Debug – Feindliches System

Blu-ray Review

Debug Feindliches System Blu-ray Review Cover
Pandastorm/Ascot Elite, ab 14.04.2015

OT: Debug

 


Ich bin!

Cyberkriminalität trifft auf Cyberkrimi.

Inhalt

Alle Programme runterfahren. Debug. Reboot. – Die Anweisung für die sechs Kriminellen klingt einfach: Um für sich eine Strafminderung zu erhalten, sollen sie ein Computersystem auf einem Raumschiff wieder in Gang setzen, damit dieses wieder auf den korrekten Kurs gebracht werden kann. Das sollte für das halbe Dutzend verurteilter Cyberkrimineller ein Spaziergang werden. Doch bereits innerhalb der Gruppe gibt’s Spannungen. So beginnt der Einsatz mit einer Meuterei gegen die bisherige Führerin des Teams und Kaida wird durch Mel ausgetauscht. Der entpuppt sich schon bald als wenig kompetent. Schlimmer aber ist das, worauf die sechs und der Vollzugsbeamte Capra vor Ort im Raumschiff treffen: Das Sicherheitsprotokollm selbst scheint in gewisser Weise zu leben und weiß ganz genau Bescheid über Kaida und die Anderen. Immer wieder materialisieren sich Personen und ebenso seltsame, wie unmögliche Dinge scheinen zu passieren. Dazu gesellen sich virtuelle Avatare, die nicht so Recht akzeptieren wollen, dass sie nicht wirklich lebendig sind. Als Capra auf der medizinischen Station angegriffen wird, ist klar, dass das System absolut feindselig ist und keinen vom Schiff lassen will …

Debug ist nach Interstellar ein weiterer Science-Fiction-Film, der sich darum bemüht, eine originelle Geschichte zu erzählen. Natürlich ist das im Beitrag des gebürtigen Briten David Hewlett alles deutlich kleiner und aufgrund des geringen Budgets intimer gehalten. Der Schauplatz im Inneren des Frachters ist im Prinzip zweigeteilt. Einerseits sind da die großen Übergangsbereiche, die wie eine Fabrikhalle aufgebaut sind und andererseits die hellen, klinisch sauberen Quartiere und Einsatzzentralen. Gerade Letztere sind durchaus mit Liebe fürs Detail designt, wenngleich man immer mal wieder das Gefühl hat, es gäbe nur einen einzigen Flur, den man für unterschiedliche Szenen einfach aus unterschiedlichen Positionen gefilmt hat. Ein netter Kniff von Debug ist das häufige Wechseln zwischen Filmkameras, die das Geschehen konservativ festhalten und den Überwachungskameras, die im Frachter installiert sind und verdeutlichen, dass die sieben „Eindringlinge“ keinen Schritt tun können, ohne vom System beobachet zu werden. Auch die Splitscreens, welche die Kommunikation zwischen den Insassen visualisieren, funktionieren gut – vor allem, weil es eigentlich ein absolutes oldschool-Stilmittel ist, das hier in einem Zukunftsthriller mit moderner Optik verwendet wird. Was in Sachen Design und Optik noch ganz gut funktioniert und aufgrund des niedrigen Budgets durchaus respektabel ist, lässt in Sachen Story und Spannung hingegen zu Wünschen übrig. Im Prinzip ist Debug mit sämtlichen Computerklischees zugepappt, die dem Autor spontan eingefallen sind: Von einem sich verselbstständigen Sicherheitsprogramm bis hin zum unvermeidlichen Cybersex ist hier alles enthalten – lustig, dass die Vielfalt der Tötungsmethoden ganz irdisch ist und auch einem stinknormalen Thriller hätten entstammen können. Schön, dass das Ableben der Beteiligten zumindest halbwegs blutig und effektvoll ausfällt. Das kann aber auch nicht über die riesigen Logiklöcher hinwegtäuschen. So verhalten sich die Cyberkriminellen innerhalb des Computersystems äußerst dilettantisch und lassen Zweifel daran aufkommen, dass sie tatsächlich wegen Computerkriminalität einsitzen. Dann wiederum lässt sich das ach so stabile Sicherheitssystem viel zu leicht austricksen. Debug macht sich an dieser Stelle auch kaum Mühe, dem Zuschauer nahe zu bringen, welche Sicherheitsprotokolle da jetzt gerade gehackt werden. Die Darsteller sind ihren Rollen entsprechend ausgewählt, wobei die weiblichen Figuren deutlich besser und stärker besetzt sind. Auf Seiten der Männer überzeugt eigentlich nur Adrian Homes als Capra, der zudem als einziger eine Charakterveränderung durchmassen muss. Jason Momoa (Wolves – Die letzten ihrer Art), verdienter Akteur aus Game of Thrones, kommt als Sicherheitsprogramm kaum über Soap-Opera-Niveau heraus und könnte mit dieser Frisur und dem Bart auch den bösen Intriganten in Gute Zeiten, schlechte Zeiten mimen.

Bild- und Tonqualität

Während der regulär gefilmten Szenen nutzt Debug einen deutlichen Weichzeichner, was ziemlich gut zur Thematik und dem Genre passt. Das geht bisweilen so weit, dass nur die mittig gefilmten Objekte scharf sind, während es rundherum soft erscheint. Durch die extrem helle Ausleuchtung in den Innenräumen ist der Kontrastumfang recht hoch. Da die Schwarzwerte dennoch knackig sind, wirkt das Bild ziemlich plastisch. Die orangenen Overalls der Gefangenen stechen hervor und sorgen für lebhafte Farbkleckse. Immer wieder, gerade während der Nutzung der HUDs drängt sich übrigens der Gedanke auf, dass Debug – Feindliches System ein hervorragender Film für eine 3D-Umsetzung gewesen wäre.
Akustisch sorgt während der Szenen im Inneren des Frachters ein sonores Brummen für Atmosphäre. Stimmen bleiben jederzeit gut verständlich. Wenn Oskar in seinem Raumanzug vor Kaida steht, atmet er räumlich über sämtliche Lautsprecher und das Piepen der HUD-Einblendungen sowie die Computerstimmen der Avatare gelangen ebenfalls effektvoll ins Heimkino und wenn die Splitscreens während der recht druckvoll vom Subwoofer unterstützten Actionszenen kratzend wechseln, dann ist das ebenso eindrucksvoll umgesetzt, wie es (bewusst) unangenehm klingt.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial erzählt ein charmanter David Hewlett, dass Debug sein persönlicher 2001 ist und er ein großer Sci-Fi-Fan ist. Vor allem seine Kindheit, in der er mit Dr. Who aufgewachsen ist, hat ihn inspiriert und er fragt sich, warum es nicht mehr Science-Fiction im Kino gibt – vor allem abseits entsprechender Multi-Millionen-Dollar-Produktionen. Für seine 18 Minuten Laufzeit ist das Behind the Scenes erstaunlich gehaltvoll geraten.

Fazit

Debug ist optisch reizvoll, darstellerisch in Ordnung und auf Blu-ray technisch gut umgesetzt. Die Geschichte allerdings nimmt sich ein wenig zu wichtig und hätte überzeugender umgesetzt werden können. Ein Lob bekommt das Setdesign, das nach mehr aussieht, als es das Budget vermuten lassen würde.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion):70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 55%

Anbieter: Pandastorm Pictures/Ascot Elite
Land/Jahr: Kanada 2014
Regie: David Hewlett
Darsteller: Tenika Davis, Adrian Holmes, Kerr Hewitt, Kyle Mac, Sidney Leeder, Jadyn Wong
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 86
Codec: AVC
FSK: 16

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