Watchmen – Die Wächter – Ultimate Cut 4K UHD

Blu-ray Review

Paramount Pictures, 05.12.2019
Paramount Pictures, 05.12.2019

OT: Watchmen

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5 vor 12

Zack Snyders dritter Film ist sein epischstes Werk: Watchmen erscheint nun als Ultimate Cut auf UHD.

Inhalt

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Dan hat sich aus dem Superhelden-Dasein des Nite Owl zurückgezogen

Nachdem in den Vierziger Jahren eine Gruppe von maskierten Menschen als Superhelden-Truppe Verbrechen bekämpfte, erwuchs in den 60ern deren Nachfolger-Gang, die Watchmen. Mit der Hilfe des durch einen atomaren Unfall mutierten Jon Osterman aka Dr. Manhattan gewinnen die USA den Vietnamkrieg, was die Welt allerdings eher destabilisiert und einen Atomkrieg wahrscheinlich werden lässt. In den 70ern wird Richard Nixon zum neuen Präsidenten. Edward Blake aka The Comedian verhindert, dass  der Watergate-Skandal ans Licht kommt und durch eine Gesetzesänderung erwirkt Nixon eine dritte Amtszeit. Ende der 70er beschließt er dann den Keene-Act, der die Verbrecherjagd durch die Watchmen praktisch untersagt. Während Blake fortan für die Regierung arbeitet, ziehen sich die anderen Wächter zurück. Doch im Oktober 1985 wird der Comedian von einem Unbekannten ermordet. Rohrschach, einer der Watchmen, hatte als Detektiv im Untergrund weiter gearbeitet und befindet, dass es jemanden gibt, der die verbliebenen Wächter umbringen will. Davon möchte er gerne die anderen Wächter überzeugen, blitzt jedoch weitgehend ab. Doch Rohrschachs weitere Nachforschungen lassen auf etwas ernsthaft Bedrohliches schließen …

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Rorschach stellt Nachforschungen in Sachen Mord am Comedian an

Zack Snyder mag’s gerne kompliziert. Einfache Sachen sollen andere machen. Deshalb nahm er sich für sein Langfilmdebüt nicht weniger als den in Summe bekanntesten und beliebtesten Zombiestreifen aller Zeiten, um ihm ein Remake angedeihen zu lassen. Klingt nicht nach kompliziert?
Nun, wenn man bedenkt, dass Snyder seinerzeit praktisch als Erster mit der geltenden Konvention, dass Untote zu schleichen haben, brach, dann darf man das durchaus als kompliziert bezeichnen. Oder, anders gesagt: Als unangepasst. Snyder muss bewusst gewesen sein, dass er mit dieser Entscheidung anecken würde. Dass er auch Romero selbst, den „Godfather of Zombies“ gegen sich aufbringen könnte – was tatsächlich geschah.
Denn der Regisseur des Originals strafte Snyders Film als „eher ein Videospiel“ ab und befand, dass er „nicht verängstigt sei, wenn Dinge auf ihn zu rännen“ (Quelle). Selbst wenn er den Anfang eigentlich mochte.
Snyders nächster Film löste aufgrund seiner Bildsprache und Geisteshaltung gleich eine noch größere Kontroverse aus. Mit 300 hatte er bei der einen Premiere Buhrufe und bei einer anderen stehende Ovationen provoziert. Der eine preiste die visuell perfekte Umsetzung der Vorlage von Frank Miller, der andere warf dem Film faschistoide und maximal ausgrenzende Tendenzen vor, wenn nur die Stärksten zum Kampf geeignet sind, während andere entweder verweichlicht sind, missgebildete Verräter oder tuntige Perser.

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Was in den 60ern und 70ern die Watchmen waren …

Nein, den einfachen Weg hat der Regisseur zu keiner Zeit beschritten.
Sein dritter Langfilm sollte aber das schwierigste Projekt werden. Mit Watchmen nahm er sich (erneut) eine Graphic Novel vor. Und zwar die gleichnamige vom Catweazle des Comic-Zirkus: Alan Moore. Dessen 1986er Werk ist das Einzige, das vom Time-Magazin unter die 100 besten englischsprachigen Romane gewählt wurde und galt lange als unverfilmbar – nicht zuletzt deshalb, weil Moore das selbst so sah.
Zack Snyder wäre aber nicht Zack Snyder, wenn er nicht genau solche Vorlagen als Herausforderung sähe. Zumal schon andere Regisseure zuvor abgesprungen waren und es nach der künstlerisch vermurksten Alan-Moore-Adaption Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen zu zeigen galt, dass es auch anders gehen kann. Und so machte er über 130 Mio. Dollar bei den produzierenden Studios von Warner Bros., Lionsgate und Paramount locker, um die visuelle Einzigartigkeit der Story umsetzen zu können. Die Vorab-Erwartungen waren entsprechend hoch. Denn man traute es Snyder nach 300 durchaus zu, dass er auch die düstere Geschichte um die etwas anderen Superhelden zum Erfolg machen würde.
Und es begann auch vielversprechend. Immerhin ist Watchmen mit einem Wochenendeinspiel von 55 Mio. Dollar Einspiel nicht schlecht angelaufen – vor allem wenn man die Laufzeit und das R-Rating bedenkt. Allerdings waren die ersten Reaktionen irgendwo zwischen verhalten und schwach, sodass die folgenden Wochenenden drastisch einbrachen und das weltweite Einspiel den Film (inkl. Marketing) nicht in die schwarzen Zahlen brachte.

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… waren die Minutemen in den 40ern

Was war passiert?
Die meiste Kritik gab’s für die Abweichungen von der Vorlage – und zwar nicht die Abweichungen die Figuren oder kleinere Details betreffend, sondern vor allem jene die Moral betreffend.
Tatsächlich muss sich Snyder die Kritik gefallen lassen, dass er einen bestimmten Punkt geopfert hat: Denn wo Moores Vorlage eine düstere Vision einer Parallelwelt ist, in der Nixon in seine dritte! Amtsperiode geht und der Vietnam-Krieg gewonnen wurde; eine Welt, in der er Gewalt zwar nutzt, aber moralisch in Frage stellt, ändert Snyder dies und rechtfertigt sie in seiner Verfilmung.
So gibt es eine bestimmte Szene, in der Walter erzählt, warum er zu Rorschach wurde und es keinen Weg mehr zurück gab. In der Graphic Novel bleibt offen, ob während dieses Rückblicks der Mann das Mädchen wirklich entführt und ermordet hat. Im Film aber gibt er es zu und Rorschach damit die Rechtfertigung für die brutale Hinrichtung (115’00).
Ich erinnere mich daran als 2009 die Blu-ray erschien und ich die damalige Rezension schrieb. Für mich gestaltete sich die erste Stunde nach der tollen Eröffnungssequenz als etwas anstrengend. Gut 50 Minuten lang baut Snyder seine Figuren und das Mysterium um ihr Handeln, das Verbot ihrer Vereinigung sowie die Vergangenheit der Charaktere auf und lässt dabei Tempo weitgehend vermissen. Während er dadurch eine Atmosphäre des zynischen Abgesangs auf Superhelden herauf beschwört und parallel einen interessanten Ansatz liefert, schien er aber nach dieser Stunde zu merken, dass ihm die Leute im Kino vielleicht einschlafen. Also dachte er sich, zwischendurch mal auf die Tube zu drücken. So geschieht es dann nach knapp 61 Minuten (Ultimate Cut: 71 Minuten), dass aus absolut heiterem Himmel eine ebenso brutale wie unnötige Szene urplötzlich für Tempo sorgen soll. Da brechen Nite Owl II und Silk Spectre II einer Truppe von Straßengangstern (mit plakativen Anarcho-Symbolen auf den Shirts, damit wir auch alle wissen, dass es ziemlich schlimme Burschen sind, die man berechtigterweise einen Kopf kürzer machen darf) in Großaufnahme Schienbeine und Unterarme auf dass das Blut spritzt und die Knochen in Richtung Zuschauer ragen.
Nicht falsch verstehen: Ich bin ein großer Fan von Splatter und mag Snyders Remake von Dawn of the Dead – doch hier passt diese eruptive Gewalt so wenig und wirkt derart deplatziert, dass man ungläubig den Kopf schüttelt – und das wird auch beim wiederholten Anschauen nicht besser.

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Jon hatte mit Jenny eine tolle Frau gefunden …

Ob Snyder in diesen Momenten einfach nur von der vorherigen Zähigkeit ablenken oder seinem Faible für Gewaltszenen entsprechen wollte?
Wie die Antwort auch ausfallen mag – Watchmen wirkt dadurch umso unentschlossener und bricht mit seiner eigentlich konsequenten Erzählweise, die mehr an einen Film Noir als an eine Superheldengeschichte erinnert.
Trotz der Länge von 165 Minuten schafft Snyder es zudem nur bedingt, seine episodenhafte Erzählstruktur mit zahlreichen Off-Kommentaren zu einem flüssigen Ganz zu entwickeln. Er konzentriert sich auf Bilder und den passenden Soundtrack – das immerhin macht er perfekt.
Neben Sin City gehört Watchmen zu den visuell am beeindruckendsten umgesetzten Adaptionen – und auch zu den werkgetreuesten. Das, was man fürchtete (nämlich die Unverfilmbarkeit) ist also nicht passiert.
Alleine die großartige Titelsequenz steht der sensationellen von Dawn of the Dead kaum nach. Wo es beim Zombie-Remake Johnny Cashs Man Comes Around ist, das für Gänsehaut zu den brutalen Bildern sorgt, ist es hier Dylans Times They are a-Changing, zu dem man eine Zusammenfassung der Ereignisse der letzten Jahrzehnte erhält. Mit tollem Editing und großartigen Montagen wird das Interesse für die kommenden drei (bzw. dreieinhalb) Stunden geweckt
Ebenfalls gelingt es Snyder darzustellen, dass es in dieser Dekonstruktion von Superhelden kein Gut und kein Böse gibt – immerhin ein zentraler Aspekt der Vorlage.
Dem Zuschauer fehlt ohnehin eine echte Identifikationsfigur: Der Comedian ist ein reaktionäres und kriegslüsternes Arschloch. Rorschach ist völlig gestört und skrupellos. Nite Owl II ist ein introvertierter Typ, der seine sexuellen Probleme mit dem Superheldendasein zu kompensieren sucht. Ozymandias hat einen Gott-Komplex und Silk Spectre II leidet noch immer unter den Erwartungen ihrer Superhelden-Mutter. Bleibt eigentlich nur Dr. Manhattan, dessen Vergangenheit so tragisch verlaufen war.
Doch der so sanfmütig scheinende Mutant scheint für den Tod zahlreicher Ex-Kollegen verantwortlich, die aufgrund der Nähe zu ihm an Krebs erkrankt waren.
Nein, man hat es als Zuschauer nicht leicht. Und wenn man beim Ultimate Cut drei Stunden und 35 Minuten bei der Stange bleiben möchte, muss man schon gutes Sitzfleisch und ein Faible für Snyders fragmentarische Inszenierung haben.

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… bevor ein ungeplanter Unfall aus ihm …

Paramount hat dem Film mit der UHD nun erstmals auch in Deutschland den Zugang zum Ultimate Cut (sowie dem enthaltenen Director’s Cut) möglich gemacht. Die in den USA schon länger erhältliche Ultralang-Version enthält neben dem gut 24 Minuten längeren Director’s Cut auch noch den vollanimierten Kurzfilm Tales of the Black Freighter. Der ist Teil des Watchmen-Universums innerhalb einer Geschichte-in-der-Geschichte.
Ausgaben der Tales-of-the-Black-Freighter-Comics liegen immer wieder bei den Wächtern und die Story Marooned wird vom Teenager Bernie gelesen.
Diese noch einmal gut 26 Minuten wurden dem Director’s Cut nun in mehreren Etappen eingefügt, sodass dieser auf satte 215 Minuten Laufzeit kommt. Ursprünglich wollte man ihn auch in der Kinofassung integriert wissen, sah dann aber eben aufgrund der Laufzeit davon ab und veröffentlichte ihn 2009 innerhalb des Ultimate Cut erstmals in den USA.
Als nun zusätzlicher Bestandteil des Films fügen sich die Szenen nicht immer ganz glücklich in das Gesamtbild ein. Ab und an wird man aus der Real-Handlung herausgerissen und muss sich auf die thematisch völlig andere Szenerie immer wieder aufs Neue einlassen – selbst wenn man in der Story des Piraten eine Analogie zur Figur des Dr. Manhattan erkennen kann.
Übrigens hat diese animierte Kurzgeschichte auch die FSK-18-Freigabe erwirkt, die nun auch auf dem kompletten Film angewendet wurde. Der Director’s Cut selbst wäre trotz zwei/drei blutiger(er) Momente wohl weiterhin eine FSK-16 gewesen.

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… den blau leuchtenden Dr. Manhattan gemacht hat

Bild- und Tonqualität BD

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Rorschach wird in eine Falle gehen

Schon die bisherige 2009er BD von Watchmen zeigte natürlich das stark stilisierte Bild, das Snyders Filmen immer ein Stück weit innewohnt. Allerdings konnte man ihr seinerzeit (und auch heute noch) eine in Close-ups hervorragende Schärfe attestieren, die stets das künstliche Make-up entlarvte. Ob es die verlängerte Nixon-Nase in Robert Wisdoms Gesicht ist oder hinzugeschminkte Fältchen um die Augen von Carla Gugino aka Silk Spectre I. Die zahlreichen, in sehr dunkler Umgebung stattfindenden Szenen, leiden allerdings etwas unter nicht vollständiger Durchzeichnung. Die vorhandene Körnung wurde hingegen wiederum sehr authentisch eingefangen und wirkt filmisch. Hier hätte eine übertriebene Filterung nur für einen wenig natürlichen Wachs-Effekt gesorgt – zumal die Körnung zu Snyders stilisierten Filmen nun mal hervorragend passt. Die größtenteils braune Farbgebung wird mit natürlichen Kontrasten eingefangen und die wenigen Farbtupfer (wie das gelbe Dress von Silk Spectre II oder der blau schimmernde Dr. Manhattan) werden sehr kräftig eingefangen.
Sobald zur Veröffentlichung des Films feststeht, ob die neue Blu-ray mit dem Ultimate Cut eine andere/veränderte Farb- und Kontrastgebung hat, wird das an dieser Stelle nachgeholt und aufgezeigt.
Es steht fest: Die der UHD beiliegende BD nutzt ebenfalls schon das neue Color Grading, das man für die UHD selbst vorgenommen hat. Gegenüber der US-Veröffentlichung ist das ein Unterschied, da dort „nur“ der Dir. Cut mit altem BD-Mastering enthalten ist.
Die neue BD unterscheidet sich deshalb in folgenden Punkten von der alten BD:
Sie ist in den Blautönen etwas magentafarbener, auf neutralgrauen Flächen eine Spur grünlicher – und ihr passiert leider das Gleiche wie unten in den Bildern der UHD zu sehen ist: Sie überstrahlt auf hellen Flächen, was die bisherige BD nicht tat.
Die farbigen Szenen (Dr. Manhattan sowie die Sequenzen auf dem Mars) kommen zwar kräftiger rüber, was aber nicht zwingend auch besser aussieht. Zumal das Goldgelb, in dem die Mars-Sequenzen teilweise gezeigt werden, auf hellen Stellen ebenfalls etwas überstrahlen, wo die alte BD hier durchzeichnet (und eher ockerfarben) bleibt. Dass Dr. Manhatten sichtbar stärker dunkelblau mit Magentaanteilen strahlt, kann einem natürlich gefallen – oder auch nicht.
Während zwar die neue BD etwas dunkler gemastert ist als die bisherige, führt das in den besser ausgeleuchteten Szenen zu etwas mehr Kontrastdynamik. So wirkt bspw. das aus der Entfernung betrachtete Begräbnis des Comedian eindrucksvoller und hat mehr Zeichnung im Gras und in den Nadelbäumen.
Man kann der neuen BD also einerseits einen Vorsprung attestieren, andererseits ärgert das teilweise Überkontrastieren auf hellen Flächen.

Blu-ray (183’45): (Slider ganz nach rechts): Die bisherige BD im direkten Vergleich ….UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … mit der dunkler abgestimmten neuen BD.

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Wird Dan sich das Nite-Owl-Kostüm wieder überstreifen?

Die bisherige Blu-ray von Watchmen enthielt nur eine Dolby-Digital-Tonspur für die deutsche Synchro, während der O-Ton in Dolby True HD vorlag. Diese Kombination ändert sich auch für den Ultimate Cut nicht. Paramount verfolgt hier also weiterhin diese Strategie.
Dabei klingt der DD-Ton gar nicht mal schlecht – auch für heutige Verhältnisse. Die Räumlichkeit der Schläge, die der Comedian einstecken muss (oder die an ihm vorbeizischen) wird zu den Zeitlupen-Einstellungen passend abgeliefert und die Surrounds werden ordentlich gefüllt. Die Schläge und Punches sitzen recht dynamisch und eine Kompression im Stile der jüngsten Disney-Titel findet hier nicht statt.
Dennoch muss man nur auf den englischen True-HD-Sound umschalten, um zu wissen, wie’s eigentlich geht. Der ist zwar erstaunlicherweise (wie sonst häufig) nicht lauter, liefert aber eben genau dieses Mehr an Druck und Wucht, die eine unkomprimierte von einer datenreduzierten Tonspur unterscheidet. Jeder Schlag hat einfach mehr Pfund und kitzelt den Sub spürbar mehr. Wenn Blakes Faust durch die dünne Wand kracht, wirkt das, als wäre es nebenan. Im Deutschen ist das auch räumlich, aber eben nicht derart unmittelbar.
Unmittelbar ist ein gutes Stichwort. Denn was über den deutschen Ton wirklich toll funktioniert, ist Rorschachs Stimme, die reibeisig aus dem Center kommt. Dagegen verlieren alle anderen Stimmen an Präsenz. Wenn es tief in den Basskeller geht, schiebt zwar auch die Synchro anständig an, aber das Rumoren des Antriebs von Archie ist im Original dann doch noch etwas kräftiger (51’20, 135’30).
Dennoch: Für eine DD-Spur mit komprimierter Datenrate schlägt sich Watchmen auch heute noch beachtlich.

Bild- und Tonqualität UHD

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Silk Spectre II sitzt zwischen den Stühlen

Hui-ui-ui – was ist das dunkel, hier. Watchmen war ja immer ziemlich düster. Doch was die UHD hier aus dem Bild macht, ist eine Herausforderung für jeden Projektor oder Fernseher. Ausgehend vom 35mm-Material basiert die UHD nach den verfügbaren Quellen auf einem 2K DI – also vermutlich auf demselben Master, das schon für die Blu-ray genutzt wurde. HDR10 und Dolby Vision gelangten als höhere Kontrastdynamik mit auf die Disk und ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum natürlich ebenso.
Für den Moment bezieht sich der Bildvergleich auf jenen zwischen der UHD und der bisherigen Blu-ray. Sollte die neue Blu-ray, die aktuell dem Test noch nicht zur Verfügung stand, einen anderen Bildeindruck hinterlassen, so wird das hier entsprechend ergänzt.
Die neue Blu-ray wurde nun nachgeliefert, sodass auch ein Vergleich mit dieser möglich ist.
Zunächst zur Beschreibung der UHD gegenüber der bisherigen/alten Blu-ray:
Der erweiterte Farbraum hat nur wenig zu tun. Farben, die man über die Blu-ray noch ein bisschen zu Gesicht bekam, wurden für die UHD noch weiter entsättigt. Selbst das Blau von Dr. Manhattan wirkt weniger konturiert/schattiert. Ganz schlimm hat es den gelben Latex-Body von Silk Spectre erwischt, der irgendwo zwischen mattem orange und beige variiert, während er über die bisherige Blu-ray bisweilen kräftig gelb war (50’06). Außerdem fehlt die Leucht- und Strahlkraft von Lichtquellen. Alles, was eine UHD durch HDR und erweiterten Farbraum eigentlich auszeichnen sollte, wird hier oft ins Gegenteil verkehrt. Wenn man es nicht wüsste, nimmt man schon mal an, die BD wäre die UHD und anders herum.

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Dr. Manhattan war bei geschichtsträchtigen Ereignissen dabei

Es gibt eigentlich nur wenige Momente, in denen die UHD satter und variantenreicher in den Farben wirkt – beispielsweise jene in Vietnam oder auf dem Mars. Bei der Vietnam-Szene kommt die Ultra HD mit mehr Nuancen im Orange – allerdings auf Kosten der Durchzeichnung von Manhattans Six-Pack im Vordergrund (44’40). Dessen „Haut“ wirkt in einigen Einstellungen auch eher ins magentafarbene kippend. Hinzu kommen teils überstrahlte helle Bereiche wie ein sich öffnender Kühlschrank, Spiegelungen auf nassen Straßen oder die Hinterleuchtung eines Kino-Displays, die auch die neue Blu-ray schon vor eine Durchzeichnungs-Herausforderung stellt.
Schaut man sich detailliertere Szenen näher an, so muss man erstaunt feststellen, dass die Detailauflösung gegenüber der bisherigen BD eher schlechter ist – erkennbar bspw. an Zeitungsausschnitten, deren Buchstaben über die Blu-ray etwas klarer bleiben – wobei sich beide Disks hier nicht mit Ruhm bekleckern.
Zwischen HDR10 und Dolby Vision ist noch ein erkennbarer Unterschied vorhanden, denn Dolby Vision ist in den dunkleren Szenen etwas weniger matt und hat etwas mehr Punch in den hellen Momenten, wo die UHD ohnehin etwas dynamischer ist als die Blu-ray.
Insgesamt passt zwar auch dieser reduzierte und nochmals dunklere Look zum Film gerade noch, doch insgesamt ist diese Umsetzung eine Enttäuschung.
Übrigens unterscheiden sich US-Disk und deutsche Fassung im Look etwas voneinander. Beiden gleich ist das entsättigte und dunkle, teils matte Erscheinungsbild. Doch während die deutsche UHD auf neutralen Flächen etwas grünlicher erscheint, ist die US-UHD dort neutraler. Die Szenen auf dem Mars hingegen präsentiert die hiesige UHD deutlich roter, während sie mit der US-UHD eher eine gelbliche Richtung annimmt.
Nun zum Vergleich zwischen neuer BD und der UHD:
Während die neue BD schon ein wenig grünlicher ist als die alte, ist im direkten Vergleich die UHD noch grüner – gut zu sehen bspw. beim grauen Laboreingang nach 83’12, der über die alte BD noch annähernd neutral ist, per UHD aber sichtbar ins Grün tendiert. Gleiches gilt für die Szene an Comedians Grab, in der ähnliche Farbunterschiede sichtbar werden oder bei der Bandage des sterbenden Gefängnisinsassen (140’34). Leider zeigt sich dieser Grünton auch ganz leicht bei Leuchtquellen. Spitzlichter (wie die Scheinwerfer am Gefängnis) wirken über die (neue) BD klarer und subjektiv sogar heller, während die UHD sie mit einem leicht grünlichen und matteren Eindruck produziert (143’38). Noch drastischer wird’s, wenn Nite Owl und Silk Spectre kurz darauf die Treppe runter stürmen. Die UHD liefert hier fast einen Grünton im Matrix-Stil (144’01).
Kräftiger gegenüber der neuen BD ist hingegen das Blau von Dr. Manhattan – auch wenn gegenüber der alten BD die Schattierungen weniger deutlich erscheinen. Im direkten Vergleich zwischen der neuen BD und der UHD ist allerdings deren Detailschärfe bei Schriften besser.

Blu-ray ALT (50’31): (Slider ganz nach rechts): Die bisherige BD war schon nicht die hellste Disk.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD ist selbst bei schummerigem Tageslicht aber bereits arg dunkel.

Blu-ray NEU (183’45): (Slider ganz nach rechts): Dunkler sind neue BD und UHD gegenüber der alten BD beide.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Dazu ist die UHD auch noch sichtbar grünlicher und weniger neutral.

Blu-ray ALT (82’15): (Slider ganz nach rechts): In den braun gehaltenen Umgebungen war die bisherige Blu-ray angenehm natürlich koloriert.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD übertreibt es hier mit einem zu roten Teint.

Blu-ray ALT (86’44): (Slider ganz nach rechts): Bei den neutraleren und helleren Szenen ist die alte BD ebenfalls natürlicher.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD tendiert zu einem leichten Grün auf dem grauen Hintergrund und hat auch hier den roteren Teint.

Blu-ray NEU (86’44): (Slider ganz nach rechts): Die neue BD ist gegenüber der alten in dieser Szene kontrastdynamisch leicht im Vorteil.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD tendiert zu einem leichten Grün auf dem grauen Hintergrund und hat auch hier den roteren Teint.

Die gleiche Szene noch einmal zwischen HDR10 und Dolby Vision (Slider ganz nach links). DV holt ein wenig mehr Helligkeit aus dem Bild heraus und wirkt deshalb etwas kräftiger.

UHD HDR10 DEUTSCH (Slider ganz nach rechts): Das gleiche Bild wie oben im Vergleich zur US-Disk.

UHD HDR10 USA (Slider ganz nach links): Die US-UHD ist wieder etwas neutraler auf dem Hintergrund und hat ein weniger rotes Gesicht.

Blu-ray ALT (157’10): (Slider ganz nach rechts): In den wenigen farbigen Szenen hat die BD zwar weniger sattes Orange, bleibt bei Dr. Manhattan aber durchzeichnet.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD ist hier kräftiger orange und rot. Doch der im ersten Moment subjektiv leuchtendere Dr. Manhattan lässt Zeichnung vermissen.

UHD HDR10 DEUTSCH (157’10): (Slider ganz nach rechts): Noch einmal ein Vergleich zwischen der US UHD und der hiesigen. Die deutsche mit der deutlichen Rotgold-Tendenz.

UHD HDR10 USA (Slider ganz nach links): Die US-Version hier deutlich gelb-goldener.

Blu-ray (19’05): (Slider ganz nach rechts): Ein weiteres Problem der UHD wie auch der neuen BD: Überstrahlende helle Flächen in dunklen Szenen. Hier wurde die Belichtung explizit auf die nasse Fläche auf der Straße gesetzt, weshalb der rechte Bildbereich außer Acht gelassen werden sollte, da es im laufenden Bild dort nicht so dunkel ist. Über die BD bleibt die Straße durchzeichnet.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD lässt das einfallende Licht bläulich überstrahlen.

Blu-ray (49’44): (Slider ganz nach rechts): Schön gelb erschien das Outfit von Silk Spectre über die alte BD.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Arg orange bis rostrot ist es über die UHD. Auch hier wieder gut zu sehen: Dr. Manhattan hat weniger Schattierung und Kontrast.

Blu-ray NEU (164’40): (Slider ganz nach rechts): In Bildausschnitten ist die neue Blu-ray nicht ganz so gut aufgelöst.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD ist hier besser. Allerdings gibt es auch Vergleichsmomente zwischen UHD und alter BD, in der die bisherige Blu-ray klarer konturiert erschien.

Das Bild im Ganzen zum Größenvergleich
Keine Änderung beim Ton. Auch die UHD bietet nur die DD-Spur fürs Deutsche und den bekannten True-HD-Sound für den Originalton.

Bonusmaterial

Für Bonusmaterial war auf BD und UHD leider kein Platz mehr.

Fazit

Watchmen ist zweifelsohne visuell überwältigend und hält auch heute noch tricktechnisch mit. Außerdem ist Snyders Film eine mutige Anti-Superheldengeschichte, die gängige Klischees von Säubermänner-Helden dekonstruiert. Gleichzeitig kämpft die Umsetzung aber auch mit ein paar Problemen, von denen die unpassend gewalttätigen Szenen ein Beispiel sind. Es bleibt auch zehn Jahre nach dem Erscheinen ein eher zwiespältiger Eindruck zurück, den auch der Ultimate Cut nicht ändert.
Die zusätzlichen Szenen des Director’s Cut wirken in großen Teilen noch schlüssig und charaktervertiefend. Die integrierten Szenen des animierten Tails of the Black Frighter zerstören aber immer wieder den Fluss der Geschichte und tun auch kaum etwas hinzu. Da man im Grundmenü der beiden Disks keine Auswahlmöglichkeit hat, bleibt dem Käufer hier bei BD und UHD nur diese eine Fassung des Films. Auf der anderen Seite ist es auch die einzige Möglichkeit, endlich den Dir. Cut in deutsch sehen zu können. Die erweiterten Szenen wurden natürlich allesamt nachvertont und weichen tonal nicht von den Szenen der Kinofassung ab.
Technisch gesehen liefert die UHD keine neuen Tonspuren und ein über weite Strecken dunkleres und in Teilen matteres Bild. Lediglich in den wenigen farbigen Szenen kann die UHD mehr Eindruck hinterlassen als die Blu-ray. Die neue BD ist etwas kontrastreicher, aber teils auch dunkler und hat gegenüber der UHD den neutraleren, weniger grünlichen Look. Wer nicht auf das letzte Quäntchen Detailauflösung pocht und lieber neutralere Oberflächen anschaut, ist mit der neuen BD besser bedient – zumal die Tonspuren identisch sind.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD (alt): 85% (innerhalb einer BD-Bewertung)
Bildqualität BD (neu): 80% (innerhalb einer BD-Bewertung)
Bildqualität UHD: 70% (innerhalb einer UHD-Bewertung)

Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 90% (innerhalb einer DD-Bewertung)
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 90% (innerhalb einer True-HD-Bewertung)

Bonusmaterial: 0%
Film: 70%

Anbieter: Paramount Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2009
Regie: Zack Snyder
Darsteller: Malin Akerman, Billy Crudup, Matthew Goode, Jackie Earle Haley, Jeffrey Dean Morgan, Patrick Wilson, Carla Gugino, Matt Frewer, Stephen McHattie
Tonformate BD/UHD: Dolby True HD: en // Dolby Digital 5.1: de
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 215
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-100
Real 4K: Nein (2K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
Maximale Lichtstärke: keine Angabe (USA: 500 Nit)
FSK: 18

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © Paramount Pictures. Alle Rechte vorbehalten)

Trailer zu Watchmen

Watchmen - Official Trailer [HD]

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7 Kommentare
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Case39

Nee doofe Frage. Ist denn der Directors Cut auf der neuen BD und UHD, einueln auswählbar?

Alain

Hallo Timo,

Wird die neue Steelbook – Edition von Watchmen besser sein vom 4K Bild als die ältere Version oder identisch ?

dirk

Uff – schade, da behalte ich lieber meine UK-Bluray mit dem normalen Directors Cut. Die Zeichentrickszenen im Ultimate Cut finde ich komplett unpassend und aus dem Geschehen reißend. Der True-HD O-Ton ist auch Bombe!

Denis

Watchmen (Ultimate Cut) auf iTunes ist um Extras und die Kinofassung erweitert worden. Wie die Bildqualität der Kinofassung ist, muss ich auf Apple TV4K prüfen. Schöne Entwicklung.

Denis

Die Kinofassung ist (derzeit?) in HD und SDR. Trotzdem schön.

Schade, dass die erste Veröffentlichung bei iTunes auch durch die neue Kinofassung ersetzt worden ist.