Die Peanuts – Der Film

Blu-ray Review

Die Peanuts - der Film Blu-ray Review Cover
20th Century Fox, seit 21.04.2016

OT: The Peanuts Movie

 


Nur nicht aufgeben!

Zwangsoptimist und Pechvogel Charlie Brown endlich auf der großen Leinwand.

Inhalt

Da hat Charlie Brown gerade seinen 75. Drachen im drachenfressenden Baum versenkt und erneut festgestellt, dass er zum Pitcher einfach nicht geboren ist, da zieht nebenan ein neues Kind ein und kommt auch noch in SEINE Schulklasse. Charlie hofft darauf, dass es ihm gegenüber unvoreingenommen ist und ihn nicht als Versager sieht. Doch dann kommt’s noch viel schrecklicher: Das neue Kind ist ein MÄDCHEN, ein ziemlich hübsches rothaariges Mädchen noch dazu. Und Charlie ist augenblicklich bis über beide Segelohren verliebt. Wie aber soll ein geborener Verlierer dieses betörende Mädchen beeindrucken? Der Ratgeber von Lucy „10 Wege ein Gewinner zu werden“ könnte da schon helfen. Allerdings gerät schon der großartige Einfall, beim Talentwettbewerb mitzumachen und zu gewinnen, zum Fiasko. Doch als Charlie den Schultest mit 100 Punkten abschließt, scheint sich das Blatt des Schicksals zu wenden. Nun muss das rothaarige Mädchen doch von ihm Notiz nehmen, oder …?

Als Charles M. Schulz, der Schöpfer der Peanuts, im Februar 2000 verstarb, hinterließ er ein Zeichentrick- bzw. Animationsvermächtnis, das weltweit unzählige Millionen Menschen begeisterte, berührte und erleuchtete. Wie zuvor der belgische Zeichner Hergé bei Tim und Struppi, so verfügte auch Schulz, das niemand dieses Werk weiterführen dürfe – jedenfalls nicht als Comic-Strip. Die Idee, einen Kinofilm zu den „Erdnüssen“ ins Kino zu bringen, kam Charles‘ Sohn Craig dann 2006. Bis zur Realisierung und der Premiere von Die Peanuts – Der Film zogen dann dennoch weitere acht Jahre ins Land. Unter der Regie von Steve Martino (Horton hört ein Hu, Ice Age 4 – Voll verschoben) und nach dem Drehbuch von Craig und Bruder Bryan muss man sich zunächst an die Optik gewöhnen. Waren die bisherigen TV-Kurzfilmchen stets im klassischen 2D-Animationsstil, so gibt’s hier nun modernes 3D. Weil man aber nicht einfach nur auf neumodisch macht, sondern sich der Wurzeln durchweg bewusst ist, fügt man einfach oldschoolige Strichellinien ein, um Bewegungen und Mimiken zu symbolisieren. Aber auch ansonsten müssen Fans keine Angst haben, dass man ihre Lieblinge hier verrät. So sind die ersten zehn Minuten von Die Peanuts dermaßen rasant, dass man gar nicht alles mitbekommt. Auch integrieren diese ganz nebenbei die bekanntesten Figuren (inklusive Schmutzfink PigPen) mit lockerer Federführung anhand zwei der bekanntesten Motive der Strips (Drachenfliegen und Baseball). Einen großartigen Einstand gibt es aber schon zuvor mit der typischen Fox-Melodie, die von Schröder auf dem Klavier intoniert und begleitet wird.

Und selbst wenn der Film vor dem Hintergrund der Liebesgeschichte mit dem roten Mädchen an sich eher episodenhaft wirkt, so ist gerade das ein Vorteil. Die kurzen Comic-Strips erzählten immer kleine Episoden und so integriert Die Peanuts – Der Film eben zahlreiche bekannte Storys und fügt sie zu einem Ganzen zusammen. Nicht immer mag sich das hundertprozentig rund anfühlen, aber so sind Charlie Brown und seine Freunde halt: Perfekt im Unperfekten. Außerdem integriert der Film auf diese Weise nahezu sämtliche bekannten Motive und Charaktere. Von Charlies Verwickeln ins Telefonkabel über Schröders bedingslose Liebe zu seinem Flügel, die philosophischen Exkurse zwischen Linus und Charlie an der Mauer oder Snoopys scheinbar unergründlich riesige Hütte (in der auch eine ausgewachsene Standuhr Platz hat) bis hin zu dessen Alter Egos Joe Cool und dem Fliegeras – ja sogar die spleenige Verwandtschaft des schlauen Beagles taucht am Ende auf. Dass auch noch eine kleine universelle Botschaft von „Mitgefühl und Ehrlichkeit“  vermittelt wird, ist ebenfalls kein Beinbruch und lässt darüber hinwegsehen, dass man auch bei einem Peanuts-Film scheinbar nicht umhin kommt, ihn (Kommerz sei Dank) mit ein paar weichgespülten Popsongs zuzumatschen. Dies und die etwas überstrapazierten Szenen mit Snoopys Versuchen, Fifi (im Übrigen der einzige Charakter, der nicht in den Comic-Strips vorkommt) vor dem Roten Baron zu retten, sind die einzigen Mankos eines ansonsten äußerst charmanten und den Geist des Originals durchgängig atmenden Films.

Bild- und Tonqualität

Die Peanuts – Der Film ist zwar am Rechner entstanden und somit technisch prinzipiell mit perfekten Voraussetzungen gesegnet, ist aber nicht in jeder Einstellung absolut herausragend. Hin und wieder sind die Strichlinien auf Snoopys Gesicht ein wenig unscharf und das Bild ist insgesamt eine Spur zu hell. Dennoch passen die kräftigen Farben und die Konturenschärfe ist absolut in Ordnung. Details auf Bäumen und Snoopys nun fluffiges Fell werden plastisch wiedergegeben und die Bidlruhe ist exemplarisch hoch.
Akustisch ragen in Die Peanuts – Der Film die Szenen mit dem „Fliegeras aus dem Zweiten Weltkrieg“ deutlich heraus. Wenn Snoopy auf seiner Hütte sitzend durch Sturm und Hagel fliegt, um den Feind zu besiegen und seine angehimmelte Fifi, wird’s auch im Heimkino dynamisch (65’00). Auch Charlies finale Odyssee über den Jahrmarkt gerät äußerst effektvoll. Unterschiede zwischen der deutschen dts-5.1-Version und dem englischen 7.1-Pendant in HD-Master sind selbst bei direktem Hin- und Herschalten kaum auszumachen (mal abgesehen von den zwei fehlenden/zusätzlichen Kanälen). Die deutsche Synchro ist erstaunlich gut gelungen. Lediglich bei Linus, dem man im Original ein leichtes Lispeln verpasst hat, wirkt die deutsche Stimme zu gewöhnlich.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Die Peanuts – Der Film gibt’s zunächst ein paar kurze Snoopy-und-Charlie-Brown-Clips. Mit „Du wirst niemals erwachsen, Charlie Brown“ folgt dann das echte Making-of, das hinter die Kulissen des Animationsfilms und in die Blu Sky Studios blickt. Dabei lässt man allerdings nicht nur die Arbeit am Film selbst Revue passieren, sondern beleuchtet den Kosmos Charles M. Schulz sowie den Kult um dessen Figuren. Man geht zurück bis zu den Ursprüngen, in denen die Figuren noch ganz anders aussahen. Fans des Zeichners werden aufgrund des warmherzigen Tenors Charles M. Schulz gegenüber die eine oder andere Träne verdrücken – ein wirklich schönes Feature. In „Snoopys Geschwister“ geht man kurz auf die Hommage an die verrückten Verwandten Beagle-Verwandten ein, die der Film bereithält. Dazu darf man in drei kurzen Filmchen lernen, wie man Snoopy, Woodstock und Charlie Brown zeichnet. Die Musikvideos zu „Linus und Lucy“ sowie „Better When I Am Dancing“ von Meghan Trainor (hierzu gibt es auch noch ein Hinter den Kulissen obendrauf) schließen sich neben einer Bildergalerie an.

Fazit

Die Peanuts – Der Film atmet den Geist von Charles M. Schulz‘ Original-Comic-Strips über die gesamte Laufzeit und integriert nur ganz moderat wenig Bekanntes. Die zugrunde gelegte Geschichte rührt und die zahlreichen Slapstickeinlagen sind witzig wie eh und je. Es ist aber schwer, die Bande um Charlie Brown, Lucy, Linus und Peppermint Patty nicht zu mögen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 70%
Film: 80%

Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Steve Martino
Sprecher: Cosmo Clarén, Sarah Kunze, Juri Winkler, Mathis Schmidt-Foß
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 88
Codec: AVC
FSK: 0

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