Blu-ray Review
OT: What We Did on our Holiday
Wie ein Wikinger
What We Did on Our Holiday ist ein Pflichtfilm für Fans des britischen Kinos.
Inhalt
Die Ehe von Doug und Abi ist irgendwie hinüber. Man hat sich auseinandergelebt, ein paar dumme Dinge getan und muss nun mitsamt der drei neunmalklugen Kids Jess, Lottie und Mickey für ein paar Tage in die schottischen Highlands, um dort noch einmal auf glückliche Familie zu machen. Immerhin wird Großpapa Gordy 75 und ist noch dazu schwer krebskrank. Es wird also vermutlich der letzte Geburtstag des alten Herren sein. Und so verbringt er den Vormittag mit seinen drei Enkeln, während zuhause die Vorbereitungen für die Feier getroffen werden und die Erwachsenen sich über alles und jedes in die Haare kriegen. Gordy hingegen lässt Lottie Auto fahren, sich von seinen Enkeln die Welt erklären und sich von ihnen im Sand einbuddeln. Bis er, ganz friedlich, einschläft. Nun müssen Lottie, Mickey und Jess entscheiden, was sie tun, und sie entscheiden sich dafür, ihren Opa so zu bestatten, wie er es gewünscht hatte: Auf einem Floß brennend aufs offene Meer hinaustreibend. Das wiederum führt bei den Erwachsenen nicht gerade zu uneingeschränktem Verständnis …
What We Did on Our Holiday schildert das Thema Ehestreit aus einer anderen Perspektive. Durch die naiven und unverfälscht ehrlichen Augen der drei Kids werden mit einer bevorstehenden Scheidung und dem Tod eines geliebten Familienmitglieds gleich zwei sensible Themen angefasst, die für kleine Kinder eine ziemliche Belastungsprobe sind. Dass Guy Jenkin und Andy Hamilton, die bisher vor allem für britische Serien schrieben, mit ihrem Regiedebüt dabei einen grundsätzlich lockeren und positiven Ton anschlagen, vereinnahmt den Zuschauer schon von der ersten Minute an. Es ist aber nicht nur der typisch lockere britische Humor, der What We Did on Our Holiday so sehenswert macht, sondern vor allem die absolut grandiosen Kinderdarsteller. Wenn Jess ihrem Vater erklärt, warum der halbe Gasbetonstein in ihrer Tasche ist, dann möchte man die Kleine auf der Stelle adoptieren. Auch Bobby Smaldridge als Mickey, der (gewollt oder nicht) immer auf dem schmalen Grad zwischen altklug und authentisch neugierig wandelt, ist glänzend besetzt. Als Kontrapunkt dient Billy Connolly, der als echter Schotte nicht nur ein Maximum an Echtheit bietet, sondern in den gemeinsamen Szenen mit den Enkeln am Strand ein paar der schönsten Filmmomente der letzten Jahre erschafft. Während die Erwachsenen sich streiten und eine riesige Party vorbereiten – eine Party, die Grandpa so nie gewollt hat – verbringt der alte Herr seine letzten Stunden dort, wo er sich immer wohl gefühlt hat und in der Gesellschaft, die ihn noch einmal mit Leben anstatt mit Sorgen und Konflikten erfüllt. Das ist teilweise sicher auch deshalb so wunderbar inszeniert, weil die zwei Regisseure selbst Familienväter sind und sich mit der Kinderwelt augenscheinlich gut auskennen.
Bild- und Tonqualität
Das Bild von What We Did on Our Holiday ist zu hell, es mangelt ihm dadurch an Kontrast und Durchzeichnung. Die Schärfe liegt nur auf mittlerem Niveau und es ist für eine Familienkomödie auch ein wenig zu körnig. Schade, denn gerade die grandiosen Aufnahmen der schottischen Highlands hätten etwas mehr Prägnanz verdient.
Der Ton von What We Did on Our Holiday bleibt, bis auf wenige Naturgeräusche und ein paar Musiksequenzen fast komplett auf den Center und die Frontspeaker beschränkt. Die Dialoge gelangen klar und verständlich ans Ohr – egal, ob in der deutschen oder der Originalfassung.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von What We Did on Our Holiday finden sich neben vier entfernten Szenen und fünf Interviews auch eine B’Roll, sowie ein kurzes, dreiminütiges und deshalb treffend “Mini” genanntes Making-of. Das entpuppt sich dann auch vielmehr als kleine Zusammenfassung fürs deutsche Zielpublikum.
Fazit
What We Did on Our Holiday ist eine Stunde lang großartig und lässt dann ein wenig nach. Dennoch gab es lange keinen gelungeneren Familienfilm mehr, der durchaus ernsten Themen mit so viel Humor begegnet. Außerdem kann man ihm nicht hoch genug anrechnen, dass er in keine Klischeefalle und vor allem nicht in infantilen Humor verfällt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 30%
Film: 80%
Anbieter: Tobis Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Guy Jenkin, Andy Hamilton
Darsteller: David Tennant, Rosamund Pike, Billy Connolly, Ben Miller, Amelia Bullmore, Emilia Jones
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 95
Codec: AVC
FSK: 6