Wenn ich bleibe

Blu-ray Review

Wenn ich bleibe If I stay Blu-ray Review Cover
20th Century Fox, seit 21.01.2015

OT: If I Stay

 


Den eigenen Platz finden

Chloe Grace Moretz brilliert in diesem ebenso melodramatischen wie charmanten und witzigen Film.

Inhalt

Mia ist 18 Jahre alt, geht zum College und hat vermutlich die coolsten Eltern der Welt. Ihr Vater, der früher in einer Rockband war, ist der lässigste Lehrer weit und breit, die Mutter spielt am Frühstückstisch schon mit dem jüngeren Bruder Luftschlagzeug und während der Autofahrt wird Iggy Pop gehört – selbstverständlich jedoch nur alles bis 1978! Gerade lernt sie noch dazu den gutaussehenden Jungrocker Adam kennen, der Frontmann einer Alternative-Band ist. Dann platzt mitten ins Leben hinein ein Autounfall, der Mia und ihre Familie schwer verletzt. Als Mia aufwacht, transportiert man ihren Körper gerade in den Krankenwagen. Von nun an beobachtet sie die Dinge, bekommt mit, wie schwer der Unfall ihre Eltern getroffen hat und steht irgendwann vor der Entscheidung, ins Leben zurückzukehren – ein Leben, das nie mehr so wird, wie es mal war, oder Abschied zu nehmen von dieser Welt …

Chloe Grace Moretz ist eine Große! Das wissen aufgeschlossene Cineasten schon seit dem grandiosen (500) Days of Summer und Mainstreamschauer spätestens seit Kick-Ass. Mühelos variiert sie ihre Rollen, ist mal die glaubwürdig-taffe Superheldin und mal das sensible junge Mädchen. Mit Wenn ich bleibe setzt sie ihren bisherigen Leistungen vorerst die Krone auf. Praktisch mühelos schultert sie diesen Mix aus Coming-of-Age-Drama, Romanze, Fantasy und Tragödie, zeigt sich zum ersten Mal auch als begehrenswerte junge Dame, die ihre erste Verliebtheit genießt. Im Rennen um die Hauptrolle war übrigens auch Dakota Fanning. Sicher wäre das auch eine gute Alternative gewesen, aber Moretz spielt diesen Alternativ-Gedanken einfach selbstbewusst in Grund und Boden. Auch Jamie Blackley aus Snow White and the Huntsman hat die Sympathien auf seiner Seite, ist er doch cool, ohne überheblich oder gekünstelt zu wirken. Mireille Enos und Joshua Leonard als superlockere Eltern ergänzen das hervorragende Ensemble. Standbein #1 von Wenn ich bleibe sind demnach die Darsteller.

Da man auf einem Bein bekanntlich zumindest nicht lange stehen kann, gibt’s gleich noch das Zweite hinterher, und das ist die Musik des Films. Wer bisher dachte, junger und klassischer Indie-Rock und Punk gingen nicht mit Klassik zusammen, der sieht sich bei der grandiosen Song/Kompositionen-Auswahl eines Besseren belehrt. Ob nun Iggy die Familie im Auto mit The Passenger begleitet oder Mia und Adam ein Cello/Gitarren-Duett von Smashing Pumpkins „Today“ darbieten – der Soundtrack ist einfach Klasse.
Und dann ist da ja noch die schwungvolle Regie des angestammten Dokumentarfilmers und TV-Serien-Regisseurs R. J. Cutler. Wie er die tragischeren Momente mit lockerem Witz während der Rückblicke ablöst und die authentische Love-Story fernab vom Hollywood-Klischee inszeniert, wirft die Frage auf, warum er nicht schon früher auf dem Langfilm-Regiestuhl Plazt nahm und es erst dieses Jugendromans von Gayle Forman bedurfte, um Cutler diese Möglichkeit zu offerieren. Man kann nur hoffen, dass er ähnliche Stoffe von nun an häufiger angeboten bekommt. Für das geneigte Zielpublikum von Wenn ich bleibe gibt’s obendrauf noch eine bewegende Auseinandersetzung mit den Themen Verlust und Tod. Wenn man überhaupt etwas kritisieren möchte, dann sind das die etwas abrupten Sprünge im Erzählfluss. Adam reagiert vielleicht etwas arg überzogen auf Mias Vorspiel-Termin und die tragischen Szenen kommen teils ohne Vorankünding, was bisweilen kurzzeitig verstört. Auch hätte man die Laufzeit etwas straffen können, denn im letzten Drittel erscheinen nicht alle Szenen notwendig fürs Vorwärtskommen der Geschichte.

Bild- und Tonqualität

Während der Rückblenden zu Beginn und auch zwischendurch nutzt Wenn ich bleibe bewusst Weichzeichner. Bleiben diese aus, ist das Bild recht kontraststark und im Zentrum auch scharf. Randbereiche bleiben jedoch immer mal wieder unfokussiert. Farben sind natürlich, werden bei den Szenen im Krankenhaus absichtlich etwas kühler gefiltert. Rauschen oder grobes Korn ist grundsätzlich kein Thema.
Akustisch dominiert in Wenn ich bleibe der Center mit hervorragend verständlichen Dialogen und sehr klaren Stimmen. Die Hauptlautsprecher sorgen für präsente Musikstücke, die bisweilen auch den Raum nach hinten öffnen. Großartige oder zahlreiche Effekte bleiben meist aus. Bei Mias Vorspiel (68’00) gibt’s einen Moment der Direktionalität. Der Subwoofer bleibt meist eher unterfordert und ruhig.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Wenn ich bleibe geht’s, wie im Film selbst auch, viel um Musik. Zu Adams Ballade werden in „Music Montage“ beispielsweise die schönsten Szenen des Films zusammengeschnitten. Dazu gibt’s das Musikvideo zu „Never Coming Down“ und einige Deleted Scenes. In „Beyond the Page“, dem Hauptfeature bekommen wir dann einige Blicke hinter die Kulissen. Abgerundet wird der Extrabereich von einem Audiokommentar des Regisseurs sowie einem Musikkommentar. Letzterer läuft knapp 50 Minuten und lässt Cutler erklären, warum er zu welchem Zeitpunkt einen bestimmten Song wählte.

Fazit

Wenn ich bleibe ist großartig! Tolle Darsteller, tolle Vorlage, tolle Musik – Kaufen. Jetzt. Sofort. Am besten gleich in Kombination mit dem Soundtrack.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 70&
Film: 80%

Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA 2014
Regie: R. J. Cutler
Darsteller: Chloe Grace Moretz, Mireille Enos, Joshua Leonard, Jamie Blackley, Liana Liberato, Stacy Keach
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en / dts 5.1: de, sp
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 107
Codec: AVC
FSK: 6

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