Warcraft: The Beginning 3D

Blu-ray Review

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Universal Pictures, seit 29.09.2016

OT: Warcraft

 


Die Zeit der Horde

Das erfolgreichste Videospiel aller Zeiten erreicht als Verfilmung das Heimkino.

Inhalt

Die Welt der Orks ist dem Untergang geweiht und Durotan, ein mächtiger Clanführer, dessen Frau derzeit in froher Erwartung ist, muss einen Weg finden, für sein Gefolge eine neue Heimat zu organisieren. Als Gul’dan, der mächtige Fel-Magier der Orks, ein Tor zu einer anderen Dimension öffnet, dringen die kräftigsten Krieger hindurch und landen im Reich Azeroth. Dort leben Menschen, Elfen und Zwerge friedlich miteinander. Das fruchtbare Land ist aber für die Orks geradezu ideal, um eine dauerhaftes Tor in ihr Reich zu schaffen, durch das dann alle Orks nach und nach hinzustoßen können. Die kleine Gruppe rund um Durotan und Gul’dan dringt schnell tiefer in Azeroth ein und tötet auf dem Weg mehr und mehr Menschensoldaten. Im Auftrag des Königs König Llane Wrynn soll Anduin Lothar, ein furchtloser Ritter der Menschen zum Wächter Medivh reisen. Der, so hofft man, kann eine Antwort geben auf die Fel-Macht, die der junge Khadgar verspürt hat und die von der Ankunft der Orks verkündet. Nur mit der Fel-Macht, die sich vom Leben der Menschen ernährt, können die Orks das Tor zu ihrer Feld geöffnet halten. Doch es ist nicht nur Anduin Lothar, der das verhindern will. Auch Durotan schwant, dass der Einsatz der Fel-Magie durch Gul’dan nur Tod und Asche zurücklässt. Und so schmiedet er den Plan, mit den Menschen zu kommunizieren und gemeinsame Sache zu machen …

Ein Einspiel von 47 Mio. $ in den USA bei geschätzten 160 Mio. $ Produktionskosten ist, gelinde gesagt, eine mittelschwere Katastrophe für ein produzierendes Studio. Aufgrund der weltweit aktuell ca. 5 Mio Online-Zocker des zugrundeliegenden Rollenspiels von Blizzard Entertainment (es waren mal rund 12 Mio.) sowie einem Gesamtumsatz des Spiels von weit mehr als 12 Mrd. US-Dollar hatte man sich sicherlich mehr erhofft. Zumal im Vorhinein von einem ähnlich epischen Event wie der Herr-der-Ringe-Trilogie gesprochen wurde. Warum Warcraft: The Beginning nicht zum gewünschten Hit geworden ist, lässt sich abschließend nicht klären, weshalb wir uns zunächst mal auf den Film an sich konzentrieren. Den hat Duncan Jones (Sohn von David Bowie) mit der Finanzkraft von Legendary Pictures, Universal Pictures und Blizzard im Rücken inszeniert. Damit bleibt er nach Moon und Source Code zwar dem fantastischen Genre treu, allerdings ist der Maßstab an Effekten, Stunts und Schauwerten dann doch erheblich größer als bei den etwas intimeren Sci-Fi-Dramen zuvor. Warcraft: The Beginning vermischt Elemente aus Game of Thrones mit jenen der Herr-der-Ringe-Trilogie, beschränkt sich dabei aber weitgehend auf die Schlachtengemälde. Um die Kosten hauptsächlich auf die teuren Effekte zu konzentrieren, besetzte man vornehmlich unbekanntere oder noch junge aufstrebende Talente. Ben Foster als Medivh ist da sicherlich noch der bekannteste Akteur. Travis Fimmel in der Rolle der Hauptfigur Anduin Lothar kann immerhin schon Genre- und Kampferfahrung vorweisen, kennt man ihn doch aus der Serie Vikings. Am auffälligsten allerdings agiert Paula Patton (Mission: Impossible – Phantom Protokoll, Disconnect), die als Mischwesen Garona eine Prise Exotik ins Spiel bringt. Ab und an erinnert sie dabei an Neytiri aus Avatar.

Die Geschichte selbst basiert zum Teil auf dem Buch „World of Warcraft – Der Aufstieg der Horde“ und addiert die Ereignisse aus dem ersten Warcraft-Strategiespiel „Warcraft: Orcs & Humans“ hinzu. Das ist inhaltlich nicht gerade viel, weshalb man sich ganz gut auch zwei Stunden auf die Optik konzentrieren kann. Und die ist, so ehrlich darf man sein, teilweise wirklich überwältigend. Gerade die Anfangsszenen in der Welt der Orks, die grünen Ströme der Magie, die riesigen Häuptlinge – das ist schon beeindruckend animiert. Warcraft: The Beginning nutzt Motion-Capturing, um die Bewegungen, Gestiken und die Mimik der Orks zu visualisieren, was äußerst gut gelingt. Die Augen glänzen zwar etwas zu sehr und wirken ein bisschen wie Glasperlen, aber dennoch ist es erstaunlich, was CGI in Verbindung mit Motion-Capturing zu leisten imstande ist. Die Entwicklung ist seit Gollum durchaus noch einmal sichtbar fortgeschritten. Damit die Videospielverfilmung nicht allzu zweidimensional daherkommt, hat man einzelnen Figuren (allen voran Durotan) eine gewisse Selbstreflexion und Tiefgründigkeit mitgegeben und behält sich vor, dass auch unter den Menschen solche sind, die keine guten Absichten haben. Das führt dazu, dass die zwei Stunden Laufzeit nicht nur durch die Schlachten zusammengehalten, sondern auch Intrigen gesponnen und wieder vereitelt werden können. Allerdings gibt’s zwischendurch auch Szenen, die so gar nicht passen wollen. Ob das die reine Anwesenheit und das hölzerne Spiel von Ben Foster ist, der, wie einst Merlin in Excalibur, Blitze schicken darf und dabei leuchtende Augen bekommt, oder die vollkommen überflüssige Szene, in der ein Ork-Baby wie einst Moses im Korb den Fluss hinabgeschickt wird. Hier gingen die Pferde mit den beiden Drehbuchautoren vollkommen durch. Ablenkung von solchen ärgerlichen Details kann man sich mit dem Humor zwischen Anduin Lothar und Khadgar verschaffen, der bisweilen gut funktioniert. Ob Warcraft: The Beginning nun die Eröffnung für ein mehrteiliges Franchise ist, bleibt abzuwarten. Fraglich, ob man erneut so viel Geld in die Hand nimmt, um die Geschichte fortzuführen, wenn der finanzielle Ertrag doch nicht so planbar ist, wie man sich gewünscht hatte. Vielleicht haben ja die Heimkinofans ein Wörtchen mitzureden, wenn sie die Blu-ray zum Erfolg machen.

Bild- und Tonqualität

Warcraft: The Beginning punktet von Beginn an mit absolut satten Kontrasten, famosen Schwarzwerten und grandiosen Farben. Das Grün der Orks ist dermaßen kräftig, dass man sich kaum dran sattsehen kann und die Detailauflösung in den Gesichtern der CGI-Wesen ist phänomenal. Die ebenfalls animierten Hintergründe sind (wie man es oft von Filmen kennt, die zum Großteil am Rechner entstanden) sichtbar softer und passen so nicht ganz zum Gesamtgeschehen. Relativ gut funktionieren die Interaktionen zwischen Menschen und Orks, die nicht durch massiv unterschiedliche Schärfen und Kontrastdarstellungen auffallen. Die Bildruhe ist derweil stets hervorragend und wird nicht durch Körnung, Rauschen oder gar Artefakte auf uniformen Flächen getrübt. Neben dem Grün gelingen aber auch andere Töne absolut prächtig – ohnehin nutzte ein Film schon lange nicht mehr eine so vielfältige Palette unterschiedlicher Farben

Tja, was soll man anlässlich des akustischen Versagens seitens des Anbieters noch sagen? „Herzlichen Glückwunsch“ wäre zynisch, wenn man bedenkt, dass erneut ein Film mit einem englischen Sound klotzt, der aktuell das Maß aller technischen Dinge darstellt (Dolby Atmos mit True-HD-7.1-Kern), während die hiesigen Zuschauer in die Röhre hören dürfen – und das fast im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wo der Sound von Warcraft: The Beginning im Original dynamische Bäume ausreißt, extrem weiträumig und massiv effektvoll ist, kommt das deutsche Pendant kaum hinterher. Stets bemüht, aber im Vergleich schlicht überfordert mit der Bandbreite an Effekten, Räumlichkeit und Dynamik hinkt die deutsche Kodierung in Dolby Digital! in jeder Hinsicht hinterher. Dabei muss man zwar attestieren, dass die deutsche DD-Spur zu den besten Dolby-Digital-Kodierungen der letzten Zeit gehört. Dennoch ist es einfach unverständlich, warum man dem eigenen Zuschauer in Deutschland nicht wenigstens eine dts-HD-Master- oder zumindest eine dts-Spur gönnt. Für einen Dolby-Digital-Ton tät’s auch die DVD. Hier kann es nur heißen: Schämt euch, Universal! Das kann und MUSS sich bessern, damit nicht über kurz oder lang die Heimkino-Freaks Produkte des Anbieters aus Frust in den Regalen stehenlassen. Und sagt hinterher nicht, man hätte euch nicht drauf aufmerksam gemacht.

Am Ende fällt die Bewertung für die deutsche Version zwar verhältnismäßig hoch aus, doch dies immer vor dem Hintergrund eines Bezugssystems innerhalb von Dolby-Digital-Spuren. Dies bitte beim Lesen der Bewertung berücksichtigen. Denn für eine DD-Version schlägt sich Warcraft: The Beginning wirklich wacker. Die Differenzierung in all dem Gewitter an Sounds ist zwar, wie beschrieben, nicht hundertprozentig, doch die Nutzung der Effektlautsprecher ist aller Ehren wert – hier hält die Spur zumindest das Niveau regulärer dts-Spuren und schlägt sogar manche nicht ganz so hochwertige dts-HD-Master-Spur. Klasse beispielsweise, wenn die Orks sich effektvoll durch die gesendeten Energiestöße aufzulösen beginnen (25’28). Auch Gul’dans mächtiger Stab geht voluminös zu Boden (5’16), doch die herumflirrenden Stimmen kurz zuvor wandern auf der englischen Atmos-Spur (sowie auch auf dem True-HD-Kern) hörbar differenzierter durch den Raum und bewirken eine echte Gänsehaut. Noch krasser ist der Unterschied in den Stimmen der Orks. Wenn Gul’dan spricht, erzittert das Heimkino und der Center muss an seine Grenzen gehen. Im Deutschen hat man sich bemüht, die Stimmen etwas zu verzerren, doch das gleiche Volumen erlangen sie nicht.

3D-Effekt

Warcraft: The Beginning wurde, wie nahezu alle Realfilme des Produktionsjahres 2016 nachträglich ins Dreidimensionale konvertiert. Da aber ein Großteil des Films ohnehin am Rechner entstand, ist die Konvertierung an dieser Stelle sicher eine der gelungeneren der letzten Jahre. Figuren schälen sich plastisch vom Hintergrund ab und die Keulen der Orks schwingen lebhaft durch den Raum. Randverletzungen bleiben meist aus und feine Linien verschwinden nur in Einzelfällen mal während Schwenks. Allerdings hat der Film auch ein großes Problem bei seiner 3D-Darstellung. Szenen, die man schon in 2D als vor Green-Screen-Hintergründen inszeniert entlarvt, werden hier noch auffälliger künstlich (104’20). Angesichts des hohen Budgets des Films bekommt man hier einen etwas unsouveränen Eindruck. Auch sind die CGI-Aufnahmen allesamt etwas weicher, was sich durch die dreidimensionale Optik noch etwas verstärkt.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Warcraft: The Beginning hält zunächst elf unveröffentlichte/erweiterte Szenen bereit. Dazu gesellt sich eine Gag Reel sowie fünf Featurettes. Das erste davon, „WoW als Film“ besteht aus sechs Teilen, die auf die Entstehungsgeschichte, die Umsetzung der visuellen Effekte, die Ausstattung und das Motion-Capturing eingehen. Die Gesamtlaufzeit dieses Quasi-Making-ofs beläuft sich auf insgesamt 32 Minuten und die Einblicke hinter die Kamera sind tatsächlich aufschlussreich geraten. Das nächste Featurete „Die Fans von Warcraft“ beschäftigt sich mit der Basis, den Zockern. Klasse zu sehen, wie sie kostümiert auf die Conventions gehen und wie sehr die Filmemacher sie respektieren. In „Brüderbande Film-Comic“ gibt’s fünf Kapitel des Comics mit Synchronsprecher unterlegt und als „Film“ abgespult. Die Laufzeit kommt hier auf knapp 55 Minuten. „Das Madame-Tussauds-Erlebnis“ besucht die Ausstellung, die das berühmte Wachsfigurenkabinett in Zusammenarbeit mit Legendary Films entwickelt hat. Das letzte Featurette vergleicht dann Pre-Visualisierungen mit fertigen CGI-Shots von ILM.

Fazit

Warcraft: The Beginning ist visuell opulent und technisch beeindruckend. Die Blu-ray punktet dazu mit hervorragendem Bild und großartigem Dolby-Atmos-Sound der englischen Spur. Punkabzug gibt’s für die dünne Story, dumme Dialoge und den unzeitgemäßen deutschen Dolby-Digital-Ton.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung) – bezogen auf andere Dolby-Digital-Bewertungen: 85%
Tonqualität (Originalversion) – bewertet innerhalb eines Dolby-Atmos-Rankings: 95%
Bonusmaterial: 70%
Film: 65%
3D-Effekt: 70%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Duncan Jones
Darsteller: Travis Fimmel, Paula Patton, Toby Kebbell, Ben Foster, Dominic Cooper, Ben Schnetzer, Robert Kazinsky, Clancy Brown, Daniel Wu
Tonformate: Dolby Atmos (True HD 7.1): en // Dolby Digital 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 123
Codec: AVC/MVC
Real 3D: nein (konvertiert)
FSK: 12

Trailer zu Warcraft: The Beginning

Warcraft: The Beginning – Official Movie Trailer (Universal Pictures)

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Ronald

Hier würde mich mal die 4k Rezension interessieren. Ist der Film wirklich so schlecht abgemischt, wie bei auf anderen Seiten beschrieben?