Collide

Blu-ray Review

Universum Film, 24.02.2017

OT: Collide

 


Autobahn

Der erste, komplett in Deutschland gedrehte Hollywoodfilm …

Inhalt

Casey hat einige Zeit in Deutschland Autos für den Ganoven Geran geknackt. Als er die hübsche Juliette, ebenfalls Amerikanerin, trifft, soll es damit allerdings vorbei sein. Auf dem Schrottplatz bekommt er einen neuen Job und fängt mit ihr gemeinsam ein neues Leben in Köln an. Doch dann erkrankt Juliette an einer Nierenkrankheit und die beiden brauchen Geld für eine teure Operation in den USA. Also meldet sich Casey wieder bei Geran und möchte nun ein wenig mehr Geld in kürzerer Zeit machen. Das funktioniert natürlich nur, indem man noch krummere Dinger dreht. Und die haben (na klar) mit Drogen zu tun. Der Haken dabei: Den Drogentransport, den er überfallen soll, geht vom mächtigen Hagen Kahl aus. Der deutschstämmige Gangsterboss findet es überhaupt nicht witzig, dass sein Untertan Geran ihm das Geschäft abgraben will und reagiert entsprechend sauer. Mittendrin ist Casey und natürlich geht der Plan schief. Da nun auch Juliette in Gefahr ist, muss Casey zum Gegenangriff blasen …

Zwei Jahre nachdem Collide als britsch-amerikanisch-deutsche Koproduktion entstand, kam er dann doch im Sommer 2016 in die Kinos. Als lupenreiner Actionthriller im Stile eines Need for Speed ist das Außergewöhnlich an ihm, dass er praktisch komplett in und um Köln herum spielt. Für deutsche Zuschauer, die die Rheinmetropole gut kennen, gibt’s also praktisch pausenlos Déjà-vus und nette Details. Natürlich darf da ein Liebes-Schloss auf der Hohenzollernbrücke nicht fehlen und dass sämtliche Autos ein Kennzeichen mit „K“ spazieren fahren, wirkt ebenfalls hübsch authentisch. Womit man aber gleich beim ersten Problem des Films vom Briten Eran Creevy wäre. Denn so richtig internationales Format will sich in Collide einfach nicht einstellen. Und das, obwohl die Jungs von Action Concept (Alarm für Cobra 11) sich hier mal so richtig austoben und wirklich atemberaubende Stunts hingelegt haben. Teils bei voller Fahrt inszenierte Verfolgungen und brutale Karambolagen lassen die Action durchaus auf dem Niveau vergleichbarer US-Filme wirken. Besser als in Getaway sind sie allemal. Und während fetzige Autocrashs in einem Altstadtbereich Monschaus eine wirklich tolle Atmosphäre haben, ist so eine deutsche Polizeisirene eben kein US-Signalhorn und man denkt augenblicklich, man wäre in einer Folge Derrick gelandet. Doch zurück zu Monschau: Die Verfolgungsjagd in der Altstadt des Städtchens gehört zu den gelungensten Momenten des Films. Die Dynamik zwischen Kopfsteinpflaster, engen Gassen und wildem Rumgeballer macht wirklich Spaß und wirkt gerade aufgrund des Kontrasts. Die sich daran anschließende Hatz auf der Autobahn ist tatsächlich vorzüglich chroreografiert und getimt – alle Achtung an die Experten von Action Concept.

Immerhin lenken solche Szenen dann auch von der simplen Geschichte ab, die man so oder so ähnlich schon zigmal gesehen hat. Allerdings wird sie von Hauptdarsteller Nicholas Hoult (Mad Max: Fury Road, Kill Your Friends) enthusiastisch vorgetragen und von Neu-Star-Wars-Heroine Felicity Jones flankiert. Dazu spielen neben den beiden gleich zwei zum Ritter geadelte Darsteller: Sir Anthony Hopkins und Sir Ben Kingsley sorgen für Glamour in der Produktion, wobei gerade Kingsley immer wieder zeigt, dass er neben herausragenden Rollen auch furchtbar knallchargige Momente hat. Wenn er in Collide inmitten halbnackter Frauen liegt und den Finger in die Nase steckt, ist das schon hart an der Grenze zum albernen Overacting. Die unsägliche Brille tut ihr Übriges dazu, dass man ihm hier nicht so ganz folgen mag. Immerhin schafft er es aber, ein paar witzige Sprüche über Burt Reynolds abzulassen und seine Szenen auf der Pferderennbahn sind durchaus spaßig. Die deutschen Darsteller passen zwar nicht immer so richtig ins Gesamtbild, aber witzig ist’s schon, wenn Hopkins und Joachim Krol in einer deutschen Tankstelle vor hiesigen Illustrierten ein Psychoduell ausfechten.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Collide hat die Tendenz, Gesichter etwas weich und wachsartig darzustellen. Wenn’s dunkel wird, nimmt zudem Farbrauschen auf den Gesichtern zu, was nicht allzu hübsch aussieht. Nahaufnahmen gelangen allerdings oftmals gestochen scharf zum Zuschauer, was entsprechende Details in Hopkins‘ und Kingsleys Gesichtern offenbart. Farben selbst wirken in gut ausgeleuchteten Szenen relativ natürlich und kräftig. Der Kontrastumfang geht dann auch in Ordnung, was allerdings nicht über die Mankos in dunklen Szenen sowie einige Doppelkonturen hinwegtäuscht.
Akustisch kann man Collide so rein gar nichts vorwerfen. Das Reifenquietschen zu Beginn kommt bereits äußerst räumlich rüber und Diskosounds wie ab Minute 2’30 wurden selten dermaßen brutal ins Heimkino transportiert. Gut, dass die Dialoge derweil nicht untergehen. Denn selbst beim anfänglichen Rave und dem ersten Gespräch zwischen Casey und Juliette kann man Stimmen noch sehr gut verstehen. Wenn’s dann im Verlaufe rasant wird und Schüsse fallen, flitzen die Querschläger pfeifend durchs Heimkino und die Schüsse aus den Waffen haben durchaus Wucht – ein absolut gelungener Tonsektor.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Collide finden sich elf Interviews, eine B’Roll und der Filmtrailer. Leider sind die Interviews allesamt arg kurz geraten, doch gerade die deutschen Darsteller haben durchaus was zu sagen. In der siebenminütigen B’Roll schauen wir den Proben und Vorbereitungen einzelner Szenen über die Schulter und sehen Ben Kingsley im Morgenmantel. Allerdings bekommt man auch einen Eindruck von den Autostunts, die durchaus ruppig und in vollem Tempo vollführt wurden.

Fazit

Collide ist besser als man aufgrund der wenig innovativen Story und den stereotypen Figuren denken könnte. Unterhalten tut er über die Laufzeit allemal und der Sound fackelt im Heimkino ein kleines Feuerwerk hab – Actionherz, was willst du mehr?
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 20%
Film: 65%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: GB/USA/D 2014
Regie: Eran Creevy
Darsteller: Nicholas Hoult, Felicity Jones, Sir Anthony Hopkins, Sir Ben Kingsley, Marwan Kenzari, Aleksandar Jovanovic, Erdal Yildiz, Joachim Król
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 99
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Collide

Collide - Trailer (deutsch/german)

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