Plötzlich wieder jung – Zurück in die 80er

Blu-ray Review

Plötzlich wieder junge - Zurück in die 80er Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, seit 03.11.2015

OT: Bis

 


Wahlwiederholung

Zwei Franzosen reisen durch die Zeit – keine neue Idee, aber weitaus netter als man denken mag.

Inhalt

Patrice ist zwar erfolgreicher Frauenarzt, kämpft jedoch mit seiner Unzufriedenheit in der Ehe. Sein Kumpel Eric hat es da besser, denkt er. Denn der ist Lebemann und Playboy und tut, wonach ihm gerade der Sinn steht. Als sie sich mal wieder alle gemeinsam treffen, weiß zwar niemand, wie Erics Begleitung heißt, aber irgendwie scheinen beide Herren ganz gerne mal das Leben des anderen führen zu wollen. Denn Eric sehnt sich dann doch insgeheim ein wenig nach familiärer Geborgenheit. Nach dem einen oder anderen Gläschen zu viel stürzen beide die Treppe zum Keller hinunter und fühlen sich irgendwie verändert. Aber nicht nur das Gefühl ist anders, auch die Umgebung. In der Küche steht kein Kaffeevollautomat, sondern eine altbackene Filtermaschine, die Kopfschmerztabletten sind bis 1987 haltbar und Patrice`Papa wirkt irgendwie … jünger. Dreißig Jahre jünger, um genau zu sein. Denn die zwei Abends noch im besten Alter befindlichen Herren sind plötzlich (äußerlich) wieder 25 und finden sich wieder im Paris der 80er. Die beste Möglichkeit also, noch einmal komplett von vorne anzufangen und vielleicht doch einen anderen Weg einzuschlagen. Gedacht, getan: Patrice wird zu Eric und Eric wählt Patrice‘ Weg – eine gute Wahl?

Bei einer französischen Komödie, noch dazu mit Zeitreisethema steht eigentlich Schlimmes zu befürchten. Immerhin gab es da mal das unsägliche Filmverbrechen Die Besucher. Doch in Plötzlich wieder jung – Zurück in die 80er liegen die Dinge anders. Das liegt nicht nur am charmanten Zusammenspiel von Kad Merad (Willkommen bei den Sch’tis) und Franck Dubosc, sondern vor allem daran, dass die grenzüberschreitende Albernheit, die den Komödien des Landes oft innewohnt, hier meist ausbleibt. Vielmehr liegt der Witz hier nicht (nur) auf sexuellen Anspielungen und infantilem Verhalten, sondern vor allem auf dem Kulturschock, den die zwei Protagonisten mitmachen. Atmosphärisch stimmig fängt Regisseur Farrugia Szenen ein, in denen ein Citroen BX seine Luftfederung aktiviert, Patrice beim Sony WM-22 die Music-Cassette umdreht und Eric sich oldschool Erotikzeitschriften ansieht. Wirklich witzig sind die Szenen, in denen die zwei Männer aus der Zukunft sich als Ideengeber für kommende Filmerfolge (unter anderem natürlich die Sch’tis oder Die Besucher) bei einer Filmproduktion vorstellen – man kann’s ja mal versuchen. Das Gesicht der Dame am Tisch spricht allerdings Bände. Mitte der 80er klang die Idee, einen Querschnittsgelähmten auf einen afrikanischstämmigen Pfleger treffen zu lassen, eben nicht sonderlich erfolgversprechend. Auf diese Weise liefert Plötzlich wieder jung übrigens auch ganz dezente gesellschaftskritische Kommentare auf eine noch nicht allzu fortschrittliche Zeit. Um vorauszusagen, dass sich das Vorhaben der beiden, die Rolle des jeweils anderen zu übernehmen, am Ende als frommer Wunsch entpuppt, muss man kein Prophet sein. Es wohnt den Menschen dann doch eine gewisse Neigung und ein ebensolches Talent inne, das sich so einfach nicht überlisten lässt. So ist Plötzlich wieder jung auch ein Plädoyer dafür, sich seiner Selbst bewusst zu werden und zu dem zu stehen, was man ist. Es schadet natürlich nicht, wenn man noch mal eingeschliffene und marode Verhaltensweisen reflektiert und überdenkt, um sich zukünftig ein bisschen anders zu verhalten.

Bild- und Tonqualität

Kräftige und natürliche Farben bestimmen das Bild von Plötzlich wieder jung. Die Kontrastgebung ist ebenfalls gelungen, die Szenen und Bilder werken sehr authentisch. Gleiches gilt für die ausgewogen gute Schärfe, die bei Close-ups hervorragend ist. Sogar die Detailtiefe ist gut. Das hat man auch schon bedeutend schwächer gesehen – gerade bei europäischen Produktionen. In Sachen Raumakustik bleibt Plötzlich wieder jung sehr frontal und dialogbestimmt. Die Sprache ist ein wenig überbetont, vor allem bei den weniger gelungenen Synchronisationen der Nebenfiguren. Atmosphärische oder gar direktionale Soundeffekte bleiben meist aus. Die coole Filmmusik der 80er lässt allerdings öfter mal Disko-Feeling aufkommen.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Plötzlich wieder jung – Zurück in die 80er bietet neben den beiden Trailern auch noch zwei Interviews mit dem Regisseur und den beiden Hauptdarstellern sowie ein (sehr kurzes) Making-of und eine B’Roll. Die zwei Featurettes „Wiederholen oder nicht“ und „Richtig oder falsch“ runden den Bereich entsprechend ab. Das erste klärt die Frage, ob die Filmbeteiligten etwas anders machen würden, wenn sie noch mal anfangen könnten. „Richtig oder falsch“ zeigt die beiden Hauptdarsteller in einem ziemlich albernen Interview.

Fazit

Plötzlich wieder jung – Zurück in die 80er ist charmanter als man denkt und weniger albern als zu befürchten stand. Die Geschichte verläuft zwar in komplett vorhersehbaren Bahnen, aber wenn das Herz am rechten Fleck ist, dann kann man darüber auch gerne mal hinwegsehen – zumal der Film auch eine musikalische Zeitreise mit angesagtem Pop des Jahrzehnts ist.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 25%
Film: 65%

Anbieter: Ascot Elite Home Entertainment
Land/Jahr: Frankreich 2015
Regie: Dominique Farrugia
Darsteller: Kad Merad, Franck Dubosc, Alexandra Lamy, Gérard Darmon, Julien Boisselier, Anne Girouard, Fabian Wolfrom
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, fr
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 102
Codec: AVC
FSK: 6

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