Wahrheit oder Pflicht – Extended Director’s Cut

Blu-ray Review

OT: Truth or Dare

wahrheit oder pflicht extended cut blu-ray review cover
Universal Pictures, 13.09.2018
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Pyjama-Party für Siebtklässler

Im neuen Blumhouse-Horror heißt es: „Springbreak, Bitches!“

Inhalt

Eine Woche Springbreak – die letzte Möglichkeit für gemeinsamen Spaß einiger College-Freunde, bevor der Ernst des Lebens beginnt. Also zieht man zu Sechst Richtung Mexiko. Dort angekommen trifft man auf Carter, eine Party-Bekanntschaft von Olivia. Der hat diesen heißen Tip, wo man nach Geschäfts-Schluss der Bars noch mal hingehen könnte. Der coole Platz entpuppt sich als ehemalige katholische Mission, die nun verlassen vor sich hin modert. Und weil’s dort ein bisschen langweilig ist, peppt man das Ganze auf und spielt Wahrheit oder Pflicht. Es beginnt albern. Mädels sollen untereinander knutschen, Kerle nackt durch den Raum rennen und ein bisschen Eifersüchtigmachen ist auch dabei. Doch dann rückt Carter mit der Wahrheit heraus – mit der echten Wahrheit. Denn auf dem Spiel an diesem Ort lastet ein Fluch: Wenn Marcus nicht eine Gruppe junger Menschen geholt hätte, die er in „Wahrheit oder Pflicht“ verwickeln kann, müsse er sterben. Nun gibt er diesen Fluch weiter an die sechs Freunde. Die haben aber erst einmal keine Lust mehr und reisen gemeinsam ab. Dumm nur, dass der Fluch ihnen folgt und schon bald mörderische Auswirkungen annimmt, wenn man nicht die Wahrheit sagt oder die Pflicht erfüllt …

Die im Jahre 2000 gegründete Grusel-/Horror-Schmiede von Produzent Jason Blum hat sich in den letzten knapp 20 Jahren zum etablierten Studio für Genrefilme entwickelt. Aus den hauseigenen Studios kommt so Bekanntes wie die Paranormal-Activity-Reihe oder die Filme aus dem Insidous- und Purge-Universum. Auch der letztjährige Hit Get Out kommt von Blumhouse. In diesem Jahr ging man es inhaltlich ein bisschen gewöhnlicher an und nahm sich des Teenager-Spielchens „Wahrheit oder Pflicht“ an. Vermischt mit Todes-Sequenzen, die an die Final-Destination-Reihe erinnern und angereichert mit grimassenhaften Dämonenfratzen will dennoch nicht wirklich Spannung aufkommen. Wahrheit oder Pflicht bleibt durchweg zu vorhersehbar und bezieht seinen Reiz vornehmlich aus den fiesen Situationen, in die das Spiel die sechs Freunde bringt. Die warten dann immerhin mit dem einen oder anderen gemeinen Detail auf, bei dem man dann schon mal kurz den Atem anhält. Vor allem Brads Prüfung geht sogar durchaus an die Nieren. Was man sich allerdings dabei gedacht hat, die Dämonen-Erscheinungen grinsen zu lassen wie die Masken aus dem ersten Purge-Film …?
Das wirkt meist eher lächerlich als gruselig, sieht man von einem alten Typ ab, der Brad im Krankenhaus begegnet. Dessen Maske kann tatsächlich etwas Grusel erzeugen. Dass durchweg die Spannung fehlt, liegt aber auch daran, dass einem die Charaktere weitgehend egal bleiben. Selbst der Hauptfigur fehlt emotionaler Ausstrahlung. Olivia wirkt zerfahren, kühl und hektisch – nichts, womit man sich als Zuschauer identifizieren kann.

Lucy Hale aus Pretty Little Liars ist eigentlich eine zarte Person und somit eine, die Beschützerinstinkte beim Zuschauer erwecken könnte. Aber irgendwie will Hale es nicht gelingen, für ihre Olivia ein Gefühl des Mitfiebern zu provozieren. Als ihre beste Freundin Markie ihr mit dem Hammer die Hand brechen soll, zieht man höchsten deshalb mal kurz Luft durch die Zähne, weil man sich den Schmerz für einen Moment vorstellt. Dass es aber Olivia passiert, ist einem (leider) ziemlich egal. Tatsächlich ist es Hayden Szeto, dessen Alter (er ist mit 33 Jahren weit weg vom College-Absolventen) offenbar auch für eine entsprechende Erfahrung sorgt. Denn sein Brad ist der einzige, der beim Zuschauer Mitgefühl bewirkt und den Betrachter mitreißt – und das schon bevor er auf ziemlich denkwürdige Art mit der Konsequenz des Spiels konfrontiert wird. Apropos Konfrontieren: Was Wahrheit oder Pflicht dann doch etwas vom Durchschnitt abhebt, ist die Tatsache, dass es immer wieder Wahrheiten gibt, die zwischen den Freunden mehr als unbequem und schwierig zu beichten sind. Es gibt also durchaus Geheimnisse, die geheim bleiben sollten – sonst stünde bald jeder ohne Freunde da.

Bild- und Tonqualität

Wahrheit oder Pflicht zeigt sich erstaunlich körnig in den vielen dunklen Szenen. Und nicht nur das: Auch der Schwarzwert ist eher mittelprächtig, bisweilen sogar schwach und noch dazu farblich verfälscht. Es ist nicht einmal scharf. Selbst Close-ups sind bisweilen wachsartig weich – und das, obwohl es gleichzeitig körnig ist. Offenbar waren eine Menge Filter und Bildverfremdungs-Maßnahmen im Spiel, denn eigentlich wurde digital gedreht, was ein wesentlich ruhigeres Bild zum Resultat haben könnte. Ob das zum Film passt? Halbwegs. Aber deshalb sieht es dennoch nicht harmonisch aus. Außerdem setzt es auch noch Randunschärfen im unteren Bereich (33’10) – durchweg kein gutes Bild.
Akustisch beginnt Wahrheit oder Pflicht ebenso räumlich wie druckvoll. Die dämonische Stimme, die zur „Pflicht“ ruft, füttert den Subwoofer mit erstaunlich viel Volumen und das anschließende Feuer erfüllt auch die Rearspeaker. Das Gleiche gilt für die auch im Folgenden zu hörenden Stimmen der verfluchten Seelen, die das Spiel anmahnen. Die Jumpscares werden natürlich ebenfalls ziemlich satt ins Heimkino transportiert – auch wenn sie überpräsent sind und absolut nicht realistisch eingebettet wurden.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Wahrheit oder Pflicht gibt’s ein knappes Making-of, das kurz die Idee und Entstehungsgeschichte des Films umreißt. In „Die Inszenierung der Tode“ geht’s dann ebenso knapp vier Minuten lang um die Hintergründe, die man sich für jeden einzelnen Tod überlegt. Der Audiokommentar von Regisseur Wadlow und Darstellerin Lucy Hale komplettiert das Angebot.

Fazit

Wahrheit oder Pflicht ist nicht der große Wurf, der dem Blumhouse-Studio im letzten Jahr mit Get Out gelungen ist. Vielmehr richtet sich der Schocker um das Teenager-Spielchen dediziert an diese Altersgruppe und trumpft mit einigen einfallsreichen Tötungs-Situationen auf. Spannend ist das nur bedingt, aber immerhin versiert inszeniert und bisweilen recht blutig.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Jeff Wadlow
Darsteller: Lucy Hale, Tyler Posey, Violett Beane, Landon Liboiron, Hayden Szeto, Nolan Gerard Funk,
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts: 5.1 de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 101
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Universal Pictures)

Trailer zu Wahrheit oder Pflicht

Blumhouse präsentiert: Wahrheit oder Pflicht - Trailer #1 deutsch/german HD HD

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