Blu-ray Review
OT: Turks & Caicos
Von wegen Rente
Auch im zweiten von drei geplanten Teilen muss der Ex-MI5-Agent Worricker wieder tätig werden …
Inhalt
Nach seinem letzten Einsatz hat sich der Ex-Agent des britischen MI5, Johnny Worricker, auf die Inselgruppe Turks & Caicos abgesetzt. Vier Jahre lebt er dort unbehelligt, bis ein gewisser Curtis Pellissier ihn anspricht und Worricker fürchtet, von diesem enttarnt worden zu sein. Bedacht und vorsichtig lässt er sich auf eine Einladung ein, die zu einem Treffen mit einigen mächtigen und reichen Männern führt. Dass am nächsten einer von diesen Herren tot im Meer gefunden wird, hilft Worricker nicht gerade dabei, getarnt und unentdeckt zu bleiben. Also tritt er die Flucht nach vorne an, beginnt zu recherchieren, was es mit den Machenschaften der Firma Gladstone zu tun hat, aktiviert alte Kontakte und bekommt wertvolle Informationen von der Tochter einer der reichen Herrschaften. Allerdings muss er aufpassen, um nicht aufzufliegen und jeden Schritt mit Sorgfalt wählen …
Drei Jahre nach Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene (OT: Page Eight) schickt Regisseur David Hare seinen Ex-MI5-Agenten in Die Verschwörung – Tödliche Geschäfte erneut ins Rennen. Dabei geht es Hare im Mittelteil seiner als Trilogie angelegten TV-Thriller-Reihe nun vornehmlich darum, die wirtschaftlichen Machenschaften nach dem 11. September 2001 zu beleuchten und zu kritisieren. Das ist für actionverwöhnte Thrillerfreunde ziemlich spröde, um nicht zu sagen langweilig. Für solche, die mit Dame, König, As, Spion etwas anfangen können, ist Die Verschwörung – Tödliche Geschäfte allerdings ein Fest. Mit brillant geschriebenen Dialogen, Wortgefechten, die mit scharf-gewetzten Messern geführt werden und einem Cast, das seinesgleichen sucht, beleuchtet Hare die klaffende Schere zwischen Arm und Reich und verpackt das Ganze in hübsche Bilder der (original)titelgebenden Inselgruppe Turks & Caicos. Der Kontrast aus hübscher Vordergründigkeit und einem Moloch aus Korruption und Machtverkommenheit macht den Reiz dieses Wirtschaftsthrillers aus, den man im Übrigen unbedingt im Original sehen sollte. Nicht dass die deutsche Synchronisation schlecht wäre, ganz im Gegenteil. Allerdings ist es einfach ein Fest, der Stimme und Aussprache Nighys zuzuhören und sobald Ewen Bremner (Trainspotting) auftaucht, bekommt jeder eine Gänsehaut, der die britischen Dialekte mag. Sein harter schottischer Akzent ist einfach sensationell. Die Darsteller lassen Die Verschwörung – Tödliche Geschäfte dann auch gelingen. Neben dem immer extrem präsenten Bill Nighy, einem munteren Christopher Walken und einer fragil agierenden Winona Ryder muss man (selbst als Nicht-Fan der Darstellerin) vor allem Helena Bonham Carter ein Kompliment machen. Die darf mal nicht mit entstellter Optik irgendeine freakige Hexe oder seltsame schrullige Fantasiefrau spielen, sondern hat zur Abwechslung mal eine ganz konservative Rolle übernommen, die sie mit Leben und Intelligenz füllt. Grundsätzlich muss man allerdings schon ein gewisses Interesse an wirtschaftlichen Verwicklungen haben, um der Geschichte zu folgen und nachvollziehen zu können, um welche krassen Verwicklungen es hier geht. Da eine Kinoauswertung hier zu keiner Zeit zur Debatte stand, konnte Hare für seinen TV-Film die Plattform nutzen, die nicht notwendigerweise auf Rasanz und Tempo setzt, sodass Tödliche Geschäfte vor allem für jene eine Empfehlung ist, die auf intelligente und verwobene Kost stehen und zur Unterhaltung kein Blut oder alberne Schenkelklopfer brauchen.
Bild- und Tonqualität
Das Bild von Die Verschwörung – Tödliche Geschäfte ist ein wenig zweigeteilt: Während die Aufnahmen auf den Inseln mit einem sehr guten Kontrast, kräftigen Farben und bis auf wenige Ausnahmen meist sehr guter Schärfe punkten, die Szenen, die in England spielen wirken soft, kontrastarm und flau. Auch die Schärfe lässt zu Wünschen übrig – gerade in Randbereichen kann’s da schon mal matschig werden. Bei der Tondarstellung konzentriert sich Tödliche Geschäfte vornehmlich auf die Front. Selbst die Atmosphäre auf der Insel gelangt meist über die beiden Hauptlautsprecher ans Gehör. Hin und wieder, beispielsweise in der Bar, öffnet sich der Raum etwas und die Billardkugeln fallen effektvoll in ihre Taschen. Schade, dass der jazzig angehauchte Soundtrack nicht öfter Gebrauch von sämtlichen Lautsprechern macht.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Die Verschwörung – Tödliche Geschäfte findet sich ein knapp 20-minütiges Making-of, das herausstellt, wie sehr die Darsteller ihren Regisseur und Autor David Hare schätzen und verehren. Außerdem scheint es gar nicht so einfach gewesen zu sein, auf der Inselgruppe Turks & Caicos zu drehen, denn es gab kaum Infrastruktur für die Aufnahmen.
Fazit
Die Verschwörung – Tödliche Geschäfte ist kein Actionkracher und auch kein ultraspannender Psychothriller – vielmehr geht’s hier um Wirtschaftskriminalität und das Sezieren der aktuellen wirtschaftspolitischen Weltsituation. Dass der Film von einem hervorragenden Cast getragen wird, schadet nicht und lässt David Hares Werk zur ersten Wahl für Fans von Wirtschaftskrimis werden.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%
Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: GB 2014
Regie: David Hare
Darsteller: Bill Nighy, Christopher Walken, Winona Ryder, Helena Bonham Carter, Ralph Fiennes, Ewen Bremner
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 99
Codec: AVC
FSK: 16
„Page Eight“ (Verschwörung auf höchster Ebene) habe ich mit großem Genuss gesehen. Kennst du den Film? Ist dieser hier von ähnlichem Niveau?
Hi Florian,
im Prinzip gilt das Gleiche, was du auch über „Page Eight“ gesagt hast: Tolle Dialoge und großartige Darsteller – aber es ist eben auch ein wenig Sitzfleisch von Nöten und die Story bedarf eines gewissen Interesses für wirtschaftliche Verwicklungen. Ich würde den ersten Teil im direkten Vergleich eher bei 70% einstufen und damit leicht besser als die Fortsetzung. Wichtig aber tatsächlich: Den O-Ton aktivieren 😉