Zoom – Good Girl Gone Bad

Blu-ray Review

OT: Zoom

Zoom - Good Girl Gone Bad Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, 01.06.2017

 


Die Eier von Eddy Deacon

Interessantes Filmexperiment auf drei Ebenen.

Inhalt

Emma, Schöpferin von lebensecht wirkenden Gummi-Sexpuppen, zeichnet leidenschaftlich gerne Comics und lebt dort ihre Fantasien aus. Meist erzählt sie darin die Geschichte eines spanischen Regisseurs. Weil ihr eigenes Leben aber gerade irgenwie nicht zu ihrer Zufriedenheit läuft, entschließt sie sich, dessen sexuelle Ausprägungen etwas weniger offensiv zu gestalten und verkleinert einfach mal seinen Penis. Gleichzeitig dreht Edward einen Film über das Model Michelle. Die möchte es eigentlich gerne als Schriftstellerin schaffen und arbeitet gerade an einem Buch über eine Comiczeichnerin, die Emma heißt. Allerdings nimmt Edwards Film aufgrund von Emmas Veränderungen eine ganz andere Richtung als geplant …

Moment mal … in welchem Film ist man denn hier gerade? Gedanken noch mal sortieren, nachdenken … und … krass, wie schräg ist das denn?
Da schreibt eine Sexpuppen-Herstellerin einen Comic, in dem ein Regisseur einen Film inszeniert, in dem ein Model ein Buch über eine Sexpuppen-Herstellerin schreibt, die Comics zeichnet – ein Film-im-Comic-im-Film, oder so.
In den besten Momenten von  Zoom – Good Girl Gone Bad weiß man nicht mehr genau, welche Geschichte von welcher abhängig ist und welche das „Original“ beschreibt. Dazu wechselt Pedro Morellis Film sich auch optisch beständig ab. Während Emmas Erzählstrang sind die Bilder realistisch und die Farbgebung kräftig. Edwards Story wird konsequenterweise im Comic-Stil (erinnert sich noch jemand an „Take on Me“ von A-ha?) erzählt und Michelle schreibt ihr Buch irgendwo in Brasilien, das von warmen Brauntönen oder monochromer Farbgebung dominiert wird. Selbst die Stimmung passt sich den einzelnen Ebenen an. Während der Comic-Strip beständig ironisch bleibt und immer wieder für Lacher gut ist, wenn Edward sein geschrumpftes Glied per Penispumpe wieder auf Größe bringen möchte, ist Michelles Story düster und wird noch dunkler, je stärker Edward seine eigenen Sex-Probleme verarbeitet. Emmas Erzählstrang ist der lockerste und für den Zuschauer auch stets der unterhaltsamste. Das liegt allerdings vor allem an Alison Pill (The Newsroom, Hail, Caesar!), die mit dicker Brille und unbeholfen-schüchterner Art die Protagonistin spielt. Während sie selbst Komplexe bezüglich ihrer kleinen Brüste hat, werkelt sie souverän an ihren Sexpuppen und hat ständig Sex mit ihrem Kollegen (ebenfalls witzig: Tyler Labine als Bob).

Der Comic-Strip wirkt gerade aufgrund seiner rudimentären Optik mit wenig detailreichen Gesichtern und leicht abgehackten Bewegungen absolut passend. Gerade das Unperfekte harmoniert hier mit dem fahrigen Regisseur Edward. Letzterer wird übrigens von Gael Garcia Bernal (Desierto – Tödliche Hetzjagd) „gespielt“, dessen animiertes Alter Ego sogar als Comic sexy wirkt. Geschichte #3, die mit zunehmender Laufzeit von Zoom – Good Girl Gone Bad die stärkste Veränderung zeigt (immerhin wird Edward zu Nachdrehs verdonnert) wird von der brasilianischen Schauspielerin Mariana Ximenes getragen, der man Jason Priestley (Beverly Hills 90210) an die Seite gestellt hat. Vielleicht ist dieser Part derjenige, der sich etwas schwer damit tut, in den Film zu passen, weil gerade Priestleys Figur aufgesetzt wirkt. Wenn Edward allerdings mehr und mehr von seinem Kollegen Horowitz verdrängt wird, der die actionlastigen Nachdrehs inszeniert, funktioniert auch dieser Teil. Gerade, weil hier auch noch ein wenig hinter die Kulissen von Hollywood geblickt wird und das Filmemachen als ewig vorhersehbares und durchkalkuliertes Geschäft beschrieben wird, das nur solange gut zu einem ist, wenn man nicht von seiner Linie abweicht. Ähnliches gilt auch für den Subplot mit dem reichen Schnauzbart-Träger, der sich eine Puppe in der Gestalt seiner ihm davon gelaufenen Frau herstellen lässt, um mit ihr bizarre Fantasien ausleben zu können. Michael Eklund (Into the Forest) gibt diesen Typen mit Clark-Gable-Moustache schön fies und schmierig. Vielleicht fehlt es hin und wieder etwas an Tempo, um die 95 Minuten komplett zu füllen, doch aufgeschlossene Filmfreunde sollten mit diesem Experiment durchaus ihren Spaß haben. Vor allem, wenn sich zum Finale hin die drei Geschichten komplett ineinander verstricken.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Zoom – Good Girl Gone Bad ist äußerst ruhig und sehr kontraststark. Farben sind sehr kräftig und lebhaft und die Detailaufllösung in Close-ups ist wirklich gut. Egal, ob die Szenerie im Hellen oder im Dunklen spielt, Rauschen oder Körnung sind kein Thema. Schön auch, dass die gute Schärfe sich homogen über den gesamten Bildschirm verteilt.
Akustisch zeigt sich  Zoom – Good Girl Gone Bad durchaus räumlich. Ob es nun das Rauschen des Meeres ist (36’20), die abwechslungsreiche Filmmusik oder eingestreute Sounds wie das Kritzeln des Bleistifts (37’50), die das Schräge des Films begleiten – stets werden auch die Rears miteinbezogen. Dazu sind die Stimmen zu jeder Zeit hervorragend verständlich.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Zoom – Good Girl Gone Bad gibt’s lediglich die Trailer zum Film sowie einige Programmtipps.

Fazit

Zoom – Good Girl Gone Bad fischt irgendwo im Wasser von Stranger than Fiction und überzeugt mit seiner ungewöhnlichen Story, die von guten Darstellern zusammengehalten wird. Fans von experimentellen Independentfilmen greifen zu.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 70%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Brasilien/Kanada 2015
Regie: Pedro Morelli
Darsteller: Alison Pill, Jason Priestley, Tyler Labine, Gael García Bernal, Mariana Ximenes, Don McKellar
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Zoom – Good Girl Gone Bad

ZOOM - Good Girl Gone Bad (HD Trailer Deutsch)

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