Darling

Blu-ray Review

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Splendid Film/WVG, 29.09.2017

OT: Darling

 


Das älteste Haus der Stadt

Visuell erstaunlicher Mix aus Neo-Noir, Psychothriller und Horror.

Inhalt

Geistergeschichten ranken sich um das Gebäude in Manhattan, in das die junge Frau (Darling) gerade einzieht, um dort die Funktion einer Haushälterin zu erfüllen. Dass ihre Vorgängerin sich aus einem der oberen Stockwerke in den Tod stürzte, ignoriert sie zunächst einmal. Doch schon ihre ersten Rundgänge durch das Anwesen bringen ein Zimmer zutage, das am Ende des Ganges liegt und eine nicht zu öffnende Tür hat. Die Besitzerin des Hauses betont auf Rückfrage, dass diese Tür unter allen Umständen verschlossen bleiben muss. Je länger Darling sich in dem Gebäude aufhält, desto stärker werden ihre Angstzustände und die Scheu vor anderen Menschen. Bis sie dem Wahn anheim fällt und der sich den Weg bahnt …

Mickey Keating kann nur ungewöhnlich: Noch vor seinem Carnage Park, den er in schwül-heiße Sepia-Bilder tauchte, realisierter der junge Regisseur diese moderne Hommage an Rosemary’s Baby. In Darling haben es ihm aber nicht Brauntöne angetan, sondern das klassische schwarz/weiß. Dazu wählte er ein ungewöhnliches Bildformat von 1,66:1 und integriert schon zu Beginn kühle und distanzierte Bilder der Großstadt. Unterlegt mit einem zwischen unangenehmen Geräuschen und klassischer Instrumentenwahl wechselnden Score, teilt Keating Darling in Kapitel ein und nutzt eine bisweilen beinahe geometrische Bildsprache. Das fast ständig unterlegte, leichte akustische Rauschen weckt ebenso Erinnerungen an Lynchs Eraserhead wie auch das eingefügte Element flackernden Lichts. Aber auch ansonsten hat der Regisseur seine Aufgaben in Sachen Neo-Noir-Psychothriller gemacht. Schon alleine die Art und Weise, wie er die engen Gänge des Anwesens ausleuchtet und filmt, zeugt von einem hohen Maß an Leidenschaft für die Vorbilder des Genres.

Was Keating neben der zweifelsohne außergewöhnlichen Optik ein wenig vermissen lässt, ist die Konzentration auf die Geschichte an sich. Trotz der kurzen Laufzeit von 76 Minuten dauert es lange, sehr lange, bis auch inhaltlich mal etwas passiert. Kaschiert wird das mit kurzen Jump-Scare-Momenten, in denen „Darling“ unter Flashbacks oder Visionen zu leiden scheint. Dann, nach 41 Minuten schlägt Darling plötzlich und unvermittelt zu und rechtfertigt in den darauf folgenden 15 Minuten seine FSK-18-Freigabe mit Nachdruck. Denn die Film-Noir-Bilder werden in Kapitel vier und fünf von durchaus zeitgemäßen Tötungsmechaniken konterkariert, die den Film in drastische Gewalt-Sphären hieven – begleitet vom dann nicht mehr klassischen, sondern lauten Metal-Soundtrack. Über allem Geschehen steht Lauren Ashley Carter, auf die der Film komplett zugeschnitten ist. Die Darstellerin, die in POD – Es ist hier noch grenzhysterisch agierte, erweckt die Hauptfigur zunächst mit schüchternen Blicken und später mit einer psychopathischen Version der jungen Audrey Hepburn zum Leben. Ihre weit aufgerissenen Augen sind anfänglich niedlich und später schlicht wahnsinnig. Für einen Film, der sich nahezu ausschließlich auf Mimik und nicht auf Dialoge konzentriert, ist die erzielte Wirkung beängstigend effektiv.

Bild- und Tonqualität

Wie oben schon beschrieben, liegt das Bild von Darling nicht im Format 2,35:1 vor, wie es das Cover angibt, sondern im schmalen und die Filmatmosphäre unterstützenden 1,66:1. Der Kontrastumfang der Schwarz-Weiß-Bilder ist gut, könnte aber sowohl im Schwarz noch tiefer herabreichen als es auch bei den Spitz-Helligkeiten noch mehr Punch haben dürfte. Das auf uniformen Hintergründen auszumachende Korn passt zum Thema des Films und sorgt weiter für Stimmung. Die Schärfe geht in Ordnung, ohne mustergültige Detailtiefe zu erreichen.
Beim Sound von Darling dominiert der Score. So wird die Musik – egal, welcher Natur – relativ räumlich wiedergegeben und die Jump-Scares sitzen tief. Die wenigen Dialoge, die der Film bereithält, kommen gut verständlich zum Zuhörer. Wenn der Heavy-Metal-Soundtrack einsetzt, wird’s sogar ein wenig voluminös.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Darling wurde lediglich der Trailer zum Film abgelegt.

Fazit

Darling ist ein visuell einzigartiger Trip, der von seiner Optik, der Ausleuchtung und der überzeugend besetzten Lauren Ashley Carter lebt. Inhaltlich zieht sich der Film allerdings und für Freunde gewöhnlicher Horror-/Psycho-Thriller-Kost ist er ohnehin nichts. Alle aufgeschlossenen Filmfreunde riskieren einen Blick.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 5%
Film: 65%

Anbieter: Splendid Film / WVG
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Mickey Keating
Darsteller: Lauren Ashley Carter, Brian Morvant, Sean Young, Larry Fessenden, John Speredakos, Helen Rogers
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,66:1
Laufzeit: 76
Codec: AVC
FSK: 18

Trailer zu Darling

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