Weltengänger

Blu-ray Review

weltengaenger blu-ray review cover
Capelight Pictures, 07.09.2018

OT: Chernovik

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Der Zöllner

Russisches Fantasy-Kino im Stile von Matrix.

Inhalt

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Kirills Schwarm Anna

Computerspiel-Designer Kirill hat gerade als Angestellter mit seiner Firma einen bahnbrechenden Titel verwirklicht und kann sich vor Angeboten aus dem Ausland gar nicht retten. Nur privat läuft’s nicht so, weil ihm sein Schwarm (mal wieder) den Laufpass gegeben hat. Das allerdings ist noch gar nichts gegen das, was ihn eines Abends zuhause erwartet. Beim Betreten seiner Wohnung tritt ihm eine wildfremde Frau entgegen, die behauptet, dass es ihre Unterkunft sei. Zwar können sich seine Nachbarn an Kirill erinnern, doch bei den Arbeitskollegen sieht das schon anders aus. Sein Job existiert nämlich auch nicht mehr. Selbst sein bester Kumpel verliert die Erinnerung an ihn. Als er sich auf Spurensuche begibt, wird es immer mysteriöser. Denn die neue Bewohnerin seiner Bude nötigt ihn, sie umzubringen. Mit den Worten „wir haben es geschafft“ haucht sie ihr Leben aus. Doch sie ist mitnichten tot. Kurz darauf taucht sie in einem Turm auf, den Kirill bezogen hat. Die Dame erklärt ihm, dass er nun ein Zöllner zwischen den Welten ist. Das wiederum ist nicht so ganz Kirills Ding, will er doch eigentlich nur sein altes Leben und seine alte Liebe Anna wiederhaben …

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Wer oder was ist die unbekannte Dame, die in Kirills Wohnung lebt?

2004 erschien vollkommen überraschend ein Sci-Fi-/Fantasy-Film aus Russland auf dem internationalen Parkett, mit dem keiner so richtig gerechnet hatte. Timur Bekmambetovs Nicht Watch zog den Zuschauer in eine äußerst packende und visuell einzigartige Parallelwelt, die mit Day Watch 2006 fortgesetzt wurde. Die Vorlage für beide Filme lieferte Graphic Novelist Sergei Lukjanenko. Zwar kam es nie zur Vollendung der eigentlich dreiteiligen Geschichte, doch nun gibt’s mit Weltengänger eine weitere Verfilmung seiner Geschichten. Im Grunde gar nicht so weit voneinander entfernt, gibt es auch hier eine parallele Welt, in der Dinge auf den Kopf gestellt scheinen und die Hauptfigur erst einmal nicht so richtig weiß, was mit ihr geschieht.
Das weiß der Zuschauer hier allerdings auch erst einmal nicht so recht. Denn ebenso unvermittelt wie Kirill in seine neue Rolle geworfen wird, muss man als Betrachter damit zurechtkommen, dass er wie aus dem Nichts umherwirbelt und sich mit einer mechanischen Matrjoschka im Ninja-Stil duelliert. Hauptsächlich nutzt Weltengänger sein Szenario, um zu zeigen, dass Russland in puncto Visuelle Effekte durchaus im Kanon der großen internationalen Filmstudios mitspielen möchte. Oft gelingt das auch, wenngleich es auch Momente gibt, in denen reale Objekte vor digitalen Hintergründen mit sichtbaren Halo-Umrissen zu erblicken sind. Funktionieren tut’s aber richtig gut, wenn sich das Parkett im Turm selbst zusammenlegt. Und auch die totenkopfartige Maskerade, die sich auf Kirills Gesicht legt, wenn er sich zu weit aus seiner neuen Welt bewegt, sieht klasse aus.

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Der neue „Zöllner“ macht sich mit der Parallelwelt vertraut

Leider schleichen sich über die fast zwei Stunden Laufzeit schon mal Längen ein, die auch schön-kontrastreiche Bilder von karibischen Sandstränden und der verschneiten Großstadt Moskau nicht kaschieren können. Die Love-Story zwischen Kirill und Anna will nicht so recht zünden und die Figuren bleiben durchweg oberflächlich. Bisweilen vermag man nicht so recht zu folgen – aber nicht, weil es so kompliziert ist, sondern weil sich Weltengänger nur bedingt Mühe gibt, seine Geschichte stringent zu erzählen. Man muss sich also visuell berauschen lassen und auch über die Optik gewisse Zusammenhänge erschließen, was im Falle von historischen Verweisen im Finale ganz gut klappt. Es ist natürlich schon gewöhnungsbedürftig, sich an fliegende Matruschka-Drohnen zu gewöhnen – das schrappt schon haarscharf am Albernen vorbei.
Überzeugend sind die Kampfszenen zum Schluss, die durchaus sichtbar an Matrix angelehnt sind.

Bild- und Tonqualität

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Ein Traum, so eine parallele Welt vor der eigenen Tür

Weltengänger beginnt mit einem recht analogen und authentisch filmischem Look, der auch nicht vor einem gewissen Korn zurückschreckt. Die Schärfe gerät durchweg sehr gut, kratzt bisweilen sogar an der Grenze zur Überschärfung (22’44). Dennoch: Das sieht schon beeindruckend aus.
Gewöhnen muss man sich an die ganz offensichtlich bewusst erzeugten künstlichen Nachzieher, die wie Stroboskop-Effekte aussehen (7’14, 66’14 und andere Stellen). Außerdem ruckeln die Bilder der Parallelwelt teilw. An der Komprimierung der Blu-ray kann es nicht liegen – sie läuft beständig mit 25Mbit/s oder mehr. Kräftig geraten die Kontraste und Farben, die teils beeindruckend hervorstechen.
Mit reichhaltigen Effekten baut sich schon die kurze Titelsequenz akustisch auf und bietet eine breite Bühne. Der russische Popsong legt danach zwar ein bisschen brummelig los, hat aber durchaus Volumen. Ebenso brummt es während immer mal wieder aus dem Subwoofer, um ein gewisses Bedrohungsgefühl aufzubauen und zu halten. Schön effektvoll gestaltet sich die Atmosphäre im Turm, der praktisch an allen Stellen knarzt und im Gebälk kracht.

Bonusmaterial

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Freund oder Feind?

Im Bonusmaterial von Weltengänger findet sich der Trailer neben einigen Programmtipps des Anbieters. Am schönsten ist aber das wertige Steelbook.

Fazit

Weltengänger ist visuell einfallsreich und vermischt seine Geschichte teilweise überzeugend mit bekannten Vorbildern wie Matrix. Bleibt abzuwarten, ob eine Fortsetzung die Geschichte der zweiteiligen Vorlage zu einem überzeugenden Abschluss bringt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: capelight pictures
Land/Jahr: Russland 2018
Regie: Sergei Mokritsky
Darsteller: Nikita Wolkow, Severija Janusauskaite, Julia Peresild
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, ru
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 116
Codec: AVC
FSK: 12

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter capelight pictures)

Trailer zu Weltengänger

Trailer WELTENGÄNGER (Deutsch)

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2 Kommentare
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Vincent Voß

Abgesehen von der welt die im film erschaffen wurde, die meines erachtens ein absolut unübertreffliches potenzial hat, ist der rest des films eine peinlich zu beobachtende farce und ich habe das gefühl mich gegenüber der regie und dem wahrscheinlich tausendmal besser geschriebenen buch fremd zu schämen.

Der start des films und dessen bezug auf die verrwirtheit des protagonisten kirill ist gut umgesetzt da man als zuschauer einer fast schon grenzenlosen verwirrtheit ausgesetzt ist und schon neidisch auf kirill ist da er alles anscheinend zu verstehen scheint.

Schlecht eingesetzte zeitsprünge und fehlende rote fäden machen diesen film unansehnlich und selbst ein Laie wie ich könnte aus dieser welt einen besseren Kassenschlager machen.

Alles in allem
2/10 punkten
Fazit: betrinken und barschlägerei ist leichter.

Beppi

Sorry, selten solch einen Blödsinn gesehen!