The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot 4K UHD

Blu-ray Review

the man who killed hitler and then the bigfoot 4k uhd blu-ray review cover
Capelight Pictures, 14.06.2019
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Capelight Pictures, 14.06.2019

OT: The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot

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Das Ende der Welt, wie wir sie kennen

Der Film mit dem ungewöhnlichsten Title der letzten Jahre ist ein stilles Drama mit tollem Hauptdarsteller geworden.

Inhalt

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Auf ein Bier in Calvins Stammkneipe

Irgendwann Mitte der 80er: Calvin Barr lebt ein ziemlich ruhiges, eher einsames Leben mit seinem Golden Retriever in irgendeiner amerikanischen Kleinstadt. Abends setzt er sich meist in seine Lieblingskneipe und schaut ein Glas Whiskey an. Dass er es war, der vierzig Jahre zuvor Adolf Hitler umgebracht hatte, davon weiß niemand. Jedenfalls keiner außerhalb des geheimen Zirkels derer, die den Soldaten damals zu diesem Auftrag rekrutierten. Andererseits würde Calvin seine Heldentat auch mit niemandem feiern wollen. Denn zum einen sieht er das Attentat nicht unter dem Aspekt des Heldentums und zum anderen liegt ihm der Verlust seiner damaligen Partnerin heute noch im Magen. Hätte er sie doch nur vor der damaligen Mission gefragt, ob sie ihn heiraten wolle. Vielleicht wären sie heute noch ein Paar. In diese stille Melancholie bricht plötzlich das FBI mit einem kanadischen Offiziellen im Schlepptau herein. Die Herren halten Calvin für den einzigen Kandidaten für eine gefährliche Mission: Er soll den legendären Bigfoot in den kanadischen Wäldern töten. Tut er es nicht, könnte dieser die Menschen mit einer ansteckenden Krankheit infizieren …

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Treue Seele an Calvins Seite: Retriever Ralph

Okay: Ich gebe zu, ich bin voreingenommen. Ich bin leicht manipulierbar und in Begeisterung zu versetzen. Denn vom ersten Moment des Lesens an hatte mich dieser Filmtitel gepackt. Ich musste dieses Werk besprechen – komme, was da wolle. Vor allem, da auch noch der große Sam Elliott die Hauptrolle spielt. Immerhin DER Mann, der neben Jeff Bridges in einem meiner Alltime-Favorites den coolen Erzähler der Story gibt.
Jetzt ist es mit solchen catchy Filmtiteln ein bisschen so, dass sie eine gewisse Erwartungshaltung schüren. Im Fall von The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot lag diese irgendwo zwischen Retro-Trash und Tarantinos Inglourious Basterds.
Wiederum ist es so, dass der Titel zwei Dinge vorweg nimmt. Man muss nicht vor Spoilern waren, wenn also schon feststeht, dass der Protagonist sowohl Adolf Hitler als auch das haarige Legendenwesen am Ende des Films umgebracht haben wird. Etwas Aufklärung sei aber dennoch angebracht:
Bei diesem Werk handelt es sich um das Langfilmdebüt von Robert D. Krzykowski. Der war zuvor nur durch den Kurzfilm Elsie Hooper (enthalten im Bonusmaterial) aufgefallen und schätzt sich als glücklicher Mann, dass Elliott das Skript, das Krzykowski dessen Agent zuschickte, so interessant fand, dass er die Rolle des Calvin Barr gerne annahm.

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Man mit Mission

Das Skript und die Idee zum Film entwickelte sich über unglaubliche zwölf Jahre und nahm im Laufe der Zeit unterschiedliche Storyverläufe an. Während Krzykowski angibt, dass es als Abenteuerfilm begann, führten gewisse private Ereignisse dazu, dass sich mehr und mehr eine Charakterstudie aus dem Thema entwickelte. Die beiden großen Gegner des Films (siehe erneut: Filmtitel) sind nur Katalysatoren, an denen sich Calvins viel größere Feinde abarbeiten: Verlust und Bedauern. Die Tatsache, dass ihn aufgrund des Geheimauftrags im Zweiten Weltkrieg die Frau verließ, hat er nie überwunden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er die Bitte des FBI, das haarige Pelzmonster zu fassen, dann doch nicht in den Wind schlägt. Ein zweites Mal kann Calvin dann vielleicht verhindern, dass sich eine urbane Plage ausbreitet und gleichzeitig seinen Frieden finden.
Wer diese Zeilen aufmerksam liest, wird schon festgestellt haben, dass es hier nicht zwingend um einen temporeichen Neo-Grindhouse-Film geht. Vielmehr nimmt sich The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot (meine Güte, dieser Titel) gebührend Zeit für seine Story.
Die Kamera begleitet Barr, der sich als vermutlich integerster Typ der ganzen Gegend entpuppt. Wenn er mit einem Kassierer über ein gefundenes Los mit einem Wert von 100 Dollar diskutiert und sich dabei als grundehrlich herausstellt, kann das kaum jemand so gut verkörpern wie Elliott. Die Konzentration der ersten Dreiviertelstunde liegt darauf, den nicht sonderlich abwechslungsreichen und ziemlich einsamen Alltag von Calvin zu beschreiben.

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Verpasste Chancen

Inszenatorisch erzählt Krzykowski seinen Film zwar ausgehend von der 80er-Jahre-„Gegenwart“, nimmt aber diverse Momente in Calvins Tagesablauf zum Anlass, Rückblicke zu seiner Mission im Zweiten Weltkrieg zu integrieren. Die Bigfoot-Geschichte kommt erst knapp zur Hälfte des Films zum Tragen, wenn Barr dann endlich Besuch vom FBI bekommt. Spätestens während dieses Gesprächs wird dann auch klar, dass The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot sich ernster nimmt als sein Titel vermuten lassen würde. Ein paar humoristische Details (Uhrenzeiger zu Beginn) lockern zwar auf, doch eins durchzieht den Film wie ein roter Faden: Melancholie. Eine Stimmung, die vor allem dann zum Tragen kommt, wenn sich Calvin mit seinem Friseur trifft, was zu sehr wahrhaftigen Dialogen führt.
Übrigens darf man in diesem Zusammenhang durchaus mal eine Lanze für die deutsche Synchronisation brechen. Denn obwohl Sam Elliott auch mit seiner Originalstimme legendär geworden ist und zahlreiche Synchronrollen von Animationsfiguren übernommen hat, ist reiner Schöne, sein deutscher Sprecher, einfach großartig. Mit einem unnachahmlichen Timbre und dieser latent entspannten Grundhaltung ist seine Arbeit nicht nur bloße Synchronisation, sondern wirkt vielmehr charaktervertiefend.
Wenn Calvin dann vor einer glutroten Wand aus Feuer steht als wäre er gerade aus Apocalypse Now heimgekehrt, beginnt der Abenteuer-Teil des Films vor wunderschöner Waldkulisse und endet fast schon in einem kleinen Horror-Szenario. Für den einen oder anderen mag das nicht zusammen passen. In Wahrheit ist es einfach die Konfrontation eines Mannes mit seinen inneren Dämonen, die hier durch den Bigfoot repräsentiert werden. Und da gab es durchaus schon abwegigere Analogien.

Bild- und Tonqualität BD

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Calvin würde sich nie als Held bezeichnen

The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot spielt zum einen in den 80ern und zum anderen während des Zweiten Weltkriegs. Beide Jahrzehnte bekommen ihren speziellen Look. Warme Rottöne dominieren die Szenen in den Innenräumen, in denen Barr das Attentat verübt. vier Jahrzehnte später wird die Bar, in der unser Protagonist sitzt, zwar auch von braunroten Tönen gestaltet, nutzt aber etwas weniger überdramatische Farben und eine stärkere Körnung. Letzteres lässt den Film durchweg analoger und stärker in den jeweiligen Zeitperioden verortet erscheinen. In vielen Szenen nutzt der Regisseur außerdem verfügbares Licht, was zu einem sehr authentischen, aber nicht im technischen Sinne perfekten Look führt. Der Schwarzwert ist beispielsweise dauerhaft eher schwach und liefert eher dunkles Grau als sattes Schwarz (12’57). Dafür ist die Schärfe gerade in Close-ups wirklich gut und offenbart das Leben in Elliotts Gesicht (24’40).
Akustisch kann man zu keiner Zeit monieren, dass für den Film nur wenig Geld zur Verfügung stand. Schon der Rocksong zu Beginn kommt recht dynamisch rüber. Wenn dann im Hintergrund dumpf die Flakgeschosse zu hören sind, klingt das druckvoller als man vermuten könnte. Außerdem öffnet sich der Raum sehr schön auf die Rearspeaker und lässt augenblicklich Atmosphäre aufkommen. Sogar Faustschläge, die unvermittelt aus der Stille der Nacht einbrechen, haben spürbaren Wums. Klasse auch, wenn ein Wehrmachts-Motorrad aus dem rückwärtigen Raum ins Heimkino fährt und dabei schön von den Rears herein knattert (32’25). Richtig wach wird man dann, wenn nach fast einer Stunde der Helikopter zu dramatisch-dynamischer Musik in den Raum donnert – ein richtig guter Sound, in diesem Moment.
Richtig gut kommen auch die Einzelschüsse aus dem Gewehr, die schön furztrocken im Wald verhallen (75’50).

Bild- und Tonqualität UHD

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Wird Calvin den Auftrag erledigen können?

Selbst nach aufwändigen Recherchen sowie einer (bisher unbeantwortet gebliebenen) Anfrage beim Post-Production-Studio von The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot war nicht gesichert zu erfahren, wie genau der Film aufgenommen wurde. Da im Bonusmaterial für einen kurzen Moment eine digitale Kamera zu sehen ist, wäre hier die Vermutung, dass es sich also um einen volldigital gefilmten Workflow handelt.
Update: Juni 2020.
Die Vermutung hat sich bestätigt. Zum Einsatz kamen die Arri Alexa Mini sowie eine relativ ungewöhnliche Arri Amira. Aufgezeichnet wurde in 3.2K und es kam ein 4K-DI zum Einsatz. Wir haben es also mit einer FAST nativen 4K-Scheibe zu tun.
Gesichert ist weiterhin, dass man auch einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum sowie HDR10 als höhere Bilddynamik integrierte.
In der Praxis bietet die UHD zwar nicht ausgiebig Anlass für beeindruckende Kontrastdynamik oder leuchtend bunte Farben, zeigt aber in vielen Szenen mit hellen Teilbereichen im Gegensatz zur Blu-ray eine deutliche Steigerung in Sachen Spitzlichter und Brillanz. Wo die Blu-ray durchweg eher flau wirkt, kann die UHD mit leuchtenderem Grün in Sträuchern und hellerem Sonnenschein bei einfallendem Licht durch Fenster/Türen punkten. Die Farbgebung ist praktisch identisch und unterscheidet sich nur durch etwas sattere Rottöne und die leicht dunklere Abstimmung, die auch grüne Naturelemente ein wenig prägnanter wirken lässt. Die Auflösung bleibt gut, kann aber vor allem aufgrund der höheren Bilddynamik mehr Akzente setzen. Sehr gut bekommt die UHD das feinere Korn gegenüber der Blu-ray hin – natürlich nichts für Freunde von glattem Digital-Look.

Blu-ray (21’47): (Slider ganz nach rechts): Lenken wir den Blick weg von den Randbepflanzungen und auf den zentralen Bereich: Die Blu-ray wirkt etwas flach im Kontrast und hat im Hintergrund einen leichten Schleier.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD intensiviert die gelbe Straßenmarkierung und liefert mehr Licht-Schatten-Dynamik an Colins Fahrzeug. Der rote Camaro links bietet das sattere Rot.

Blu-ray (36’23): (Slider ganz nach rechts): Während die Blu-ray etwas weniger Farbkraft hat und im feinen Muster nicht ganz so gut aufgelöst wirkt …

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … ist das Bild der UHD etwas wärmer. Das Muster im Tischtuch kommt feiner rüber.

Blu-ray (42’14): (Slider ganz nach rechts): Schon die BD ist in Close-ups wirklich scharf.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD bietet aufgrund der höheren Bilddynamik etwas mehr Schattierungen und wirkt deshalb noch feiner.

Blu-ray (69’17): (Slider ganz nach rechts): Schauen wir mal etwas näher hin und nehmen einen Bildausschnitt, ist die Schrift über die Blu-ray etwas undeutlicher und weicher.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD grenzt besser ab, wirkt kräftiger und zeigt gleichzeitig das feinere/sichtbarere Korn.

Zum Größenvergleich das Bild des obigen Ausschnitts in vollem Umfang
Keine Änderung beim Sound: The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot liefert auch über die UHD den identischen dts-HD-Master-Sound der Blu-ray.

Bonusmaterial

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Bigfoot im Visier

Im Bonusmaterial von The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot gibt’s neben dem Audiokommentar auch Krzykowskis Kurzfilm „Elsie Hooper“ zu sehen. Überdies findet sich ein knapp 40-minütiges Making-of, das mit entspannten Ton von der Leidenschaft der am Film beteiligten Macher erzählt. Viel bezieht sich auf den Filmtitel, der die meisten dazu geführt hat, das Projekt attraktiv zu finden. Es wird aber auch über Sam Elliott gesprochen und außerdem gibt es einen aufschlussreichen Einblick in die Effekte, die (wo es ging) mit praktischen Modellen real gefilmt wurden. Zusätzlich hat man noch sechs entfallene Szenen intergriert sowie ein Interview mit Filmkomponist Joe Kramer. Das UHD-Mediabook enthält überdies auch die BD und DVD des Films und liefert noch ein 24-seitiges Booklet.

Fazit

Die gewisse Voreingenommenheit führt im Falle von The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot zu einer etwas falschen Einschätzung. Wer sich aber darauf einlässt, dass es hier um ein Charakterdrama geht und nicht um einen skurrilen Genremix, wird mit einem stillen, aber gefühlvollen Film belohnt.
Die UHD liefert das feiner gekörnte, authentischere Bild mit tatsächlich vorhandenen Vorteilen bei Highlights und Licht-/Schatten-Dynamiken.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 70%
Bildqualität UHD: 75%

Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 80%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 80%

Bonusmaterial: 70%
Film: 70%

Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Robert D. Krzykowski
Darsteller: Sam Elliott, Aidan Turner, Caitlin FitzGerald, Larry Miller, Ron Livingston
Tonformate BD/UHD: dts-HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: Jein (4K DI vom 3.4K-Material)
High Dynamic Range: HDR10
Maximale Lichtstärke: 962
FSK: 16

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Capelight Pictures)

Trailer zu The Man Who Killed Hitler and Then the Bigfoot

THE MAN WHO KILLED HITLER AND THEN THE BIGFOOT Trailer (Deutsch)

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2 Kommentare
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Jonas Grosch

Einmal mehr eine klasse Rezi, danke Timo. Sehr gut beschrieben das „Vorurteispotential“ des Titels, ging mir ähnlich.
Auch die positive Erwähnung der dt. Synchro freut mich, schaue in der Regel beide Versionen, insgesamt ist die Synchroquali hierzulande schon ziemlich gut.
Werde mir den Film nun gern anschauen, Sam Elliot sehe ich eh gern. Apropos Sam Elliot, da war doch noch was ;)….