Viral

Blu-ray Review

Viral Blu-ray Review Cover
Capelight, 21.07.2017

OT: Viral

 


Wurmgrippe

Obacht Genrefans – hier kommt ein kleines Highlight.

Inhalt

Überall auf der Erde hat ein geheimnisvoller Infekt bereits zu vielen Toten geführt. Die USA haben ihre Einreisebestimmungen drastisch verschärft und schotten sich ab. Dennoch gelangt der Erreger ins Land. Zur gleichen Zeit sind die Schwestern Emma und Stacey mit ihrem Dad von der Stadt aufs Land gezogen und leben sich gerade in der neuen Highschool ein. Gerade dort findet der Infekt sein erstes Opfer und pflanzt sich fort, indem die Opfer mit Blut spucken. Kurz darauf wird die ganze Stadt unter Quarantäne gestellt und der Vater der beiden Schwestern verdonnert den Nachwuchs eigentlich dazu, zu Hause zu bleiben. Doch Stacey weiß es besser und besucht eine Party. Kaum überraschend, dass dort ein Infizierter rumläuft und neben anderen auch Emmas Schwester ansteckt. Die verhält sich noch für kurze Zeit normal, merkt aber bald, dass der Parasit in ihr ist. Emma indes denkt nicht daran, Stacey beim Militär zu verpfeifen, sondern will sie um alles in der Welt retten …

Nach dem innovativen Nerve legt das Filmduo Henry Joos und Ariel Schumann nun mit Viral nach. War es zuletzt das Thema Social Media, das sich die beiden Regisseure in ihrem atemlosen Thriller vorgenommen haben, ist es nun ein (im weiteren Sinne) Zombiefilm. Allerdings geben sich die beiden nicht damit zufrieden, einfach nur eine Horde Infizierter auf die letzten verbleibenden Menschen loszulassen, sondern integrieren gleichzeitig noch Kritik am US-Sozialsystem und eine berührende Coming-of-Age-Story. Und weil sich Viral Zeit für seine Geschichte und für seine Figuren nimmt und diese auch noch vortrefflich besetzt sind, funktioniert der Film besser als der Hauptteil sämtlicher ähnlich gelagerter Horrorthriller. Gerade Sofia Black-D’Elia (The Mick) als Emma agiert erfrischend natürlich und charmant und hat von der ersten Sekunde an alle Sympathien auf ihrer Seite. Die sich langsam anbahnende Beziehung zum Nachbarsjungen Evan wird so sensibel und humorvoll porträtiert, dass man sich in ihr wiederfindet. Das bedeutet allerdings nicht, dass Viral nicht auch den Spannungsmoment beherrscht. Wenn Emma und Stacey sich auf der Party vor dem Infizierten verstecken und ihm entwischen wollen, sitzt man durchaus gebannt vor dem Fernseher – eben weil Joos und Schumann nicht den Fehler begehen, auf puren Terror zu setzen. Vielmehr bauen sie eine immer stärker soghafte Stimmung auf, die vor allem auch dadurch profitiert, weil sich immer mehr das apokalyptische Moment hinzu gesellt. Einmal im Haus „eingesperrt“ zieht sich die Spannungsschraube immer weiter zu und die Konfrontation mit Evans Stiefvater Bill ist ziemlich nervenzerrend. Wenn der Film dann nach gut einer Stunde immer mehr Anleihen bei Maggie nimmt, hebt sich das ebenfalls wohltuend vom üblichen Genre-Einerlei ab – selbst wenn Viral nicht so innovativ und rasant gerät wie Nerve, nicht so hip und ultracool ist. Weil aber Atmosphäre, Kameraführung und Ausstattung weit über dem Durchschnitt liegen, gerät auch das jüngste Werk des Duos zu einem echten Hit.

Bild- und Tonqualität

Beim Bild von Viral macht sich ein wenig Ernüchterung breit. Es ist deutlich zu hell und in dunklen Szenen derart kontrastarm, dass es wirkt, als läge ein Grauschleier über dem Geschehen. Dazu ist die Schärfe maximal mittelprächtig – selbst Close-ups sind eher mäßig gut aufgelöst. Die Bildruhe geht dafür in Ordnung, offenbart nur ein ganz geringes Korn. Die teils starke Farbfilterung in Innenräumen sorgt für einen manchmal kränklichen Look, was zwar nicht schön aussieht, aber gut zur Atmosphäre passt.
Viel besser macht es der Ton, der Viral immer wieder mit prächtigen Surroundeffekten unterstützt. Sei es der Hubschrauber, der absolut unvermittelt und vehement von den Rears ins Heimkino braust (19’55), die Party nach einer halben Stunde (28’48) oder die röchelnden Geräusche der Befallenen, die an die Töne eines Geigerzählers erinnern. Selbst wenn es „nur“ ein Poltern an der Tür ist, das mit ziemlicher Gewalt ins Wohnzimmer transportiert wird. Die echten Terrorszenen (wenngleich es nur wenige sind) wurden dazu äußerst lebhaft vertont und unterstützen die Panik wirkungsvoll.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Viral liegt der Originaltrailer sowie einige Programmtipps des Anbieters.

Fazit

Viral erfindet seine im Film verquickten Genres nicht neu, liefert aber in allen Belangen weit Überdurchschnittliches – vom herausragenden und authentischen Schauspiel über die hervorragende Atmosphäre bis hin zu wirklich spannenden Momenten ist hier alles dabei. Einzig der Blutgehalt wird Gorefans nicht überzeugen, weshalb hier gerade solche Zuschauer zugreifen sollten, die es nicht übertrieben brutal brauchen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 10%
Film: 75%

Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Henry Joost, Ariel Schulman
Darsteller: Sofia Black-D’Elia, Analeigh Tipton, Travis Tope, Michael Kelly
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 86
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Viral

Trailer VIRAL (Deutsch)

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!