Hands of Stone – Fäuste aus Stein

Blu-ray Review

Hands of Stone Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, 20.04.2018

OT: Hands of Stone

 


66 Sekunden

Packender Boxfilm mit Robert De Niro … außerhalb des Rings.

Inhalt

Es braucht nur eine knappe Minute, bis Ray Arcel, einer der besten Boxtrainer überhaupt, das Talent des panamaischen Kämpfers Roberto Durán erkennt. Doch Roberto hat aus mehreren Gründen eine tiefe Abneigung gegen Amerikaner, weshalb er die Idee, mit Arcel zu trainieren, zunächst in den Wind schlägt. Vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen den USA und dem lateinamerikanischen Land um den Panamakanal wächst Roberto zu einem Überlebenskämpfer auf, der sich bald einen Namen als Boxer macht. „Steinerne Faust“ nennt man ihn dort bald, weil er ein Pferd K.O. geschlagen haben soll. Trotz des gegenseitigen Misstrauens und Widerwillens arbeiten Durán und Arcel dann doch zusammen und der US-Trainer führt den Lateinamerikaner bald von Erfolg zu Erfolg. Als er vom Leicht- ins Weltergewicht wechselt, um auch dort Weltmeister zu werden, soll sein zweiter Kampf zur Legende werden – jener gegen den Olympiasieger Sugar Ray Leonard …

Robert De Niro in einem Boxerfilm – da werden Erinnerungen an Raging Bull wach. Nur dass er dieses Mal nicht im Ring steht, sondern außerhalb der Seile die Kommandos gibt. Wenn er als Ray Arcel die zukünftige panamaische Box-Legende Roberto Durán entdeckt und bis zum mehrfachen Weltmeister bringt. Die auf wahren Begebenheiten beruhende Story wurde im Laufe des Sommers 2016 vor allem in den USA und in Lateinamerika im Kino ausgewertet und landet anderthalb Jahre später nun als Blu-ray-Premiere in Deutschland.
Hands of Stone thematisiert aber nicht nur den Sport. Vielmehr erzählt er seine Geschichte vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen den USA und Panama aufgrund des Konflikts um den Panama-Kanal und nimmt kein Blatt vor den Mund, die aufkommende Gier der Sportler und Manager im Boxen zu schildern, die aus dem Sport ein TV-Spektakel gemacht haben. Diesem satten Gehabe setzt der Film einen hungrigen Kämpfer gegen. Einen, der wie ein wild gewordener Stier (womit wir wieder bei Raging Bull wären) auf seine Gegner eindrischt und immer wieder die Anweisungen seines Trainers in den Wind schlägt.
Apropos Schlagen: Die Inszenierung der Box-Szenen gelingt dem venezuelanischen Regisseur Jakubowicz wuchtig und abwechslungsreich. Die Schläge der Sportler sitzen und durch die teils sehr unmittelbaren und nahen Einstellungen fühlt man sich mittendrin – glücklicherweise ohne ein blaues Auge davon zu tragen. Abgewechselt werden die Box-Momente von vielen Szenen auf Panamas Straßen. Das Kennenlernen und die Beziehung zwischen Roberto und seiner Frau
Felicidad Iglesias (sexy und selbstbewusst: Ana de Armas)  bekommt ebenfalls einen prominenten Platz und ein paar heiße Szenen obendrauf.

Dass Durán im Zuge seines sportlichen Erfolgs auch zunehmend großspuriger wurde, sich mehr und mehr selbst überschätzte, nimmt spätestens nach vierzig Minuten seinen Lauf. Wenn er sich wie eine Mischung aus Robin Hood und einem Patron für die armen Menschen seiner Stadt einsetzt und dafür hunderttausende Dollar ausgibt, weiß man, dass er stolz auf sein Volk und seine Mitmenschen war. Hands of Stone spart in der zweiten Hälfte nicht mit den zunehmend dramatischen Entwicklungen: Der Verlust eines langjährigen Freundes, erstes Karrieretief, Konflikte mit Felicidad – durch all diese Thematiken kämpft, boxt und fightet sich Hauptdarsteller Ramírez mit offensichtlicher Spielfreude und großer Emotionalität. Zwar kommt auch er aus Venezuela und nicht aus Panama, aber man nimmt ihm den glühenden Verächter der US-Politik absolut ab. Lediglich das überhebliche Gehabe wirkt inszenatorisch und schauspielerisch etwas stereotyp – irgendwie scheint jeder Boxer(film) diese Probleme durchzumachen.
Was etwas zu kurz kommt, ist der erste Kampf zwischen Durán und Sugar Ray Leonard. Der wird von Boxhistorikern immerhin zu den besten Kämpfen des Jahrhunderts gerechnet und hätte im Film etwas mehr Aufbau im Vorhinein verdient gehabt. Das Ende bekommt allerdings die Kurve, wenn Durán sein großartiges Comeback an seinem 32. Geburtstag feiert.
Leonard wird übrigens von Rapper Usher dargestellt. Beide Schauspieler überzeugen nicht nur darstellerisch, sondern vor allem physisch. Ein langes Trainingsprogramm stählte die Körper und studierte die Bewegungsabläufe ein. Das sieht man den Kämpfen schon während des Aufwärmens an, wenn Durán und Leonard die typischen Lockerungsübungen absolvieren.
Robert De Niro legt sich außerhalb des Rings genauso ins Zeug, wie seinerzeit auf den Brettern selbst, als er Jake LaMotta mit Inbrunst darstellte. Ohnehin hat er in Arcel eine dankbare Rolle gefunden, denn der Trainer gilt als einer der erfolgreichsten überhaupt. Über 40 Jahre lang arbeitete er mit 2000 Boxern zusammen und führte 20 davon zu Weltmeistern – Wahnsinn.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Hands of Stone hat teilweise sehr krasse Randunschärfen durch die verwendeten Optiken an allen Bildseiten (Robertos Trainer rechts 5’14) und ist durchweg ohnehin nicht sonderlich scharf. Bisweilen haben sogar Objekte und Figuren, die im Mittelpunkt stehen, Doppelkonturen. Der Kontrastumfang ist eher gering, dafür ist die Bildhelligkeit sehr hoch. In Panama herrscht eine sehr warme Farbgebung vor, die das schwül-hitzige Klima bestens unterstützt, aber sehr stilisiert ist und nicht die besten Kontraste zulässt. Wenn es in Innenräumen mal nicht ganz so hell ist, gefallen auch die Farbkontraste etwas besser. Das gleiche gilt für die neutraler gehaltenen Außenaufnahmen, wenn die teils sehr warme Filterung mal nicht zu deutlich wird. Hier wirken Farben dann durchaus kräftig.
Beim Sound von Hands of Stone dürften die deutschen Stimmen etwas lauter sein. Während De Niros Synchron-Organ als Erzähler sehr prägnant rüberkommt, ist die Sprache der Spielszenen im Vordergrund zu leise.
Während der Boxszenen bekommt man allerdings auch akustisch was auf die Nase. Die Faustschläge sitzen und Punches haben durchaus Pfund. Auch die begeisterte Menge kommt dann räumlich aus den Speakern rundherum.

Bonusmaterial

Das knapp 25-minütige Hintergrund-Featurette (das sich missverständlicherweise „Interviews zum Film“ nennt) im Bonusmaterial von Hands of Stone liefert zahlreiche Hintergrundinformationen auch über die echten Menschen hinter den Filmfiguren. Es beschwört Motive wie Beziehungen und Rivalität herauf und atmet den Geist der emotionalen Latino-Filmemacher, die hinter dem Projekt stehen. Natürlich geht man auch auf die politischen Hintergründe und das Training der Darsteller ein. Obendrauf gibt’s noch acht entfernte Szenen.

Fazit

Ein Boxfilm, der alle Register zieht und durchweg unterhalten kann – die Geschichte über Panamas Nationalhelden ist gut gespielt, schwungvoll inszeniert und spart die dramatischen Momente politischer Verwicklungen nicht aus. Obwohl Hands of Stone nicht meilenweit aus bekannten Genrefilmen herausragt, macht er im Prinzip alles richtig.
Hands of Stone ist auch als Video-Review auf meinem YouTube-Kanal online. Wer sich das zusätzlich anhören möchte, darf das gerne unter diesem Link tun und mir ein Abo und ein Like dalassen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 75%

Anbieter: Ascot Elite Home Entertainment
Land/Jahr: USA/Panama 2015
Regie: Jonathan Jakubowicz
Darsteller: Édgar Ramírez, Robert De Niro, Ana de Armas, Usher, Rubén Blades, Ellen Barkin, John Turturro,
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 111
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Hands of Stone – Fäuste aus Stein

Hands of Stone - Fäuste aus Stein Trailer Deutsch German (2018) 1080P

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