Pacific Rim 3D

Blu-ray Review

Pacific Rim 3D Blu-ray Review Cover
Warner Home, seit 22.11.2013

OT: Pacific Rim

 


Kaiju

Guillermo del Toro ist ein Kinovisionär – in Pacific Rim wird klar, warum!

Inhalt

Seit zwei Jahrzehnten hat die Menschheit einen neuen Feind: Gigantische Monster aus der Tiefe des Meeres, so genante Kaijus, dringen immer wieder aus einer anderen Dimension durch eine Spalte des pazifischen Ozeans auf die Erde und greifen Städte an der Küstenlinie (Pacific Rim) an. Da herkömmliche Mittel, Panzer oder Kampfflugzeuge, keine einschlagende Wirkung bei der Bekämpfung der Wesen hatten, bündelten die Nationen ihre Kräfte und entwickelten ihrerseits gigantische Roboter: Das „Jäger-Programm“ setzt zwei erfahrene Piloten voraus, die Seite an Seite je eine Hälfte des Mechatronik-Monsters steuern, und Raleigh war gemeinsam mit seinem Bruder Yancy eine zeitlang das beste Team unter ihnen. Ihre innere Harmonie sorgte für den perfekten „Drift“, der die neurale Verbindung mit dem Roboter beschreibt. Je besser der Drift, desto besser kämpft der Androide. Doch bei einem der gemeinsamen Einsätze stirbt Yancy. Nur mit Mühe und Not kann Raleigh den Kaiju erledigen und den Roboter retten. Danach zieht er sich zurück.
Fünf Jahre später: Die Monster werden immer intelligenter, das Jäger-Programm erscheint nicht mehr effizient und die Politiker wollen der Sache den Hahn abdrehen. Alternativ mauern sie die gesamte Weltküstenlinie zu. Doch auch das hält die Viecher nicht auf.
Dem Jäger-Programm unter Marshall Pentecost bleiben acht Monate, bevor die Finanzierung gestrichen wird. Zurückbeordert an die Küste von Hongkong sammeln sich so die erfahrensten Piloten der Welt. Auch Raleigh wird vom Marshall überredet zurückzukommen und trifft dort auf die junge Japanerin Mako Mori, mit der er ein Team bilden soll. Etwaige Rangeleien mit den anderen Piloten sollten schnellstens beiseite gelegt werden, denn der Auftrag ist halsbrecherisch: Mit einem riesigen Sprengsatz will man die Felsspalte selbst angreifen und das Loch verschließen …

Guillermo del Toro zollt den von ihm geliebten Monsterfilmen aus Japan Respekt, wenn er hochhausgroße Monster in den Krieg gegen die Menschen schickt und sie, fimhistorisch korrekt, „Kaiju“ nennt. Dabei entfacht er ein gigantisches Szenario gegen das Emmerichs „Size does Matter“-Godzilla wie ein Miniatur-Sandkasten-Modell aussieht. Die Effekte und die schieren Dimensionen dieses Films sind wie geschaffen für eine große Leinwand – dafür wurde Kino gemacht! Schön ist auch zu sehen, dass del Toro (ein bekennender Pazifist) auf militärische Ränge verzichtete und stattdessen auf Western-Ausdrücke setzt. Ebenso beschreibt er Menschen der ganzen Welt als Union, die den Kampf gegen die Monster aufnehmen und folgt nicht dem typischen Muster, dass die USA wieder mal den unfähigen Rest der Welt retten. Mehr noch: Seine Helden in Pacific Rim arbeiten als „Widerstandsgruppe“ und packen multinational gemeinsam das Problem bei der Wurzel, während die Politiker der Welt nur reden. Der mexikanische Regisseur war nie einer, der Weltgeschehen unkommentiert akzeptiert und gängigen Mainstreammustern folgt. Seine Filme waren und sind immer auch ein Statement – in diesem Fall eben ein gewaltiges Statement.

Natürlich ist es schwer, bei so viel Bombast die Charaktere zu entfalten, doch del Toro ist nicht nur die Optik wichtig, er kümmert sich auch um seine Figuren. Erstaunlich viele tauchen während des Verlaufs in Pacific Rim auf und alle sind so individuell, dass sie unverwechselbar bleiben. Ob es nun die beiden konkurrierenden (und für die Komik im Film sorgenden) Wissenschaftler Newt und Gottlieb sind, oder die diversen Piloten. Auch Ron Perlman, der als Kaiju-Schwarzhändler Hannibal Chau für einen Hauch von Exotik sorgt, kann wieder einmal Sympathien (und den Abschlussgag) für sich verbuchen. Charlie Hunnam, der schon in Sons of Anarchy überzeugt, ist ein charmanter Held, der seiner Figur fernab von Arroganz eine gewisse sensible Note mitgeben kann – neben einer erstaunlichen Physis. Die dürfen die Darsteller dann auch in hervorragend choreografierten Kämpfen demonstrieren.

Woran andere Regisseure bei Mammutwerken wie diesen oft scheitern, sind bewegende schauspielerische und erzählerische Momente wie jene, in der die junge Mako von Marshall Pentecost gerettet wird. Hier wird deutlich, dass del Toro trotz einer grundlegend vollkommen unrealistischen Handlung in der Lage ist, eine Bindung zum Zuschauer herzustellen. Mit dieser Bindung und mit Dialogen, die zwar kernig sind, aber immer außerhalb sonst üblicher patriotischer Albernheiten stehen, ist es deutlich einfacher, die Schauwerte zu genießen. Und Schauwerte gibt es in Pacific Rim wahrlich genug: Die beiden Kämpfe im letzten Drittel des Films werden nur durch eine kurze Pause voneinander getrennt und sind, sagen wir es im wahrsten Sinne des Wortes: Atemberaubend!

Bild- und Tonqualität

Wie Guillermo del Toro während des Audiokommentars oft erwähnt, hat er zahlreiche unterschiedliche Farbpaletten genutzt, was Pacific Rim zu einem ebenso bunten wie kontraststarken Film werden lässt. Der dynamische Bildumfang ist sehr hoch, Schwarz ist bestechend satt und droht dennoch nie die Detailzeichnung zu verlieren. Insgesamt ist der Bildstand so ruhig, dass man ruhig ein wenig Korn hätte zulassen können, denn in schnellen, kurzen Bewegungen wird auf Gesichtern deutlich, dass sie plötzlich etwas unruhig werden, der eingesetzte Weichzeichner also kurz nicht greift. Das ist jedoch kritik auf hohem Niveau, denn insgeamt ist das Bild ganz hervorragend. Wer hätte das gedacht: Noch bei Man of Steel bot Warner für den deutschen Filmfan nur eine schnöde 5.1-Dolby-Digital-Spur, während die englische Fassung mit unkomprimiertem dts-HD-Master überzeugen konnte. Bei Pacific Rim ist der Makel nicht nur beseitigt worden, sondern wurde sogar zum Vorteil umgestaltet. Während hier die englische Version mit einer dts-HD-Master-Vertonung in 5.1 auskommen muss, bietet die deutsche Synchronisation 7.1 Spuren – ebenfalls im dts-HD-Master-Format. Und so klingt es dann auch: Selten, wenn überhaupt jemals, wurden Wassermassen derartig brachial vertont. Beim ersten Auftritt des Kaiju bebt nicht nur der Pazifik, sondern das gesamte Heimkino. Man weiß gar nicht so recht, wo man hinhören soll, denn hier passiert dermaßen viel, dass man mit offenem Mund dasitzt. Das Schöne daran: Nicht nur die brachialen Soundeffekte sitzen, sondern auch feine elektrische Geräusche oder spritzende Wassertropfen. Bei dermaßen viel Getöse noch Feinzeichnung zu wahren, ist nicht nur beachtlich, sondern höchstselten. Wenn dann der Kaiju voller Inbrunst vor sich hinbrüllt, steht im Heimkino allerdings fernab von feinen Details kein Stein mehr auf dem anderen (52’30). Seit Terminator: Die Erlösung hat mir kein Tonsektor mehr so viel Spaß gemacht.

3D-Effekt

Der nachträglich konvertierte Film zeigt beeindruckende Bilder in 3D. Schon die vielen Effektshots zu Beginn flirren plastisch vor den Augen und Personen schälen sich dreidimensional aus dem Hintergrund heraus (50’02). Auch die Hände der Roboter greifen praktisch aus dem Bildschirm heraus. Staubpartikel und Regentropfen schweben sicht- und fast greifbar im Raum. Pacific Rim ist sicher eine der besseren nachträglich konvertierten 3D-Filme.

Bonusmaterial

Wie von Anbieter Warner schon oft verwendet, lassen sich während des laufenden Films die sogenannten Fokuspunkte einblenden, die an entsprechenden Stellen aufklärende Informationen aus der Produktion einblenden. Diese lassen sich jedoch über die Auswahl des Wappen-Icons auch am Stück abspielen und liefern so satte 62 Minuten Hinter-den-Kulissen-Material. So erfahren wir etwas über die Leidenschaft del Toros beim Dreh, über das Roboter-Design und den Ursprung des Wortes „Kaiju“. Des Weiteren tauchen wir ein in die Vorbereitung der Darsteller und bekommen bekommen Einblicke in die gigantischen Sets. Hinzu kommt der Audiokommentar von del Toro, in dem er sich, wie eigentlich immer, als unterhaltsamer Gastgeber entpuppt.
Auf der zusätzlichen Bonusdisks befinden sich vier nicht verwendete Szenen, verpatzte Szenen, sowie vier weitere Featurettes: Das Notizbuch des Regisseurs ist ein interaktives und hübsch gestaltetes Heft, über das man Zugang zu Videopods, Zeichnungen und Concept-Art erhält. In „Drift Space“ klärt über die Herkunft der Filmhelden auf, „Shatterdome“ liefert Animatics der wichtigen Szenen, sowie Concept-Arts der Monster, der Roboter, der Kostüme und der Sets. In „Die digitale Kunst in Pacific Rim“ erhalten wir dann 17 Minuten lang Einblick darin, wie die digital erschaffenen Kreaturen zum Leben erweckt wurden und sehen auch hier, dass del Toro dabei gerne alles betreut und die Arbeit nicht einfach abgibt.

Fazit

Guillermo del Toro hat mit Pacific Rim schlicht den größten Monsterfilm aller Zeiten geschaffen! Da er sein Augenmerk aber auch auf die Figuren legt, fällt er nicht dem Emmerich-Virus anheim und liefert anstelle einer hohlen Blase einen durchweg packenden, unterhaltsamen und niemals langweiligen Blockbuster. Ich mag ein Fan des Regisseurs und damit befangen sein, aber in Sachen Bombastkino habe ich lange Zeit nichts vergleichbares gesehen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 100%
Tonqualität (Originalversion): 100%
Bonusmaterial: 85%
Film: 90%
3D-Effekt: 80%

Anbieter: Warner Home Video
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Guillermo del Toro
Darsteller: Charlie Hunman, Idris Elba, Rinko Kikuchi, Charlie Day, Ron Perlman, Clifton Collins jr.
Tonformate: dts HD-Master 7.1: de // dts HD-Master 5.1: en
Bildformat: 1,78:1
Real 3D: Nein (konvertiert in 3D)
Laufzeit: 131
Codec: AVC/MVC
FSK: 12

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