Upside Down

Blu-ray Review

Upside Down Blu-ray Review Cover
Concorde HE, seit 16.01.2014

OT: Upside Down

 


Zwei Welten stehen Kopf

Eine Liebe übersteht auch Gravitationsprobleme.

Inhalt

Adam lebt in einem Universum, in dem sich zwei Planeten mit doppelter Gravitation gegenüberstehen. Ihre entgegengesetzte Anziehungskraft ermöglicht zwar, dass Gegenstände und Lebewesen unter einem Kraftakt von einer in die andere Welt übertreten können, jedoch verbrennt dort das Material bei Berührung mit inverser Materie nach kurzer Zeit. Das ist dann auch ein Grund, warum der Kontakt zwischen den Lebensräumen strengstens untersagt ist.
Die Evolution wollte, dass sich die obere Welt zu einem wohlhabenden Planeten entwickelte, während die untere aus der Gegenüberliegenden stehlen muss, um überhaupt heizen zu können.
Adam als grundsätzlich neugieriger Mensch, wollte schon als Kind hoch hinaus und kam dabei der anderen Welt sehr nahe. Bei einem seiner Ausflüge begegnete er einem hübschen Mädchen und traf sich immer wieder mit ihr. Jahre später lieben sich die beiden gegen jede Regel, finden über ein Seil zueinander und haben sich im Hochgebirge ein Refugium geschaffen. Als Eden bei einem Unfall scheinbar ums Leben kommt, ist Adam untröstlich. Doch dann, zehn Jahre später, sieht er sie in einer TV-Übertragung und hört, dass sie bei Transworld arbeitet. Transworld ist die einzige Schnittstelle zwischen den Planeten, ein Unternehmen, das die untere Welt ausbeutet, aber Arbeiter aus beiden Welten beschäftigt. Adam, der mittlerweile eine Anti-Aging-Creme (Lifting bekommt hier eine ganz wortwörtliche Bedeutung) enwickelt hat, bietet dem Firmengiganten seine Idee an, um Eden wieder näher zu kommen. Doch die kann sich an nichts mehr erinnern, das vor dem Unfall passiert ist …

Was sich kompliziert anhört, setzt in Upside Down sämtliche physikalischen und biologischen Gesetze außer Kraft. Damit plausibel erscheint, warum an der Schnittstelle beider Welten niemand von der anderen Seite angezogen wird, definiert man kurzerhand, dass Mensch und Material ihre eigene Gravitation immer mitnehmen. Komisch nur, dass es Adam locker möglich ist, Eden sein Seil zuzuwerfen, es ihr praktisch in die Hände fällt. Und noch komischer, dass Adams Kopf in der oberen Welt nicht zu zerplatzen droht, weil seine Körperflüssigkeiten eigentlich allesamt Richtung Hirn schießen müssten.
Sieht man von der hanebüchenen physichen Ausgangssituation ab und stellt keine allzu großen Logikfragen, überwältigt Upside Down zunächst mit spektakulären Bildern, fantastischem Setdesign und ebensolchen Trickeffekten. Mehr noch als in Elysium wird hier deutlich, wie arm die untere Welt gegenüber der oberen ist. Seltsam genug, dass es noch keine Revolutionsversuche gegeben hat. Aber das Thema des Films ist ja auch die Liebe. Die Liebe zwischen Adam und Eden – oder sollte man sagen zwischen Romeo und Julia, denn Upside Down ist letztlich eine Variante des Shakespear’schen Themas vermischt mit Orwell’schem 1984. Kirsten Dunst und Jim Sturgess spielen das Paar, das nicht sein darf und harmonieren im Grunde auch sehr gut. Sturgess, der den Großteil des Films auf seinen Schultern trägt, überzeugt als idealistischer Romantiker mit Einfallsreichtum, Kirsten Dunst darf süß sein wie immer. Schade, dass sich Regisseur Solanas aus dramaturgischen Gründen anfänglich darauf verpflichtet, aufeinandertreffende Materie verbrennen zu lassen. Denn im Laufe des Films missachtet er diese Regel immer wieder, bzw. achtet nicht auf die Zeiträume. Das mag kleinliche Kritik sein, fällt aber umso stärker auf, da man sich gerade wegen der exotischen Ausgangssituation sehr auf Details konzentriert und deshalb die Liebesgeschichte aus den Augen verliert.

Bild- und Tonqualität

Optisch teilt sich Upside Down ebenso in zwei Bereiche, wie er das thematisch tut. In der armen und heruntergekommenen Welt von Adam herrschen monochrome Farben vor, die harten Kontraste überstrahlen und in den Außenaufnahmen herrscht ein massiver Blaufilter. Das grundsätzlich vorhandene Korn nimmt hier nochmals zu. Zur Verdeutlichung der unterschiedlichen Gravitäten werden Randbereiche häufig unscharf und konvex verzerrt. In Edens Welt geht es etwas bunter, farbenfroher und ruhiger zu.
Akustisch ist Upside Down großes Kino, das mit bombastischem Soundtrack, zahlreichen Toneffekten und hoher Dynamik punktet. Sämtliche optisch spektakulären Momente werden ebenso effektvoll vom Ton unterstützt und auch die Dialoge passen sich harmonisch ein.

Bonusmaterial

Neben zwei kurzen entfernten Szenen, kommentierten Storyboards und Previsualisierungen, sowie einer B’Roll und knapp 20 Minuten an Interviews, erzählt das halbstündige Making-of von Upside Down davon, wie Solanas auf die Idee zum Film kam. Dazu werden die Charaktere vorgestellt und natürlich wird auf die aufwendigen Spezialeffekte und Dreharbeiten mit zwei unterschiedlichen Sets eingegangen. Hier wird besonders deutlich, wie kompliziert es war, während des Drehs immer genau im Kopf zu behalten, wer sich gerade wo befindet und wohin man schauen muss.

Fazit

Upside Down ist ein visuell einzigartiger Film, dessen herausragende Grundidee es leider an Konsequenz vermissen lässt. Die romantische Geschichte wird so trotz guter Darsteller von aufkommenden Fragen überschattet.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 50%
Film: 60%

Anbieter: Concorde Home Entertainment
Land/Jahr: Kanada/Frankreich 2012
Regie: Juan Diego Solanas
Darsteller: Kirsten Dunst, Jim Sturgess, John MacLaren, Timothy Spall
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 108
Codec: AVC
FSK: 12

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