Vergessene Welt: Jurassic Park 4K UHD

Blu-ray Review

OT: The Lost World: Jurassic Park

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Universal Pictures, 31.05.2018

 


Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Erste Fortsetzung des Dino-Hits – nun auch auf UHD.

Inhalt

Vier Jahre ist es her, dass auf der Isla-Nublar der Jurassic Park in einem Desaster endete. Vier Menschen kamen ums Leben und eigentlich sollte man meinen, man hätte aus den Fehlern gelernt. Doch auf der Nachbarinsel Isla Sorna haben offenbar Dinos überlebt. Die ehemalige Anlage diente der Aufzucht der Saurier und nun leben diese dort vollkommen frei, haben sich die Natur zurück erobert. John Hammond hält diese Tatsache für eine Möglichkeit, eine Lanze für die Tiere zu brechen. Deshalb will er schnellstmöglich eine neue Gruppe von Forschern zusammenstellen, um die Insel zu erkunden und das Leben der Tiere zu dokumentieren. Dabei sind neben der Biologin Sarah Harding auch ein Earth-First-Aktivist sowie ein Ingenieur und Chaosforscher Dr. Ian Malcolm. Allerdings sagte Letzterer nach den Geschehnissen vier Jahre zuvor nur deshalb zu, weil Harding eine alte Freundin ist. Gleichzeitig will Hammonds Neffe Peter diverse Saurier einfangen, um sie in die USA zu schaffen und dort einen neuen Park zu eröffnen – ein Unterfangen, das nur schief gehen kann. Und erneut wird Malcolm recht behalten …

Der gigantische Erfolg von Jurassic Park machte eine Fortsetzung des Dino-Hits praktisch zwingend nötig. Vier Jahre nach dem Original war es dann soweit und Spielberg schickte in Die vergessene Welt: Jurassic Park die prähistorischen Viecher zum zweiten Mal ins Kino. Allerdings erneuerte er die Besetzung bis auf Jeff Goldblum und Richard Attenborough. Mit Julianne Moore, Pete Postlethwaite und Vince Vaughn gab es immerhin Verstärkung in Form verdienter Darsteller. Das Skript erarbeitete sich Spielberg erneut gemeinsam mit Jurassic-Park-Autor Michael Crichton, wobei die Fortsetzung nur noch rudimentär auf der Original-Geschichte basiert. Vielmehr läuft Vergessene Welt viel deutlicher in Richtung Monsterfilm mit starken Anleihen bei King Kong – und das nicht nur, weil das Schiff, das den T-Rex in die USA bringt, auf den Namen „SS-Venture“ hört.
Düsterer und gruseliger geht es im Nachfolger zu, wenngleich die große Überraschung natürlich komplett ausbleibt. Klar, die Trickeffekte entwickelten sich weiter und die Dinos sehen noch besser aus. Aber am Ende ist das Wow-Erlebnis des Vorgängers natürlich nicht mehr reproduzierbar.
Also musste es am Ende ein „höherschnellerweiter“ sein, um das Publikum ins Kino zu locken. Mit einem Einspiel von 620 Mio. Dollar war dsa zwar immer noch erfolgreich, allerdings dann insgesamt doch ungefähr nur die Hälfte dessen, was Jurassic Park 1993 eingespielt hatte. In Deutschland war der Erfolg auf ähnlich halbiertem Niveau (5,5 Mio. Zuschauer gegenbüer 9,3 beim Vorgänger) – freilich immer noch ein fantastischer Wert, der heute nur noch selten erreicht wird.

Inhaltlich war Vergessene Welt tatsächlich noch etwas dünner und vorhersehbarer als das Original und bot zudem einen Sinneswandel Hammonds, den man nur schwer nachvollziehen konnte. Vom Milliadär mit Gigantomanie-Fetisch zum Natur-Aktivisten?
Wie würde Atze Schröder sagen: Ja nee, is klar …
Dem Zeitgeist trug man damit allerdings durchaus Rechnung, denn die Diskussion um Gentechnik und Naturschutz war in den 90ern omnipräsent. Dass Vergessene Welt diese Aspekte dann aber schnell im Getrampel der tonnenschweren Saurier untergehen ließ, lässt die Frage stellen, ob man nicht einfach ohne Ökobotschaft besser gefahren wäre.
Denn die Action stimmt ja durchaus. Spielberg kann große Filme inszenieren und hat auch im zweiten Teil der Serie ein Händchen für aufwändiges Produktionsdesign und rasante Verfolgungsjagden durch den Dschungel. Und besser als der dritte Teil ist Vergessene Welt: Jurassic Park dann doch allemal.

Bild- und Tonqualität BD

Von allen drei Filmen der Original-Trilogie liefert(e) Vergessene Welt: Jurassic Park die schlechteste Bildqualität. Neigte der erste Teil seinerzeit zu deutlichen und der dritte immer noch zu sichtbaren Überschärfungen, weicht der mittlere Teil vom Look her massiv ab. Hier kam offenbar eher ein starker Rauschfilter zum Einsatz, der die anfänglichen Szenen in den USA massiv zu weich zeigt und auch die späteren Situationen auf der Insel nicht viel besser darstellt, wenngleich hier dann bisweilen mehr Körnung zu sehen ist. Noch dazu ist der Kontrast wirklich schwach, verschluckt Details im Dunklen und lässt das Bild durchweg milchig-trüb erscheinen.
Dass es sich hier um die alte BD handelt, die schon der 2011er Ultimate Edition vorlag, ist am auch hier VC-1 kodierten Bild erkennbar. Und dafür gibt’s gerade mal sechs mickrige Pünktchen.
Beim Ton der Blu-ray bleibt es natürlich auch beim Alten der bisher bekannten Blu-ray: dts 5.1 für das deutsche Publikum und dts-HD-Master für das Original. Letzterer ist der deutschen Fassung in Sachen Feinzeichnung etwas überlegen. Wobei echte Bassgewalt beiden fremd ist. Egal, welche Attacken die Dinos fahren, der Subwoofer ist immer eher krachig als voluminös. Dafür ist die Effektdarstellung sehr gut und weiträumig. Doch insgesamt bleibt der Ton spürbar hinter dem des ersten Teils zurück.

Bild- und Tonqualität UHD

Wie schon Jurassic Park so wurde natürlich auch Vergessene Welt: Jurassic Park analog gefilmt. Zum Einsatz kamen hier ausschließlich Panavision-Kameras. Vom Original-Negativ wurde auch hier wieder ein 4K-Scan angefertigt und per 4K-Digital-Intermediate auf die UHD gebannt.
Natürlich kommt auch hier ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum zum Einsatz und die höhere Bilddynamik (HDR10) ist ebenfalls mit an Bord. Natürlich auch hier NICHT in Dolby Vision, wie es irrtümlich auf der Umverpackung der Vier-Disk-Box verzeichnet ist.
Genug der Theorie: Wie gut ist das Bild der UHD gegenüber der Blu-ray?
Nun, zunächst einmal das Positive: Den drastischen Rauschfilter hat man hier offensichtlich zu den Akten gelegt, denn die Körnung des Filmmaterials ist durchweg deutlicher zu sehen. Dennoch: Das ursprüngliche Filmmaterial scheint schon nicht sonderlich gut gewesen zu sein, denn immer noch ist die grundsätzliche Schärfe eher schwach ausgeprägt und Farben wirken immer noch etwas ausgewaschen. Mit dem Wechsel auf die Insel werden aber auch diese besser. Das rote Hemd von Ians Tochter sticht hier ganz besonders hervor, während die Lippenfärbung der Figuren bisweilen etwas unnatürlich wirkt. Das Grün des Urwalds ist zwar immer noch nicht maximal kräftig, aber durchaus lebhafter als über die Blu-ray. Manche Szenen sind sogar richtig gut geworden (37’35).
Weiterhin schwach ist der Detailgrad von Einstellungen in der Halbtotalen oder Totalen. Die Hubschrauber-Kolonne, die auf die Insel zufliegt, verfügt praktisch über keinerlei Schärfe (33’32). Close-ups hingegen sind manchmal richtig gut und knackig (34’35, 78’30).
Gesichtsfarben werden durchweg etwas wärmer wiedergeben und die leichte Neigung zum Überstrahlen auf hellen Hautpartien, die noch die BD hatte, sind bei der UHD nicht mehr vorhanden. Das Grün des Dschungels und der Wiesen wird überdies etwas weniger gelblich, sondern insgesamt eher eine Spur grauer wiedergegeben.

Vergessene Welt Jurassic Park 2 BD vs UHD 1
(4’13): Was gibt’s zu Gähnen, Mr. Malcolm? Sind sie der etwas überkontrastierten Farben und dem deutlichen Farbrauschen auf ihrer Lederjacke überdrüssig geworden?
Vergessene Welt Jurassic Park 2 BD vs UHD 2
Die UHD hat die wärmeren Hauttöne, das stimmigere Bild der Lederjacke ohne jede Farbunruhe sowie das homogenere Grün in der Palme
(8’44): In Hammonds Gemächern war/ist die BD zu weich und ziemlich trüb
Vergessene Welt Jurassic Park 2 BD vs UHD 4
Die UHD reduziert den Rotanteil im Holz hinten und Gesicht vorne. Außerdem kommt sie aufgrund des besseren Kontrasts im Gesicht schärfer rüber
Vergessene Welt Jurassic Park 2 BD vs UHD 7
(33’25): Auch hier sieht man, dass die BD eher kontrastschwach und etwas milchig erscheint – vor allem im Vergleich zur UHD (rechts)
Vergessene Welt Jurassic Park 2 BD vs UHD 8
Die UHD setzt das wesentlich kräftigere Rot für das Hemd ein und intensiviert die Kontraste deutlich. Der dunkle Anteil auf der rechten Gesichtshälfte kommt im Original-Bild weniger krass zum Tragen. Hier reicht die Dynamik der Kamera nicht ganz aus
Vergessene Welt Jurassic Park 2 BD vs UHD 9
(103’41): Auch hier zeigen sich leichte Farbartefakte im Schattenbereich des Gesichts. Zudem ist der Hautton nicht ganz natürlich
Vergessene Welt Jurassic Park 2 BD vs UHD 10
Die UHD wirkt hier mehr „aus einem Guss“ und hat alles in allem das sichtbar harmonischere Bild
Vergessene Welt Jurassic Park 2 BD vs UHD 11
(103’54): Nein, wirklich scharf ist das nicht, was die BD hier im Bildausschnitt zeigt. Weder die Buchstaben, noch die Zahlen erscheinen pixelgenau
Vergessene Welt Jurassic Park 2 BD vs UHD 12
Die UHD zeigt die Pixel exakt und ist durchweg schärfer. Die Farben reißen nicht ansatzweise so aus wie bei der BD. Erstaunlich nebenbei: Das andere Color Grading der Schrift rechts oben

Beim Ton von Vergessene Welt: Jurassic Park punktet die UHD auf gleichem Wege wie sie es auch bei den anderen drei Teilen tut. Denn auch hier gibt’s verlustfrei kodiertes dts:X – also eine 3D-Sound-Atmosphäre mit dts-HD-MA-Kern für beide Sprachfassungen.
Jetzt musste sich der Vorgänger auf der 3D-Ebene durchaus Kritik ob seiner wenig konsistenten und abrupten Art, dort Geräusche abzulegen, massive Kritik gefallen lassen. Für den Nachfolger darf direkt gesagt werden, dass er sich deutlich besser schlägt.
Natürlich zunächst mal über die reguläre Ebene, denn hier hängt der dts-HD-Sound natürlich die Standard-dts-Spur der Blu-ray ab.
Wobei nach wie vor die Bassgewalt des Originals nicht im Ansatz erreicht wird. Die Tritte des T-Rex sind nur ein müder und nicht gerade differenziert klingender Abklatsch von denen aus dem Vorgänger. Immerhin ist die deutsche Version jetzt aber gleichermaßen differenziert und feiner in der Effektdarstellung. Immer noch nicht besser ist allerdings die teils kreischige deutsche Synchro.
Während Vergessene Welt also auf der regulären Ebene zwar effekt-, aber nicht druckvoll ist, langt er in Sachen 3D-Sound überraschend heftig zu. Doch der Reihe nach:
Ein erstes Raunen von oben gibt’s direkt zu Beginn während des dunklen Bildes, das sich langsam aufblendet und aufs Meer schwenkt. Dann ist es still – filmbedingt. Denn die Einführung in Hammonds Gemächern ist quälend lang und liefert natürlich keinerlei Anlass für 3D-Sounds.
Die kommen dann nach zirka 22 Minuten wieder – und das erstmalig in Sachen Dschungel-Atmosphäre. Das, was man in Jurassic Park noch bemängeln musste, weil es komplett fehlte, schlägt hier richtig atmosphärisch zu: Vögel jedweder Art machen Laute, Frösche quaken und Zikaden zirpen dazu (ab 21’50). Warum allerdings die Rufe nach Sarah auch von oben kommen, während der Dialog dann wieder gewöhnlich vom Center ertönt, bleibt ein kleines Rätsel (22’25).

Dennoch: Hier lebt der Urwald – und das macht um Längen mehr Spaß als beim Vorgänger. Nach etwas über 25 Minuten kommen dann auch Dino-Grunzlaute dazu, was hier viel harmonischer wirkt, weil sie eben nicht digital (on/off) erscheinen, sondern in die generelle Rundum-Atmosphäre eingebettet sind. Und dann gibt’s sogar mal richtig fetzige Effekte, wenn der Schwanzstachel eines Dinos ein dickes Loch in den holen Baumstamm produziert – ein echter „Hallo-wach“-Effekt (27’45). Auch die herankommenden Helikopter werden authentisch wiedergegeben und beeindrucken durchaus (33’30). Fünf Minuten später brüllt dann eine große Dino-Kuh von oben – und zwar so lauthals, dass man sich auf einer Alm in den Alpen wähnt (38’45). Auch das Durchlaufen eines Bienen-Schwarms gerät zum 3D-Sound-Highlight und zeigt, um wie viel besser es Vergessene Welt gegenüber dem Vorgänger macht (ab 41’00). Der brennende Jeep nach knapp 46 Minuten sorgt ebenfalls für eine Gänsehaut und fackelt das Heimkino beinahe ab (45’58). Während des Regens hätte es allerdings durchaus mal Einsatz auf dem Dach des Wohnwagens geben dürfen, in dem Sarah, Ian und Nick den geretteten T-Rex beherbergen. Dafür donnert und scheppert es angemessen, wenn dieser den Trailer einmal um die eigene Achse dreht (57’02). Und selbst die kleinen niedlichen Echsen, die man schon zu Beginn gesehen hatte, bekommen ihren 3D-Sound-Auftritt, wenn die Kamera ihnen aus der Froschperspektive durch das hohe Gras folgt und dieses sich peitschend von oben ins Heimkino begibt (75’30). Selbst wenn dann mal ein Moment nicht ganz perfekt ist wie die Stimmen, die von oben rufen – und das nicht in allen drei Situationen konsequent (ab 95’50), kann man dem immersiven Erlebnis, das von Vergessene Welt: Jurassic Park ausgeht, keinen großen Vorwurf machen.

Bonusmaterial

Da die Blu-ray von Vergessene Welt: Jurassic Park identisch ist mit jener aus der 2011er Ult. Trilogy, ist auch das enthaltene Bonusmaterial dasselbe. In „Rückkehr nach Jurassic Park – Suche nach der vergessenen Welt“ bekommt man in knapp dreißig Minuten Einblick hinter die Produktion der Fortsetzung. „Etwas hat überlebt“ lässt Spielberg noch einmal erklären, wie das Zusammenspiel aus digitalen Effekten und Stan-Winston-Mechatronik-Figuren klappte.
Dazu gibt es zwei unveröffentlichte Szenen und das alte Making-of, das mit knapp 60 Minuten sehr ausführlich ausgefallen ist. Ein Gespräch mit Michael Crichton sowie ein Feature über die visuellen Effekte findet man in den Kurzfeaturettes „aus dem Archiv“. Dazu kommen noch Story-Board-Sequenzen und Bildergalerien.

Fazit

Vergessene Welt: Jurassic Park erreicht zu keiner Zeit die Originalität seines Vorgängers, ist aber durchaus ein annehmbarer Actionfilm. Die UHD liefert das gegenüber der bisherigen Blu-ray deutlich bessere Bild und einen wirklich tollen 3D-Sound in beiden Sprachen. Man mag es kaum sagen, aber technisch lohnt das Upgrade dieser Scheibe mehr als jenes des Originalfilms.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 60%
Bildqualität UHD: 75%

Tonqualität BD (dt. Fassung): 75%
Tonqualität BD (Originalversion): 80%

Tonqualität UHD 2D-Soundebene (dt. Fassung): 80%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (dt. Fassung): 80%

Tonqualität UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 80%
Tonqualität UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 80%
Tonqualität UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 80%

Bonusmaterial: 80%
Film: 70%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 1997
Regie: Steven Spielberg
Darsteller: Jeff Goldblum, Julianne Moore, Pete Postlethwaite, Arliss Howard, Lord Richard Attenborough, Vince Vaughn, Peter Stormare
Tonformate BD: dts HD-Master 7.1: en // dts 5.1: de
Tonformate UHD: dts:X (dts-HD-Master-Kern): de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 129
Codec BD: VC-1
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10
FSK: 12

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Universal Pictures)

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