Blu-ray Review
OT: We Are Still Here
Kellerkinder
Überraschung: Hier kommt ein wirklich guter Haunted-House-Thriller.
Inhalt
Paul und Anne Saccheti haben vor kurzem ihren Sohn verloren und suchen in der Ferne einen Neuanfang. Also ziehen sie von der Stadt in ein Herrenhaus irgendwo auf dem verschneiten Land. Dort, so erfahren sie an einem der ersten Abende von einem benachbarten Pärchen, haben einmal gruselige Dinge mit Toten stattgefunden, weshalb die zwei Nachbarn den Neuankömmlingen auch vermitteln, dass das Haus “eine Familie brauche”. Komisch wird es erstmals, als der Keller irgendwie nicht von einem bestimmten Geruch zu befreien ist. Noch seltsamer verhalten sich nur die Einheimischen, die den Neuen ziemlich feindselig begegnen. Um der Sache auf den Grund zu gehen, laden Paul und Anne das befreundete Paar Jacob und May ein. Die Zwei haben einen Draht zu okkulten Begebenheiten und mögen doch bitte herausfinden, was in dem Haus los ist. Derweil sorgen die Geister der Toten im Anwesen für Unruhe und Schrecken …
Ja was ist denn hier los?? Sind wir wirklich in einem Haunted-House-Horrorthriller? Sollte es möglich sein, dass dieses ausgenudelte Genre in diesem Fall schon von Beginn an überrascht? Kein Vorfilm mit “Taten” des bösen Anwesens, keine Familie mit kleinem Kind, die aufgrund einer Job-Neuorientierung des Vaters unbedingt ins gottverlassene Hinterland ziehen muss und auch keine hippen Highschool-Teens, die mit ständig laufender Actioncam sich und ihre Albernheiten filmen. Nein, hier geht es so oldschool zu, dass man sich glattweg in einem 80er-Jahre-Werk vermuten könnte. Die Protagonisten haben nicht nur die 20er, sondern sogar schon die 30er und 40er Jahre überschritten und rekrutieren sich aus gestandenen Genrevetarenen. So hat Barbara Crampton, die die Anne verkörpert, schon in Stuart Gordons Castle Freak oder in From Beyond mitgespielt. Letzterer basiert ebenso wie We Are Still Here auf einer auf einer Geschichte von H.P. Lovecraft, wobei das hier im Fall des Regiedebüts von Ted Geoghegan eher lose ist. Andrew Sensening (Paul Saccheti) hat zwar erst Anfang der 2000er Jahre mit der Schauspielerei in Filmen (zuvor war er Theaterdarsteller) begonnen, ist seitdem aber einer der meistbeschäftigten Darsteller seiner Altersklasse überhaupt. Und Larry Fessenden schließlich, der Jacob (den flippigen Freund der Sacchetis) spielt, dürfte jedem bekannt sein, der sich im Horrorgenre auch nur etwas auskennt (unter anderem aus: We Are What We Are, Hellbenders, Ben & Mickey vs. the Dead). Auch optisch orientiert sich We Are Still Here an den Spukhausfilmen der 70er und 80er, setzt auf altmodische Klamotten, lange Einstellungen und intensives Licht- und Schattenspiel. Die kühle Atmosphäre der winterlichen Stimmung tut ihr Übriges dazu, dass der Film sich wohltuend von den gelackten Vertretern der New-Horror-Welle absetzt. Apropos Atmosphäre: Während das Innere des Hauses während der ersten halben Stunde noch von sehr schleichenden Gruselelementen gezeichnet ist, sind die nach knapp 40 Minuten einsetzenden Schockeffekte umso überraschender und noch dazu perfekt getimed. Was We Are Still Here dann im Finale an Splattermomenten abfackelt kommt ebenso unerwartet wie drastisch und lässt die FSK-16-Freigabe wie einen schlechten Witz wirken. Mancher FSK-18-Film wurde um Szenen, die man hier in Großaufnahme bekommt, schon durch die Schere erleichtert, um überhaupt verkauft werden zu können. Den Genrefan freut das natürlich, zumal es in seiner Drastik die vorherige Stimmung konterkariert, was hier ausnahmsweise gut funkioniert und passt, weil es zu einem vollkommen unerwarteten Ende führt.
Bild- und Tonqualität
Filme der 70er waren meist unscharf und weich, dazu nicht sonderlich kontrastreich. Und so sieht es dann auch bei We Are Still Here aus, dessen Kontrastumfang gering bleibt und der in den hellen Szenen deutlich überstrahlt. Schwarz ist nicht wirklich satt und Farben wirken verwaschen und ausgeblichen. Dazu kommt auch noch eine Randunschärfe, die den ohnehin schon soften Eindruck noch flacher wirken lässt.
Während das Bild sich dem gewollten 70er-Jahre-Look anpasst, kann der Sound von We Are Still Here durchaus moderne Akzente setzen. So erklingen die Töne und Sounds der Geister gerne mal direktional über die Lautsprecher verteilt und während der rasanteren Szenen tummeln sich viele Effekte im Raum. Auch der Filmscore bleibt offen und luftig.
Bonusmaterial
Das siebenminütige Behind the Scenes, das sich neben Trailern und Programmtipps im Bonusmaterial von We Are Still Here versteckt, zeigt nicht nur kurze Szenen von den Dreharbeiten, sondern klärt vor allem auf, wie Produzent, Regisseur und Cast zusammenkamen.
Fazit
We Are Still Here – Haus des Grauens ist ein überraschend oldschooliger und genauso gelungener Haunted-House-Horrorthriller, der sich zum Ende hin krass steigert und jedem gefallen wird, der mit den 70er- und 80er-Jahre-Genrefilmen groß geworden ist.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 20%
Film: 75%
Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Ted Geoghegan
Darsteller: Barbara Crampton, Andrew Sensenig, Lisa Marie, Larry Fessenden, Monte Markham, Susan Gibney
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 84
Codec: AVC
FSK: 16 (ungeschnitten)