualität UHD

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Die spektakulären Polarlichter

Unsere Erde 2 wurde mit diversen Digital-Kameras aufgenommen, die mindestens 4K am Ausgang lieferten, teilweise sogar 5- und 6K. Zum Einsatz kamen Phantom-Flex-, Red-Epic-, Red-Helium- und Sony-F55-Geräte. Deren Daten wurden über ein 4K Digital Intermediate gemastert, sodass die Ultra-HD auf die native 4K-Auflösung zurückgreifen konnte. Integriert wurde zudem ein erweiterter Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie die höhere Bild-Dynamik – in diesem Fall in HDR10 und Dolby Vision. Leider sorgt die 10-Bit-Farbverarbeitung hier dennoch nicht für einen von Banding freien Look. Denn dort, wo die Blu-ray entsprechende Probleme bei Farbverläufen hatte, hat es die UHD noch immer (bspw. 75’18). Insgesamt ist das Bild (wie so oft bei Ultra-HDs) sichtbar dunkler gemastert. Allerdings nicht übertrieben, sodass dunkle Bereiche nie absaufen und immer durchzeichnet bleiben. Allerdings wird durch das dunklere Bild das Banding noch sichtbarer.
Die Plastizität ist durchweg besser als bei der Blu-ray. Durch die höhere Bild-Dynamik wirken Umrisse und Details dreidimensionaler. Auch der schuppige Panzer der Echsen erstrahlt griffiger und glänzt auch mehr – auch das ein Effekt von HDR10/Dolby Vision. Die absolute Schärfe und Detailauflösung ist in den zahlreichen Fellpartien noch einmal besser. Abstufungen wirken konturierter und durch den erweiterten Dynamikumfang sind leicht überstrahlende Bereiche geringer – auch das führt subjektiv zu höherer Schärfe. Die Farbintensität ist noch mal stärker als über die Blu-ray, wohingegen die Farbgebung selbst praktisch unverändert bleibt. Was also zuvor neutralweiß war, ist es auch jetzt.

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(2’45) Blu-ray: Schon die Blu-ray kann in den Farben wirklich überzeugen. Viele unterschiedliche Töne zeigen sich und der Kontrastumfang ist ebenfalls sehr gut.
Unsere Erde Blu-ray vs UHD Bildvergleich Szene 16
(HDR10): Die UHD per HDR10 intensiviert Türkis und das Blau des Meeres im Hintergrund. Auch die Flecken im Vordergrund bieten mehr Farbdifferenzierung. Der links etwas dunkel absaufende Wald ist im laufenden Bild besser durchzeichnet – hier ist die eingeschränkte Dynamik der Kamera für die Screenshots Schuld
Unsere Erde Blu-ray vs UHD Bildvergleich Szene 17
(Dolby Vision): DV ist bis auf Nuancen sehr ähnlich mit der HDR10-Variante. Im vorderen Bereich reduziert DV den türkisen Auslauf etwas. Das war’s aber auch schon.
Unsere Erde Blu-ray vs UHD Bildvergleich Szene 1
(75’18) Blu-ray: Die Farbverläufe der Blu-ray zeigen ein ganz leichtes Banding am Rand der Sonnenkrone. Im Einzelbild fällt das weniger auf als in der Abfolge des Films, wenn das Bild langsam abblendet und dann die Stufen deutlicher sichtbar werden.
Unsere Erde Blu-ray vs UHD Bildvergleich Szene 2
HDR10: Durch die dunklere Abstimmung wird das Banding leider sogar deutlicher sichtbar. Die höhere Farbauflösung führte hier nicht dazu, dass die Farbabstufungen ausgemerzt wurden.
Unsere Erde Blu-ray vs UHD Bildvergleich Szene 7
(18’30) Blu-ray: Eigentlich fehlt es der Blu-ray nicht an knalligen Farben.
Unsere Erde Blu-ray vs UHD Bildvergleich Szene 8
Dennoch: Die UHS legt noch eine Schippe drauf. Dabei verändert sie aber nicht den Farbton / das Color-Grading an sich.
Unsere Erde Blu-ray vs UHD Bildvergleich Szene 10
(21’15) Blu-ray: Die deutlich hellere Abstimmung lässt den Baumstamm nicht ganz so plastisch erscheinen. Auch das weiße Fell könnte etwas weniger Überstrahlen.
Unsere Erde Blu-ray vs UHD Bildvergleich Szene 11
(HDR10): Der Baumstamm ist durch den höheren Kontrastumfang dreidimensionaler und sieht echter aus. Die Augenpartie des Panda ist dunkler, das weiße Fell aber nicht so überstrahlt und besser erkennbar.
Unsere Erde Blu-ray vs UHD Bildvergleich Szene 12
(Dolby Vision): Eine der wenigen Szenen, in denen Dolby Vision sichtbar unterschiedlich ist. Denn das weiße Fell ist wieder heller, liefert aber dennoch mehr Feinheiten. Erkennbar, wenn man die Bilder runterlädt und in schneller Abfolge anschaut. Es wirkt, als hätte der Bär zentral auf dem Kopf mehr Haare.
Unsere Erde Blu-ray vs UHD Bildvergleich Szene 18
(13’39) Blu-ray: Das Close-up des unten im Kompletten zu sehenden Bildes zeigt die Schuppen des Leguan etwas flacher gegenüber der UHD.
Unsere Erde Blu-ray vs UHD Bildvergleich Szene 19
HDR10: Die Auflösung ist zwar besser – beispielsweise wirkt das Nasenloch weniger weich – doch das kommt auch durch HDR, nicht nur durch die 4K-Basis.
Unsere Erde Blu-ray vs UHD Bildvergleich Szene 22
Hier das Bild des obigen Ausschnitts komplett (HDR10)
Beim Sound von Unsere Erde 2 ändert sich nichts. Es bleiben die beiden Dolby-Atmos-Spuren mit True-HD-Kern.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Unsere Erde 2 gibt’s ein fünfzehnminütiges Behind the Scenes, das sich allerdings mehr aus Interviews denn aus Szenen vor Ort während der Kameraaufnahmen speist. Die fünf weiteren kurzen Featurettes zeigen dann etwas mehr von der geduldigen und beschwerlichen Arbeit der Kameraleute. So bspw. bei der Suche nach den Narwalen in der extrem eisigen Umgebung. Außerdem erfährt man Kurioses über das „Ökosystem“, das im Fell der Faultiere wohnt.

Fazit

Unsere Erde 2 ist ein würdiger Nachfolger des ersten Teils, wenngleich das Konzept des Tagesablaufs etwas untergeht. Dafür überzeugen die spektakulären Aufnahmen umso mehr und bieten teilweise mehr Spannung als ein Thriller.
Die UHD punktet mit einem nativen 4K-Bild, das durchaus plastischer und dreidimensionaler ist als die Blu-ray – selbst wenn es kamerabedingt durchaus mal schwankt. Der tolle Atmos-Sound ist schon über die Blu-ray zu bekommen und überzeugt durchweg mit viel Atmosphäre.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 85%
Bildqualität UHD: 85%

Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (dt. Fassung): 85%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (dt. Fassung): 85%

Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 85%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 75%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 85%

Bonusmaterial: 60%
Film: 80%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: großbritannien 2017
Regie: Richard Dale, Peter Webber, Fan Lixin
Sprecher: Robert Redford (Original), Günther Jauch (Deutsche Fassung)
Tonformate BD/UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 94
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
FSK: 0

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter: Universum Film)
(Die Rechte für die vergleichenden Screenshots im Kapitel „Bildqualität UHD“ liegen beim Betreiber der Seite)

Trailer zu Unsere Erde 2

Unsere Erde 2 - Trailer (deutsch/german)

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