Vivarium – Das Haus ihrer (Alp)Träume

Blu-ray Review

Leonine Distribution, 12.06.2020

OT: Vivarium

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Nummer 9

Mystery-Thriller mit surrealen Einlagen.

Inhalt

Nummer 9 ist nicht irgendein Eigenheim. Nein, Nummer 9 ist für die Ewigkeit – Tom und Gemma, die konservative Reihenhaussiedlungen in der Vorstadt eigentlich hassen, staunen nicht schlecht als ihnen Makler Martin ihr mögliches Haus mit so viel Individualität und Verve verkauft. Denn immerhin sieht diese Nummer 9 exakt so aus wie jedes andere Haus auf der Straße. Selbst die Straßen sind identisch. Und sie führen vorbei an wieder identischen Straßen mit wieder identischen Häusern – ein Labyrinth aus gelebter Vorstadt-Gleichschaltung. Tom und Gemma wollen fliehen. Nur schnell wieder raus aus dieser bizarren Welt – vor allem, als der Makler plötzlich weg ist. Doch ihr Weg aus dem Haus führt sie immer wieder zurück. Wohin sie sich auch wenden, sie landen immer wieder bei dieser Nummer 9. Hätte Gemma doch mal auf Tom gehört. Denn der wollte diesem seltsamen Makler eigentlich möglichst schnell den Laufpass geben. Doch nun hängen sie hier fest. Und es wird noch heftiger. Denn zwei Tage später liegt ein Baby in einem Karton vor dem Haus. Man verspricht den Beiden nun die Freiheit, wenn sie dieses groß ziehen …

Die Gesellschaft hat die Bahnen und Strukturen, in denen man sich bewegt, bereits vorgegeben. Das ist die Prämisse, nach der Regisseur Lorcan Finnegan (basierend auf seinem eigenen Drehbuch) Vivarium aufgebaut hat. Als Individuum hat man letztlich nur noch eine Wahl aus den immer gleich aussehenden Häusern in den immer gleich aussehenden Vorstädten der immer gleichen Umgebung mit den immer gleichen Nachbarn, die man nicht kennt. Und Finnegan treibt die Idee mit einer Mischung aus Black Mirror und Truman Show auf die eiskalte und bizarre Spitze. Jesse Eisenberg und Imogen Poots sind eine naheliegende Besetzung für das Paar, das einen ganz persönlichen und surrealen Alptraum erlebt. Beide stehen für Filmcharaktere, die einer jungen Generation mit alternativer Einstellung angehören. Beiden nimmt man ab, dass sie diese gleichgeschalteten Suburbs eigentlich hassen und niemals in diese ziehen wollen. Und man nimmt ihnen ab, wenn sie dem höchst seltsamen Immobilienmakler Martin mit einer Mischung aus unheimlicher Abscheu und Zweck-Sarkasmus begegnen. Während auch Toms Verhalten nachvollziehbar bleibt, fehlt etwas die Glaubwürdigkeit, dass sich Gemma tatsächlich dieses seltsamen Kindes annimmt, das man dem Paar unterjubelt. Mit dem Auftritt der kleinen Nervensäge wird Vivarium zunehmend anstrengend und verliert sich etwas in nervigem Gebell und Gekreisch. Selbst wenn Gemma irgendwann sagt, dass sie den Filius als “Rätsel” versteht, das sie lösen möchte, wirkt das wie eine nicht ganz glückliche Erklärung, warum man dieses kleine Monstrum weiterhin ertragen muss.

Schade auch, dass dem Film letztlich etwas Budget fehlte, um die Tricks halbwegs gut hinzubekommen. Zwar unterstützt es noch das bizarre Szenario, wenn die Häuser alle irgendwie “weird” aussehen, doch gleichzeitig sind sie halt als äußerst simpel getrickste VFX zu erkennen. Ganz besonders auffällig wird das bei den Vogelperspektiven, in denen auch noch das fahrende Auto digital getrickst ist. Natürlich weiß man nach 20’35, dass sich die Macher hier das Budgetproblem zu Nutze gemacht haben, um das surreale Element zu unterstützen, das Tom entgegen schlägt, wenn er am nächsten Morgen die “Wolken” am Himmel sieht. Je länger der Film dauert, desto mehr scheinen Vivarium auch die Ideen auszugehen. Zwischenzeitlich wird’s etwas zäh und (wie erwähnt) anstrengend. Gerade in puncto Loch im Garten und Entwicklung des Jungen hätte man Dinge straffen können, um das Ganze kurzweiliger zu gestalten. Wenn nach etwa 75 Minuten die dritte Person einen Entwicklungsschritt hinlegt, bekommt der Film noch einmal eine neue, unheimlichere und vor allem wesentlich surrealere Komponente. Etwas M.C. Escher mischt sich hinzu, was fürs Mainstream-Publikum eher befremdlich sein dürfte. Allerdings ist Vivarium in diesen letzten fünfzehn Minuten am originellsten und hebt sich deutlich vom Horror-Einerlei ab. Das gilt auch fürs Visuelle, das sich zum Schluss doch einiges einfallen lässt. Apropos Schluss: Der wird nicht allen Zuschauer gefallen. Und noch weniger der Zunft der Immobilienmakler, die hier als Verwaltungs-Zombies der gesellschaftlichen Gleichschaltung porträtiert werden.

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Studio: LEONINE
Format: Blu-ray
Erscheinungstermin: Fri, 12 Jun 2020
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Bild- und Tonqualität

Sichtbar digital gefilmt ist Vivarium weitgehend frei von Körnung. Auf hellen Oberflächen und Hintergründen sieht man schon mal etwas Rauschen, was bisweilen auch ein bisschen nach Artefakten aussieht. Am oberen und unteren Bildrand sind leichte Unschärfen zu entdecken, die offensichtlich von den verwendeten Optiken herrühren. Während der späteren, sehr buten Bilder hat die Farbauflösung schon mal leichte Probleme, was hier an blockartigem Rauschen festgemacht werden kann. Die Schärfe im zentralen Bildbereich geht in Ordnung, Kontraste sind weitgehend harmonisch. Die Blu-ray kommt mit zwei dts-HD-Master-Spuren, die sich vornehmlich auf die Dialoge konzentrieren. In der Wohnsiedlung ist es bis zum Finale meist sehr ruhig und reduziert. Was Vivarium möglicherweise absichtlich ganz gut hinbekommt, ist seine akustische Stimmung im Haus und um das Haus herum. Da es dort kein Leben gibt, noch niemand in den anderen Häusern wohnt, ist es betont still. So still, dass ein gewisser Hall zu hören ist als befände man sich in einem Filmstudio. Das passt zur Optik, die auf die gleiche Art und Weise nach Studio aussieht. Wenn Gemma dann nach erfolgloser Irrfahrt durch die Nacht ruft, ist es nur konsequent, dass ihr ein Echo entgegen schlägt als befände sie sich auf den Spitzen der Alpen.
Effektvoll kann Vivarium allerdings auch. Wenn sich die beiden am ersten Abend dann doch den Sekt einschenken, prickelt es hörbar aus allen Speakern und das Eingießen selbst wird überraschend druckvoll wiedergegeben. Während der finalen zehn Minuten wird der Score schon mal etwas lauter, ohne aber wirkliche Dynamik zu erzeugen.

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Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Vivarium gibt’s neben dem Trailer noch ein siebenminütiges Behind the Scenes, das die Darsteller und den Regisseur zu Wort kommen lässt und über die sozialgesellschaftlichen Hintergründe der Story referiert.

Fazit

Vivarium hat ein paar originelle Einfälle und seine Grundprämisse ist durchaus interessant, um einen gesellschaftskritischen Film darüber zu machen. Schade, dass das Drehbuch nicht genug Abwechslung und Tempo bietet, um durchweg bei der Stange zu halten. Eisenberg und vor allem Poots schlagen sich aber gut.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Concorde Home Entertainment
Land/Jahr: DK/IRL/B/USA 2019
Regie: Lorcan Finnegan
Darsteller: Jesse Eisenberg, Imogen Poots, Danielle Ryan, Jonathan Aris, Eanna Hardwicke
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Leonine Distribution)

Trailer zu Vivarium

VIVARIUM | DVD-Trailer deutsch german [HD]