Blu-ray Review
OT: X
Mächte des Satans
Ti West kombiniert sich in X wild durch zwei Genres.
Inhalt
Wir schreiben das Jahr 1979: Maxine Minx ist ein kleines Sternchen am Pornohimmel und erhofft sich durch ihren Freund, den Produzenten Wayne, im Sexfilmgenre einen Namen zu machen. Die jüngste Idee führt sie mit Wayne, ihren Schauspiel-Kollegen Bobby-Lynne und Jackson Hole sowie dem Regisseur RJ und dessen Freundin und Tonmeisterin Lorraine mitten durch Texas ins Hinterland. Ihr Ziel ist die Farm des älteren Ehepaares Howard und Pearl, in deren Gästehaus die Gruppe ihren jüngsten Beitrag zum Pinkmovie abdrehen möchte. Während das Team sich an die Arbeit und Bobby-Lynne sich an Jackson heranmacht, merkt Maxine nicht, dass sie von Pearl beobachtet wird. Pearl fühlt sich von dem Dreh animiert, ihren Gatten mal wieder an die Erfüllung seiner ehelichen Pflichten zu erinnern, doch der winkt mit der Aussage, sein Herz sei zu schwach ab. Die Lust aber ist groß in Pearl und so sucht sie sich ein potenzielles Opfer unter der Filmcrew – frei nach dem Motto: Sex oder stirb!
Vier bis acht junge Menschen, ein Van, eine Hütte im Wald, ein paar Hinterwäldler – fertig ist die Laube. Rezension geschrieben, Film erzählt, nichts Neues im Hause Leatherface & Co.
Oft, ja sogar ziemlich oft, könnte man mit diesem einen Satz umreißen, was Horrorviel-Filmer in den letzten Jahrzehnten fabriziert haben, um im Fahrwasser der klassischen Slasher- und Backwoodhorror-Filme ein paar Brotkrumen zu finden. Man muss ja eigentlich nur „Hütte im Wald“ lesen und weiß in 90 Prozent der Fälle, was einen erwartet – inklusive überraschungsfreier Pseudowendung am Ende und typischem Überlebenden. Das war’s also? End of story? Nicht ganz. Oder vielmehr überhaupt nicht. Denn wenn Ti West sich des Backwood Horrors annimmt, darf man Größeres erwarten als einen bloßen Abklatsch sämtlicher Vorgänger des Subgenres. West, der mit The House of the Devil eine erste echte Duftmarke im Genre hinterlassen und 2013 mit The Sacrament einen der besten Sektenthriller überhaupt realisierte, konzentrierte sich eine Zeit lang auf das Inszenieren von Serien-Episoden, bis er nun mit X ins Horrorgenre zurückkehrte.
Wobei, streng genommen ist es ja nicht nur das Horrorgenre, das er hier bedient, sondern auch das Pornofilmgenre. Zwar nicht im eigentlichen, also expliziten Sinne, aber sehr wohl im Hinblick auf die Tatsache, dass der 70er Jahre Pornofilm nicht wenigen Independent-Produktionen die Türen öffnete. Es waren Filme wie Deep Throat oder Behind the Green Door, die den Porno aus den schmuddeligen Bahnhofskinos in die großen Lichtspielhäuser holten. Plötzlich war es nicht mehr nur ein elitärer Zirkel aus großen Studioproduktionen, die in den großen Kinos liefen. Auch kleinere Filme gewannen nun Aufmerksamkeit – unter anderem eben auch der günstig produzierte Horrorfilm. „Wir brauchen Hollywood nicht“, sagt Wayne auf der Fahrt nach Texas – und das ist als echtes Statement zu verstehen. Natürlich standen neben dem oben erwähnten Deep Throat auch Horrorklassiker wie Psycho oder vor allem Texas Chainsaw Massacre Pate. Ti West zelebriert in X beide Genres: Er verneigt sich vor den Fans des Horrorkinos ebenso wie vor jenen des Pornofilms. Und er feiert das Filmemachen an sich. Während der ersten Stunde sieht man RJ permanent nur mit seiner Kamera in der Hand. Die geschickt montierten Sequenzen des Films im Film stehen sinnbildlich dafür, dass West jedem seinen Tribut zollt, der sich ein Herz nimmt und mit günstigen Mitteln etwas Filmisches zuwege bringt.
Inszenatorisch lässt sich X dabei genügend Zeit, um in den Film hineinzukommen und sich ausreichend mit den Figuren zu beschäftigen. Auch die unterschiedlichen Wesensarten innerhalb der Gruppe werden beleuchtet und die Truppe beginnt stetig, Differenzen beizulegen. West ist augenscheinlich nicht danach, möglichst schnell die Slasher-Schnitzeljagd zu beginnen. Ihm ist ebenso wichtig, dass man seine Protagonisten mag. Und, ja: auch die Antagonisten. Denn als einer der wenigen Filme im Genre kümmert sich X auch um die Antagonisten. Das ältere Ehepaar erhält nachvollziehbare Handlungsmotivationen und einen tragischen Aspekt, der nach knapp 45 Minuten tatsächlich zu Herzen geht (im wahrsten Sinne). Sie einfach als degenerierte Böse zu charakterisieren, wäre West offensichtlich viel zu einfach gewesen. Vielmehr integriert der Regisseur (der auch das Drehbuch schrieb) mit den Themen der Jugend (bzw. dem Schmerz über die eigene Vergänglichkeit) und dem Clash von frontaler Freizügigkeit vs. religiös motivierter Repression noch zwei spannende Motive in den Subtext. Allerdings ohne in Gegenden vorzudringen, die Relic zuletzt erreichte.
West gelingt es, trotz des getragenen Tempos der ersten Stunde für Spannungsmomente zu sorgen, obwohl diese erst einmal ohne Tötungsdelikte auskommt: Eine Gestalt, die aus dem Hintergrund beobachtet, ein Alligator im Wasser oder gezielt eingesetzte Musik sorgen für gruselige Atmosphäre. Außerdem bewirkt die tabubrechende Sexualitätskomponente bisweilen ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend – und damit sind nicht die Pornoszenen unter den jungen Erwachsenen gemeint. Dennoch ist X nichts für all jene Horror-Mainstream-Gucker, die nur auf den Bodycount schauen. Letztere werden sich eine Stunde lang ziemlich langweilen, bevor West dann allerdings dermaßen zünftig zupackt, dass man die FSK-16-Freigabe nur mit einem erstaunlich milden Tag der entsprechenden Entscheider erklären kann. Abseits der ziemlich überzeugenden Maskeneffekte wirkt X im Finale aber vor allem aufgrund seiner sehr ruhigen Akustik. Außer ein paar leisen Geräuschen gibt es kaum Musik und Dialoge sind spärlich. Das sorgt bisweilen für mehr Beklemmung als die krassesten Soundeffekte oder dynamische Musikattacken bewirken könnten.
Bild- und Tonqualität BD
Wer sich beim Einschalten des Films verwundert die Augen reibt, dem sei der Einleitungstext im Kapitel „Bild- und Tonqualität UHD“ unten empfohlen, der genau darüber aufklärt, welche verwendeten Stilmittel in der Postproduktion eingesetzt wurden, um X aussehen zu lassen, als wäre er Seite an Seite mit den Horrorklassikern der 70er Jahre gedreht worden. Denn der Film ist alles andere als scharf oder glattpoliert. Während der regulär gefilmten Momente wurde eine leichte Körnung hinzugefügt, die allerdings sehr homogen und filmisch wirkt (was am Entstehungsprozess liegen dürfte, s. u.). Außerdem geht’s sehr hell zu. Der Himmel und die digital kreierte Industrieanlage nach etwas unter sechs Minuten überstrahlen deutlich. Farben sind, typisch für einen Streifen, der in den 70ern spielt, entsättigt. Rot hat viele Orangeanteile, das grüne Gras ist eher lasch und man hat den Film bewusst unscharf gezogen. Schaut man dann das Film-im-Film-Material an, das 16-mm-Analogfilm imitiert, geht’s noch grobkörniger zu. Außerdem liegt es im Format 1,37:1 (mit abgerundeten Ecken) innerhalb des 1,90:1 Originalframes vor (also mit schwarzen Rändern an den Seiten). Die Farben sind dort dann noch stärker bearbeitet und werden von Sepiatönen bestimmt. Das sieht alles technisch nicht sonderlich hübsch aus, ist aber eben eine bewusste Entscheidung, um den Film optisch in eine Linie mit den Horrorklassikern der 70er zu stellen und sich vor diesen Kultfilmen zu verbeugen.
Beim Ton lockt die deutsche Spur mit einer verlustfrei komprimierten DTS-HD-Master-Fassung, während es für den englischen Ton schon über die Blu-ray eine Dolby-Atmos-Abmischung gibt. Beiden gleich ist eine sehr dezente Abmischung, die im Tiefbass selbst während der tödlichen Attacken und entsprechender Sounduntermalung kaum mal Spürbares liefert. Dafür fächert sich der Sound – und hier vor allem die Musikstücke – sehr räumlich auf. Fahren Autos von hinten nach vorn durchs Bild, wird auch das sehr griffig wiedergegeben. Und spricht der alte Howard aus dem Rückraum seines Hauses, dreht man sich unwillkürlich zum Rearspeaker um (16’20). Die späteren Kills werden dann recht dynamisch vertont – insbesondere die einzelnen Schüsse. Beziehen wir die Höhen-Ebene der englischen Fassung mit ein, sind wir schnell fertig: Dort oben tut sich genau nichts. Nada. Nicht ein Ton kommt aus den Höhenspeakern. Nicht, dass es berauschend viel Anlass gegeben hätte, aber es HÄTTE Anlass gegeben. Und sei es, dass man atmosphärisch die Musik hätte mitspielen lassen. Da sich die Surroundeffekte auf der regulären ebenfalls nicht hörbar von jenen der deutschen DTS-HD-Master-Spur unterscheiden, darf man sich fragen, warum hier überhaupt eine Atmos-Kodierung integriert wurde.
Bild- und Tonqualität UHD
Ti West hatte ursprünglich vor, X auf 16-mm-Filmmaterial zu drehen: dreckig, körnig, authentisch schmutzig und im Geiste von TCM, Hills Have Eyes oder Evil Dead. Da der Dreh allerdings während der Covid-19-Pandemie in Neuseeland gedreht wurde, wäre es illusorisch gewesen, innerhalb kürzerer Zeit Dailies entwickeln zu lassen und zurückzubekommen, um sie prüfen zu können. Entsprechend musste West improvisieren, da er den Vintage-Look von 35 mm und 16 mm auf jeden Fall haben wollte. In der Praxis hat man die Sony Venice Digitalkamera genutzt und für eine 35-mm-Filmoptik Vantage MiniHawk Objektive genutzt. Um es wie 16-mm-Film wirken zu lassen (also jene Szenen, die die Filmcrew im Film dreht), erwarb man ein Kowa-Zoom aus den 70ern, das von Hand gezoomt wurde. Außerdem vertraute man in den allermeisten Momenten auf eine Beleuchtung mit historischen Beleuchtungskörpern, die exakt so auch bei einem Film verwendet worden wären, der Ende der 70er gedreht wurde. In der Post-Produktion wurde der gesamte Film dann defokussiert (also unschärfer gemacht). Zudem nahm man bewegte Körnung von analogem Filmmaterial auf und lagerte es über die eigenen Aufnahmen. All das geschah bewusst, um die moderne Technik, die verwendet wurde, abzumildern. Vom Ausgangsmaterial, das bei der Venice in bis zu 6K vorliegt, war zwar nicht final herauszubekommen, ob ein 4K-DI angefertigt wurde, das Bild lässt aber darauf schließen (dazu später mehr). Obendrauf gab’s sämtliche HDR-Formate, also HDR10, HDR10+ und Dolby Vision. Schaut man sich das laufende Endprodukt an, fällt direkt auf, dass die anfänglichen, über die Blu-ray arg hellen Szenen, nun besser gegradet sind. Man erkennt mehr im Himmel und auch in der CGI-Industrielandschaft. In diesen Szenen profitiert die UHD-BD maßgeblich vom dunkleren Grading. Leider tut sie das nicht in der zweiten Hälfte, in der es fast ausschließlich dunkel ist. Und dort wird X derart düster, dass es Ausmaße von Everything, Everywhere All at Once erreicht. Nimmt man die Kuh bei 39’19 oder die Außenaufnahme der Hütte bei 64’26, so ist der Unterschied zwischen BD und UHD-BD extrem. Auf der Kuh erkennt man den weißen Fleck am rechten Rand nicht mehr, die Bäume über dem Haus bei 64’26 werden fast verschluckt und die rechte Gesichtshälfte von Wayne säuft einfach total ab (65’50). Dolby Vision ist hier einen Hauch heller, aber auch nicht wirklich gut durchzeichnet. Dass es sich um ein 4K-DI handeln müsste, kann man trotz der bewusst eingesetzten Unschärfe an gewissen Details erkennen, die über die UHD Blu-ray vielfältiger und klarer konturiert sind. Das kann bspw. ein Wellblechdach sein oder eine andere sehr feine Struktur, die man auch unter der Unschärfe noch besser (oder sogar überhaupt) erkennen kann als über die Blu-ray.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD-BD differenziert hier deutlich besser und sorgt für mehr Kontrast.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die 4K-Scheibe ist dynamischer und hat mehr Zeichnung im Himmel.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD-BD geht deutlich mehr ins Sepia.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Schon hier beginnt die 4K-Disk in den dunklen Übergangsszenen Probleme mit der Differenzierung zu haben.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … sumpft die UHD-BD zunehmend ab.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD-BD zeigt hier keinerlei Zeichnung mehr.
Bonusmaterial
Das Mediabook lockt zunächst mal mit einem schicken Äußeren und einem 24-seitigen Booklet, das ein Interview mit Ti West bietet. Auf den beiden Disks selbst ist dann der fertige Film „The Farmer’s Daughter“ von RJ zu sehen. Außerdem gibt’s ein Making-of, das mit elf Minuten allerdings ein bisschen schmal geraten ist. „Becoming Pearl“ zeigt dann stundelange Make-up-Arbeit bei der Verwandlung in die alte Dame des Films innerhalb von anderthalb Minuten im Zeitraffer.
Fazit
X ist kein vordergründiger Slasher und deshalb für Gorehounds nur bedingt interessant. Vielmehr verneigt sich Ti West vor zwei Filmgenres, die ihre Blütezeit in den 70ern hatten und die deshalb verknüpfter sind, als sie eigentlich erscheinen. Dass der Film in der letzten halben Stunde durchaus grafisch und dabei angenehm schwarzhumorig wird, belohnt für ein paar zähere Momente in der ersten Stunde. Inszenatorisch, visuell und schauspielerisch gehört das Ganze ohnehin zum Besten, was man im Genre erwarten darf und die Tatsache, dass die Antagonisten einen tragischen Aspekt bekommen, ragt deutlich heraus. Herausragen würde die UHD Blu-ray gerne, scheitert aber an deutlichen Problemen mit der Durchzeichnung in dunklen Szenen. Hier wäre mehr drin gewesen. Auch bei der englischen Atmos-Fassung, die über die Höhen-Ebene schlicht komplett stumm bleibt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 75%
Bildqualität UHD: 65%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 75%
Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 75%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 0%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 0%
Bonusmaterial: 50%
Film: 80%
Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: USA 2021
Regie: Ti West
Darsteller: Mia Goth, Brittany Snow, Jenna Ortega, Martin Henderson, Kid Cudi, Owen Campbell, Stephen Ure, Geoff Dolan
Tonformate BD/UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): en // dts-HD-Master 5.1: de
Untertitel: de, en
Bildformat: 1,90:1
Laufzeit: 107
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: vermutlich Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10, HDR10+, Dolby Vision
Maximale Lichtstärke: 1134 Nit
FSK: 16
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Capelight Pictures)
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So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.
Ich habe den Film beim FFF in einem technisch sehr gut ausgestatteten Kino in München gesehen. Ob man die ästhetische Entscheidung von Ti West nun mag oder nicht, aber die UHD sieht so aus, wie der Film auch im Kino aussah. Die Blu-ray ist zu hell. Die Nachtszenen waren auch im Kino „schlecht“ durchzeichnet. Das hat aber auch seinen filmischen Sinn, weil X in diesen Momenten auch mit der Orientierungslosigkeit seiner Charaktere spielt, die im Dunkeln über die Farm schleichen, während sie von den beiden Besitzern beobachtet und gejagt werden. Ich habe die UHD noch nicht gesehen, aber anhand der Beispielbilder im Text war das Color-Grading nach meiner Erinnerung im Kino definitiv näher an dem der UHD als an dem der Blu-ray. Gerade auch bei den Tagszenen. Auf der Blu-ray sieht es nach einem hellen Sommertag aus. Im Kino war es aber definitiv dieser leicht herbstliche Grauschleier, durch den es eher wie ein bewölkter Tag aussah. Man mag das wie gesagt aus künstlerischer Sicht sehen, wie man will. Aber dass die UHD das schlechtere Rating bekommt, halte ich für irreführend, weil sie näher an die von West gewählte Ästhetik kommt, die im Kontext des Films auch definitiv ihren Sinn hat. Würde ich mir den Film kaufen, dann definitiv auf UHD und nicht auf Blu-ray.
… stets eine Gratwanderung, eine Bewertung vorzunehmen, absolut. In Unkenntnis des Kinobildes muss man natürlich dann irgendwann eine Entscheidung treffen, in welche Richtung man geht. Das kann dann auch mal kontrovers enden, wenn es eventuell der künstlerischen Absicht des Filmemachers entgegensteht.
Dass die BD zu hell ist, ist nicht das erste Mal. Und dafür gibt’s auch die entsprechende Abwertung beim Bild für die Blu-ray. Letztlich war’s auf dem OLED (kalibriert und ohne jede HDR-Dynamik-Schaltung) bei der UHD-BD aber teilweise so dunkel, dass man kaum etwas erkennen kann. Und das ist – Orientierungslosigkeit der Figuren mal außen vor – ärgerlich, weil man dem Handlungsverlauf kaum mehr folgen kann. Letztlich ist es bei den Prozentbewertungen aber immer ähnlich wie bei den Screenshots: Wichtig ist, was im Text steht. Sich nur an Prozentmarken und Screenshots zu orientieren, gibt nicht/nie ausreichend wieder, was tatsächlich stattfindet.
Bei der UHD-BD von X kommt man dann auch (mal wieder) an einen Punkt, der stets kontrovers diskutiert wird und diskutiert werden darf: Inwieweit ist eine Disk nicht sogar perfekt (also 100 %) umgesetzt, wenn sie genau das wiedergibt, was der Filmemacher sich vorgestellt hat – auch wenn es unscharf ist, super dunkel, im Kontrast brutal steil, in dunklen Szenen kaum mehr durchzeichnet und dort dann auch NOCH grobkörniger. Ist es komplett so intendiert, darf ich dann aufgrund von Problemen bei der Durchzeichnung oder einem zu hellen oder einem zu unscharfen oder einem zu grünen/roten/blauen Bild Abwertungen vornehmen, wenn es (überspitzt formuliert) einfach gruselig aussieht und das Potenzial einer UHD-BD einfach nicht ausgereizt wird? Oder muss ich, solange keine Artefakte und sichtbare Mastering-Fehler vorliegen, eigentlich immer volle Punktzahl geben? Wie aber ordnet man das dann im Vergleich mit anderen Filmen ein? Wenn ein „Solo“ so aussehen SOLL, darf ich dann Abwertungen vornehmen, weil die Schwarzwerte crushen?
Die Frage ist so alt wie es Bewertungen gibt. Und wenn’s nach mir ginge, gäbe es gar keine Bewertungen. Das wiederum ist aber hierzulande ein schwieriger Standpunkt, das haben schon andere Magazine/Verlage spüren müssen, die es mal ohne Bewertungs-Schemata probiert haben. Funktioniert in Deutschland nur sehr bedingt.
Ausländische Fassungen dürften doch nicht besser sein.
Das Bild ist doch „scheiße“ weil es „scheiße“ sein will.
Die BD ist gut. Die UHD ist ok, aber im Vergleich zur BD schlechter, da einiges negiert wird,
was vorher extra schlecht gemacht wurde. Die Farben der BD sind ausgewaschen, die UHD hebt die wieder an. Merkwürdig zu gucken.
Das selbe Problem hat Prospect, hier ist die BD auch die bessere Wahl.
So Filme brauchen keine UHD.
Tanz der Teufel hat’s gut gemacht, ist aber dennoch kaum besser als die BD.
Von Ton habe ich keine Ahnung.
Naja, kommt darauf an, was man von dem UHD-Format erwartet.
Für mich ist der Anspruch einfach, dass es damit möglich ist, einen Film in der Qualität zu sehen, als würde man eine 35 mm (oder 16, vielleicht annähernd auch 65/70) Filmrolle in seinem Projektor, auf der heimischen Leinwand abzuspielen. Welche idealerweise die künstlerischen Intentionen des Regisseurs und anderer Beteiligten entspricht.
Bei „The Batman“ und dem neueren Dune Film hat man, auch mit Tricks, digitale Aufnahmen im Nachhinein ein bisschen körniger und „dreckiger“ gestaltet. Manche würden sagen, ihnen wieder ein filmischeres Aussehen verpasst. Und das hat, im Großen und Ganzen, dort funktioniert.
Die 4k von „The Hills have Eyes“ hat bewiesen, dass auch ein billig gedrehter Schocker aus den 70ern, von der höheren Auflösung und kräftigeren Farben profitiert. Allein das Filmkorn ist um einiges harmonischer, als das eher wie digitalen Fragmente“ wirkende Rauschen der BluRay.
Dort sind die Nachtszenen auch nicht das Maß aller Dinge, aber wenn ich mir dagegen die Bilder von den dunkleren Sequenzen hier, oder bei “ Everything, Everywhere, all at Once“ anschaue, dann ist hier, ästhetische Entscheidungen hin oder her, doch etwas schiefgelaufen.
Pfusch beim Grading?
Also ich habe die Hoffnung auf bessere Versionen noch nicht aufgegeben.
Eine natürlich rein subjektive Meinung von mir.
Ich fand den Film unsagbar träge und langweilig.
Meiner Meinung nach Bauernfängerei mit der „Porno“-Anlehnung, manch einer hat etwas ganz anderes erwartet.
Ich hatte zumindest einen spannenden und schön blutigen TCM Ableger erwartet.
War aber mehrmals versucht abzuschalten.
Wer ihn noch nicht gesehen hat, sollte lieber keinen Blindkauf wagen.
Schade, schade um den interessanten Film. Vielleicht darf man, irgendwann einmal, auf eine bessere Importversion hoffen. Bis jetzt, ist aber meines Wissens nach, die Deutsche Capelight-Scheibe, die erste und bisher einzige (physische) 4k Version, des Films.
Wurde im Ausland was angekündigt?
Wobei abzuwarten wäre, wie die Scheibe dann aussieht. Das Grading von X wurde meines Wissens nicht in Deutschland gemacht.
Oh, ich dachte halt, die „Leoninen-Krankheit“ hätte jetzt auch bei denen zugeschlagen.
Muss man wohl abwarten.
In Italien erscheint im November ein 4K Steelbook von Midnight Factory (X 4K UHD Amazon Italien). Ob sich das von der Capelight-Veröffentlichung unterscheidet? Keine Ahnung.
Danke für die Antwort. Vielleicht müsste man mal sehen, wie gut die VOD-Version bei verschiedenen Anbietern geworden ist.
PS: Der Rezensent von bluray-disk.de bewertet zwar das Bild und Ton ein bisschen höher, sieht aber, vor allem beim UHD-Bild, ähnliche Kritikpunkte. Leider wird auch nicht auf den englischen Atmos-Ton eingegangen.
https://bluray-disc.de/blu-ray-filme/172709-x_2022_4k_limited_mediabook_edition_cover_b_4k_uhd_bluray?review#ca
Komplett stumm oben bei Dolby Atmos? Kein Mucks? Das ist ja Strange…
Da füllt man sich ja fast genötigt, die erste Hälfte des Film die UHD einzuwerfen, um dann zur zweiten Hälfte auf die BD zu wechseln. Es passiert in meinen Augen immer noch viel zu oft, dass UHDs in dunklen Szenen absaufen. Ärgerlich.
Danke für das Review.
Auf den Film habe ich schon länger ein Auge geworfen und werde ihn mir definitv zulegen…
… allerdings kann ich bei den Nachteilen dieser Ausgabe (maues UHD-Bild & 2D-Atmos) muss ich noch nicht aktuell und zu diesem Preis zuschlagen.