12 Strong- Die wahre Geschichte der US-Horse Soldiers 4K UHD

Blu-ray Review

OT: Operation: 12 Strong

12 Strong 4K UHD Blu-ray Review Cover
Concorde Home Entertainment, 24.07.2018
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Zwei Türme voll Motivation

Echte Helden werden immer noch auf dem Schlachtfeld gemacht.

Inhalt

Hal und Mitch landen in Afghanistan

Am 11. September 2001 verlieren die USA ihre unangreifbare Unschuld. Sie werden Opfer einer Terrorattacke, die das Land nachhaltig erschüttern und neu ausrichten wird. Unmittelbar nach den Anschlägen sendet das US-Militär die Einheit ODA 595 der Special Forces unter dem Kommando von Mitch Nelson nach Afghanistan – zeitlich deutlich bevor der Krieg gegen den Terror offiziell begonnen wird. ODA 595 soll sich gemeinsam mit dem lokalen Warlord Abdul Rashid Dostum zu Pferde Richtung Mazar-i Sharif bewegen, um die Stadt von den Taliban zu erobern. Man rückt Schulter an Schulter vor, ohne sich so richtig zu mögen Dann kostet ein Fehler Dostums einige Männer das Leben. Nelson und der Afghane machen sich gegenseitig Vorwürfe. Nachdem sie ihre Differenzen beseitigt haben, kämpfen sie allerdings wieder zusammen und machen Fortschritte. Bis Dostum erfährt, dass weitere US-Kräfte kommen, die sich allerdings mit einem verfeindeten Warlord zusammengetan haben …

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Mitch muss nicht weniger als die Nordallianz siegreich gegen die Taliban Richtung Mazar-i Sharif zu führen

Puh … Wenn Jerry Bruckheimer, einer DER Actionfilm-Produzenten der letzten 30 Jahre sich an einen Kriegsfilm wagt, der auf wahren Begebenheiten basiert; wenn das auch noch Tatsachen beschreibt, die mit der emotionalsten Verletzung umgehen, die die USA in ihrer noch jungen Historie erfahren haben, dann ist zumindest ein bisschen Vorsicht geboten.
Wird man in dem zu vermutenden heroischen Spektakel Schattierungen wahrnehmen? Wird’s ein Grau zwischen dem Schwarz und Weiß geben? Oder geht das alles im patriotischen Mumpitz unter?
Nun, die Antwort ist für die eine (pazifistische) Seite einfach: Heldentum und Kampfbeschwörungen haben nichts mit Differenzierung zu tun. Die andere Seite, die sich solche Filme eher unter dem Action-Aspekt anschaut, wird freuen, dass hier eine Menge kaputtgemacht wird und kein Stein mehr auf dem anderen bleibt.
Wenn man sich jetzt objektiv in die Mitte dieser beiden Positionen stellt, kann man in 12 Strong aber erkennen, dass man versuchte, die afghanische Bevölkerung nicht vollkommen zu dämonisieren. Klar, sie werden für die US-Zwecke „missbraucht“ und instrumentalisiert. Klar auch, dass sich die Amerikaner einen feuchten Kehricht um die Traditionen und Religion der Afghanen kümmern und diesen mit Arroganz begegnen. Auch das darf man gerne kritisch sehen, selbst wenn der Film selbst das nicht tut. Doch immerhin ist das hier eine Geschichte, die im Auge der blinden US-Wut auf alles, was einen Bart trägt, auch beschreibt, wie US-Soldaten und afghanische Widerstandskämpfer miteinander zurecht kommen müssen.

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Von Pferden war in der Heimat noch nicht die Rede

Dabei gibt es sehr wohl auch Kritik an den draufgängerischen Special Forces. Dostum wirft Nelson an einer Stelle vor, er solle ein Kämpfer werden, kein Soldat; er solle also Herzblut entwickeln und nicht immer nur nach Vorschrift arbeiten. In solchen Szenen wird dann doch so etwas wie die Differenz zwischen den Kulturen deutlich und der US-Captain bekommt zu Recht mal die Leviten gelesen. Für kurze Momente hält 12 Strong sogar inne, wenn er einen erschossenen Teenager zeigt, dessen Gewehr noch neben ihm liegt. Doch solche Bilder geraten allzu schnell wieder in den Hintergrund, wenn die US-Boys in Zeitlupe auf ihren Pferden in die Schlacht reiten wie weiland John Wayne – eben doch ein Stoff, aus dem Helden gemacht werden.
Der „Stoff“ basiert im Übrigen auf dem Buch „Horse Soldiers“, das der Journalist Doug Stanton 2009 nach Erzählungen der echten 12 Green Berets verfasst hat und das sich lange in den Bestsellerlisten hielt. Dass man die Regie dem dänischen Debütanten Nicolai Fuglsig anvertraute, mag auf den ersten Blick ungewöhnlich anmuten. Doch Fuglsig ist kein unbeschriebenes Blatt. Als Kriegsfotograf (unter anderem im Kosovo) gewann er für seine Bild-Dokumentationen einige Preise (unter anderem den World Press Photo Award) und drehte vor Ort mitunter kurze Dokumentarfilme. 12 Strong nutzt er, um teils intensive und spannende Scharmützel zu präsentieren, die visuell außergewöhnlich beeindruckend sind. Dabei hält er sich mit der im Genre oft so typischen Wackelkamera vornehm zurück, sodass man als Zuschauer den Überblick bewahrt. Überraschenderweise schafft er es sogar, ein erstaunlich hohes Level an Spannung aufrecht zu erhalten – immer vorausgesetzt, man kann das ganze patriotische Gehabe einigermaßen ausblenden.

Bild- und Tonqualität BD

Die Bildbewertung der Blu-ray muss an dieser Stelle entfallen, da zum Review lediglich die 4K-Disk zur Verfügung stand.
Für den Sound der Blu-ray schaut im nächsten Abschnitt nach, denn der ist auf BD identisch mit jenem der UHD.

Bild- und Tonqualität UHD

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Mitch und Dostow müssen lernen, sich zu respektieren

12 Strong ist keine „echte“ 4K-Scheibe. Zwar wurde er vollständig digital aufgenommen (Arri-Alexa-Mini- und Arri-Alexa-XT-Kameras), doch die am Ausgang anliegenden 2.8K wurden für das Digital Intermediate, das der UHD zugrunde lag, auf 2K herunterskaliert. Für die 4K-Auflösung der Ultra-HD wurde also wieder hochkonvertiert. Die Vergangenheit aber zeigt, dass mitnichten ein Qualitätsmanko sein muss. Denn auch hier gilt: Besser gut skaliert, als schlecht nativ gefilmt und gemastert.
Neben der eigentlichen Auflösung liefert die UHD natürlich noch die höhere Bilddynamik (hier: HDR10) sowie einen erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020.
Letzterer bekommt vornehmlich während der warmen Hauttöne etwas zu tun, die über die Ultra-HD sehr intensiv und mit einem leichten Touch ins Rote wiedergegeben werden. Die weniger gut ausgeleuchteten Innenraum-Szenen werden aufgrund der etwas reduzierten Bildhelligkeit und dem höheren Kontrastumfang noch etwas düsterer präsentiert – allerdings mit satten Schwarzwerten.
Das macht den Film entsprechend intensiv in dedizierten Heimkinos. Bei Restlicht im Wohnzimmer allerdings braucht man schon einen potenten Fernseher. Selbst die gut ausgeleuchteten Momente in der Wüste kommen stets mehr wie kurz vor Sonnenuntergang rüber. Das ist allerdings auch bewusst so stilisiert, um dem Militärthema zu entsprechen. Ebenso bewusst wie das nachträglich hinzugefügte Korn und die stets braunen Filter, die die Farbgebung bestimmen. Die wenigen Farben wie bspw. das Grün der Nachtsichtgeräte, werden dann aber satt und kräftig wiedergegeben. Nicht ganz so schön ist der in den Nachtszenen in der Wüste eher schwache Schwarzwert, der Details auf Gesichtern kaum durchzuzeichnen vermag (29’32).
Bei der Auflösung gibt’s zunächst mal nichts zu meckern. Wenn die Kamera die Objekte im Fokus hat, lassen sich Einzelheiten in Gesichtern wunderbar erkennen – trotz deutlichem Korn. Leider gibt’s immer mal wieder Unschärfen am unteren Bildrand wie bei der Besprechung zwischen Mitch und Colonel Mulholland nach 15 Minuten.
Außerdem setzt es bisweilen ärgerliche Banding-Artefakte – beispielsweise beim Flug des Helikopters durch die grauen Wolken (26’21). Nicht ganz verwunderlich, rutscht die Datenrate hier doch auf besseres DVD-Niveau ab (~9Mbps).

12 Strong UHD 1
Wenn die UHD mal andere Farben als Braun und Gelb präsentiert, kommen diese prächtig und kräftig rüber
12 Strong UHD 3
Auch das Grün während der Nachsicht-Szenen hat durchaus Kraft
12 Strong UHD 2
Die UHD löst in hellen Bereichen gut auf, ohne zu Überstrahlen
Der Ton von 12 Strong wartet zwar nicht mit einer 3D-Soundspur auf, liefert dafür aber zwei vorzügliche unkomprimierte dts-HD-Master-Tonspuren fürs Deutsche und Englische – die gleichen übrigens wie die Blu-ray. Schon das wabernde Pumpen des Scores nach fünf Minuten sorgt für einen ziemlich pfundigen Druck vom Subwoofer. Das Gleiche gilt dann auch für den Militär-Transporter, der unvermittelt von hinten am Zuschauer vorbeisaust und dabei eine akustische Sogwirkung erzeugt, dass es einem die Haare am Kopf zurechtrückt – wenn man welche hat (13’04). Im direkten Anschluss daran fegt dann noch ein Hubschrauber durchs Heimkino, der wirklich präsent und griffig abgebildet wird. Immer wieder durchschneiden die Rotorblätter der über die Camps fliegenden Helis die Luft, was selten so realistisch und unmittelbar vertont wurde (27’55). Klasse auch der aufwirbelnde Sand, der sich praktisch im Heimkino oder Wohnzimmer wieder nieder zu legen scheint. Die Stimmen sind dabei jederzeit gut verständlich und sumpfen in den lauten Szenen nicht ab. Richtig gut sind aber auch und gerade die leisen Szenen, die teilweise direkt vom Lauten hinüberwechseln und zeigen, dass der Sound beides gut kann: Dynamisch aufleben und in stillen Szenen fein auflösen.
Ersteres kann er auch dann wieder richtig gut, wenn nach knapp 53 Minuten die ersten Bomben abgeworfen werden und die Erde wahrlich zu beben beginnt. Kurz darauf wird dann auch erstmals richtig geschossen und die Querschläger und Gesteinsbrocken fetzen dem Zuschauer nur so um die Ohren.

Bonusmaterial

Concorde HE gehört zu den wenigen Anbietern, die Bonusmaterial eines Films auch auf die Ultra-HD packen und nicht nur auf die Blu-ray. Entsprechend finden sich sämtliche Extras auf beiden Disks. In  „Eine unmögliche Mission“ gibt’s einen 22-minütigen Einblick in die Produktion, während der auch einige der damals partizipierenden Soldaten zu Wort kommen. Sie schildern, inwiefern sie sich in den Figuren wirklich wiedergefunden haben. „Die Entstehung von America’s Response Monument“ beschreibt die Arbeit des Künstlers, der eben jenes erschuf. Er schildert seine Gefühle nach 9/11 und wie es dazu kam, dass er sein Kunstwerk anfertigte. Für ihn war es SEIN Beitrag zur Bewältigung dieses amerikanischen Traumas. Insgesamt 16 Minuten an Interviews mit den Darstellern schließen sich an und komplettieren das Bonusmaterial von 12 Strong.

Fazit

12 Strong ist kein Film für Kriegsverweigerer und Pazifisten – es sei denn, man blendet die patriotische Note und die markigen Machosprüche aus. Dann ist Fuglsigs Regiedebüt ein durchaus spannender Kriegsthriller mit bekannten Gesichtern und packenden Scharmützeln.
Die UHD liefert ein deutlich stilisiertes Bild, das nicht in allen Belangen perfekt ist, aber vom Look her zum Thema passt. Noch besser ist der Ton, der in Sachen Direktionalität und Dynamik die meisten Outputs der letzten Monate hinter sich lässt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: keine Wertung möglich
Bildqualität UHD: 75%

Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 95%
Tonqualität BD/UHD (Originalversion): 95%

Bonusmaterial: 50%
Film: 65%

Anbieter: Concorde Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Nicolai Fuglsig
Darsteller: Chris Hemsworth, Michael Shannon, Michael Peña, Navid Negahban, Trevante Rhodes, Geoff Stults, Thad Luckinbill, Austin Hébert, Austin Stowell, Elsa Pataky, Rob Riggle, William Fichtner
Tonformate BD: dts-HD-Master 7.1: de, en
Tonformate UHD: dts-HD-Master 7.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 131
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Nein (2K DI)
High Dynamic Range: HDR10
FSK: 16

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Concorde Home Entertainment)

Trailer zu 12 Strong

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3 Kommentare
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Simon

„…Die weniger gut ausgeleuchteten Szenen werden aufgrund der etwas reduzierten Bildhelligkeit und dem höheren Kontrastumfang noch etwas düsterer präsentiert – allerdings mit . …“
Mann, da machst du es aber spannend! 😉

Simon

Nachtrag: „… Leider gibt’s immer mal wieder Unschärfen am unteren Bildrand …“

Das kommt bei immer mehr Filmen vor und scheint mir ein wiederkehrendes Muster zu sein. Hast du eine Ahnung, woran das liegt? Ist das Unachtsamkeit beim Dreh? Oder eine Schwäche bei irgendwelchen Abtast-/Konvertierungsvorgängen? ….

Gruß

Simon2