Blu-ray Review
OT: Nine Lives
Vater-Tochter-Quality-Time
Kevin Spacey findet sich im Körper einer Katze wieder – Bodyswitch-Komödie mit Fellnase.
Inhalt
Tom Brand hat es aber auch nicht leicht: Ein Konkurrent scheint einen höheren Wolkenkratzer zu bauen als er selbst mit seiner milliardenschweren Firma, sein erwachsener Sohn ist zu waschlappig, um einen Fallschirmsprung zu wagen und nun steht auch noch der elfte Geburtstag seiner Tochter auf dem Programm, die sich zu allem Überfluss ausgerechnet eine Katze wünscht. Nicht gerade Brands Lieblingstier, wenn er überhaupt eins hat. Aber was tut man nicht alles, um seinen Vaterpflichten nachzukommen. Bei einem kleinen Tiershop um die Ecke kauft er dem seltsam wirkenden Händler den selbst für Stubentiger ziemlich haarigen Mr. Fuzzypants ab. Doch damit schafft er es nicht mal bis nach Hause, denn auf dem Dach seiner Firma sorgt ein Unfall für einen Absturz, den die Katze unbeschadet übersteht, während er selbst im Koma und damit auf der Intensivstation landet. Etwa zum gleichen Zeitpunkt erwacht Toms Geist im Körper des Katers und muss sich doch sehr darüber wundern, plötzlich vier Pfoten und keine Stimme mehr zu haben. Jetzt ist guter Rat teuer, denn irgendwie muss er sich bemerkbar machen, um sein Firmenimperium nicht den Bach runtergehen und seine Familie zusammenbrechen zu sehen. Doch je länger er im Körper des Katers mitbekommt, wie sein Umfeld wirklich von ihm denkt, desto stärker beginnt er über sein Leben als Mensch nachzudenken …
Body-Switch-Komödien laufen meist nach immer wiederkehrenden Mustern ab: Ungezogene Göre wünscht sich erwachsen zu sein, Mann wünscht sich Frau zu sein, Mensch wird zu Tier verwunschen. Auf diese Weise wurden Jodie Foster und Tom Hanks erwachsen, Jimmy Smits wurde zu Ellen Barkin (und andersrum) und Chevy Chase durfte als vierbeiniger Ermittler noch mal auf Mörderjagd gehen (wer alle drei Filmtitel errät und parat hat, schreibt mir übers Kontaktformular und nimmt an der Verlosung der Blu-ray zu Voll verkatert teil). Auch Barry Sonnenfeld setzt mit seinem Film auf die Mensch-Tier-Switch-Geschichte – und das noch bevor Lasse Hallström mit seinem Bailey – Ein Freund fürs Leben international für Entrüstung sorgte, weil während der Dreharbeiten Hunde offenbar zu den von ihnen verlangten Aktionen gequält wurden. Über Voll verkatert gibt es solche Meldungen glücklicherweise nicht, sodass wir uns auf den Film selbst konzentrieren können. Der ist mit Kevin Spacey als arrogantem Firmenboss und nachlässigem Familienvater ziemlich perfekt besetzt und weil Jennifer Garner sogar schon Erfahrung in diesem Subgenre hat (sie wurde ja schon mal 30 über Nacht), hat Sonnenfeld sie in seiner Version direkt neben Spacey besetzt. Während Garner offensichtlich Spaß an ihrer physischen Comedy im Film hat, ist Christopher Walken der heimliche Star des Films. Als Katzenflüsterer mit moralischen Werten steht er für die offensichtlichen Elemente von Charles Dickens Weihnachtsgeschichte, die man Voll verkatert verpasst hat.
Verpassen ist übrigens ein gutes Stichwort, denn Freunde guter visueller Effekte werden die zahlreichen animierten Katzenaktionen lieber übersehen wollen. Das Zusammenspiel aus echten Tieraktionen und VFX funktioniert leider gar nicht. Der Witz indes ist immerhin gut genug, um Kids bei Laune zu halten. Und die eine oder andere Slapstick-Szene hat durchaus spontane Komik. Für Erwachsene sind die Dialoge allerdings einfach zu platt, was auch an der Übersetzung liegt, die nicht jederzeit gelungen ist. Außerdem nervt das sprichwörtliche Katzengejammer irgendwann ziemlich. Warum man sich noch dazu auf Seiten des deutschen Anbieters dazu entschloss, bei Voll verkatert von Spaceys bekannter Synchronstimme abzuweichen, bleibt rätselhaft. Nichts gegen Oliver Kalkofe! Seine Mattscheibe gehört zum Witzigsten, was das Fernsehen je hervorgebracht hat und seine Kommentare in den sozialen Medien zum Thema Gesellschaft und Politik treffen den Nagel auf den Kopf. Ihn allerdings stets als Allzweckwaffe einzusetzen, wenn es um ungewöhnliche Synchronrollen geht und ihm dann eine Übersetzung vorzulegen, die bemühte deutsche Komik integriert, ist nicht immer glücklich. Schon gar nicht, wenn man Kevin Spacey mit der angestammten Stimme von Till Hagen kennt (und mag). Selbst wenn Kalkofe hier versucht, genau diesen im Ton zu treffen. Trotz der nicht immer gelungen Komik und der durch und durch vorhersehbaren Story ist aber vor allem die Moral der Geschichte universell und leicht verständlich – und das ist dann auch für jüngere und ältere Zuschauer gleichsam lehrreich.
Bild- und Tonqualität
Das 1,85:1-Bild von Voll verkatert ist vor allem eins: Ziemlich bunt. Rot, Rosa und Pink sind dermaßen prägnant, dass sie dreidimensional aus dem Bildschirm zu treten scheinen (12’40). Dass das etwas zu viel des Guten ist, sieht man an den überroten Lippen und Hauttönen. Übel ist auch das Besprechungsbüro von Tom, in dem die Rottöne für Augenkrebs sorgen (04’30). Das clean wirkende Zuhause der Brands wirkt wie eine Barbie-Puppenstube und alles ist unfassbar künstlich. Dafür ist die Bildruhe recht hoch und die Schärfe bis in die Randbereiche gut. Lediglich auf uniformen Hintergründen macht sich schon mal etwas Korn bemerkbar.
Der Ton von Voll verkatert konzentriert sich zwar zumeist auf die Dialogverständlichkeit der Stimmen, lässt aber auch atmosphärische Umgebungsgeräusche ans Gehör und präsentiert diese über die Rearspeaker. Auch der Absturz vom Hochhaus gelangt ziemlich effektvoll ins Heimkino. Scheiben klirren und das Donnerwetter findet mitten im Wohnzimmer statt – ebenso wie das wunderbar dynamisch-räumliche Feuerwerk im Finale.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Voll verkatert gibt’s ein 12-minütiges Making-of, das auf die Darsteller und die Geschichte selbst eingeht. Dazu kommt ein kleines Featurette über die Dreharbeiten mit Katzen, was interessanterweise darstellt, dass Regisseur Sonnenfeld hochgradig allergisch gegenüber Katzen ist und froh war, dass man eine Katzenrasse fand, die hypoallergen ist. Außerdem gibt man preis, dass insgesamt 19 Katzen für die Dreharbeiten vor der Kamera standen. Die Katzen-Outtakes
Fazit
Voll verkatert miaut sich weitgehend überraschungsfrei bis zum versöhnlichen Ende und vertraut auf seine charmanten Darsteller und die universelle Story vom geläuterten Geschäftsmann ohne Skrupel.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 50%
Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA/China 2016
Regie: Barry Sonnenfeld
Darsteller: Kevin Spacey, Jennifer Garner, Christopher Walken, Robbie Amell, Teddy Sears
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 88
Codec: AVC
FSK: 0