Blu-ray Review
OT: The Lost World
Jurassic Parks Ahnen
Ein kleiner Klassiker erblickt erstmals das hochauflösende Licht der Blu-ray.
Inhalt
Der exzentrische Zoologieprofessor Challenger verkündet der erstaunten Öffentlichkeit auf einer Konferenz, dass er in einer unerforschten Region des Amazonas noch lebendige Dinosaurier entdeckt hat. Dort scheint die Evolution langsamer vorangeschritten zu sein, weshalb die Tiere überleben konnte. Da Challenger seine Behauptungen beweisen muss, wird er mit seinem erbittertsten Widersacher Professor Summerlee, sowie den Freiwilligen Lord Roxton, einem Großwildjäger und Ed Malone, einem Reporter, die Reise erneut antreten. Vor Ort treffen sie auf Jennifer Holmes, die die Reise auf eigene Faust unternahm, weil Challenger sie zuvor als Begleiterin ablehnte, sie aber gerne unter Beweis stellen möchte, wie mutig sie ist. Als man vor Ort auf die ersten Urzeitwesen trifft, schwankt man zwischen Panik und Erstaunen. Doch richtig haarig wird es erst, als man Aufzeichnungen über verschwundene Diamanten findet. Denn von nun an sind nicht nur die Riesenechsen Feind der Menschen, sondern auch die wilden Wilden, die da am Amazonas leben …
Wenn gewöhnliche Echsen durch angelegte Pappmaché-Wälder laufen, befindet sich der Zuschauer mitten in dem Film, der schon 1960 das versuchte, was Steven Spielberg 35 Jahre später perfektionierte. Versunkene Welt – Lost World basiert auf dem quasi gleichnamigen Roman von Sir Arthur Conan Doyle, dem schon 1926 ein Verfilmung zuteil wurde. Letzterer lockte damals mit für diese Zeit mit bahnbrechenden Stop-Motion-Tricks, während Katastrophenfilm-Spezi Irwin Allen (Flammendes Inferno) hier auf echte Tiere setzte, denen man wahlweise Hörner oder einen Rückenfächer aufsetzte, um von ihrer Terrarium-Herkunft abzulenken. Da die entsprechenden Kampfszenen zwischen den Echsen schon aufwändig genug waren, beschränkte man sich dann auch auf wenige Auseinandersetzungen mit den Urzeitviechern und stellte lieber den Konflikt mit den einheimischen „Wilden“ in den Vordergrund. Die sind selbstredend auf Steinzeit-Niveau und Kannibalen obendrein. Auf Steinzeit-Niveau sind auch die Darstellerleistungen der versammelten „Schauspieler“. Aus heutiger Sicht ist Versunkene Welt damit ein charmanter unfreiwillig-komischer Fantasy-Streifen, der mehr Elemente von Die Mumie als von Jurassic Park in sich trägt. Mit dem nötigen Abstand funktioniert das auf einer entsprechenden Filmmotto-Party sicherlich gut – nur ernstnehmen sollte man das Treiben nicht. Schon alleine aufgrund des für die 60er Jahre typischen Frauenbilds, das Lost World transportiert. Unfassbar, wie machohaft die Herren sich hier verhalten und die auf eigene Faust angereiste Jennifer nach Hause „an den Herd“ wünschen. Und dann, obwohl Jennifer natürlich richtig abenteuerlustig ist, nimmt sie auch noch ihr verzogenes Pudelhündchen mit in den Dschungel – da darf man als Zuschauer schon mal ungläubig die Augenbraue hochziehen. Ein wenig entrüstet darf man sogar sein, wenn Malone die Steinzeitfrau „fängt“. Da muss man sich dann schon mit den charmanten Effekten und der allemal atmosphärischen Ausstattung ablenken. Gerade während der finalen Szenen in der Höhle weht ein kleinwenig Indiana-Jones-Feeling durch Versunkene Welt.
Bild- und Tonqualität
Versunkene Welt – Lost World erscheint erstmalig auf Blu-ray und schlägt sich nicht schlecht: Während die Landung des Flugzeugs zu Beginn noch sehr stark verrauscht ist und unter Helligkeitsschwankungen leidet, sind die Innenraumszenen während der darauffolgenden Konferenz für einen 56 Jahre alten Film wirklich hervorragend gelungen. Erstaunlich ist neben der kontraststarken Darstellung der Farben auch die Defektfreiheit in diesen Szenen. Farben sind stets etwas wärmer gefiltert, liefern damit aber sehr harmonische Eindrücke. Im späteren Verlauf sind die Totalen in Versunkene Welt stets etwas schwächer, während die ruhigen Szenen überzeugen. Sogar die Schärfe ist sehr gut und Details auf den hübschen Bekleidungen der Expeditionsteilnehmer kommen schön zur Geltung. Weniger gut fallen die Rückprojektionsszenen aus, in denen die Schauspieler im Vordergrund vor den einkopierten Dinos stehen – hier lassen Schärfe, Kontrast und Farbechtheit zu Wünschen übrig. Da dies aber nur selten geschieht, ist der generelle Eindruck immerhin so gut, dass einige der Ausstattungsdetails auf der Blu-ray deutlich als aus Pappmaché oder Gummi hergestellt entlarvt werden können.
Versunkene Welt – Lost World liegt als 2.0-Mono-Spur in der deutschen Version und als 3.1-dts-HD-Master-Spur auf englisch vor. Auch eine englische Stereospur wurde integriert. Jetzt mag man sich fragen, was der 3.1-Sound bei einem so alten Film zu vermitteln in der Lage ist, doch beim ersten Auftritt eines Dinosauriers, greift tatsächlich der Subwoofer spürbar ins Geschehen ein und auch das röhrende Fauchen der Echse gelangt über den Center deutlich beeindruckender ans Gehör als auf der gedoppelten Monospur der deutschen Fassung. Die hat überdies etwas muffige Dialoge, die gegenüber der Originalfassung allerdings auch weniger kreischend rüberkommen, wenn Jennifer von einer Wurzel beinahe stranguliert wird.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Versunkene Welt ist ein Featurette enthalten, das auf den Namen „Footprints on the Sands of Time“ hört. Hier werden lustvoll kommentiert Fakten und Fiktion in dreieinhalb Minuten vermischt. Dazu gibt’s noch Szenen von der Filmpremiere von 1960 – offenbar lief der Film im Kinderprogramm.
Dazu liefert die Blu-ray als Bonus-DVD noch die Orginalvefilmung von 1926.
Fazit
Versunkene Welt – Lost World ist aus heutiger Sicht vor allem dann ein erträglicher Spaß, wenn man die Story sowie die Verhaltensweisen der Protagonisten als anachronistisch entlarvt und es mit einem Augenzwinkern betrachtet. Die Blu-ray hat ein überraschend gutes Bild und ist damit die bestmögliche Veröffentlichung, die dem Film bisher zuteil wurde.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 45%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 50%
Film: 50%
Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: USA 1960
Regie: Irwin Allen
Darsteller: Michael Rennie, Jill St. John, David Hedison, Claude Rains, Fernando Lamas, Richard Haydn
Tonformate: dts HD-Master 3.1: en // dts HD-Master 2.0 Mono: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 12