Kidnap

Blu-ray Review

OT: Kidnap

Kidnap Blu-ray Review Cover
EuroVideo, 21.09.2017

 


Marco …? Polo …!

Zwei Entführer haben die Rechnung ohne die Mutter gemacht.

Inhalt

Karla erzieht ihren Sohnemann Frankie alleine und hat gerade einen neuen Job in einem Diner angenommen, der stressig genug ist und voller unangenehmer Kunden. Da sie mit Frankie geplant hat, in den Freizeitpark zu gehen, ist sie froh, dass ihr Kollegin eine Doppelschicht Karlas verhindern kann. Doch die Freude über den spaßigen Nachmittag mit dem Filius währt nicht lange. In einem kurzen Moment der Unachtsamkeit entführt man den kleinen Kerl hinter ihrem Rücken. Karla nimmt zwar die Verfolgung im Auto auf, doch die Kidnapper ziehen immer wieder die Trumpf-Karte des schutzlosen Frank, drohen damit, sein Leben zu beenden. Weil von der Polizei kaum Hilfe zu erwarten ist, bleibt Karla deshalb selbst am Ball und sieht gar nicht ein, abzuwarten …

Der Alptraum jeder Mutter und jedes Elternpaares: Praktisch vor den eigenen Augen wird das Kind entführt und nur wenige Meter trennen Familie und Kidnapper voneinander. Luis Prieto nutzt das Szenario für einen packenden und rasanten Thriller, dessen Beschreibung des Entführungsmoments mit extrem dynamischer Kameraführung den Willen zur absoluten Entschlossenheit der Mutter perfekt nachvollziehbar macht. Und weil Halle Berry nie zu den überagierenden Schauspielerinnen gehörte, nimmt man ihr die authentische Verzweiflung absolut ab. Für die darauf folgenden gut 45 Minuten folgt Kidnap den beiden Fahrzeugen und den immer drastischer werdenden Auswirkungen der Verfolgungsjagd, die nur deshalb zwischendurch kurz abgebrochen wird, weil die Entführer zum äußersten Mittel greifen. Vielleicht übertreibt es Prieto nach gut 30 Minuten etwas, wenn er die beiden Autos in Manier von Steven Spielbergs Duell gegenüberstellt, doch allzu viel Logik sollte man hier ohnehin nicht ansetzen. Macht aber auch nichts, denn Kidnap fallen immer wieder genug innovative und äußerst spannende Ideen ein, um Abwechslung in die Dauerverfolgung zu bringen.

So zum Beispiel durch die intensive Sequenz im und nach dem Tunnel zur Hälfte des Films. Außerdem steigert sich mit laufender Spielzeit die emotionale Bindung zu Karla immer mehr und man fühlt sich bei ihr, wenn sie keinen Rückzieher mehr macht und dem Entführer drastisch zusetzt. Man glaubt ebenso, dass das Kind verloren ist, sobald die Mutter den Wagen aus den Augen verliert und von da an die eher schleppenden Ermittlungen der Polizei übernehmen würden. Das einzig nervige an Kidnap ist das häufige „Oh Gott“-Gerufe, das man sich hätte sparen oder durch andere Verzweiflungsrufe ersetzen können – zumal Karla alles andere als gläubig ist. Außerdem geht’s am Ende natürlich mal wieder ein bisschen ZU sehr hollywoodartig-dramatisch zu. Hier wäre ein bisschen weniger dann doch mehr gewesen. Sei’s drum, spannend ist’s und weil Kidnap ansonsten einfach ein absolut packender Thriller ist, kann man Halle Berry sogar verstehen, dass sie sich nach The Call – Leg nicht auf! zum zweiten Mal kurz nacheinander ein ähnliches Thema für ihr Mitwirken ausgesucht hat.

Bild- und Tonqualität

Kidnap hat ein äußerst ruhiges, sehr kornarmes Bild mit hervorragenden Kontrastwerten – vor allem während der Innenraumszenen. Zu Beginn im Diner demonstriert sich vor allem eine sehr angenehme, warme Farbgebung, die gerade Halle Berrys Teint unterstützt. Die Schärfe ist absolut homogen verteilt und über den gesamten Bildschirm gleichermaßen gut. Auch in Außenszenen ist das Bild gut, lediglich die Aufnahmen aus dem Helikopter fallen etwas aus dem Qualitätsrahmen und wirken etwas schmutziger. Auch nach knapp 40 Minuten gibt’s ganz leichte Unruhen, wenn Karla mit der Entführerin im Tunnel unterwegs ist.
Akustisch klingt die deutsche Spur leider ein wenig unausgewogen. Während die Räumlichkeit dem Original gleich ist und gerade im Freizeitpark für ein paar direktionale Sounds der Fahrgeschäfte und des Betriebs sorgt (13’10), wirken die Stimmen etwas gedrückt. Allerdings lasssen gerade die zahlreichen Effekte während der Verfolgungsjagd über dieses Manko hinwegsehen. Bass-Sweeps während Zeitlupenaufaufnahmen und splitterndes Glas in Unfallszenen, dazu vorbeirauschende Fahrzeuge in Massen – das macht schon Spaß.

Bonusmaterial

Bonusmaterial gibt’s auf der Blu-ray von Kidnap außer dem Trailer und Programmtipps zu Beginn leider gar nicht.

Fazit

Kidnap ist eine atemlose, 90-minütige Dauerverfolgungsjagd, die ein paar Mal zu oft „Oh mein Gott“ sagt und nicht zwingend logisch ist, den Zuschauer dafür aber mit schweißnassen Händen und hoch emotionalen Gefühlen vor dem Bildschirm fesselt – absoluter Videotipp, der sich auch im Kino gut gemacht hätte.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 10%
Film: 75%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Luis Prieto
Darsteller: Halle Berry, Lew Temple, Kristin McKenzie Rice, Dana Gourrier, Christopher Berry, Robert Walker Branchaud
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Kidnap


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