Blu-ray Review

OT: Last Breath

29 Minuten
Woody Harrelson geht unter die Nordseetaucher.
Inhalt

Credit: Mark Cassar / © 2024 FOCUS FEATURES LLC
Chris muss mal wieder auf den Grund der Nordsee, sehr zum Leidwesen seiner Partnerin Morag, die gar nicht witzig findet, dass ihr Verlobter einen der weltweit gefährlichsten Jobs bekleidet. Chris ist Sättigungstaucher und gehört damit zu den wenigen Spezialisten, die in bis zu 300 Meter Tiefe an den Pipelines der Weltmeere arbeiten, um diese zu warten. Der aktuelle Auftrag führt ihn nicht nur mit einer Legende des Sättigungstauchens zusammen, sondern auch mit Duncan, dem „Daddy der Sättigungstaucher“. Während Dave nicht gerade mit Freundlichkeit um sich wirft, ist Duncan die gute Seele an Bord des Kompressionstanks, in dem Taucher zunächst einige Zeit verbringen müssen, um sich langsam an die Drücke zu gewöhnen, die in der Tiefe der Nordsee herrschen. Drei Teams sollen abwechselnd ein Stück Pipeline austauschen, damit der Fluss des heizenden Rohstoffs nicht unterbrochen wird. Chris und Dave sind die Taucher, Duncan bleibt an Bord der „Glocke“, um den Auftrag zu steuern. Doch dann passiert das Unvorhersehbare. Der Sturm an der Oberfläche setzt die Steueranlagen außer Kraft. Das Schiff kann seine Position nicht halten. Die Glocke wird mitgerissen und die Taucher haben nur mehr ihre Versorgungskabel. Doch auch das ist kein sicherer Fahrschein zurück in die Glocke …

Am 18. September 2012, rund 100 Kilometer von der Küste Aberdeens entfernt, ereignete sich ein Unfall, bei dem Sättigungstaucher Chris Lemmons von der Versorgung der Tauchglocke abgeschnitten wird. Sein Versorgungskabel reißt und ihm bleiben lediglich acht bis neun Minuten Sauerstoff aus der Notversorgung – keine Chance auf Rettung, oder?
Unterwasser-Thriller kann es meiner Meinung nach gar nicht genug geben – ob fiktiver Natur oder, wie hier, basierend auf wahren Begebenheiten. Ich liebe Deepwater Horizon, gleichermaßen aber auch Camerons Abyss oder (mit Abstrichen) Deep Star Six. Das hängt vor allem auch damit zusammen, dass diese Unterwasserwelt unglaublich faszinierend und geheimnisvoll ist. Sie birgt ungewisse Gefahren, absolute Dunkelheit und ist immer noch in weiten Teilen komplett unerforscht. Inszeniert wurde Last Breath von Alex Parkinson, der bereits die gleichnamige Dokumentation über die Ereignisse von 2019 verantwortete. Dass er nun auch die fiktionalisierte Version mit einem Spielfilmformat betreut, ist da nur konsequent. Parkinson kennt das Ausgangsmaterial bis ins Detail, und das merkt man dem Film in jedem Moment an. Er verzichtet auf Effekthascherei und bleibt stattdessen dicht am dokumentarischen Ton, was der Authentizität immens zugutekommt. Statt wilder Kamerafahrten und ausufernder Rückblenden bekommt man einen nüchternen, konzentrierten Film, der ganz klar weiß, wovon er erzählt – und wie man ein ohnehin schon spannendes Szenario inszenatorisch verdichtet.

Credit: Courtesy of Focus Features / © 2025 FOCUS FEATURES LLC
In der Hauptrolle des Chris Lemons sehen wir Finn Cole, der mit seinem geerdeten Spiel einen überzeugenden Kontrapunkt zur überdrehten Performance liefert, die man bei einer amerikanischen Big-Budget-Version vermutlich zu erwarten gehabt hätte. Cole spielt Lemons nicht als klassischen Helden, sondern als Menschen – mit Angst, Überforderung, aber auch einer gewissen beruflichen Neugier. Woody Harrelson übernimmt die Rolle des Teamleiters Duncan Allcock – und er tut das mit der ihm eigenen Mischung aus Lakonie und versteckter Tiefe. Harrelsons Figur strahlt Autorität aus, wirkt aber gleichzeitig wie ein Mann, der trotz seiner Führungsrolle immer auf demselben Hierarchie-Level bleibt wie seine beiden Taucher. Als Dritter im Bunde liefert Simu Liu in der Rolle des zweiten Tauchers eine ruhige, reflektierte Performance ab, die gut in das realistische Setup passt. Aufgrund seiner gefühlten Überlegenheit schnüffelt er gleichzeitig etwas an der Arroganz, was einen guten Gegenpol zu Coles Lemons gibt.Last Breath schmeißt den Zuschauer direkt ins Geschehen. Nach einer minimal kurzen Einleitung und Vorstellung der drei Hauptfiguren geht es praktisch direkt ins Wasser und die angenehm kurze Laufzeit von 93 Minuten (inkl. Abspann) sorgt dafür, dass die Spannung konstant aufrechterhalten wird. Wer hier tiefgehende Charakterisierungen erwartet, wird enttäuscht. Allerdings vermisst man es hier zu keiner Zeit. Dafür sind die Ereignisse zu dramatisch und packend, als dass man sich darüber Gedanken machen könnte. Und während all dieser Zeit hat man vor Augen, dass sich dieses Drama (bis auf relativ kleine Änderungen) tatsächlich genauso abgespielt hat. Erfrischend ist, dass man hier nicht überdramatisiert hat. Wer sich die Hintergründe zum echten Drama durchliest (bspw. hier), der weiß, dass man nur geringfügig dramatisiert hat. Das könnte für den einen oder anderen, der ähnlich gelagerte Filme gesehen hat, etwas „wenig“ Drama sein, aber manchmal ist weniger eben auch mehr. Und wenn das so kurzweilig, spannend und realitätsnah präsentiert wird wie hier, dann darf man das auch mal feiern. Glücklicherweise kommt das Ganze auch ohne übertriebenen Pathos aus (sieht man von der heroischen Musik ab) und bleibt auch damit erfrischend.

Die eigentliche Stärke von Last Breath liegt in der bedrückenden Konsequenz, mit der das Unterwasserszenario ausgespielt wird. Die klaustrophobischen Bedingungen, die völlige Dunkelheit, das unbarmherzige Rütteln der Strömung – das alles wird mit packender Intensität spürbar gemacht. Schon alleine aufgrund der kurzen Laufzeit gibt es keinen „Cut“ zum Luftholen, keine Pause für unnötige Nebenhandlungen. Der Film ist fast wie ein einziger Atemzug – und eben dieser Atemzug könnte für Lemons jederzeit der Letzte sein. Dass Parkinson hier auf echtes Produktionsdesign statt durchgehend auf CGI setzt, zahlt sich aus. Die Unterwasseraufnahmen wirken real, oft erschreckend körperlich. Parallel dazu erzählt Last Breath aber auch die Geschichte des Frachters, der sich an der Wasseroberfläche gegen Naturgewalten stemmen muss. Die Crew ist sich der Katastrophe bewusst, sie weiß, dass Sekunden über Leben und Tod entscheiden. Während unter Wasser fast vollständige Isolation herrscht, bricht oben an Deck das Chaos aus: Der Sturm peitscht, das Schiff treibt ab, und den Anker zu werfen, würde das Leben des Tauchers nur unnötig gefährden. Dass die Mannschaft trotz dieser widrigen Umstände versucht, das Schiff millimetergenau wieder zur letzten bekannten Position der Tauchglocke zu manövrieren, entwickelt einen weiteren Spannungspunkt.

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Bild- und Tonqualität

Credit: Courtesy of Focus Features / © 2024 FOCUS FEATURES LLC
Last Breath wurde mit der ARRI Alexa 35 digital gedreht – einem Sensor, der in der Lage ist, selbst bei schwachem Licht eine beachtliche Dynamik zu erzielen. Ob der Film allerdings in einem 4K-Digital Intermediate (DI) oder lediglich in einem 2K-DI vorlag, ließ sich nicht eindeutig verifizieren. Sicher ist hingegen: Eine 4K-UHD-Veröffentlichung ist bislang nicht vorgesehen. In der Praxis macht sich vor allem ein Aspekt bemerkbar: das geringe Maß an Plastizität und Tiefenstaffelung. Ironischerweise wirkt das Bild ausgerechnet in einem Film, der sich mit räumlicher Enge, Druckverhältnissen und visueller Orientierung im dreidimensionalen Raum beschäftigt, eher flach. Die Kontrastdynamik bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück – nicht zuletzt aufgrund eines Mangels an sattem, tiefem Schwarz. Dadurch erreichen dunkle Szenen keine Referenzwerte, was besonders bei einem Film, der über weite Strecken im Halbdunkel spielt, auffällt. Die Tageslichtszenen im Hafen und an Bord des Schiffes sind visuell eher unspektakulär – etwas trüb, leicht flach und mit begrenzter Farbtiefe. Im Inneren der Kompressionskammer verschärft sich der Kontrast: Hier wird Schwarz minimal knackiger, allerdings zulasten der Durchzeichnung, die zunehmend schwieriger wird. Details in Schattenpartien brechen stellenweise weg. Sobald es schließlich unter Wasser geht und das Licht nur noch durch die kalte, fokussierte Strahlkraft von Helmlampen und Scheinwerfern dringt, wird es technisch komplex. In solchen Szenen sind viele Produktionen anfällig für sogenannte Banding-Effekte – abrupte Farbverläufe, die durch begrenzte Farbauflösung entstehen. Last Breath umschifft diese Klippe erstaunlich souverän. Die bei Unterwasserfilmen oft störenden Tonwertabrisse bleiben weitestgehend aus, was für eine gute Kompression spricht. Zwar erreicht die Blu-ray aufgrund ihres technischen Rahmens keine UHD-Qualität, doch das Encoding schöpft die vorhandenen Möglichkeiten maximal aus. Ein entscheidender Punkt dabei ist der bewusste Verzicht auf ein klinisch-digitales Bild. Stattdessen legte man sichtbares Rauschen über die Aufnahmen – ein bewusst gesetzter Look, der dem Bild eine gewisse Körnigkeit verleiht und an analoge Filmästhetik erinnert. Dies wirkt nicht nur atmosphärisch stimmig, sondern reduziert auch potenzielle Kompressionsartefakte. Farben kommen dort, wo sie visuell vorhanden sind, realistisch und angenehm natürlich zum Betrachter. Allerdings dominiert insgesamt eine kühle Palette – Blautöne, Türkis, gedämpftes Grün. Warme Farben sind kaum präsent, was jedoch zur klaustrophobischen Atmosphäre und zum thematischen Fokus passt. Die Farbgestaltung unterstreicht so subtil das Gefühl von Isolation, Tiefe und Kälte, das inhaltlich permanent mitschwingt. Die Schärfe bewegt sich durchweg auf einem soliden Niveau, auch wenn sie nicht unbedingt herausragend ausfällt. Gerade in Close-ups liefert die ARRI Alexa 35 überzeugende Ergebnisse: Die Gesichter der Protagonisten sind fein aufgelöst, Poren, Bartstoppeln und Stressfalten werden sichtbar. In Totalen oder bei Bewegungen am Bildrand schleichen sich dagegen leichte Unschärfen ein, die objektivbedingt sein dürften. Wer Hochglanzkino oder optische Opulenz sucht, wird hier sicherlich nicht fündig. Doch genau darin liegt auch eine gewisse Stärke der Präsentation: Der visuelle Realismus unterstützt die dokumentarische Anmutung und macht die Ereignisse glaubwürdiger.

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Bonusmaterial
Hier gibt’s außer dem Trailer nichts zu entdecken.
Fazit
Last Breath ist kein Effektgewitter, kein Katastrophenfilm alter Schule. Es ist ein Kammerspiel in der größten Kammer der Welt: dem Ozean. In seiner Kürze liegt gleichzeitig die sprichwörtliche … Druckwelle – passend zum Setting. Zwischendurch bleibt einem fast selbst die Luft weg – zum Glück nur vor Spannung und nicht, weil das eigene Versorgungskabel reißt. Dazu gibt’s einen effektvollen Sound und die zum Setting passende Bildqualität.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (dt. Fassung): 80%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 80%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 70%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 10%
Film: 75%
Anbieter: Plaion Pictures
Land/Jahr: GB/Malta, 2025
Regie: Alex Parkinson
Darsteller: Simu Liu, Woody Harrelson, Finn Cole, Cliff Curtis
Tonformate BD: Auro 3D (True-HD-Kern): de, en // dts-HD-Master 7.1: de, en
Untertitel: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 12
(Copyright der Cover und Szenenbilder: Courtesy of Focus Features / © 2024 FOCUS FEATURES LLC // Credit: Mark Cassar)
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So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischem Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild„verbesserern“ zu verfälschen.
Auch ich denke, dass die Laufzeit gut gewählt ist. Ich habe den Film auf der großen Leinwand gesehen. Ich fand es sehr interessant, wie viel Aufwand dort betrieben wird, unter welchen Bedingungen die Taucher arbeiten müssen und wie lange das Auftauchen dauert. Alles in allem würde ich sagen, dass es sich lohnt, ihn sich einmal anzuschauen. Für alle Interessierten: Es gibt eine passende Doku dazu.
“Der letzte Atemzug – Gefangen am Meeresgrund”
Vielen Dank für das Review.
P. s. Last Breath (2025) 4K (4K UHD) (UK Import ohne dt. Ton) Blu-ray
dito!
Schönes Review. Hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Habe ihn gerade direkt mal bestellt…