Unter dem Sand – Das Versprechen der Freiheit

Blu-ray Review

Unter dem Sand - Das Versprechen der Freiheit Blu-ray Review Cover
Koch Media, ab 22.09.2016

OT: Under sandet

 


Marsch der Toten

Ein ebenso bewegendes wie eindringliches Kriegsdrama aus deutsch-dänischer Koproduktion.

Inhalt

Dänemark im Mai 1945: Die letzten fünf Jahre deutscher Besatzung sind beendet, der Krieg ist an dieser Stelle vorbei. Zurück bleiben 2,2 Mio. Landminen entlang der dänischen Westküste – und die sollen nun geräumt werden. Natürlich nicht von dänischen Soldaten, sondern von jungen Deutschen, denen versprochen wird, nach erfolgreicher Arbeit wieder nach Hause gehen zu dürfen. 14 ausgewählte Jungs sollen an einem bestimmten Küstenbereich 45.000 Minen entschärfen. Dazu werden sie von Lt. Ebbe Jensen ausgebildet und von Feldwebel Rasmussen beaufsichtigt. Letzterer hasst alles, was deutsch ist und lässt seine Wut an den blutjungen Besatzungssoldaten aus. Doch nach und nach ändert sich das Verhältnis und wird von aufkeimendem Respekt geprägt. Der täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass der Job des Minenräumens jederzeit seine Opfer fordern kann – und dann gibt es ja noch die Engländer, die zwischendurch auftauchen und ihre sadistische Ader rauslassen …

Unter dem Sand beginnt intensiv und schnürt vom ersten Moment den Hals zu. Wenn der dänische Sergeant mit all der in fünf Jahren der Besatzung aufgestauten Wut einen jungen deutschen Soldaten zusammenschlägt und mit Arschtritten förmlich aus „seinem Land“ hinausbefördert, weiß man, dass man es hier nicht mit einem Hallo-Patriotismus-Film zu tun bekommt. Die vom dänischen Filmemacher Martin Zandvilet mit zahlreichen jungen deutschen Nachwuchsakteuren besetzte deutsch-dänische Koproduktion beschäftigt sich mit einem weitgehend unbekannten Thema des Zweiten Weltkriegs, das es aber durchaus verdient hat, aufgearbeitet zu werden. Vor allem, wenn die Verfilmung dermaßen intensiv gerät. Selten, das ist schon nach gut zehn Minuten offensichtlich, war ein Kriegsdrama dermaßen spannend. Was Unter dem Sand an offensiver Action fehlt, weil der Krieg an Ort und Stelle vorbei ist, macht er mit nervenzerrenden Entschärfungsmaßnahmen wieder wett. Wenn die jungen Soldaten mit zittrigen Fingern versuchen, den Zünder aus der Mine zu ziehen, während der Ausbilder von draußen Druck macht, dann erwartet man jederzeit, dass das Ding in die Luft fliegt. Auf diese Weise erschrickt man sogar schon beim leisen Klicken, wenn der Zünder herausgenommen wird. Noch krasser wird es, wenn die Jungs auf dem Strand unterwegs sind, ausgedörrt von der Hitze, seit Tagen ohne Essen und kaum noch in der Lage, einen Finger krum zu machen. Wenn dann der erste entkräftet auf eine Mine fällt und in die Luft geschleudert wird, ist das gleichsam ein Wendepunkt des Films. Von nun an ändert sich der Ton zwischen Rasmussen und den Jungs und zum Kriegsdrama gesellen sich persönliche Dynamiken hinzu. Unter dem Sand geht zu keiner Zeit den leichtmöglichsten Weg, eine der beiden Seiten zu verteufeln, sondern lässt die Jungs und den Feldwebel durch Entwicklungsprozesse laufen. In einem bewegenden Moment erkennt Rasmussen, dass die Jungs unschuldig in den Krieg gezogen sind und eigentlich nur nach Hause wollen, um das Land, das ihre Väter vernichtet haben, wieder aufzubauen. Ausnahmslos jeder der jungen Akteure agiert herausragend gut und ist für sich unverwechselbar. Roland Møller in der Rolle des Feldwebels hat nicht mal sonderlich viele Filme auf seiner Vita, spielt hier aber dermaßen intensiv, dass man meinen könnte, es ging um sein Leben. Maßgeblich zur Authentizität trägt noch dazu bei, dass der Film auf Deutsch gedreht wurde. So sprechen auch die dänischen Soldaten nicht in Landessprache (es sei denn, sie sind untereinander), da kaum ein junger deutscher Soldat dänisch konnte. Und so ist Unter dem Sand am Ende so etwas wie das Gegenstück zu 9. April – Angriff auf Dänemark, der den Beginn der deutschen Besatzung in Dänemark nachzeichnete. Beide gemeinsam genommen bilden sie einen sehr unterschiedlichen und dennoch gleichsam wichtigen Rahmen der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Unter dem Sand wirkt für ein Kriegsdrama verhältnismäßig klar und weist nur eine leichte Körnung auf. Das sieht man ansonsten schon mal deutlicher. Lediglich in den dunkelsten Momenten wird es ein wenig grober. Die Filterung hinterlässt Gesichter mit einem leichten Grünstich, Farben sind allerdings dennoch relativ natürlich, ohne zu sehr braun oder entsättigt zu sein. Die Schärfe dürfte allerdings durchweg besser sein und offenbart nicht allzu viele Details.
Akustisch stechen natürlich die Explosionen der Minen hervor, die den Zuschauer immer wieder aus dem ansonsten ruhigen Film reißen. Die Filmmusik ist nur selten raumfüllend, bleibt meist dezent im Hintergrund und die gut verständlichen Dialoge dominieren. Gerade dieses eher ruhige Szenario macht Unter dem Sand aber gleichzeitig so intensiv.

Bonusmaterial

Neben Trailern und Teasern finden sich noch Interviews sowie ein Behind-the-Scenes im Bonusmaterial von Unter dem Sand. Letzteres zeigt nicht nur ein paar Szenen aus der Hinter-der-Kamera-Perspektive, sondern auch ein paar Blödelein vom Set – inklusive einer netten Human-Beatbox-Nummer.

Fazit

Ebenso wichtiges wie intensives Kriegsdrama, das vielleicht eine Spur zu versöhnlich ausfällt und dennoch durchweg fesselt – Unter dem Sand gehört in jede gut sortierte Sammlung des Genres.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 30%
Film: 85%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: D/DK 2015
Regie: Martin Zandvliet
Darsteller: Roland Møller, Mikkel Boe Følsgaard, Louis Hofmann, Joel Basman, Oskar Böckelmann, Emil Belton, Oskar Belton, Leon Seidel, Karl Alexander Seidel
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 101
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Unter dem Sand

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