Blu-ray Review

OT: Violent Night

Hotline zu Santa
Wenn Stirb Langsam und Schöne Bescherung aufeinandertreffen und sich mit einer Prise Splatter vermischen.
Inhalt

Jason und seine Frau Linda sind seit einiger Zeit mehr oder weniger getrennt. Ihrer siebenjährigen Tochter zuliebe besuchen sie gemeinsam zum Weihnachtsfest Großmutter Gertrude auf deren Anwesen. Gertrude ist eine nicht ganz arme Geschäftsfrau und so ist es nicht verwunderlich, dass auch Jasons ungeliebte Schwester Alva mit ihrem neuen Freund Morgan und dem twitchenden Sohn Bertrude vor Ort sind. Alva lässt dabei keine Gelegenheit aus, sich in die Beliebtheit von Getrude zu schleimen. Doch das größte Problem, das dieses Weihnachtsfest haben wird, sind nicht die Differenzen innerhalb der Familie, sondern die Gangster, die sich in Uniform der Sicherheitsangestellten ins Haus geschlichen haben. Denen geht es ausschließlich um das im Haus vorhandene Barvermögen, für das sie nicht nur notfalls, sondern ziemlich absichtlich über Leichen gehen. Womit aber weder die Schergen rund um Oberbösewicht “Mr. Scrooge” noch Jason und seine Familie gerechnet haben: Es ist noch jemand im Haus – und zwar kein Geringerer als der Weihnachtsmann höchstpersönlich. Und weil der schon seit einiger Zeit mit seinem Job als Geschenkeüberbringer maximal unzufrieden und genervt ist, gehen ihm die anstrengenden Geiselnehmer erst Recht gegen den Strich. Da Santa Claus eigentlich der blutdürstende Wikinger Nicomund ist, den man vor 1000 Jahren dazu verdonnert hat, als Weihnachtsmann zu fungieren, weiß er, wie man sich zur Wehr setzt. Und bald stellt sich die Frage, welche Partei hier konsequenter zu Werke geht …

Mit Weihnachtsfilmen ist das so eine Sache. Sie werden (verständlicherweise) rund um Weihnachten, bzw. in der Regel VOR Weihnachten im Kino gezeigt. Was anderes wäre auch albern. Das bedeutet aber zwangsläufig, dass bei einem (aktuellen) Verleihfenster von zwei bis vier Monaten der Heimkinomarkt irgendwann zwischen Februar und April in den Genuss der weihnachtlichen Stimmung kommt. Und von dieser Stimmung ist dann natürlich wenig bis nichts mehr übrig. Romantischen Weihnachtsfilmen kann man dann vielleicht noch abgewinnen, dass die Romantik zwischen den Darstellern auch losgelöst vom Hintergrund funktioniert. Ansonsten müssen Filme dieses Genres schon etwas Außergewöhnliches sein, um entsprechend aufzufallen und wahrgenommen zu werden. Und Violent Night ist außergewöhnlich. Ziemlich außergewöhnlich sogar. Das macht schon der Name des Regisseurs deutlich: Tommy Wirkola. Der Norweger ist nirgendwo so Zuhause wie im absurden Horrorfilm. Das zeigte er in Dead Snow und dessen Fortsetzung sowie im großartigen The Trip – Ein mörderisches Wochenende. Wem die obige Story bekannt vorkommt und sie als Mischung aus Stirb Langsam und Bad Santa verortet, der liegt so falsch nicht. Interessanterweise stammt die Idee zum wenig vorbildlichen Santa Claus bereits aus den 90er Jahren, ist also nicht beim rotzfrechen Weihnachtsfilm mit Billy Bob Thornton als Weihnachtsmann abgekupfert.

Dennoch macht David Harbour Thornton in jeder Szene Konkurrenz – ob er nun Bierdosen ext, vom Schlitten hinab uriniert oder mit seinen Rentieren schimpft, weil die mal wieder aufs Hausdach gekac*t haben. Und wenn er nach nicht mal fünf Minuten vom rentiergezogenen Schlitten aus die Barbetreiberin vollkot*t, dann weiß man, dass man hier wirklich nicht das übliche Feiertags-Tralala zu Gesicht bekommen wird. Der Stirb-Langsam-Anteil addiert sich dann in der zweiten Hälfte dazu und verdankt es den Produzenten David Leitch und Kelly McCormick, dass die Idee zum fertigen Film wurde. Die beiden waren auf die Drehbuchautoren Pat Casey und Josh Miller aufmerksam geworden, nachdem diese für das Skript zu Sonic the Hedgehog reichlich Lob einheimsen konnten. In Violent Night lassen sie ihren Ideen nun freien Lauf und zünden bisweilen ein regelrechtes Feuerwerk an irrwitzigen Kampfsituationen und Gags. Und natürlich steht David Harbour als Santa Claus hier im Mittelpunkt. Nicht nur seine rüde und rotzige Art, sich über die verwöhnten Kids zu beschweren oder das Ablassen gewisser Körperflüssigkeiten sorgen für Kurzweil – vielmehr ist es sein physisches Spiel. Denn anders als man denken könnte, ist hier nicht Santa Superman am Start. Eigentlich wollte Nicomund lieber auf seinen Rentieren abhauen und die Biege machen. Und noch eigentlicher ist er auch keineswegs unzerstörbar, muss gar eine Menge Prügel einstecken und Blut lassen. Klasse ist seine körperliche Komik – bspw., wenn er wie ein kleines bockiges Kind mit den Fäusten rudert, weil seine Schlitten-Tiere abgehauen sind.

Neben Harbour hat die leider durch zahlreiche “Schönheits”eingriffe veränderte und kaum Bewegung in die Mundpartie bringende Beverly D’Angelo (Ellen Griswold aus den National Lampoon Filmen) den Witz auf ihrer Seite. Als Matriarchin ohne Skrupel lässt sie nicht nur einen sarkastischen Spruch fallen, dessen Witz einem auch mal kurz im Halse stecken bleiben kann, bevor man dann doch drüber lacht. Und diese komischen Momenten liefern das Gegengewicht zur grafischen Gewalt und dem wenig zimperlichen Umgang der Eindringlinge mit ihren Opfern. So ist der erste Tote im Spiel ausgerechnet eine der charmantesten und liebenswertesten Figuren. Tommy Wirkola macht hier keine Gefangenen und auch vor Gewalt gegenüber den anwesenden Damen nicht halt. Das Ganze ist allerdings durchweg so comichaft überzeichnet und lustvoll choreografiert, dass man nie in die Verlegenheit kommt, das Ganze ernst zu nehmen. Schon alleine die Kampfszene zwischen Santa und Frosty nach gut 35 Minuten ist so originell und entwaffnend komisch, dass die gezeigte Gewalt konterkariert wird. Und Gewalt wird im späteren Verlauf durchaus lustvoll zelebriert. Wenn Santa zu Bryan Adams’ Christmas Time mit Vorschlaghammer, Kampfmesser und Schlittschuhkufen ein kleines Massaker veranstaltet, bekommen sogar Splatterfans etwas fürs Auge. Was Violent Night trotz allem Blutzoll aber überraschend und besonders macht, ist die Tatsache, dass Santa Claus nicht nur als flegelhafter Kotzbrocken porträtiert wird, sondern als jemand, der sich ob seiner vergangenen Taten zu reflektieren beginnt, nachdem die kleine Trudy ihm im Dialog versichert, dass sie an ihn glaubt.

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Bild- und Tonqualität

Violent Night wurde vollständig digital gefilmt. Zum Einsatz kam eine Arri Alexa Mini LF, die in 4.5K aufzeichnet. Ob hiervon ein 4K-DI oder lediglich ein 2K-DI gezogen wurde, ist leider nicht herauszufinden gewesen. Der Film beginnt in der Bar mit einem relativ weichen Bild, wechselt bei der ersten Tageslichtszene aber in einen etwas filmischeren Look. Bedingt vor allem auch durch eine gewisse nachträgliche Körnung, die man auf Himmelshintergründen oder dem hellen Schnee relativ deutlich wahrnehmen kann. Das Bild wirkt dadurch etwas lebendiger, analoger. Kornhasser werden’s nicht mögen. Während der Innenraumszenen in der Villa wird’s wieder etwas ruhiger und rauschärmer, was in Halbtotalen erneut etwas softer wirkt. Außerdem gibt’s Randunschärfen am unteren und oberen Bildbereich. Close-ups sind angenehm scharf, ohne jedoch die allerletzten Details zu offenbaren. Sehr angenehm sind die Farben geraten, die während der Innenraumszenen sehr warm und braunbetont sind. Das lässt die Gesichter gesund und in stimmungsvoller, ja festlicher Atmosphäre erscheinen. Farbtupfer wie rote Pullis könnten etwas stärker herausstechen, bleiben ein wenig blasser als man es annehmen könnte. Der Kontrastumfang liegt eher im mittleren Bereich. Schwarzwerte holen nicht das letzte bisschen an Knackigkeit aus dem Bild. Hier und da wirkt es sogar etwas aufgehellt und gräulich (75’28). Während der nächtlichen Schneeszenen wird das Bild in atmosphärisches Blau getaucht, was der Stimmung zuträglich ist. Das Encoding geht soweit in Ordnung. Die künstlich hinzugefügte Körnung wird relativ homogen und gleichmäßig dargestellt. Digitale Artefakte sin der Disk weitgehend fremd.
Violent Night kommt mit einer deutschen DTS-HD-High-Resolution-Spur, während der englische O-Ton verlustfrei komprimiert in DTS HD-Master vorliegt. Es beginnt mit voluminösen Dialogen von David Harbour, dessen Synchronstimme, Peter Flechtner, viele Jahre lang Ben Affleck seine Stimme lieh. Erstmals räumlich wird’s, wenn der Filmtitel eingeblendet wird und die Glöckchen mitsamt dem Chor sich ringsum den Zuschauer verteilen. Erste Anflüge von Dynamik gibt’s, wenn sich Santa nach etwas über 18 Minuten durch den Schornstein zaubert und in einer Wolke aus Rauch und Glitter vor dem Kamin steht. Wirklich Druck kommt hier allerdings nicht zustande. Die englische Fassung kann’s indes auch nicht besser oder mit mehr Punch. Die Schüsse, die dann später die Nacht durchschneiden, sind da schon etwas knackiger, bleiben aber immer noch im Rahmen und lassen die Tonspur auch nicht zum Dynamikwunder werden. Räumlich bleibt’s aber dauerhaft. Auch dann, wenn die Maschinenpistole die Decke durchlöchert und daraufhin die Rentiere Reißaus nehmen. Schuss und Explosion nach etwas über einer Stunde bieten dann erstmalig etwas mehr Pfund und bringen ein wenig Leben in die Heimkino-Bude. Ähnliches passiert bei den Schüssen aus der großkalibrigen Waffe nach rund 79 Minuten oder beim voluminösen Öffnen des Tresors kurz darauf.

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Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Violent Night gibt’s ein paar unveröffentlichte und erweiterte Szenen. Dazu drei Featurettes und einen Audiokommentar, den Wirkola mit Produzent Danella und den Autoren Casey und Miller eingesprochen hat. Die drei Featurettes laufen zwar nicht allzu lange, haben aber durchaus interessante Aspekte. Vor allem das Dritte unterhält mit der Choreografie der Kampfszenen. So lernen wir bspw., dass der Fight gegen Tinsel als One-Take-Shot gedreht wurde – inkl. Wechsel auf Stuntman und zurück zu Harbour. Alle Extras sind deutsch untertitelbar.
Fazit
Violent Night könnte zwar noch etwas respektloser sein und eine etwas höhere Gagdichte haben, aber Wirkolas Film hat das Herz am rechten Fleck – und das, obwohl es hier wirklich zünftig zugeht. Das Blut spritzt mitunter meterweit, das Vokabular ist nichts für den Gottesdienst und Gnade lässt hier kaum jemand walten. Insgesamt ein zünftiger Spaß, der außergewöhnlich genug ist, um auch außerhalb der Weihnachtszeit für Unterhaltung zu sorgen. Dem Bild fehlt’s leider etwas an Kontrastumfang und knackigem Schwarz. Der Ton beginnt zaghaft(er), kann im Nachgang aber an Wirkung zulegen. Übrigens: Eine Fortsetzung ist geplant. Möglicherweise mit Charlize Theron als Mrs. Santa.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%
Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2022
Regie: Tommy Wirkola
Darsteller: David Harbour, Edi Patterson, Cam Gigandet, Alex Hassell, Tommy Wirkola, John Leguizamo, John, Beverly D’Angelo
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts HD-High Resolution: de
Untertitel: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 112
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Universal Pictures)
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Trailer zu Violent Night
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild”verbesserern” zu verfälschen.
viele dank für das tolle review. der film hat mir sehr viel spass gemacht.
zitat: “Dem Bild fehlt’s leider etwas an Kontrastumfang und knackigem Schwarz.”
auch hier wieder einmal mehr, wie gut, dass man auf das netz zurückgreifen kann. dort bekommt man den film mit dem sehr guten stream von movies anywhere in 4k mit HDR + DV und den tonspuren, die auf der deutschen bluray drauf sind.