Dead Night

Blu-ray Review

Tiberius Film, 02.10.2019

OT: Dead Night

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Extradosis Eisenoxid

Im Backwood ist die Hölle los!

Inhalt

James hat eine unangenehme Diagnose bekommen: Krebs. Während er es selbst mit Fassung trägt, kann seine Frau Casey damit nicht so gut umgehen. Sie klammert sich an jeden möglichen Zweig, um James zu helfen. Als sie von einem Ort im Wald hört, der möglicherweise Heilkräfte hat, schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen kann man dort mit Sohnemann Jason und Tochter Jessica sowie deren Freundin Becky ein paar entspannte Tage verbringen und zugleich vielleicht die „Wirkung“ der Gegend für James Heilung einsetzen. Doch dann findet James eine bewusstlose Dame im verschneiten Wald. Es gelingt ihnen, Leslie – so der Name der Frau – wieder zu beleben und lädt sie zum Abendessen ein. Doch dann benimmt sich die Fremde zunehmend seltsam und respektlos. Bald stellt sich die Frage, ob Leslie wirklich Hilfe brauchte oder einen ganz anderen Plan hatte …

Warum nicht mal wieder einen zünftigen Horrorstreifen, der sich genüsslich im 80er-Jahre-Genrekino bedient?
Das dachten sich wohl Regisseur Brad Baruh (Produzent einiger Marvel-One-Shots) und Drehbuchautor Irving Walker, als sie ihren zweifelsohne von Vorbildern wie The Howling, Tanz der Teufel oder Cabin in the Woods inspirierten Dead Night auf den Weg brachten. Und weil’s heutzutage cool ist, ein bisschen Reality-Touch mit rein zu bringen, fügen sie noch Elemente einer (Fake) Crime-Insight-TV-Show (inkl. Werbeblöcke) dazwischen. Letzteres ist allerdings eher ein Störfaktor als innovativer Zusatz. Denn die Geschichte passt ohnehin auf ein Blatt Papier, sodass eine Kommentarfunktion über Real-Crime-Moderatoren völlig redundant erscheint. Zumal es aus der Spannung immer wieder heraus reißt. Aber das ist ja nur die Kehrseite der Medaille. Denn ansonsten gelingen dem oldschooligen Backwood-Horror-Streifen erstaunlich gute Momente. Angefangen vom ziemlich gelungenen Humor (meist ausgehend vom krebskranken Vater) über die durchweg weit über üblichem Genre-Niveau agierenden Darsteller bis hin zu den praktischen Maskeneffekten gibt’s hier nicht so viel zu meckern. Zumindest nicht, wenn man über die wenig originelle Story und eben jene True-Crime-Sequenzen hinwegsehen kann.

Rein atmosphärisch funktioniert Dead Night hingegen gut. Ein üblicher Prolog leitet den Film ein und schickt voraus, dass ein Ereignis von vor fast 60 Jahren in der Gegenwart von Bedeutung sein wird. Im Anschluss werden die eigentlichen Hauptfiguren eingeführt und aufgrund der persönlichen Schicksalsschläge wachsen sie einem sogar etwas ans Herz. Und nachdem man sie etwas verstehen gelernt hat und eine gewisse Bindung zu ihnen eingegangen ist, schlägt (natürlich) der Killer zu. Soweit, so vorhersehbar. Doch das verschneite Szenario rund um die Hütte funktioniert trotz (oder vielleicht gerade wegen) des etwas amateurhaften Looks ganz gut und wird von passender Kameraarbeit und gelungenem Schnitt begleitet. Technisch kann man Dead Night wirklich nichts vorwerfen. Außer vielleicht die Tatsache, dass das geringe Budget einen Soundtrack/Score weitgehend verhinderte. Man hört zwar ein wenig Musik, doch die wirkt bisweilen wie aus dem großen Topf von rechtefreien Titeln geangelt. Einzig in den wirklich gruseligen Szenen funktioniert der Sound ganz gut. Zwischendrin hätte man die Fahrstuhl-Musik lieber weg gelassen. Den spannenden Szenen fehlt es hingegen an dynamischem Score. In solchen Momenten merkt man dann, wie gut die akustische Untermalung funktionieren kann – wenn sie denn da ist und passend umgesetzt wurde. Doch wenn nach gut 45 Minuten der Terror spricht, wird man von den relativ blutigen Szenen sowie den gelungen praktischen Masken effektiv abgelenkt. Und übrigens auch von Barbara Crampton. Die Genre-Ikone (Stuart Gordons Re-Animator) war zuletzt noch als Polizistin in Puppet Master: Das tödlichste Reich zu sehen und gibt hier eine konsequent böswillige Antagonistin. Ein paar überraschende Wendungen später ist vielleicht nicht das große Genre-Highlight, aber doch ein kurzweiliger Vertreter seiner Zunft über den Bildschirm geflackert – kann man machen!

Bild- und Tonqualität

Dead Night wurde sichtbar digital gefilmt – möglicherweise mit DSLR-Kameras, was in den Bewegtbildern schon mal etwas befremdlich erscheint, weil man den Eindruck hat, dass hier eine Zwischenbildberechnung im Spiel ist. Dafür ist die Bildruhe bestechend. Selbst in dunklen Szenen trübt kein Korn den Eindruck und gut ausgeleuchtete Momente sind von hoher Klarheit. Sogar die Schärfe kann in Close-ups überzeugen, ist in Halbtotalen aber eher flach und soft. Farben wirken eher etwas desaturiert, Kontraste gehen in Ordnung.
Beim Ton muss man zwar keine Wunder erwarten, aber sowohl die Filmmusik als auch ein grollendes Gewitter werden schon mal recht räumlich auf die Surround-Speaker gelegt, während Dialoge auf dem Center leider etwas muffig klingen. Erstaunlich gut gelingen direktionale Effekte wie ein Kratzen auf Holz oder die Geräusche irgendeines Wesens von den Rears. Jumpscares werden dann bisweilen etwas dynamischer begleitet. Doch so richtig kraftvoll geht’s hier bis zum Ende, das ein paar satte Punches aus dem Sub liefert, nicht zu.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Dead Night gibt’s neben einigen Trailern noch vier Minuten an entfernten Szenen, die wiederum hauptsächlich aus solchen bei der True-Crime-Show bestehen.

Fazit

Dead Night hat ein paar der effektivsten und blutigsten (praktischen) Maskeneffekte der letzten Monate zu bieten, die es sogar unbeschadet durch die FSK geschafft haben. Barbara Crampton ist für Fans ohnehin ein Must-See und der bisweilen integrierte Humor lockert das etwas dünne Drehbuch gut auf – gehört zu den besseren Vertretern der Indie-Horrorfilme.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 20%
Film: 65%

Anbieter: Tiberius Film Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Brad Baruh
Darsteller: Brea Grant, AJ Bowen, Barbara Crampton, Sophie Dalah, Elise Luthman, Joshua Hoffman, Daniel Roebuck
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 83
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Tiberius Film Home Entertainment)

Trailer zu Dead Night

Dead Night - HD Trailer

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