Why Him?

Blu-ray Review

Why Him Blu-ray Review Cover
20th Century Fox, 24.05.2017

OT: Why Him?

 


Nenn mich nicht Dad!

James Franco wäre gerne Teil einer Familie – doch die ist einfach ganz anders als er selbst.

Inhalt

Stephanie Fleming ist seit einiger Zeit mit dem Hallodri Laird zusammen. Der hat im Silicon-Valley früh seine erste Milliarde verdient, ist aber nie aus dem pubertären Jungmänner-Verhalten herausgekommen. Was die fleißige Studentin Steph an ihm findet, weiß sie vielleicht selbst noch nicht so richtig. Doch als Papa Ned mitsamt dem ganzen Rest der Familie in Stanford bei der Tochter vorbeischauen will, um gemeinsam Laird zu besuche, wird es für alle peinlich. Der junge Mann hatte sicch erst kurz zuvor mit seinem zweitbesten Stück per Video-Live-Chat vorgestellt. Denn nicht nur bekommt der Familienvater beim Anblick des herrschaftlichen Anwesens Komplexe, erweist sich der junge Mann als sozialer Dau. Er empfängt die Familie mit bloßem Oberkörper, nutzt dauernd das F-Wort und stiftet den kleinen Bruder von Steph zum Fluchen an. Damit hat er Scotty zwar sofort auf seiner Seite, doch in Ned erweckt das Benehmen vor allem den Beschützer-Instinkt der Tochter gegenüber. Kein Wunder, dass er dann auch Lairds Wunsch, Stephanie zu ehelichen, ausschlägt. Doch weil Neds Firma in einer finanziellen Krise steckt, gibt’s vielleicht doch noch eine Möglichkeit, um zusammen zu kommen …

Meine Braut, ihr Vater und ich trifft auf Bad Neighbors, wenn James Franco sich mal wieder aus seinen Indie-Ambitionen verabschiedet, um in die Niederungen des Humors hinabzusteigen. Das kennt man von ihm durchaus, wenn man sich Ananas Express oder den unsäglichen Das ist das Ende anschaut. Von Breaking-Bad-Star Bryan Cranston ist man es allerdings nicht gewohnt. Natürlich ist es genau diese Dynamik, auf die Regisseur Holland (Trauzeuge gesucht) in Why Him? setzt. Und bisweilen funktioniert der Culture-Clash durchaus. Wenn Lairds engagierter Molekular-Koch essbare Zeitung zu kalifornischem Bären auftischt, hat das schon was. Und die Toilettenszene trifft (trotz Entlehnung beim Film mit den „drei Muscheln“) ebenfalls den Nerv (und nicht nur den von Ned). Charmant ist dabei zudem, dass hier nicht die dramatische Vater-Schwiegersohn-Nummer nach Muster von Richard Sparks abgespult wird. Es steht von Beginn an außer Frage, dass sich Ned und Laird irgendwann richtig doll mögen werden, obwohl sie so verschieden sind. Die großen Brüller bleiben dabei allerdings aus. Richtig witzig ist allerdings Hausverwalter Gustav. Und hier vor allem dessen spontane Angriffe auf Laird, die sie nach bester Cato-und-Inspektor-Clouseau-Manier abfeiern, ohne überhaupt zu wissen, wer die Vorbilder sind, die scheinbar nur Ned noch kennt. Das zweite große Plus ist Hausgeist „Justine“, die als Siri 2.0 jedes Wort mitbekommt und gerne ungefragt (böse) kommentiert. Ein paar Einzeiler zünden natürlich auch. Beispielsweise, wenn der konservative Familienvater in seiner Unwissenheit erzählt, dass er sich schon „oft Bukkake gefühlt“ habe. Vorhersehbar ist das zwar auch durchweg und oft auch ziemlich klischeehaft, aber selbst in der Situation, seiner Tochter ungewollt beim Sex mit Laird zuhören zu müssen, überzeugt Bryan Cranston durch seine unnachahmliche Mimik. Und wenn man im Finale von Why Him? den Konflikt wie zwei Männer auskämpft, hat das durchaus Tempo und Schwung. Mit ein bisschen Großmut kann man dann auch über die anschließende Pipi- und Elch-Hoden-Szene hinwegsehen, die’s wirklich nicht gebraucht hätte.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Why Him? hält äußerst prächtige Farben parat und ist während der gut ausgeleuchteten Szenen in Innenräumen mustergültig scharf und plastisch. In Neds Büro kann man die Spalte zwischen den Holzpanelen erkennen und meinst sogar die Schrift der Zettel auf der Pinnwand entziffern zu können. Cedric the Entertainer strahlt in seiner hellblauen Weste und seine dunkle Haut kommt extrem kontraststark rüber. Das charakterstarke Furchengesicht von Bryan Cranston offenbart dabei wirklich jede einzelne Pore. Lediglich in ganz dunklen Szenen gibt’s ein paar Farbverfälschungen auf Gesichtern und die (vermutlich Archivaufnahmen) der landenden Maschine im letzten Drittel zeigt plötzlich doch deutliches Korn. Ansonsten stimmt hier einfach alles.
Der Sound von Why Him? bleibt eine Dreiviertelstunde vollkommen unauffällig und konzentriert sich ausnahmslos auf die gut verständlichen Dialoge. Doch dann kommt praktisch aus dem Nichts begleitend zur Party ein pumpender Beat mit treibendem Bass und großer Räumlichkeit (49’20). Fünf Minuten später verwandelt sich das Heimkino dann erst recht in eine Disko (55’10).

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Why Him? beginnt mit „Spaß am Set“ und führt über fünf kurze Featurettes rüber zu neun entfallenen Szenen und dem ebenfalls vorhandenen Audiokommentar. Bei den Featurettes geht’s natürlich auch um die Toiletten-Szene, die im Making-of noch viel witziger ist als im fertigen Film. Immerhin brauchte man eine Dreiviertelstunde für eine Zwei-Minuten-Szene. Ein weiteres Featurette kümmert sich um Gutsverwalter Gustav und ein weiteres gibt Cedric the Entertainer noch mehr Raum für Improvisationen.

Fazit

Why Him? trifft nicht zu jeder Zeit den richtigen Ton, ist aber nicht ganz so flach, wie man zunächst annehmen würde. Da der Film und sein lottriger Protagonist trotz allem das Herz am rechten Fleck haben und man Bryan Cranston überhaupt für nichts böse sein kann – vor allem nicht, wenn er zum Schluss wie ein kleiner Junge völlig konsterniert vor seinen Idolen steht.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 50%
Film: 55%

Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA 2016
Regie: John Hamburg
Darsteller: James Franco, Bryan Cranston, Zoey Deutch, Keegan Michael-Key, Cedric the Entertainer, Zack Pearlman
Tonformate: dts HD-Master 7.1: de // dts 5.1: de
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 111
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Why Him?

Why Him? | Trailer 2 | 20th Century FOX

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1 Kommentar
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Benjamin

Gestern geschaut und gerade zufällig gesehen, dass du hierzu eine Rezension hast.

Also ich fand den Film echt kurzweilig und gut. James Franco hat hier schon eine geile Rolle…