Blu-ray Review
OT: We Are Zombies
Die tun nix
Zombie-Splatter-Komödie, Klappe die 1.257 …
Inhalt
Die Toten sind unter uns. Und das schon länger. Und vor allem zahlreich. Die Erde muss mit einem schlagartigen Wachstum von weit über 50 Prozent klarkommen und mit diesen Untoten irgendwie umgehen. Denn die dusseligen Zombies tun nicht einfach das, was sie immer tun. Nein, sie sind einfach nur da. Sitzen faul(end) auf dem Sofa, schnorren andere um Geld an oder tun irgendein anderes Nichts. Und das wird langsam zum Problem. Denn wie soll die Gesellschaft mit diesen Milliarden an Taugenichtsen umgehen? Die Coleman Corporation macht aus der Situation das Beste: Geld. Sie lässt Zombies von Anverwandten, die keine Lust mehr auf den fauligen Geruch in der Wohnungen haben, durch Headhunter abholen, um an den untoten Hirnen Forschung zu betreiben. Einen dieser Aufträge fängt Maggie Neard ab und gemeinsam mit ihrem Halbbruder Karl und dem gemeinsamen Kumpel Freddy Mercks beschließt man, die Abholung selbst vorzunehmen und den Untoten an Schwarzmarkthändler Don zu verkaufen. Der wiederum verscherbelt die Zombies unter anderem an Performancekünstler Otto. Die echten Headhunter kommen dem Betrüger-Trio allerdings schnell auf die Spur und entführen Karls Oma als Druckmittel. Sie wollen das Geld von Karl, Freddy und Maggie zurück, das sie durch den Verlust des Toten verloren haben. Um das zu erreichen, nehmen die drei Kontakt zu Don auf. Aber sollte man einen Zombieschwarzmarkthändlerhalsabschneider wirklich um Geld bitten …?
Ach ja, der gute alte Zombiefilm. Abgenudelt und Ausgedudelt bis zum Gehtnichtmehr. Alles schon gesehen, alles schon zigfach wiedergekäut. Von schlurfenden Untoten über rennende Untote bis hin zu verliebten Untoten und untoten Töchtern, um die man sich trotz der Gefahr kümmert. Von Baby-Zombies bis hin zu Zombiehunden, von kaffeesüchtigen Untoten bis hin zu solchen, die mit Vinylschallplatten beworfen werden. Doch stopp, Moment. Gab’s schon Zombies, die KEINE Hirne fressen oder Gedärme ausweiden wollten? Gab’s schon solche, die untot vor sich hin schlurften, ohne jemandem schaden zu wollen? Falls ja, sage man mir Bescheid. Ich kenne jedenfalls kein Pendant mit ähnlicher Prämisse aus dem Zombiefilm-Genre.
*und es ist passiert. Leser Mattes machte mich auf Fido aufmerksam. Auch wenn’s dort streng genommen ein technisches Feature ist, was die Zombies harmlos werden lässt.
In We Are Zombies sind die Untoten allerdings nicht „lebende Tote“, sondern „Lebensbeeinträchtigte“. Denn, so viel ist klar: Man darf/sollte/muss den Zombies selbstverständlich politisch korrekt begegnen. Was sich das Regietrio François Simard, Anouk Whissell und Yoann-Karl Whissell (Genrefans besser bekannt als Roadkill Superstars, bzw. RKSS) hier aus den drei eigenen und höchst lebendigen kreativen Köpfen gesaugt hat, bietet tatsächlich so etwas wie frischen Wind im Genre. Für eben solchen sorgten die drei zuvor bereits mit Turbo Kid, den ich in meiner Rezension als Ritter der Kokosnuss der postapokalyptischen Endzeitfilme bezeichnet habe. Drei Jahre später folgte mit Summer of ’84 ein weiterer Ausflug ins Horrorfach und jetzt nimmt man sich also den Zombiefilm zur Brust. Basieren lässt man das Ganze auf der Comic-Reihe The Zombies That Ate the World, in dem es ein Trio aus Zombiejägern mit allerlei Freaks zu tun bekommt.
RKSS wurden bereits vor zehn Jahren, während der Postproduktion zu Turbo Kid auf den Comic aufmerksam, auf dem We Are Zombies basiert. Und da sie den Ansatz extrem erfrischend fanden, waren sie sofort Feuer und Flamme (oder besser Gehirnmasse und Gedärm?), die Story zu verfilmen. Nicht zuletzt, weil es unverkennbare Ähnlichkeiten zwischen den drei Hauptfiguren der Geschichte und dem Regie-Trio selbst gibt (und damit ist nicht nur die Geschlechterverteilung gemeint). Da aber auch hier, wie schon bei den anderen Filmen des Trios, das Budget eher im Mikrobereich angesiedelt war, musste man Kompromisse eingehen. Und kreativ sein. Für die praktischen Effekte waren die zwei Teams aus Rémy Couture und Jean-Francois Bruneau sowie Jean-Mathieu Bérubé und Carlo Harrietha zuständig. Und was die vier gezaubert haben, ist aller Ehren wert. Schon die ersten Zombiemasken fallen gelungen aus und werden nach 46 Minuten bei einem blutigen Autounfall, sowie in der Kreatur nach 56 Minuten auf einen vorläufigen Höhepunkt gehievt. All das wird in den letzten 20 Minuten allerdings noch mal deutlich getoppt, wenn das Blutbad nicht einmal vor Mutter Teresa Halt macht.
Bevor es aber in das deftige Finale geht, bekommt man einiges an Exposition. Die drei Hauptfiguren werden auf humorvolle und ihr Nerdentum augenzwinkernd aufs Korn nehmende Art und Weise vorgestellt. Es sind drei Geeks, wie sie im Buche stehen. Ja, das ist klischeehaft. Aber wenn man sich so genüsslich über Stereotypen amüsieren kann, kann man’s wirklich niemandem übel nehmen. Zumal sich das Filmemacher-Team selbst als Nerds bezeichnet und sicherlich nicht nur eine persönliche Eigenschaft in die Charakterisierung der drei Hauptfiguren hat einfließen lassen. Deren Witz unterscheidet sich in infantil (Freddy), triebgesteuert (Karl) und sarkastisch (Maggie). Letztere hat definitiv die meisten und besten Lacher auf ihrer Seite, wobei der Mix aus Albernheit und Sex der beiden anderen nicht über die Maßen anstrengend ist (wie so oft in anderen Filmen). Außerdem sind witzige Wortspiele und zahlreiche Querverweise auf die Filmhistorie integriert worden. Wenn aus der MILF die ZILF wird oder Pulp Fiction nicht nur in der „Haltet das Maul“-Szene, sondern auch in der Situationskomik zitiert wird, dann ist das so erfrischend wie unterhaltsam. Was We Are Zombies allerdings etwas ausbremst, ist seine fragmentarische Inszenierung. Ein echter roter Faden scheint in der Story nicht vorhanden zu sein, was die Struktur episodenhaft und zerstückelt erscheinen lässt. Wobei, Letzteres passt ja irgendwie wieder zum Zombiefilm. Und eigentlich kann man es Whissell, Simard und Whissell auch gar nicht übelnehmen. Dafür ist das fertige Produkt zu charmant, nerdig, verspielt, zitatenreich und (oft) sehr witzig.
Bild- und Tonqualität BD
Die Blu-ray von We Are Zombies zeigt sich mit einem sichtbar digitalen Bild, das über weite Strecken sehr glatt und rauscharm erscheint. Hier und da zeigt sich auf Hintergrundoberflächen oder in den dunkleren Szenen noch ein leichtes Digitalrauschen, doch in Summe geht’s hier schon sehr ruhig zu. Allerdings auch etwas flach. So richtige Dreidimensionalität, bzw. Plastizität, erreicht das Bild nicht. Auch Close-ups könnten durchweg schärfer sein und Halbtotale sind ohnehin eher detailarm in der Tiefe. In Anbetracht des geringen Budgets geht das Bild aber durchweg in Ordnung. Das hat man in ähnlichen Genreproduktionen auch schon schlechter gesehen. Was gut funktioniert, sind die Kontraste. Helle Flächen haben Punch, überstrahlen aber nicht. Dunkle Bereiche bleiben durchzeichnet und versumpfen nicht. Die grundsätzliche Farbgebung tendiert etwas ins Orange, wechselt aber im Schwarzlicht nach 25 Minuten auch mal ins Violette. Was Capelight mittlerweile hervorragend kann, ist Encoding. Nimmt man das leichte Digitalrauschen im Himmel bei 36’53, so sieht das durchweg harmonisch und ohne jede Art von Cluster-Ansammlung, bzw. softere Stellen aus. Die Blu-ray und UHD Blu-ray kommen mit DTS-HD-Master-Tonspuren fürs Deutsche und Englische. Und beide Tonfassungen klingen absolut annehmbar. Der Tiefbass grollt direkt zu Beginn nach nicht einmal einer Minute bereits bedrohlich, während der Untote auf den Imbiss zu schlurft. Selbst wenn es in Summe nicht allzu viele Anlässe für dynamische Attacken gibt, setzt die Filmmusik immer wieder Akzente und wenn’s nach 46 Minuten zu einem Autounfall kommt, reißt es auch mal in puncto Dynamik aus. We Are Zombies ist aber kein Actionfeuerwerk mit pausenloser Beschallung aus allen Speakern. Dafür fehlt es an entsprechenden Soundeffekten, mit denen man sich hier (vermutlich auch aus finanziellen Gründen) zurückhalten musste.
Bild- und Tonqualität UHD
We Are Zombies wurde mit der RED DSMC2 Monstro gefilmt, die nativ in 8K aufzeichnet. Es ist (ohne es genau zu wissen), davon auszugehen, dass das finale Material über ein 4K-DI gemastert wurde, was sich im laufenden Bild und im Vergleich zur Blu-ray als angenommene Prämisse möglicherweise noch intensivieren lässt. Capelight liefert die 4K-Disk mit HDR10- und Dolby-Vision-Grading nebst einem im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum aus. Grundsätzlich ist das Bild etwas dunkler als jenes der Blu-ray, was nicht verwundert, aber auch nicht dramatisch deutlich ausfällt. Schwarzwerte bekommen auf diese Weise etwas mehr Punch, während Spitzlichter durchaus HDR-Feeling versprühen, werden sie doch sichtbar prägnanter ausgegeben. Außerdem ist die Zeichnung auf hellen Flächen besser, bleiben mehr Schattierungen in Lichtquellen erkennbar. Hautfarben verlieren etwas das Gelbliche und kommen gesünder braun zum Betrachter, während Rot- und Orangetöne etwas kräftiger erscheinen. Erkennbar besser ist auch die Auflösung: So zu erkennen, beim Wegweiser-Schild nach 36’54, auf dem nun klar und deutlich die einzelnen Buchstaben zu erkennen sind. Jetzt weiß man, wo der „Employees Parkplatz“ oder die „Administration“ ist, was man über die Blu-ray noch erraten musste. Der Detailtiefe hilft zudem, dass das Encoding noch einmal feineres Digitalrauschen ermöglicht und die Oberflächen dadurch homogener und gleichmäßiger erscheinen. Das Einzige, das man der 4K-Disk vorwerfen könnte, sind ganz vereinzelt zu erkennende grüne Rauschpartikel auf den helleren Stellen des Bildes (im Screenshot unten am Popcorn zu erkennen).
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Allerdings liegen hier keine Welten dazwischen. Es gab schon dunklere HDR-Scheiben.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … dass die 4K-Disk sichtbar mehr Auflösung hat. Hier zu erkennen: Die grünen Rauschpartikel auf den hellen Bereichen.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Schon aus der Entfernung erkennbar schärfer: die 4K-Disk.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … wird’s an sämtlichen Details sichtbar. Gesicht, Haare, Mund, Falten, Brille, Häkelmuster im Kleid etc.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links):
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die 4K-Disk löst das Rauschen feiner und homogener auf.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … dem empfehle ich so eine 5-Euro-Brille aus dem Drogeriemarkt 😉
Bonusmaterial
Beim Bonusmaterial gibt’s leider nicht mehr als die Trailer auf den Disks. Dazu das 24-seitige Booklet mit einem Interview, das Dominic Saxl mit François Simard und Yoann-Karl Whissell beim Internationalen Festival des fantastischen Films im katalanischen Sitges im Oktober 2023 geführt hat.
Fazit
We Are Zombies merkt man zwar an, dass das Regie-Trio Kompromisse machten musste und längst nicht alles integrieren konnte, doch er bringt nach der zigsten unoriginellen Zombiefilmverwurstung tatsächlich etwas frischen Wind ins Genre. Und das alleine ist Grund genug, hier zuzugreifen. Vor allem, wenn’s so charmant und dem Genre verbunden in Szene gesetzt wurde. Während die Blu-ray für sich genommen bereits recht gute Qualität abliefert, wird sie von der 4K-Scheibe in der Detailtiefe abgehängt. Akustisch sind keine Wunder zu erwarten. Es wurde aber auch nicht dynamikkomprimiert, sodass man hier das bekommt, was ursprünglich gemastert wurde.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 70%
Bildqualität UHD: 75%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 65%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 65%
Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: CA/F 2023
Regie: François Simard, Anouk Whissell, Yoann-Karl Whissell
Darsteller: Alexandre Nachi, Derek Johns, Megan Peta Hill, Vincent Leclerc, Benz Antoine, Carlo Mestroni,
Tonformate BD/UHD: dts-HD-Master 5.1: de, en
Untertitel: de
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 80
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66/BD-100
Real 4K: vermutlich Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
Maximale Lichtstärke: –
FSK: 18 (ungeschnitten)
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Capelight Pictures)
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So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischem Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.
Großartiges Vorschaubild mal wieder!
Danke.
Hehe. Man braucht aber eine Lupe 😉
Endlich Zombies, die mehr als nur Hirn suchen, sie jagen jetzt auch nach der Fernbedienung!
😀
Direkt vorbestellt, danke!