4K Blu-ray Review


OT: 28 Years Later


Inselkoller
Danny Boyle kehrt zu seinen Infizierten zurück.
Inhalt

Achtundzwanzig Jahre sind vergangen, seit das Wut-Virus Großbritannien in eine isolierte Hölle verwandelte. Während Kontinentaleuropa für virenfrei erklärt wurde, bleibt die Insel unter strenger Quarantäne. In einer kleinen, fast vergessenen Enklave auf Holy Island trotzt eine Gemeinschaft von Überlebenden dem Untergang. Hier lebt der junge Spike mit seinen Eltern, abgeschirmt durch die Gezeiten, die den einzigen Zugangsweg regelmäßig fluten. Doch der Schein trügt: Die Gesellschaft ist archaisch geworden, geprägt von strengen Ritualen und dem harten Kampf ums Dasein. Als Spikes Mutter schwer erkrankt und die Ressourcen der Inselgemeinschaft erschöpft sind, trifft der Junge eine fatale Entscheidung. Er vertraut den Gerüchten über einen exzentrischen, vielleicht wahnsinnigen Arzt namens Dr. Kelson, der tief im verseuchten Kernland hausen soll. Gegen den Willen seines Vaters und aller Vernunft wagt Spike den Ausbruch aus der Sicherheitszone.

Wenn man über Produktionshöllen im Horrorgenre spricht, fällt oft der Name World War Z. Doch die Entstehungsgeschichte von 28 Years Later ist ein ganz eigenes Biest. Quasi ein schlummernder Patient, der fast zwei Jahrzehnte im Koma lag. Und es ist ein kleines Wunder, dass wir diesen Film überhaupt sehen. Nachdem Danny Boyle und Alex Garland 2002 mit 28 Days Later das Zombie-Genre (pardon, „Infizierten-Genre“) revolutionierten und Juan Carlos Fresnadillo 2007 mit 28 Weeks Later einen würdigen Nachfolger lieferte, wartete die Welt. Und wartete. Weitaus mehr als 28 Monate, was die logische Folge gewesen wäre. Aus diesem 28 Months Later wurde ein Running Gag, ein Phantomprojekt, das immer wieder angekündigt und dann wieder begraben wurde. Auch weil es ein rechtliches Minenfeld war: Die Rechte lagen verstreut zwischen Fox (heute Disney), DNA Films und den ursprünglichen Schöpfern. Boyle und Garland wollten die kreative Kontrolle, die Studios wollten Geld sehen. Erst als Sony Pictures einsprang und Garland ein Skript vorlegte, das nicht nur einen Film, sondern gleich eine neue Trilogie versprach, kam Bewegung in die Sache. Dass wir nun, im Jahr 2025, tatsächlich vor dem Film sitzen, grenzt an ein Wunder. Doch hat sich das Warten gelohnt? Die Antwort ist so komplex wie der Virus selbst: Ja, aber man muss bereit sein, seine Sehgewohnheiten etwas zertrümmern zu lassen. Denn da wäre zunächst die Technik: Danny Boyle war schon immer ein Technologie-Fetischist. 28 Days Later wurde auf billigen MiniDV-Kameras gedreht, um den rauen, dokumentarischen Look zu erzeugen. Bei 28 Years Later geht er noch einen Schritt weiter. Oder zurück, je nach Perspektive. Der Film wurde zu großen Teilen iPhone 15 Pro Max Smartphones gedreht (mehr dazu unten). Und um hier mal Klartext zu reden: Die Inszenierung ist, gerade zu Beginn, enervierend. Sie ist anstrengend. Sie ist fordernd. Boyle strapaziert unsere Nerven ziemlich. Das Bild wackelt, die Schärfe ist unausgewogen; es ist ein visueller Stakkato-Angriff, der streckenweise so hektisch wirkt, dass man sich fragt: Will er das? Will er uns vergraulen? Es ist etwas, das irritiert und den Zuschauer anfangs kritisch stimmt. Die Qualität ist sichtbar low-fi, was Puristen und 4K-Fetischisten die Tränen in die Augen treiben dürfte.

Aber dann passiert etwas Interessantes, wenn man dem Film etwas Raum gibt. Mit etwas Abstand wirkt dieser fragmentarische Stil genau andersherum. Die Schnitte, die Fetzen an Informationen, das, was wir nicht sehen – all das setzt sich im Kopf nach und nach zusammen. Die Fragmente wirken. Boyle nutzt die kompakten Smartphones für Kamerafahrten und Winkel, die mit einer ARRI oder IMAX-Kamera schlicht unmöglich wären. Er klebt an den Protagonisten, er wirft uns mitten in das Chaos. Und genau das ist es, was sehr gute Horrorfilme von okay’en Genrebeiträgen unterscheidet: Die Form folgt der Funktion. Die Unruhe des Bildes spiegelt die innere Unruhe einer Welt wider, die seit fast drei Jahrzehnten keine Ordnung mehr kennt. Boyle verarbeitet Covid-Motive, Brexit-Themen im Subtext und wenn dann Archiv- und alte Filmaufnahmen eingestreut werden, entsteht eine Atmosphäre, die so dicht und bedrückend ist, dass es Frösteln auslöst. Inhaltlich entfernt sich Autor Garland dabei weit von den militärischen Strukturen des zweiten Teils. 28 Years Later ist im Kern eine zutiefst bewegende Coming-of-Age-Geschichte, die sich auf eine zentrale Figur konzentriert: Spike. Der von Alfie Williams unglaublich gut gespielte Teenager steht an der Schwelle zum Erwachsenwerden und begleitet seinen Vater auf das von Infizierten verseuchte Festland. Was als eine Art dystopisches Männlichkeitsritual geplant war, wird zum Albtraum. Williams ist dabei ein echter Glücksgriff für das Casting. Er trägt die emotionale Last des Films auf seinen jungen Schultern, spielt nuanciert und fängt das omnipräsente Motiv des Verlusts in jeder seiner Gesten ein. Erstaunlich, dass man nach dem Film denkt, man habe ihn schon irgendwo gesehen, was für die meisten nicht der Fall sein dürfte. Doch im Umfeld seiner Figur zeigt sich auch die erste große Schwäche des Drehbuchs: Die Elternrollen. Während Jodie Comer als Mutter zwar physisch alles gibt, bleibt ihre Figur ein Rätsel. In einer Szene erledigt sie nachts einen Infizierten mit gefühlten “Superskills”, lautlos und effizient. Eine Erklärung dafür bleibt uns der Film schuldig. Wo hat sie das gelernt? Warum ist sie zur Kampfmaschine mutiert? Noch schlimmer trifft es aber Aaron Taylor-Johnson. Während Comer zumindest darstellerisch abliefern darf, ist Taylor-Johnsons Vaterfigur ein Abziehbild: eindimensional, klischeehaft und völlig unterbelichtet. Er ist der stoische Beschützer, den wir gefühlt hundertmal gesehen haben, ohne Ecken und Kanten. Er wirkt wie ein (noch dazu unsympathischer) Fremdkörper in einer sonst differenzierten Welt. Wie gut dass es noch einen Ralph Fiennes gibt: Sein Auftritt als Dr. Ian Kelson ist meisterlich und adelt das Horrorgenre. Fiennes schafft es, mit wenigen Blicken und Aktionen die ganze Tragödie der vergangenen 28 Jahre zu transportieren. Wahnsinn, wie sehr man an seinen Lippen hängt, während er sich um Spike und seine Mutter kümmert.

Abseits der Schauspieler: Wenn die Infizierten angreifen, blitzen Boyles Vision und seine Handschrift auf. Ähnlich wie in World War Z herrscht hier pure Anarchie. Die Angriffe sind chaotisch, die Infizierten werfen sich ohne Rücksicht auf Verluste ihren Opfern entgegen. Besonders die Einführung der “Alphas”, besonders starken, schnellen, aber auch vermeintlich intelligenten Infizierten, sorgt für Gänsehaut. Und das aus einem erstaunlichen Grund: Ihre Inszenierung setzt nicht einfach nur auf Abscheu, sondern auf eine seltsame Art und Weise auf Faszination. Ihr dominanter Auftritt hat eine perverse Ästhetik, die das Schöne im Schrecklichen sucht (und findet). Ich ertappte mich beim Gedanken: Wenn schon Infizierter, dann doch bitte so ein Alpha (und nein, das ist kein Penisneid). Überhaupt ist der Film visuell bipolar: Bilder von unfassbarer landschaftlicher Schönheit stehen brutalen Gore-Momenten gegenüber, die selbst hartgesottene Fans schlucken lassen dürften. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Und in diesem Fall sind es leider deutliche Logiklöcher. Der Plot verlangt von Alfie und seiner Mutter einen beschwerlichen Hinweg zum Ian Kelson, gespickt mit zahlreichen Gefahren, Hinterhalten und Nahtod-Begegnungen. Der Rückweg hingegen? Inklusive eines Babys im Korb (!) geschieht dieser für Spike ohne jeden Zwischenfall. Sie spazieren zurück, als wäre es ein Sonntagsausflug im Hyde Park. Und dann sind da noch die Introszene sowie das Ende. Es dürfte einige Zuschauer gegeben haben, die vor einem halben Jahr kopfschüttelnd den Saal verlassen haben. Der vom Film zunächst seltsam losgelöst wirkende Anfang, bleibt erst einmal ein Rätsel. Und wenn’s da nicht den Kreuzanhänger gäbe, würde man die Verbindung am Ende auch nicht ziehen können. Womit wir beim Finale sind. Sicherlich der größte Aufreger für die meisten. Irritierend aber auch für diejenigen, die den Film über weite Strecken mochten und wertschätzten. Wenn aber plötzlich junge Erwachsene auftauchen, die den Infizierten, im Power-Ranger-Modus den Garaus machen, wirkt’s für einen Moment mindestens albern. Die farbcodierte Kleidung, choreographierte Martial-Arts-Einlagen – es passt so gar nicht zum dreckigen Survival-Horror der vorangegangenen zwei Stunden. Doch hier muss man den Kontext kennen. 28 Years Later ist kein alleinstehendes Werk. Er ist der Auftakt einer neuen Trilogie. Der zweite Teil, The Bone Temple (unter der Regie von Nia DaCosta), steht bereits in den Startlöchern. Erst wenn man versteht, dass Boyle hier die Brücke schlägt und eine neue Art der Gesellschaft einzuführen scheint, die in den Fortsetzungen zentral(er) sein wird, ergibt diese stilistische Entgleisung Sinn. Es ist ein Teaser, ein Versprechen auf eine Veränderung des Genres weg vom reinen Überleben hin zum organisierten Kampf. Ob man das mag, steht auf einem anderen Blatt.






Bild- und Tonqualität BD

Ähnlich wie bei June & John möchte ich an dieser Stelle auf das nächste Kapitel verweisen, da einiges an Hintergrundinformationen nötig ist, um zu erklären, warum das Bild aussieht, wie es aussieht. Die rein technische Einstufung fällt ähnlich schwer und spiegelt sich entsprechend in der Bewertung nieder.
28 Years Later bekam für die Blu-ray DTS-HD-Master-Tonspuren für beide Sprachen (Deutsch und Englisch). Die verlustfrei kodierten Ausgaben überzeugen beide durchaus, mit leichten Vorteilen beim O-Ton. Zunächst ist die deutsche Tonspur rund 3-4 dB leiser eingepegelt und in Summe beim Score und den Geräuscheffekten auch etwas weniger dynamisch. Allerdings muss man das vor dem Hintergrund betrachten, dass der O-Ton hier die Latte aus Dynamik und Wucht schon ziemlich hoch legt. Insbesondere die Dialoge fallen aber etwas präsenter und punchiger aus, während die deutsche Synchro eine Spur mehr zurückgenommen wirkt. Nichtsdestotrotz bekommt man nach 29 Minuten eine fulminante Gänsehaut, wenn die Infizierten den Hügel runterrennen und wie Schweine in heller Aufruhr von den Rearspeakern kreischen. Die akustische Dynamik während der Attacken ist wirklich gut und lässt auch nicht nach, wenn die Soldaten nach 64 und 65 Minuten angefallen werden. Das sägende Filmscore-Geräusch bei 65’30, das einem derart laut und intensiv von den Rears in den Nacken geblasen wird, lässt den Zuschauer beeindruckt im Sessel zusammensinken. Dazu gibt es auch feinste Signale, wie das Säuseln der Insekten über den grünen Wiesen und spürbare Bassattacken im Wechsel – bspw. bei der rennenden Reh-Herde nach 20’40, die mit spürbarem Nachdruck über das weite Feld flüchtet.

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Bild- und Tonqualität UHD

Danny Boyle war bereits bei 28 Days Later einen ungewöhnlichen Weg gegangen, um die Bilder der postviralen Umgebung einzufangen. Anstelle auf (noch) übliche 35-mm-Kameras oder erste digitale Filmkameras zu setzen, entschloss er sich, die Canon XL1 als Hauptkamera zu verwenden. Diese zeichnet zwar digital auf, allerdings auf Mini-DV-Video in Standardauflösung (720 x 576, im Falle von PAL). Kein Wunder, dass der Erstling von 2002 so einen speziellen Look aufwies (und wahrlich keine gute Vorlage für eine 4K-Disk wäre). Boyle entschied sich für diesen Weg, um die Geschichte visuell erscheinen zu lassen, als hätte sie irgendjemand mit einem Camcorder gedreht und wäre mittendrin gewesen – ein semidokumentarischer Ansatz also. Für den zweiten Teil setzte man dann vornehmlich auf analogen Film, teils allerdings im kleinen 16-mm-Format, und ergänzte mit der Sony HVR-Z1E, die immerhin schon in 720p aufnehmen konnte. Dass Boyle, 23 Jahre nach dem Erstling, erneut experimentell vorging, dürfte deshalb niemanden wundern. Seine Wahl fiel auf ein Mobiltelefon. Maximale Freiheit beim Dreh, spezielle Optik beim fertigen Produkt. Zum Einsatz kam das iPhone 15 Pro, das im Gegensatz zu Luc Bessons in June & John (vermutlich genutztem iPhone 11 Pro oder Pro Max) über ProRes und die Möglichkeit von Log-Files verfügt. Für einige der dynamischen Shots kamen sogar gleich 20 der Geräte auf einer speziell angefertigten Rig zum Einsatz. Außerdem beschränkte der Filmemacher das Format im Nachgang auf 2,76:1 – also auf ein sehr schmales Widescreen-Format. Boyle gab an, das zu tun, da man als Zuschauer dann konstant die ganze Breite nach möglichen Infizierten abscannt und die Bedrohung deshalb noch unheimlicher wird. Dass er mit iPhones drehte, schließt den Kreis zum ersten Film. Jetzt muss er nicht nur so tun, als hätte es jemand mit seinem Handy gefilmt, er kann es genauso umsetzen. Für Boyle ist das iPhone also quasi der Camcorder der 2020er-Jahre. Interessanterweise ist 28 Years Later optisch ein wesentlich cineastischerer Film.

Und das liegt nicht daran, dass neben den iPhone-15-Geräten auch noch die DJI Inspire 3 sowie die GoPro Hero 4K und eine Panasonic AU-EVA1 zum Einsatz kamen. Letztere wurde für die Infrarotsequenzen benutzt, während die DJI Inspire für Drohnenaufnahmen und die GoPro Hero vermutlich für ein paar der POV-Actionmomente hergenommen wurde. Hauptgerät(e) allerdings blieb(en) das/die iPhone(s). Im Gegensatz noch einmal zu June & John schraubten Boyle und sein Kameramann Anthony Dot Mantle den Smartphones allerdings ziemlich hochwertige (anamorphotische) Optiken vor die eigentliche Linse. Das lässt den Film insgesamt zwar etwas kinohafter erscheinen, führt allerdings auch zu teils massiven Rand-Rundum-Unschärfen mit einem nur geringen Fokusbereich in der Mitte des Bildes. Für die 4K-Disk masterte man das Ganze ausgehend von einem 4K-DI und fügte HDR10 und Dolby Vision sowie einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum hinzu. Das Ergebnis ist … besser als bei June & John. Aber einerseits nur knapp. Und andererseits weist es teils krasse Probleme und Artefakte auf. Durchweg sichtbar sind schon einmal chromatische Aberrationen – oft zu erkennen an Spikes Köcher oder den Umrandungen seines Parkas. Zooms leiden augenblicklich unter unschönem Grieseln, das sich vordergründig auch seltsam verschiebt (80’48) und die Texturen sind durchweg verwaschen und wachsig. Die iPhones können 4K und sind angeblich tolle Geräte. Sollte das so sein, sieht man hier nichts davon. Geht es um Auflösung in der Tiefe, sieht man nicht mehr als verwaschene Laubblätter. Kommt Bewegung ins Spiel, verschwimmt das Ganze oftmals, während es zusätzlich gelegentlich böse Artefakte wie das mittige Muster bei 13’56. Ähnliche Artefakte gibt es immer wieder und sind exemplarisch bei 27’55 oder weiteren Szenen im Wald zu sehen. Eine Art kreisrunder Artefaktring im Hintergrund lässt das Bild wirken, als hätte es einen Fingerabdruck. Rund um die Flagge bei 53’59 gibt’s außerdem Randartefakte und es gibt nur wenige Einstellungen, in denen mal keine Probleme zu erkennen sind. Überstrahlungen sind ebenfalls ein Thema. Oft wirkt das HDR eher überdramatisch und Farben sind mitunter derart bunt, dass man meint, die Pop-Effekt-Einstellung der Fotobearbeitung im Smartphone wurde auf Vollanschlag gestellt. Gesichter sind indes zu keinem Zeitpunkt gut durchzeichnet oder ansprechend aufgelöst. Fast durchgehend wirken sie glatt bis wachsig. Insbesondere Halbtotale leiden unter wachsweichen und verwaschenen Oberflächen. Das alles, wohlgemerkt bezogen auf die technische Ausgangsqualität. Der Disk kann man hier, ähnlich zu June & John, eher keinen Vorwurf machen. Das Bild ist von der Basis her aber so schwach, dass man praktisch auch nicht erkennen kann, ob von der 4K-Disk noch eigene Probleme erzeugt werden.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die HDR-Scheibe ist etwas dynamischer im Kontrast. Der Himmel ist im laufenden Bild punchiger.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Schon sind Artefakte überall und die Detailtiefe ist wirklich schlecht.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … dass die HDR-Disk es mit dem Neonhaften tendenziell übertreibt.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … fallen Farbflecken auf. Auch die bläulichen Einfärbungen der Haare zeugen von dem Problem.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links):


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … zeigen kaum Oberflächenstruktur. Gesichter sind durchweg wachsig.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Sehr deutlich zu sehen im Zoom (nächster Vergleich)


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … sehr deutlich sichtbar.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … eine bessere Qualität liefern als die für die regulären Szenen


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Besser. Aber wahrlich nicht gut.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links):


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … zeigen sich die Probleme auf den Gesichtern deutlich. Auflösung und homogene Bildinhalte – nichts für iPhone-Aufnahmen.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links):


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Man sieht die kreisrunden “Abdrücke”, die wie ein digitaler Fußabdruck wirken. Und, ja: das sieht man auch im laufenden Bild als Flirren und Wuseln.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links):


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Es ist fast absurd, hier von Detailauflösung zu sprechen.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die HDR-Scheibe ist auch hier knalliger und bunter. Geschmackssache?


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … die Abgrenzung der Lippen wirkt wie KI-berechnet.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links):


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … Artefakte.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Fragezeichen.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Egal, ob BD oder UHD-BD.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Sieht in der Übersicht schon schwach aus.


UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … nicht mal auf DVD-Niveau.

Während die deutsche Tonspur über die UHD Blu-ray unverändert in DTS-HD-Master vorliegt, gibt’s für den O-Ton nun Dolby Atmos. Diese ist auf der regulären Ebene zunächst rund 4 dB leiser eingepegelt als das DTS-HD-Master-Pendant auf der Blu-ray. Hat man dies am Receiver angeglichen, kommt 28 Years Later mit derselben Wucht zum Ohr. Wenn wir uns die Höhenebene anhören, scheint Boyle uns ganz bewusst eine Viertelstunde lang an der Nase herumführen zu wollen. Denn es passiert schlicht gar nichts von oben. Erst wenn der Vater mit dem Sohnemann übers Wasser und auf die Jagd geht, öffnen sich die Heights mit den Pfeilen bei 16’49. Darauffolgend gibt es ein wenig Vogelgezwitscher, das bei 18’10 um die ekligen Mampfgeräusche des Crawlers sowie das heisere Kreischen seines Begleiters ergänzt wird. Wird in der Folge der Bogen gespannt, hört man auch das etwas von oben und nach 22’32 fliegt sehr dynamisch und überraschend die Krähe über unsere Köpfe. Das Knarzen des Seils nach 23 Minuten wirkt gänsehauterregend und wird dynamischer, je mehr sich der Brocken an ihm bewegt. Das Hecheln nach 28’40 wirkt ziemlich fies, und nach 29 Minuten gesellen sich die hektische Stimme Taylor-Johnsons sowie das enervierende Gebrüll und Gesinge des Scores von oben hinzu. Bei 38’25 flattern dann die Fledermäuse über unsere Köpfe und bei 64’10 hört man kurz einige Querschläger. Neuerliche 3D-Sounds gibt es dann, wenn Spike und Dr. Kelson in ihrem Versteck unter der Erde verharren, und auch die Stimmen der Gang nach 107’33 kommen von oben.






Bonusmaterial

Insgesamt vier Featurettes und ein Behind-the-Scenes finden sich im Bonusmaterial. In “Days to Years” erfahren wir bspw., dass der Knochentempel von Kerson aus 250.000 gegossenen Knochen und 5.500 Schädeln bestand und rund sechs Monate Bauzeit benötigte. “Capturing the Chaos” dreht sich dann um den Dreh mit den iPhones und Drohnenkameras. Vor allem die 20-iPhones-Rig ist beeindruckend und es wird klar, wie das Ganze funktioniert hat. “The Survivors” kümmert sich dann ein wenig um die Figuren und das Worldbuilding auf der Insel. “Becoming the Infected” gibt wiederum Einblicke in die Visualisierung und das Make-up der Infizierten. Natürlich werden auch die Penis-Prothesen angesprochen. Behind the Scenes lässt Danny Boyle dann noch einmal Bezug auf das ungewöhnlich schmale Bildformat nehmen.
Fazit
28 Years Later hat seine Schwächen, keine Frage. Es gibt logische Ungereimtheiten, die den einen weniger, den anderen stärker stören werden. Für mich überwiegen bei Weitem die Vorzüge des Films. Und die habe ich erst im Nachhinein schätzen lernen können. Aus der Kinovorstellung war ich noch mit gemischten Gefühlen herausgegangen. Doch drei Tage später wirkten die Bilder, die Boyle und sein Kameramann gefunden haben, immer noch nach. Die Intensität, mit der die Angriffe der Infizierten inszeniert sind, suchen im Genre ihresgleichen. Und sie schockieren trotz gefühlt Trillionen an Zombiefilmen und -serien auch im Jahr 2025 noch. Weil Boyle versteht, wie man Atmosphäre über Bilder, Töne, Kamerawinkel und visuelle Wucht erzeugt wie kein anderer im Genre – unabhängig davon, dass sicherlich viele mit dem Intro und vor allem dem Ende rein gar nichts anfangen können. Gar nichts anfangen kann ich mit der technischen Qualität des iPhone-Drehs. Es mag sein, dass hier eine Unmittelbarkeit erzeugt werden kann, die mit herkömmlichen Geräten nicht erzielbar ist; dass ein Teil der Atmosphäre auch dadurch entsteht. Aber mit Genuss anschauen kann ich das leider nur bedingt. Erstaunlich ist für mich, dass zwischen iPhone 11 Pro bei June & John und iPhone 15 Pro bei 28 Years Later in der Praxis trotz hochwertiger Optiken kein substanzieller Fortschritt erkennbar ist – im Gegenteil sogar noch andersartige Artefakte hinzukommen. Immerhin: Der Sound überzeugt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 50% (aufgrund der äußerst limitierten Produktionsmittel mit einem iPhone)
Bildqualität UHD: 50% (aufgrund der äußerst limitierten Produktionsmittel mit einem iPhone)
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 85%
Tonqualität BD (Originalversion): 90%
Tonqualität UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 85%
Tonqualität UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 50%
Tonqualität UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 50%
Film: 80%
Anbieter: Sony Pictures Home Entertainment
Land/Jahr: GB/USA 2024
Regie: Danny Boyle
Darsteller: Aaron Taylor-Johnson, Alfie Williams, Jody Comer, Ralph Fiennes
Tonformate BD: dts-HD-Master 5.1: de, en
Tonformate UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): en // dts-HD-Master 5.1: de
Untertitel: de, en
Bildformat: 2,76:1
Laufzeit: 118
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-100
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
Maximale Lichtstärke:
FSK: 18
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: Columbia Tristar / Sony Pictures)
*Affiliate-Links sind mit * gekennzeichnet. Für Einkäufe über diese Affiliate-Links erhalten wir eine Provision. Für den Käufer entstehen keine Mehrkosten. Infos zum Datenschutz findet ihr hier.
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professionelle Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder Ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenzgerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierte Bild”verbesserer” zu verfälschen.
Dir ist schon klar das du hier ein gewolltes Stilmittel des Regisseurs in die Bewertung des Bildes hast mit einfließen lassen? Manche Szenen wurden gewollt mit niedrigem Detailgrad und Unschärfe gedreht. Auch die von dir genannten Artefakte (“digitaler Fingerabdruck”) sind so gewollt und kein Zeugnis einer schlechten 4k UHD Disc bzw. eines schlechten Encodings. Zu dem hat das auch rein gar nichts ausschließlich mit der Videoqualität des iPhones zu tun, sondern rein mit der Entscheidung der Filmemacher.
Von daher liest sich dieses Review nicht wirklich objektiv… Wohl eher kommt es mir vor als wenn hier viele persönliche Präferenzen miteinbezogen wurden.
Wäre das gleiche wenn du die Bildqualität des Films “300” kritisieren würdest, weil dir dort zu viel Filmkorn für einen Film der 2000er vorkommt…
Auf jeden Fall hätte hier eine etwas genauere Recherche über den Film und warum er mit besagten Stilmitteln so gedreht wurde nicht geschadet.
Danke dir für deinen Kommentar. Ich möchte gerne drauf antworten, auch wenn du hier mit deinem ersten Kommentar auf dem Blog recht konfrontativ und vorwurfsvoll einsteigst und dich scheinbar auch nicht sehr mit meiner Arbeit und der Tiefe meiner Recherchen insgesamt auseinandergesetzt hast. Mir ist auf meinem Blog eine gegenseitige Wertschätzung sehr wichtig – nicht nur untereinander in den Diskussionen in den Kommentaren, sondern auch von mir gegenüber meinen Lesern, sowie in die umgekehrte Richtung. Deshalb meine Bitte an dich, in einer möglichen weiteren Diskussion sachlich zu bleiben und nicht auf der Basis von persönlichen Vorwürfen zu argumentieren, ohne zu wissen, wie ich beim Rezensieren solcher Filme vorgehe.
Du hast völlig recht mit der Aussage, dass Danny Boyle sich bewusst für eine ungewöhnliche und technisch limitierte Aufnahmetechnik entschieden hat. Das “Low-Fi”-Erscheinungsbild, das gewollte Wackeln und die bewusste Unschärfe an den Rändern (durch die anamorphotischen Vorsatzlinsen) sind unbestreitbar ästhetische Stilmittel, die die beklemmende Unruhe der Welt reflektieren sollen. Wenn du das Review vollständig gelesen hast, dann hast du aber auch gelesen, dass ich den Kontext sehr wohl hergestellt habe. Gerade im Verbund mit dem ersten und zweiten Film der Reihe. So heißt es an einer Stelle zum ersten Teil: “Danny Boyle war schon immer ein Technologie-Fetischist … Boyle entschied sich für diesen Weg, um die Geschichte visuell erscheinen zu lassen, als hätte sie irgendjemand mit einem Camcorder gedreht.” Ich erwähne sogar, dass die Verwendung der iphones bewusstes Stilmittel ist und die “Unruhe der Welt” widerspiegeln soll (und das auch effektiv tut, sonst würde mir der Film nicht so gut gefallen). Bei meinen Recherchen für den Film bezog ich mich bspw. auch auf folgende Quelle, in der Kameramann Mantle über die Unschärfen spricht: https://britishcinematographer.co.uk/anthony-dod-mantle-asc-bsc-dff-28-years-later/
Man darf aber Intention und technisches Resultat trennen. Nur weil ein Regisseur bewusst eine technisch unterlegene Kamera, in diesem Fall das iphone wählt, werden die daraus resultierenden unfreiwilligen Artefakte (wie Kompressions-Makroblocking, Noise-Reduction-Glättung oder optische Interferenzen), die nun mal unbestreitbar sichtbar sind, nicht automatisch zu Kunst.
Der zentrale Unterschied zwischen einer Filmkritik und einer technischen Rezension besteht genau darin, dass man ästhetische Entscheidungen von technischen Limitierungen und unbeabsichtigten Fehlern trennen muss. Und genau das geschah in der Kritik.
Ich schildere dir gerne noch einmal die technischen Aspekte zu den von dir genannten Punkten.
Bzw. vorab noch eine Klärung, da du es so ansprichst: Zu keiner Zeit spreche ich davon, dass eine “schlechte UHD” oder “mangelhaftes Encoding” für die Artefakte und Probleme verantwortlich sind. Im Gegenteil: Ich schreibe am Ende des Textes zur UHD Bildqualität: “Der Disk kann man hier, ähnlich zu June & John, eher keinen Vorwurf machen.”
Nun aber zu den technischen Hintergründen.
“Wachsgesichter” und der geringe Detailgrad
Die Verwaschenheit von Texturen sind ein direktes Ergebnis der Hardware-Wahl und der Signalverarbeitung, kein Stilmittel im engeren Sinne (maximal ist es ein in Kauf genommenes Stilmittel). Das iPhone 15 Pro, obwohl es in 4K ProRes und Log aufnimmt, besitzt einen sehr kleinen Sensor (bspw. im Vergleich zu einer ARRI oder RED Kamera). Um das unvermeidbare digitale Rauschen dieses kleinen Sensors zu unterdrücken, arbeitet die interne Signalprozessierung, bzw. die Rauschunterdrückung, verhältnismäßig aggressiv.
Diese digitale Rauschunterdrückung glättet feine Details (wie Hautporen, kleine Texturen, Laubblätter etc.), was den von mir beschriebenen “wachsigen” Look zur Folge hat. Dies ist ein technischer Verlust von Information, den Boyle für die gewünschte Formfreiheit in Kauf nimmt, aber es ist kein absichtlich hinzugefügter Effekt wie etwa das bewusst eingesetzte, aggressive Grading bei “300”.
Der “Digitale Fingerabdruck” und optische Artefakte
Du sagst, das von mir kritisierte Artefakte wie das mittige Muster / der “Fingerabdruck” im Himmel oder in den Waldszenen seien gewollt. Vielleicht hast du für diese Vermutung eine Quelle?
Es handelt sich bei diesen Artefakten zweifelsfrei um eine technische Anomalie, die höchstwahrscheinlich als Interferenzmuster einzustufen ist. Ein solches Muster ist rein objektiv gesehen zunächst ein technischer “Defekt”, eine Unzulänglichkeit, der bei der Aufnahme toleriert wurde, aber nicht als “Stilmittel” wie ein künstlich hinzugefügtes Leuchten oder Filmkorn deklariert werden kann.
Der Vergleich mit “300” hinkt, da dieser Film durch die krasse Nachbearbeitung eine ästhetische Textur erzielt hat, die ihn zu seinem Look verholfen hat. Die Probleme bei 28 Years Later sind hingegen zum größten Teil Verluste und technische Störungsbilder, die aus der Aufnahme selbst resultieren, nicht aus dem Postprozessing. Das mag einerseits gewollt, andererseits in Kauf genommen worden sein. Aber als technischer Rezensent halte ich fest, dass die Basisqualität des Drehs für die 4K-UHD-Disc aufgrund der Aufnahmetechnik nicht die Detailauflösung liefert, die man von einem 4K-Master erwartet. Ich habe die Disk für ihre fehlerfreie Umsetzung dieses suboptimalen Quellmaterials (wie oben eingefügt mit dem Satz “Der Disk kann man hier, ähnlich zu June & John, eher keinen Vorwurf machen.”), nicht kritisiert, sehe es aber als meine Aufgabe, die technischen Mängel des Quellmaterials im Sinne der Objektivität klar zu benennen.
Dabei respektiere ich sehr wohl die Entscheidung des Regisseurs und habe das mehrfach im Review festgehalten. Zudem gehöre ich zu einer offenbar relativ kleinen Gruppe, die den Film an sich sogar (und TROTZ der technischen Probleme) als sehr gut empfand. Habe also meine objektive Betrachtung der Bildprobleme zu keiner Zeit in die subjektive Bewertung des Films selbst einbezogen.
Die Feststellung, dass Gesichter wachsig sind, ist eine objektive technische Beobachtung über die Beschaffenheit des Quellmaterials, keine subjektive Präferenz. Die Beschreibung der Interferenzmuster oder Artefaktringe ist die Feststellung eines technischen Fehlers/Glitches im Aufnahme-Rig und kein Geschmacksurteil über eine Beleuchtung. Die Beschreibung der chromatischen Aberrationen ist eine objektive Darstellung der Problematik, die aus der Kombination iphone-Sensor/anamorphotische Optiken resultiert, keine subjektive Voreingenommenheit.
Und um es sogar noch einmal abzuschwächen, habe ich nach der Prozentbewertung der Bildqualität noch eine Klammer hinzugefügt, die beschreibt, dass hier die technischen Unzulänglichkeiten des iPhone-Drehs eine Rolle gespielt haben.
Vielen Dank für die ausführliche Antwort und deine Sicht der Dinge. Mein Kommentar sollte keinerlei böse Absichten verfolgen, ich bin nur hin und wieder ziemlich direkt.
Ich bin mir bewusst das manche wachsige Einstellungen nicht gewollt sind und zu den negativen Bildverarbeitungsprozessen der iPhone Aufnahmen gelten. Trotzdem sind viele der angesprochenen Stilmittel gewollt, wodurch sich mir der “4k Flop” in Sachen Bild nicht ganz erschließt.
Die genau Quelle bezüglich der Artefakte kann ich nicht mehr finden. Ich hatte dazu vor einiger Zeit jedoch einen Artikel gelesen, in welchem Dod Mantle die Artefakte als keine Mängel, sondern bewusste ästhetische Entscheidungen handhabt, die die Möglichkeiten der Smartphone-Aufnahmetechnik mit großen Objektiven zu einem unverwechselbaren, manchmal herausfordernden Kinoerlebnis verbindet.
Ob dies nun gezielt herbeigeführt oder eben nur im nachhinein als solches deklariert wurde, war in dem Artikel nicht zu lesen.
Wie erwähnt, ist klar (da sind wir uns einig und das habe ich auch so im Review beschreiben): Die Entscheidung so zu drehen, wie man gedreht hat, war selbstverständlich bewusst. Und das sollte einen gewissen Look erzeugen. Aber es führte halt auch zu technischen Problemen.
Ich hab das ja oben ausführlich beschrieben und auch, warum ich Intention und technische Realität voneinander trenne. Ich sehe es sogar als meine Pflicht an, das zu tun. Jeder, wirklich jeder, darf das natürlich subjektiv anders beurteilen. Gut finden. Goutieren. Als Kunst akzeptieren. Nenn es wie du willst.
Aber man sollte wissen, auf was man sich einlässt und dass es unter technisch-objektiven Aspekten eben nicht optimal ist, geschweige denn das ausschöpft, wozu das Medium der 4K Blu-ray in der Lage ist.
Ob man diese technischen Aspekte in die Bewertung einfließen lässt, kann man endlos diskutieren. Ich gebe aber zu bedenken:
Wenn ich 28 Years Later ausschließlich deshalb mit 100 % bewerten würde, weil alles so gewollt war … wie sollte man das dann gegenüber Discs rechtfertigen, die technisch wirklich an die Grenzen des Formats gehen und sichtbar besser, ja vielleicht sogar technisch perfekt aussehen?
Nach derselben Logik müsste ich auch die KI-prozessierten Cameron-Remasters (z.B. True Lies) mit 100 % bewerten, nur weil Cameron sie genau so wollte, obwohl sie weit vom ursprünglichen Look entfernt sind und massive Artefakte zeigen.
Die Intention ist aus künstlerischer Sicht relevant, aber sie ersetzt keinen technischen Maßstab. Zumindest nicht den, den ich hier ansetze und anhand dessen man die Bewertungen auf meinem Blog einschätzen/einsortieren kann.
Deshalb bleibe ich bei dieser Trennung:
Was künstlerisch gewollt ist, kann man mögen. Was technisch einbricht, sollte man benennen.
Das ist für mich kein Widerspruch, sondern genau die Aufgabe eines Reviews, das sich auch auf die technischen Aspekte konzentriert.
Es ist meine Art und Weise, hier auf dem Blog zu arbeiten. Wer hier oft liest, kann das einschätzen. Wer mit Bewertungen nicht einverstanden ist, darf das für sich selbst anders bewerten. Im Text steht allerdings immer, warum eine Wertung so entstanden ist, wie sie am Ende unten angegeben ist. Da bekommst du den Kontext.
Um eines aber noch mal deutlich klarzustellen: Hinter den technischen Bewertungen auf diesem Blog steckt ein immenser Rechercheaufwand von durchschnittlich 10 bis 20 Stunden pro Titel (je nach Komplexität der technischen Aspekte des Films). Die tiefgehende Analyse von Interviews und Produktionsberichten ist hier Standard, um technisches Fachwissen jenseits von subjektivem Empfinden zu gewährleisten.
Der Trailer war so gut!
…leider wesentlich besser als der Film.
Sicher kein Totalausfall, ich erkenne auch ein gewisses Potentiell, aber meine Erwartungshaltung nach Sichtung des großartigen Trailers war einfach zu groß. Fiennes und sein Character retten für mich eine Wertung in der oberen Hälfte der 10 Punkte Skala – aber auch nur gerade so. Wenn der Film vor allem eines ist, dann unnötig.
Neben “Superman” und “Weapons” meine dritte große Enttäuschung in 2025. Leider finde ich “28 Years Later” nicht sonderlich gut, die Vorgänger gefallen mir besser. Gründe gibt es für mich viele, weshalb ich den neuen nun nicht so gut finde:
– deutlich mehr Budget, aber trotzdem miese Kameraführung
– hektische, schnelle und häufige Schnitte nerven
– teilweise extrem unscharfe Bilder, die offenbar nicht korrekt fokussiert wurden
– diese “Kill-Cam” bei Tötungen ging mir gehörig auf den Keks
– schlechte Musikuntermalung und unpassend für das Genre
– diverse Logikfehler und nicht nachvollziehbare Handlungen der Charaktere
– vollkommen bescheuertes Ende mit den “Teletubbies”
– Das Ende vom Vorgänger wurde einfach ignoriert. Plötzlich ist doch nur England betroffen.
Leider geselle auch ich mich zum Kreis derer, die den Film schlecht finden.
Ich war auch kein großer Fan von Teil 1, weil ich aus der Ära “Zombies haben langsam zu sein” stamme.
Bei Teil 2 hab ich darüber hinweg gesehen, weil sich die “rennende Zombies/Infizierte” Filme gemehrt hatten und ich mich daran gewöhnt habe. Teil 2 ist für mich sogar ein sehr guter Film geworden und für mich persönlich der beste der Drei.
Teil 3 allerdings (und ich hatte mich riesig seit Ankündigung darauf gefreut) ist für mich einfach gar nichts. Nicht spannend, nicht trashig, nicht intelligent, einfach gar nichts. Das muss jeder selber beurteilen und Geschmack ist bekanntlich relativ. Da hilft mir auch ein sehr geschätzter Ralph Fiennes nicht drüber weg.
Aber in meinen Augen braucht ein guter Film weder das beste Bild oder den Referenz Ton. Da kann ich bei einer fesselnden Story gut drüber hinwegsehen, auch wenn es schöner ist wenn einfach alles passt.
Teil 3 hat es mir sogar dermassen vermiest, ich werde einen potentiellen Nachfolger wahrscheinlich ignorieren. Kann natürlich sein, dass ich das bis zum Erscheinen (wenn die ihren Release-Rhythmus beibehalten) bereits vergessen habe. 😉
Deine Rezension hab ich glatt 2,5 x gelesen. Vielen Dank dafür. Es liest sich fast wie ein Herzensprojekt, sehr detailliert und aufschlußreich.
Deine Differenzierung zwischen den gesehenen und später wirkenden Bildern kann ich wirklich nachvollziehen.
Es gibt wieder richtig tolle Kommentare hier zum Film und macht daher auch richtig Spaß sich damit auseinanderzusetzen.
Ich habe den Film bisher nur im Stream gesehen (Apple) und fange daher gerne beim Sound an. Habe ihn etwas höher eingepegelt und war sehr zufrieden damit. Die musikalische Untermalung passte teilweise überhaupt nicht zum Film und fügte sich daher gleichfalls in die „lass-die-angenehmen Sehgewohnheiten einfach mal weg“ Gefühl.
Die Räumlichkeit war sehr gut, die Geräuschkulisse war extrem gut.
Das Bild hatte auch im Stream einige Artefakte, aber da war ich dieses Mal nicht so sensibel, denn
ich fand das Bild dem Film mehr als angemessen.
Die teilweise sehr fokussierten Bilder erinnerten mich, im positiven Sinne, an „The Batman“. Die ebenfalls teilweise, von Dir zurecht angesprochenen, wachsartigen Gesichter und die innerhalb einer Szene extremen Randunschärfen (sogar ein paar mal in der Mitte des Bildes) sind für mich – jetzt kommt’s – gewollt.
Ein mal unscharfes Bild ist ein Fehler, durchgehendes Wachs ist gewollt – innerhalb einer Szene von durchzeichnet bis Wachs, dieses grobe, wunderschöne, kontraststarke und ausgewachsene Bild trägt, für mich, sehr bewusst zum Unwohl-Gefühl des Filmes bei.
In den Extras auf Apple kann man das auch etwas besser nachvollziehen.
Also, ich fand das Bild extrem gut und passend zu diesem Film. Perfekte Auflösung kann man übrigens auch bei einem IPhone erwarten, aber dieser Film wollte das nicht.
Es sollte schnell, grob und manchmal etwas Mad Max sein.
Den Film musste ich auch erstmal sacken lassen. Brexit und vor allem Covid und der Umgang der Menschen damit untereinander lese ich hier raus.
Aber vielleicht denke ich das auch nur – und das ist wohl zu großen Teilen auch die Intention von Boyle und Garland.
Ralph Fiennes ist der Hammer! Spoilerfrei ist jetzt sehr schwer – aber die Szene mit Isla, Spike und ihm ist sicherlich einmalig im Horror-Genre. Pure, wunderschöne Menschlichkeit im Angesicht des Grauens. Alles ist das Gegenteil von dem eigentlich erwarteten „Im Herzen der Dunkelheit“ mit Marlon Brando.
Übrigens ist der komplette Film, so empfinde ich es, aus der subjektiven Sicht von Spike erzählt. Damit erklärt sich für mich auch die recht eindimensionale Figur seines Vaters, die, bei genauem Betrachten, gar nicht so eindimensional ist.
Das Baby——-vergesst nicht das Baby, als es das Licht der Welt erblickt….
Übrigens hat der Anhang bis zum Ende hin gezeigt, dass es noch 2 Teile geben wird.
Apropos Ende. Dein Power Rangers Vergleich passt hervorragend (die mochte ich auch nie) , wobei ich bei Jack O’Donnell davon ausgehe, dass es nicht ganz so flach ausgehen wird.
Ich mochte es aber auch nicht und daher gibt es „nur“ eine 85%!
Und für Timo, der aktuelle Stand unserer Challenge: Timo 815; ich 810
Der nächste Film oder Dein Urlaub entscheidet es…. vielleicht.
Cool beschrieben, Stefan. Danke für dein Review. Und für den sehr engen Punktestand. Empfinde die Szenen mit Fiennes auch extrem gut. Ich hatte die ganze Zeit über die Angst, dass man ihn krass ambivalent charakterisieren würde und er sich noch zum A’loch entpuppt. War sehr dankbar dafür, dass sie genau das Gegenteil gemacht haben.
Danke Dir. Jetzt wäre nur noch die Frage, ob sich die Anschaffung der 4k Disk lohnt….und ob ich die 5 % noch aufhole….und ob es schlimmeres als Uwe Boll Filme gibt (außer Borderlands, den ich gottseidank nicht gesehen habe)….
Hmm … Der Stream ist im Sound etwas weniger dynamisch. Die Atmos-Spur vom O-Ton (falls für dich relevant) säuselt etwas aufgrund der Kompression. Das Bild ist ein wenig schlechter, weil’s auch Bandingprobleme gibt – hier und da. Ansonsten ist die 4K-Disk nicht der riesige Sprung. Ich find’ aber das Steel sehr hübsch.
Und Borderlands solltest du dir vielleicht mal geben. Also nach dem Genuss von ein paar bewusstseinserweiternden synthetischen Stoffen vielleicht.
Wie war das noch gleich?
Du schreibst ein Gast-Review, wenn du MEHR Punkte hast als ich oder weniger? Ich hab’s (Asche auf mein Haupt) vergessen, was (wohlgemerkt) ich vorgesschlagen habe (Affemithändenvordenaugen-Emoji).
Danke Dir. Dann denke ich nochmal nach.
Ich trinke Kaffee, das muss genügen – aber nicht genug für Borderlands ;o)
Der Miesepeter, also der mit weniger Punkten, verliert und schreibt die Wunschrezi bzw. über den schlechtesten Film 2025. Ergo noch führst Du…mit 5% und ich müsste schreiben…
Ah, dann hatte ich das doch richtig in Erinnerung – gut. Ich glaube, bis zum Ende des Jahres mache ich keine Rezension mehr *floet*
Und mit genug Kaffee geht Borderlands auch. Kennst du “Ab durch die Hecke”. Stell dir das vor wie bei Hammy, der auf der Dosis Energy Drink durch den Vorgarten flitzt, um den Laserschranken auszuweichen. So klappt das sicher auch mit Borderlands 😀
Flöte nicht zu früh ;o) Ich kann locker noch einen Film aus Deiner Rezi-Reihe dieses Jahr konsumieren….. Und hey, Deine Fans wollen gerne noch etwas zu Lesen haben.
Hahaha :o) ich kann’s mir vorstellen, aber diese Art von Lebenszeitverschwendung muss echt nicht. Ich würde lieber noch viele weitere echte Perlen auf 4K Disks sehen, die sich lohnen. Leider kommt nie alles auf den Markt.
Also, Timo auf geht’s…. Mein altes Equipment giert nach frischem Futter, oder wie Audrey aus Little Shop of Horror zu sagen pflegt.“ Feed me!#
“Und Borderlands solltest du dir vielleicht mal geben. Also nach dem Genuss von ein paar bewusstseinserweiternden synthetischen Stoffen vielleicht.”
NEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNN! Selbst high bitte nicht.
Am Besten noch als Double-Feature mit dem Minecraft Film, oder wie?
Das könnte dann die neunschwänzige Katze auf dem Rückern ersetzen …
“…und ob es schlimmeres als Uwe Boll Filme gibt”
Hey, ich fand Postal hatte seinen ganz eigenen Charme.
Selbstgeisselung ist in einigen Kulturkreisen ja recht verbreitet – das ist so, wie bei vollem Bewusstsein bei McDonalds “lecker Essen zu gehen”… und danach erst Borderlands, Minecraft, Troll 2 (der alte aus den 89/89ern) und anschließend eine Godard-Retrospektive anzuschauen.
Wie bereits mitgeteilt, habe ich schon, altersentsprechend, sicher 10.000’e Filme und Serien gesehen – da hat man ein Gefühl dafür, was einem gut tun könnte und was definitiv nicht….
Mir genügten 1-2 Blicke um U.B. Filme zu meiden.
Übrigens wird Dr. Kelson keine Patienten töten, denn das sind alle Infizierten für ihn. Er wird versuchen sie zu heilen….
Der Film hat bei meiner Frau und mir leider überhaupt nicht gezündet. Wollte alles sein und war gar nichts. Style over substance, Drama, Komödie, Trash, Hochglanz… Mir wäre der Film weitaus lieber gewesen, wenn er durchgehend so verlaufen wäre, wie der letzte Abschnitt. Over-The-Top-Nonsense-Action hätte ich als Kopf-Aus-Unterhaltung sehr genießen können. So konnte ich mich in keine Stimmung einfügen und würde konstant aus der Atmosphäre gerissen oder massiv gelangweilt. Sehr schade.
Vielleicht ist dann BONE TEMPLE was für dich. Schätze, die Power Rangers werden da prominenter vertreten sein.
Gesellschaftliche Zerrüttungen, Kriegswirtschaft, Corona, Brexit…..Teletubbies. Den Briten blieb im letzten Vierteljahrhundert aber auch gar nichts erspart.
Gut, dass dies nun künstlerisch verarbeitet wird. 😉
Ich mag ja diesen pseudo-dokumentarischen Stil und bin ebenso tolerant, wenn’s erzählerisch etwas wilder wird. Nicht mal die Handykamera schreckt mich wirklich ab.
Ein paar Logiklöcher und eher grobklötzige/klischeehafte Charakterzeichnungen gehören auch schon fast zur guten Serientradition. Nichts was mir das Filmerlebnis komplett ruiniert hätte.
Kann nur eine Empfehlung aussprechen.
Hoffentlich macht das nicht überall die Runde…Einen Film mit einem Smartphone drehen ist schlicht so richtig beknackt; und dann noch nichtmal mit einem, das technisch mithalten kann. iPhone hat einfach nicht die beste Kamera auf dem Markt; bei weitem nicht
Vollkommen richtig, Michael.
Der erste Film, den ich genervt wegen schlechter Kamera bzw. Wackelkamera vorzeitig abschaltete, war “Cloverfield” (2008).
Leider hatte ich die Scheibe blind gekauft, wegen ach so toller Werbung – und liegt seitdem in einem der DVD/BD-Umzugskartons im Keller. Die unruhige Kameraführung wurde damals als innovativ beworben, da sie “besondere Dynamik” im Eindruck des Betrachters unterstützen sollte. Schlechte Kamera-/Führung kann einen Film kaputt machen und letztlich Umsatz kosten. Wenn ich den Eindruck habe, dass ein Film gedreht ist, als wenn ich dem 11-jährigen ein Handy oder Fotokamera in die Hand drücke, um den Kindergeburtstag im Garten aufzunehmen, dann wird das nichts.
Meine Katzenvideos sind herausragend gefilmt. Mit ruhiger Hand, viel HDR (Dolby Vision) und einer unfassbaren Detailtiefe. So!
Geschrieben auf einem IPhone xx xxx xx
“Mein” schlechtester Film 2025!!
Ich erinnere mich noch gut an „28 Days Later“, als Jim, gespielt von Cillian Murphy, aus seinem Krankenhausbett aufsteht und durch die leeren Straßen Londons wandert. Quer durch die Stadt, über die Themse, vorbei an der St. Paul’s Cathedral und zu sehen gibt es kaum mehr als Müll und verlassene Fahrzeuge. Ein umgestürzter Doppeldeckerbus ist der einzige wirkliche Hinweis auf eine frühere Katastrophe. Während Jim einige Betonstufen erklimmt, schnappt er sich einen Haufen verlorenes Bargeld und stopft die Geldscheine in einen Plastiksack. Er ist sich noch nicht bewusst, wie nutzlos diese Zettel geworden sind. Der genredefinierende frühe Zombiefilm von Regisseur Danny Boyle und Autor Alex Garland war reich an diesen sparsamen und effizienten Bildern. Ein Mann, der inmitten der Apokalypse Geld aufschaufelt, enthält so viele Kommentare über die Natur der modernen Gesellschaft, den Kapitalismus, die ultimative Sinnlosigkeit der Währung. All dies ohne Dialoge und lange bevor wir einen der fleischfressenden Infizierten treffen, die das Dilemma des Films vorantreiben.
Jetzt haben sich Boyle und Garland für ihre lang erwartete Fortsetzung „28 Years Later“ nochmals zusammengesetzt und heraus kam ein gut gemeintes chaotisches Wirrwarr. Ohne die polierte Grausamkeit von „28 Weeks Later“ aus dem Jahr 2007 (unter der Regie von Juan Carlos Fresnadillo) und ohne die rohe Energie und emotionale Tiefe des Originals ist „28 Years Later“ tonal, visuell und dramatisch sowas von inkohärent. Er versucht einige Gedankenspiele über Sterblichkeit, elterliche Liebe und sogar eine Prise „Brexit“ aber bleibt nie am Ball, da Boyle und Garland ständig einen Handlungsfaden aufgeben, nur um billige Reaktionen vom Zuschauer zu ergattern oder einen neuen genetischen Stamm des Monsters einzuführen. Während „28 Days Later“ menschliches Versagen, instinktive Gewalt und eine gefundene Familie behandelte, hat „28 Years Later“ eine dünne Story gespickt mit schwammigen Themen. Die Filmemacher scheinen sich nur zu fragen: Was wäre, wenn es immer noch Zombies gäbe? Fast nichts in der Eröffnungspassage dieses Films macht Sinn. Warum muss ein kleiner 12-Jähriger Zombies töten, die sicher von seinem Dorf getrennt sind? Warum riskiert sein Vater ihr Leben, ohne zumindest zu planen, Vorräte mitzunehmen? Warum haben sie nicht mehr Pfeile mitgebracht? Gut geschriebene Charaktere dürfen natürlich Fehler machen, aber hier sind sie dann doch so entgegengesetzt und unlogisch, nur um die Story voranzutreiben. Welche Story? Hm, ich glaube Boyle wollte nur neue Zombie-Varianten salonfähig machen. Das wars dann auch schon, glaube ich.
Eine Sache, die „28 Days Later“ von anderen Filmen im Untoten-Genre abheben ließ , war die Geschwindigkeit und Wildheit, die seine Zombies antrieb, ganz im Gegensatz zu den schäbigen Leichen in Romeros „Night of the Living Dead“. Jetzt stellt Boyle eine Rasse von matschigen, langsam bewegenden Infizierten sowie einen Alpha vor, der “großer und klüger” ist als die normalen Zombies, wie Jamie Spike bei ihrem Ausflug erklärt. Für einen Moment fragte ich mich, ob Boyle die Idee der Evolution erforschte… oder eine Kreatur, die wir als monströs ansehen, die mehr wie wir wird… oder die Ausgleichung von Raubtier und Beute. Nein. Er ist einfach größer, klüger und rennt herum. Mehr wird’s nicht. Ab und zu hat man das Gefühl, dass Garland und Boyle an der Oberfläche von etwas kratzen, nur um dann wieder komplett was anderes weiter zu verfolgen. Es wirkt von Beginn an chaotisch, stressig und sehr wechselhaft. Wir wurden beim Schauen nie wirklich abgeholt. Klar handwerklich wurde gut gearbeitet: Schnitt, Maske, Locations,… aber auch da fand ich den Score und den Soundtrack oft unpassend.
Dann gibt´s zusätzlich Charaktere, die so schlecht durchdacht waren. Zum Beispiel Eric, der Marine. Mehr als für einen (zugegeben gelungenen) gesellschaftskritischen Seitenhieb (das Foto seiner Schönheitsoperierten Freundin am Handy, welche von Spike nicht so recht erkannt wurde) langte es dann nicht. Oder Ralph Fiennes als Dr. Kelson, der immer wieder mal Chancen hatte, einen Alpha zu töten und machte es aber nie. Warum?? Oder auch die kranke Mutter- hat sie nächtlich ihren Sohn gerettet oder war das nur ein Traum? Vieles sollte man am besten gar nicht hinterfragen – es ergibt eh keinen Sinn. Und von der im Finale auftauchenden blonden „Jimmy Gang“ hülle ich lieben den Mantel des Schweigens, denn die schießt dann endgültig den Vogel ab. Insgesamt macht „28 Years Later“ viel mehr falsch als richtig und als großer Fan des genialen Erstlings tut es mir fast weh, was aus der langerwarteten Fortsetzung schlussendlich gemacht wurde: ein handwerklich gut umgesetzter aber inkohärenter, unlogischer, uninspirierter und teilweise langweiliger Zombiefilm, der vermutlich viel zu viel von sich selbst erwartet hat. Bleibt eigentlich nur eine berechtigte Frage: Wer ist nun blöder? Ich, weil ich den Film vermutlich nicht verstanden habe oder der Film selbst…?
Du hast ein Plus von mir bekommen, aber in 28 sind es keine Zombies respektive Untoten, es sind mit Wut Infizierte 😉 Habe diesen hier zwar noch nicht gesehen, denke aber nicht, dass sich das geändert hat.
Ich kann viele Punkte durchaus nachvollziehen und verstehe, wenn man sich drüber aufregt.
Ein Punkt jedoch ist erklärbar:
Dr. Kelson bringt Samson nicht um, weil er die Infizierten stets nur im Notfall tötet. Er ist Arzt. Und da es ja eben keine Zombies sind, sondern Infizierte, gilt letztlich immer noch der Eid, den er geschworen hat. Kelson sieht diese Infizierten entsprechend immer noch als Menschen, nicht als Monster. Für ihn verdienen die Infizierten immer noch moralische oder ärztliche Betrachtung und nicht die tödliche Kugel. Das symbolisiert sich ja auch im Bone Temple, der als Symbol und Gedenkstätte für das Leben der getöteten Infizierten steht.
Und dass Vater und Sohn “rübergemacht” haben, ist ja deutlich als Initiationsritus zu verstehen. Das zeigt schon die übertriebene Feier nach der Rückkehr, bei der Spikes Vater ein völlig überzogenes Heldenlied auf seinen Sohn singt.
Ist das aus rationaler Betrachtung bescheuert? Mit Sicherheit. Aber ähnliche Ausgangspunkte haben ja schon viele Filme genutzt, um eine Story in Gang zu bringen.
Na wenn das mal kein Notfall war? 😉
Na gut, kaufe ich dir ab – macht das Ganze aber leider auch nicht zu einem besseren Film. Ich mache definitiv einen großen Bogen um diesen und seinen Nachfolgern, wünsche aber allen Fans von “28 Years Later” viel Spaß beim Schauen.
Da hast du natürlich Recht. Vielleicht war’s etwas unglücklich formuliert.
Er war ja ohnehin immer nur mit diesem Betäubungspfeilgeschoss unterwegs. Und mit der Situation, dass da plötzlich zwei Menschen auftauchen, hat er sicher nicht gerechnet.
Also erst einmal das gemacht, was er immer macht: Betäubung abgeschossen. Danach war Samson ja paralysiert – keine Notwendigkeit mehr, ihn zu killen. So habe ich das für mich gedeutet und kann da auch gut mit leben. Aber, wie gesagt: Verstehe jeden, der mit dem einen oder anderen Verhalten nicht so klarkommt. Ich glaube ja auch, dass man während eines Films irgendwann eine Einstellung einnimmt. Und wenn man die mal hat – positiv oder negativ – ist es oft schwer bis unmöglich, das noch mal zu ändern. Und in der Regel verstärkt sich das dann mit jedem Detail. Gerade, wenn es kontroverse Filme sind und nicht so 08/15-Titel.
Es gibt, wenn man sich die beiden Trailer zu “Bone Temple” anschaut, offenbar auch noch einen weiteren Grund, warum Kelson Samson nicht getötet hat 😉
Moin Timo,
du bringst es in allen Bereichen auf den Punkt. Mehr muss man dazu nicht sagen. Mir ging es nach der Kinovorstellung ähnlich, deren Eindruck ich direkt als Sprachnachricht verschickt habe (lustig die Sprachnachricht heute mit einem gewissen Abstand nochmal zu hören). Ich fand den Film sehr gelungen. Ohne spoilern zu wollen sage ich mal, dass diese “Gruppierung” am Schluss etwas “too much” war. Aber abwarten, wie es weitergeht.