Wie schreibt man Liebe?

Blu-ray Review

Wie schreibt man Liebe Blu-ray Review Cover
Highlight Communications, seit 07.05.2014

OT: The Rewrite

 


Gastdozent

Hugh Grant wandelt auf den Spuren von John Keating.

Inhalt

Keith Michaels hat als Drehbuchautor den Oscar gewonnen – vor 15 Jahren. Jetzt tingelt er ziemlich erfolglos von Studio zu Studio, um den Bossen seine altbackenen Ideen vorzutragen. Er scheint einfach nicht mehr up to date zu sein, was die heutige Nachfrage an verrückten Stoffen angeht. Da man natürlich irgendwie Geld verdienen muss, schlägt ihm seine Agentin einen Job als Gastdozent an der New York State University vor – in Binghamton. Das ist zwar immerhin die Gründungsstadt von IBM, liegt aber 2754 Meilen entfernt von Keiths aktuellem Wohnort. Obwohl der Autor wahrlich keine hohe Meinung von Lehrern hat, zwingt ihn die Geldnot dazu, den Job anzunehmen. Immerhin bekommt er ein Haus und ein Auto gestellt und beim Abendessen begegnet ihm direkt eine seiner zukünftigen Studentinnen. Dumm, dass er diese direkt mit nach Hause nimmt und damit schon mal direkt gegen die Statuten der Uni verstößt. Auch sein Auswahlverfahren derer, die im Drehbuchkurs landen ist … unkonventionell. So nimmt es kaum Wunder, dass er ausschließlich hübsche Frauen, zwei picklige Nerds und die zweifache Mutter Holly, die noch mal zu studieren begonnen hat, in seiner Klasse sitzen hat. Holly scheint auch diejenige zu sein, die ihm zeigen kann, wie er aus der Situation mit der Affäre herauskommt, denn die scheint ihm früh das Genick an der Uni zu brechen …

Ein Chef zum Verlieben, Mitten ins Herz, Haben Sie das von den Morgans gehört?, Wie schreibt man Liebe? – zum vierten Mal schon arbeiten Hugh Grant und Regisseur Marc Lawrence nun schon zusammen und variieren in ihrer jüngsten Kollaboration ihren bisherigen Ton kein Stück. Auch „The Rewrite„, wie der Film im Original heißt, hat diesen sympathischen Tenor, diese entspannte, leicht trottelig-verträumte Note, die Grant-Filme meistens ausmacht. So ist es vor allem dessen Elefant-im-Porzellan-Laden-Verhalten, das für die meisten Lacher und Schmunzler gut ist. Außerdem ist kaum ein Darsteller charmanter, wenn er vor seiner 30 Jahre jüngeren Studentin zugibt, dass diese die emotional erwachsenere der Zwei ist. Das Schöne an den Komödien mit dem britischen Darsteller: Man mag es ihm einfach nicht krumm nehmen, dass er immer wieder die gleiche Rolle in unterschiedlichen Filmen spielt – vorausgesetzt, man mag ihn überhaupt. Wie schreibt man Liebe? hat aber nicht nur den britischen Darsteller, sondern eine immens souveräne Marisa Tomei, die an seiner Seite die Vorbildfunktion einer alleinerziehenden doppelten Mutter übernimmt und den besten Lacher des Films hat (ohne zu viel zu verraten: es geht um das wenig imposante Fahrzeug von Keith). Auch Bella Heathcote (Dark Shadows) überzeugt als kecke Studentin mit Vaterkomplex und J.K. Simmons, den man eigentlich gar nicht oft genug sehen kann, darf als Familienoberhaupt mit vier Töchtern devot-resignierte Sprüche abgeben. Allerdings hat er zu wenig Screentime und leider auch nicht seine angestammte Synchronstimme.
Was am Ende etwas unspektakulär rüberkommt und durchaus Kritik verdient hat, ist das ausgesprochene und nur wenig glaubwürdige urpositive Menschenbild – keine der Figuren hat echte Ecken oder Kanten, alle sind glatt und viel zu gut für diese Welt. Und wenn mal Mist gebaut wird, dann wird das mit einem Jane-Austen- oder William-Shakespeare-Zitat glattgebügelt. Natürlich kennt man auch das von Grant-Filmen, sodass der unbedingte Positivismus keine Überraschung ist und wer hier einen neuen Club der toten Dichter erwartet, der sollte ohnehin die Finger von Wie schreibt man Liebe? lassen. Im Übrigen darf an dieser Stelle auch (mal wieder) Kritik am deutschen Titel geübt werden. Das Original „The Rewrite“ ist nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes treffender, denn in seiner Rolle als Autor geht es für Keith Michaels immer wieder auch um das Thema, seine Drehbuchgedanken umzuschreiben – zumal der Film darauf hinausläuft, dass für alle Beteiligten praktisch das Leben um- oder neugeschrieben wird. „Liebe“ hingegen ist sicher ein Thema, findet aber eher im Hintergrund statt und ist in keiner der Studenten-Drehbücher von essentieller Bedeutung. Bleibt als Rechtfertigung für den wenig treffenden hiesigen Titel einzig die Vermarktung eines Hugh-Grant-Films, den man in Deutschland einfach besser verkaufen kann, wenn man sofort weiß, dass auch eine romantische Komödie drin ist. Von diesen Punkten abgesehen, hält Wie schreibt man Liebe? den Vergleich mit den drei Vorgängerfilmen locker stand, reiht sich vielleicht sogar direkt nach Mitten ins Herz ein und unterhält grundsätzlich sehr gut.

Bild- und Tonqualität

Kräftige Farben und klare Kontraste bestimmen das Bild von Wie schreibt man Liebe? Auf uniformen Hintergründen zeigt sich ein wenig Korn, das die grundsätzlich hohe Laufruhe und Bildstabilität allerdings nicht schmälert. Die Schärfe ist recht ordentlich, ohne große Bäume auszureißen. Dennoch erkennt man Einzelheiten gut und auch im Randbereich bleibt die Auflösung vorhanden. Akustisch kommen beide Spuren von Wie schreibt man Liebe? im für den Verleih typischen dts-HD-High-Resolution daher. Die hochauflösenden Spuren bekommen allerdings nur selten Anlass, sämtliche Lautsprecher mit entsprechend fülligen Informationen auszustatten. Typisch für eine Komödie bleiben gerade die Rears meist still. Die Stimmen gelangen natürlich und gut verständlich ans Ohr, Musik öffnet den Raum immer mal wieder, bleibt aber eher undynamisch. Direktionale Effekte bleiben komplett aus.

Bonusmaterial

Der Blick hinter die Kulissen, den das Bonusmaterial von Wie schreibt man Liebe? anbietet, ist eine Art unkommentierte B’Roll, die allerdings eine sehr entspannte Drehatmosphäre zeigt. Dazu gesellen sich noch sechs (etwas müde) Interviews mit den Darstellern und dem Regisseur.

Fazit

Fans von Hugh Grant machen rein gar nichts falsch, wenn sie Wie schreibt man Liebe? auf ihren Shoppingzettel schreiben. Der Film hat genug Charme, Witz und zwei liebenswürdige Hauptdarsteller, um einen durchweg angenehmen Heimkinoabend zu verbringen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 20%
Film: 65%

Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Marc Lawrence
Darsteller: Hugh Grant, Marisa Tomei, Allison Janney, J.K. Simmons, Chris Elliott, Bella Heathcote, Veanne Cox, Emily Morden
Tonformate: dts-HD-High-Resolution 5.1: de, en // DD 2.0: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 107
Codec: AVC
FSK: 0

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