Wyrmwood – Road of the Dead

Blu-ray Review

Wyrmwood Road of the Dead Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 06.08.2015

OT: Wyrmwood

 


A-Negativ

Guter Zombie-Horror kommt neuerdings von Down Under.

Inhalt

Barry hat gerade noch seelenruhig neben seiner Frau geschlafen, als ein übel aussehender Kerl in seiner Küche rumgrunzt und nach frischem Fleisch lechzt. In allerhöchster Not kan der Hausherr den Typen abwehren und mit seiner Familie fliehen. Auf dem Weg raus treffen sie noch auf mehrere dieser Zombies und kommen nur mit Mühe vorwärts. Irgendwann bleibt dann das Auto aus heiterem Himmel stehen und schlagartig verwandelt sich auch Frau und Kind zu Untoten. Barry nagelt sie mit seinem Heimwerkerinstrument und wird nur von einer Ladehemmung der Pistole daran gehindert, sich selbst das Leben zu nehmen. Irgendwann trifft er dann auf Aboriginie Benny und den coolen Frank. Gemeinsan steigen sie in einen flugs mit Panzerung ausgestatteten Pick-up und begeben sich auf die Suche nach Barrys Schwester Brooke. Die ist zwar noch am Leben, wird aber von einem irren Wissenschaftler in einem stinkigen Labor festgehalten – gemeinsam mit Untoten, an denen dieser Experimente durchführt …

Da denkt man aufgrund des Anbieters und des Themas, das man es mal wieder mit einem dieser massenhaften Zombie-Outputs zu tun hat und dann kommt da diese kleine, dreckige, gemeine und ultrablutige Mixtur aus Braindead und Mad Max. Wyrmwood – Road of the Dead ist bevölkert von skurrilen Typen, abgedrehten Situationen, abgefahrenen Kampfkarossen und endzeitlicher Grundstimmung. Die Nähe zu einem frühen Peter Jackson, die das Produzenten-Regisseur-Bruder-Duo Tristan und Kiah Roache-Turner hier offenbart, liegt aber nicht nur an der geografischen Ortung (immerhin sind Australien und Neuseeland gute Nachbarn), sondern beispielsweise auch an der Tatsache, dass es vier Jahre brauchte, um Wyrmwood fertigzustellen. Schneller geht’s halt nicht, wenn die finanziellen Mittel begrenzt und die Zeit knapp ist. Ergo drehte man hier, wie seinerzeit auch bei Jacksons Bad Taste nur an den Wochenenden. Wo wir schon bei Bad Taste sind: Was dieser damals an absurden und ebenso genialen wie albernen Ideen etablierte, wurde in den folgenden Jahren von vielen Horrorwerken adaptiert. Wyrmwood fügt einigen bekannten Motiven weitere Einfälle ein, die kaum irrer sein könnten. Wer hätte schon damit gerechnet, dass das Blut der Untoten töfte als Treibstoff funktioniert? Dass diese ganzen Absurditäten irgendwie zu einem großen Ganzen zusammengepuzzelt werden, liegt am unbestreitbaren Talent der Filmemacher. Mit hektischen, stakkatoartigen, teils zeitgerafften oder zeitgelupten Einstellungen überbrücken sie mangelndes Geld für tricktechnische Wire-Work-Finessen und liefern absolut rasante Einstellungen ab. Die Kampfsequenzen von Brooke am Anfang des Films sind zackig umgesetzt und wirken als hätte da eine Martial-Arts-Amazone ausreichend Trainig gehabt. Wyrmwood belohnt den Käufer der Blu-ray mit wirklich leidenschaftlichen Tricks, klasse Kamerafahrten und großkalibrigen Zombie-Abwehrmaßnahmen. Wenn Frank mit seiner gasbetriebenen Doppelharpune auf die Untoten feuert, macht das einen riesigen Spaß. Apropos Spaß: Nach den ersten knapp 15 recht ernsten Minuten gesellt sich immer wieder gut getimter Humor dazu, der zwar im Deutschen trotz an und für sich hochwertiger Synchronisation nicht immer zündet, im Original aber sehr wohl für Lacher sorgt. Kleines Beispiel: „This Truck runs on Zombies – no Zombies, no Truck!“

Ein netter Einfall der Roache-Turners wird nach gut 50 Minuten eingeflochten: Waren die letzten 15 Jahre vom Grabenkrieg der Zombie-Traditionalisten und der Untoten-Modernisten geprägt, die sich einen leidenschaftlichen Streit über die Geschwindigkeit lieferten, mit der sich Zombies gefälligst fortzubewegen haben, kombiniert Wyrmwood einfach beides durch einen storytechnischen Kniff.
Eigentlich gibt’s an dem Film dann auch kaum etwas auszusetzen, denn selbst die Maskerade und der Blutanteil stimmen. Vielleicht bekommt man nicht die aus Bad Taste bekannten Gore-Effekte, doch Lebenssaft fließt reichlich und bei den Masken der Zombies haben sich die Macher wirklich viel Mühe gegeben. Mühe, die man auf dem deutschen Output ungeschnitten zu Gesicht bekommt. Die FSK hatte einen guten Tag und ließ Wyrmwood mit einer 18er Einstufung passieren. Während also der Gewaltanteil stimmig ist, ist das einzig anstrengende das auf Dauer nervige Gebrüll der Untoten.

Bild- und Tonqualität

Dass es sich um einen mit günstigen Mitteln realisierten Film handelt, merkt man dem Bild bisweilen an. Je nach verwendeter Kamera geht’s schon mal arg verrauscht und schlecht aufgelöst zu. Kontraste variieren zwischen herausragend (Laborwagen des Wissenschaftlers) und unterdurchschnittlich, die Schärfe ist aufgrund der teils krassen Kamerafokussierungen oftmals sehr unterschiedlich und durch die immens unterschiedlichen Farbfilterungen ist das Bild von Wyrmwood zusätzlich stark stilisiert.
Akustisch darf man sich ebenfalls nicht allzu viel erwarten. Die Effektlautsprecher werden schon mal mit ein paar Informationen belegt, diese sind jedoch nicht wirklich direktional, sondern eher eine Runduminformation, die auf allen Speakern gleichzeitig abgelegt ist. Selbst Schüsse sind eher vordergründig und mitunter fehlen Informationen wie der Motor des Pick-up oder entsprechende Action des fahrenden Untersatzes.


Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Wyrmwood gibt’s das witzigste Making-of seit langer Zeit. Ebenso leidenschaftlich wie sie im Film agieren, sind die Filmemacher auch hinter der Kamera dabei, wenn sie in der Küche Gebissabdrücke fertigen oder sich mit kiloweise Schlamm einschmieren. Dazu kommen noch entfernte Szenen, Crowdfunding Videos und „Wyrmwood Chapter One“, was quasi ein Kurzfilm-Promo zum Film ist.

Fazit

Wyrmwood ist mit Abstand der originellste und optisch herausragendste Zombiebeitrag der letzten Jahre. Auch wenn’s nicht ganz an einen Klassiker wie Bad Taste heranreicht, so ist das Kultpotenzial des Films absolut gegeben. Eine Fortsetzung ist übrigens schon in Arbeit – hoffentlich dauert diese nicht wieder vier Jahre.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 70%
Film: 80%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: AUS 2014
Regie: Kiah Roache-Turner
Darsteller: Jay Gallagher, Bianca Bradey, Leon Burchill, Keith Agius, Berynn Schwerdt, Luke McKenzie, Cain Thompson, Damian Dyke
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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