Panic Button

Blu-ray Review

Panic Button Blu-ray Review Cover
Edel, seit 27.11.2015

OT: Panic Button

 


Lasst das Spiel beginnen!

Wie böse das Internet sein kann, merken die vier Figuren in diesem britischen Thriller.

Inhalt

Jo, Max, Dave und Gwen haben auf dem beliebten sozialen Netwerk „Alltogether.com“ eine Reise nach New York gewonnen. Ein eigens gecharterter Jet bringt die vier in die Luft. Allerdings nicht, ohne dass sie zuvor ihre Handys abgeben müssen. Angeblich störe das den Ablauf des Spiels an Bord. Ein Spiel, das mit absoluter Interaktivität lockt und dessen Versuchspersonen die „Gewinner“ sind. Auch wenn Joe das gar nicht gefällt, da sie ihrer Tochter versprochen hatte, ständig per Telefon erreichbar zu sein. An Bord lockert aber ein Gläschen Champagner die Stimmung und als das Spiel beginnt, akzeptieren die Anwesenden die Allgemeinen Bestimmungen – selbstredend ohne sie zu lesen. Nach einigen sehr unangenehmen intimen Fragen, die sehr private Dinge vor allen Anwesenden ausbreiten, wird das Spielchen immer krasser. Wer im Verlaufe der Geschichte gegen die Regeln verstößt, wird bestraft und verliert einen Freund aus seiner Liste – und zwar nicht nur virtuell …

Aus England kommt ein kleiner und ambitionierter Psycho-Horrorthriller mit Gesellschaftskritik, der 2012 schon einmal erhältlch war, nun aber eine Neuveröffentlichung erfährt. Dass Panic Button gering budgetiert ist, merkt man ihm durchaus sofort an. Allerdings hat man immerhin einen schicken Flugzeug-Innenraum gebucht und nutzt das begrenzte Szenario durchaus effektiv – zumal das luxuriöse Ambiente des Jets so gar nicht zu den Abgründen passen mag, die sich in den vier Personen auftun. Was nur bedingt glaubwürdig wirkt, ist die Tatsache, dass die „beliebteste“ soziale Plattform ein innovatives Interaktionsspiel ankündigt und das animierte Krokodil auf den Monitoren aussieht wie eine 80er-Jahre-Atari-Animation. Das hätte man auch 2011, zum Produktionszeitpunkt des Films, schon etwas schöner hinbekommen. Letztlich geht’s in Panic Button aber vor allem um den durch sein Verhalten im internet gläsern und bis ins Mark verletzbar gewordenen User, dessen Daten durchaus derart nachvollziehbar sind, wie es der Film suggeriert. Seinen besten Moment hat Panic Button im Prinzip schon als alle das Spiel beginnen, ohne die AGBs zu lesen. Dave sagt noch lapidar „wer macht das schon?“ und entlarvt damit 99% der Internetuser, die allesamt nicht wissen, was in den Allgemeinem Geschäftsbestimmungen entsprechender Seiten und Netzwerke steht. Datenkraken wie Facebook oder whatsapp wären durchaus in der Lage, entsprechend viel Missbrauch zu betreiben, würden die Informationen der User derart missbraucht wie hier gezeigt. Allerdings ist Panic Button dabei weder wirklich spannend, noch sonderlich tiefschürfend. Seine Kritik an sozialen Medien und Datenmissbrauch ist arg vordergründig und oberflächlich geraten. Auch in Sachen Dialoge bleibt der Film durchschnittlich, manchmal sogar flach. Der Off-Kommentator-Spielführer klingt (vor allem im Deutschen) ähnlich emotionslos wie eine Navigationsstimme und seine Sätze sind nicht gerade psychologisch ausgefeilt. Immerhin sind die vier Konkurrenten typgerecht ausgewählt und verfügen über genug Charakterisierungseigenschaften, um für sich zu bestehen. Die Besetzung ist entsprechend gelungen und kann sich für einen Low-Budget-Streifen durchaus sehen lassen. Vor allem Scarlett Alice Johnson als Jo und Michael Jibson in der Rolle des Ekelpakets Dave ragen heraus. Mit ein wenig mehr Sorgfalt im Drehbuch und weniger Anleihen bei SAW (oder ähnlichem Torture-Horror) hätte aus Panic Button durchaus ein kleiner und gemeiner Kommentar auf die sozialen Netzwerke gelingen können. So kratzt er zwar nur an der Oberfläche, bringt aber immerhin eine Botschaft mit, die jeder befolgen kann, wenn er sich beim nächsten Mal irgendwo anmeldet oder mitmacht: AGBs lesen!

Bild- und Tonqualität

Panic Button ist beständig pastellgelb gefiltert und wirkt dadurch krank und ein bisschen wie ausgekotzt. Aufgrund der Einfärbung ist der Kontrastumfang ziemlich schwach und die Schärfe bleibt ebenfalls hinter den Möglichkeiten zurück. Leidglich die allgemeinene Bildruhe kann gefallen und lässt auch in Schwenks oder Bildbewegungen nicht nach. Beim Ton herrscht der Center vor, der dialogkonzentriert ist. Gut gelungen ist die unmittelbare Kopfhörerstimme des Spielleiters, die immer dann prägnant aus den Frontlautsprechern ertönt, wenn einer der vier Protagonisten auf die Toilette geht. Der Filmscore wird bisweilen etwas räumlich, auch dein paar Flugzeug-Innenraumgeräusche kommen von den Rearspeakern. Insgesamt bleibt Panic Button aber eher unspektakulär und etwas dumpf.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Panic Button findet man nicht nur ein paar entfernte Szenen, sondern auch eine witzige Gag Reel und ein mit 40 Minuten erstaunlich langes und ziemlich informatives (wenngleich etwas nüchternes) Making-of, das über die Produktionsumstände des Low-Budget-Streifens ziemlich umfassend aufklärt.

Fazit

Der interessante Ansatz von Panic Button geht etwas in den belanglosen Dialogen und der aufgesetzt wirkenden Gesellschaftskritik unter. Die guten Darstellerleistungen trösten etwas über Schwächen im Drehbuch hinweg.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 50%
Film: 50%

Anbieter: Edel
Land/Jahr: GB 2011
Regie: Chris Crow
Darsteller: Scarlett Alice Johnson, Michael Jibson, Jack Gordon, Millie Midwinter-Lean, Elen Rhys, Joshua Richards, Vern Raye, Paul Jibson, Sulé Rimi
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 18

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