Your Name. – Gestern, heute und für immer

Blu-ray Review

Your Name - Gestern, heute und für immer Blu-ray Review Cover
Universum Film, 18.05.2018

OT: Kimi no na wa

Unterstützt die Arbeit an meinem Blog, indem ihr den Film bei Amazon kauft.

 


Verbindung durch Zeit und Raum

Der erfolgreichste Anime-Streifen erblickt das Licht des Heimkinos

Inhalt

Your Name - Gestern, heute und für immer Blu-ray Review Szene 1
Mitsuha hat das ländliche Leben satt

Mitsuha und Taki, ein Teenager-Mädchen und einer gleichaltriger Junge, könnten unterschiedlicher kaum aufwachsen. Während Taki in Tokio lebt und unter der Anonymität und der großen Hektik der Stadt leidet, würde Mitsuha sich nichts sehnlicher wünschen, als aus ihrer ländlichen Gegend heraus zu kommen. Sie hasst ihr Leben in der Provinz und wünscht sich, ein Junge in Tokio zu sein. Eines Tages wacht Taki auf und wundert sich über die beiden apfelgroßen Gebilde auf seiner Brust. Für alle anderen um ihn herum scheint er ein Mädchen namens Mitsuha zu sein. Diese findet wiederum einen Tag später einen Eintrag in ihrem Schulheft, den sie nicht kennt.
Etwa zur gleichen Zeit erwacht Mitsuha in Tokio und wundert sich über ihre tiefe Stimme sowie das „Ding“ zwischen ihren Beinen. Ihr Spiegelbild zeigt einen Jungen.
Haben beide nur geträumt?
Immer wieder scheinen die zwei Teenager nun die Körper zu tauschen. Das stiftet zwar Verwirrung bei sämtlichen Freunden und Verwandten sowie auf Takis Arbeit, doch es sorgt auch dafür, dass Taki seine Flamme Miki näherkommt. Denn Mitsuha fädelt (im wahrsten Sinne des Wortes) geschickt ein, dass sich Miki für Taki interessiert.
Dann jedoch hören die Körpertausch-Tage auf und Saki fragt sich, warum das so ist. Den Kopf voll mit Fragen versucht er, Mitsuha in ihrem ländlichen Dorf aufzusuchen. Doch dann macht er eine erschreckende Entdeckung …

Your Name - Gestern, heute und für immer Blu-ray Review Szene 2
Taki lebt im großen Tokio …

Eine Körpertausch-Geschichte gab’s im Anime-Genre auch noch nicht. Doch was Regisseur Makoto Shinkai mit Your Name realisiert hat, traf den Nerv der einheimischen Zuschauer – und nicht nur der.
In Japan avancierte sein Film zur zweiterfolgreichsten einheimischen Produktion überhaupt. 235 Mio. Dollar spielte er dort ein und steht mit 358 Mio. Dollar weltweit als erfolgreichster Animestreifen überhaupt in den Büchern. Und das vollkommen zurecht. Die doppelt Coming-of-Age-Story verwebt auf wunderbare und fast poetische Weise Motive des „Konflikts“ Moderne vs. Tradition oder Großstadt vs. ländliche Idylle. Gleichzeitig verhandelt sie sogar Gender-Themen, wenn Taki seine weibliche Seite entdeckt und Mitsuha durch Takis Einfluss mehr Selbstbewusstsein und Stärke entwickelt. Nach und nach entwickelt sich hier ein Plädoyer für das gegenseitige Geschlechter-Verständnis und eine Abarbeitung von stereotypen Betrachtungsweisen.
All diese Motive sorgen zudem dafür, dass gesellschaftliche Konventionen infrage gestellt und kritisiert werden: Wie sich ein Mädchen zu verhalten hat, was ein Junge zu tun hat – all das verhandelt Your Name auf der Sub-Ebene, während er vordergründig von den Träumen und Wünschen junger Teenager in Japan erzählt. Umso überraschender, dass Shinkai die Story nicht (wie bei vielen Animes) auf historischen Vorlagen hat basieren lassen. Denn Idee und Drehbuch stammen ebenfalls von ihm. Übrigens hat hier nicht das Studio Ghibli seine Finger im Spiel, obwohl der Film optisch absolut aus der legendären Anime-Schmiede kommen könnte.

… fühlt sich dort aber oft etwas verloren

Dass ihm bei all diesen Themen der Humor nicht untergegangen ist, macht den Film bisweilen so augenzwinkernd charmant. Beispielsweise wenn Taki selbst nach dem wiederholten Aufwachen in Mitsuhas Körper (sehr zur Verwunderung der kleinen Schwester) nicht davon ablassen kann, die Brüste seines Tauschkörpers anzufassen – und das, obwohl er sich irgendwann aus Respekt durchaus vornimmt, es nicht mehr zu tun.
Your Name bleibt aber nicht auf der konventionellen Ebene, sondern entwickelt im zweiten Teil noch mal einen weiteren Kontext. Für sechs- bis zwölfjährige Zuschauer kann das bisweilen etwas überfordernd sein, wenn der Film überraschend auch noch zwei Zeit-Ebenen integriert. Für den erwachsenen Betrachter allerdings nimmt der Film dann eine Wendung, die erst recht für wunderschöne, melancholische und bewegende Moment sorgt. Um an dieser Stelle nicht zu viel preis zu geben, soll nicht mehr verraten werden. Doch das, was Mitsuha und Taki am Ende verbindet hat praktisch kosmische Ausmaße – und das ganz ohne platte Klischees oder haarsträubende Logikfehler. Denn darum geht es hier ja gar nicht. Was die Coming-of-Age-Geschichte im Kern transportiert, ist der Wunsch danach, die Tradition zu wahren und in die Moderne zu retten. Shinkai nutzt ein starkes Bild dafür, dass er die japanische Tradition gar für zerstört hält und nur noch in Bruchstücken vorhanden. Um dies zu ändern und sie zu bewahren, muss man sie umarmen, sich an sie erinnern.
Abseits von Inhalt und Interpretationsmöglichkeiten liefert Your Name aber natürlich auch tolle Animationen für die Freunde des typischen Anime-Stils. Wunderschöne Bilder und die zahlreichen verschiedenen Schauplätze liefern ein ebenso charmantes wie liebevolles Gegenstück zu den perfektionistischen Computer-Animationen der Pixar-Studios.

Your Name - Gestern, heute und für immer Blu-ray Review Szene 5
Your Name – Gestern, heute und für immer Blu-ray Review Szene 5

Bild- und Tonqualität

Your Name - Gestern, heute und für immer Blu-ray Review Szene 3
Wer hat ihm das auf den Arm gemalt?

Grundsätzlich ist das Bild von Your Name genauso wie man es sich von einem japanischen Anime erwartet: Es ist blitzsauber, absolut laufruhig, ohne jede Unruhe – aber immer diese Spur zu hell mit den typisch pastellartigen Farben. Die Schärfe ist beständig gut, wobei die Animationen durch ihre Einfachheit glänzen und nicht allzu viele feine Details liefern. Dennoch: Die typischen Augen oder auch die Fäden beim Bänderflechten kommen perfekt abgegrenzt zum Betrachter. Ab und an wird bewusst ein leichter Weichzeichner in den Randbereichen eingesetzt, was aber Stilmittel und kein Fehler ist. Lediglich in einigen Traumsequenzen hat man ein leichtes Korn hinzugefügt.
Beim Ton von Your Name kann man zunächst auf wirklich hervorragende Dialoge vertrauen. Die Synchro ist wirklich hervorragend geworden und die Stimmen sind äußerst gut verständlich. Erweitert wird der Raum jedoch durch wunderschöne atmosphärische Mittel wie das Zirpen der Zikaden auf dem Lande oder Knistern des Feuers. Auch bei entsprechenden Soundeffekten wie dem Öffnen der Holz-Schiebetüren wird die Bühne breiter und die Surrounds werden miteinbezogen. Dazu kommt der punkig-poppige Soundtrack von Yōjirō Noda (Sänger der J-Rockband Radwimps), der recht dynamisch wiedergegeben wird.

Bonusmaterial

Your Name - Gestern, heute und für immer Blu-ray Review Szene 6
Mitsuha schreibt es sich hinter die Ohren

Das Bonusmaterial der Single-Disk von Your Name ist überschaubar – es wurde lediglich eine Trailershow abgelegt.

Fazit

Your Name funktioniert auf vielen Ebenen und spricht die erwachsenen Zuschauer ebenso an wie Kids. Für beide eröffnet sich eine bewegende Geschichte mit tollen Figuren und einer universellen Botschaft.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 5%
Film: 90%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: Japan 2016
Regie: Makoto Shinkai
Sprecher: Maximilian Belle, Laura Jenni, Laura Maire, Eva-Maria Lahl, Tobias John von Freyend
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, jp
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 107
Codec: AVC
FSK: 6

Trailer zu Your Name

Your Name. - Gestern, heute und für immer - Trailer 1 (deutsch/ german; FSK 0)

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Kommentare
Neueste
Älteste Most Voted
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!
Vul Kuolun

Hey lieber Timo! Hier könntest du doch auch noch den Vergleich zur UHD ergänzen.

Das lässt sich zeitlich doch bestimmt problemlos einschieben….

*zwinkersmiley*