Dirty Cops – War on Everyone

Blu-ray Review

OT: Dirty Cops

Dirty Cops - War on Everyone Blu-ray Review Cover
Highlight/Constantin, 23.03.2017

 


„Lass‘ uns ein paar Ärsche aufreißen“

Diese „dreckigen Polizisten“ sind schlimmer als die „Bad Boys“.

Inhalt

Albuquerque, New Mexico: Bob und Terry sind die besten Cops. Oder, besser gesagt: eher die schlechtesten. Jedenfalls die unmoralischsten, zynischsten und korruptesten, die der Bundesstaat je gesehen hat. Sie koksen mit ihrem Informanten, verticken Waffen und rufen auch keinen Notarzt, wenn vor ihren Augen ein Typ verblutet. Augenscheinlich versuchen die beiden, ihr Vorbild Dirty Harry wie einen Chorknaben aussehen zu lassen. Doch als sie sich eher unbewusst mit dem scheinbaren Geschäftsmann Mangan anlegen, haben sich eich mit dem Falschen eingelassen. Denn der Brite ist nicht nur pervers, heroinabhängig und völlig psychotisch, sondern auch ein Gangster mit einer Gefolgschaft an Killern. Als solcher beginnt er bald einen persönlichen Feldzug gegen Bob und Terry und lässt dabei auch deren Freunde und Familie nicht aus. Das lassen die Zwei sich natürlich nicht gefallen und schlagen zurück …

Schon die Einführungssequenz von Dirty Cops stellt unmissverständlich klar, dass Martin McDonagh sich einen feuchten Kehricht um Konventionen und Ernsthaftigkeit schert. Wenn Terry und Bob am praktischen Objekt erproben, ob ein Pantomime ein Geräusch macht, wenn man ihn überfährt, darf man bereits lauthals loslachen (während der Gestikulanten-Clown selbstverständlich stumm bleibt). Kurz darauf fährt Terry dann sturzbetrunken am hellichten Tag zu Bobs Familie, die aus einer treusorgende Frau, sowie einem fettleibigen und einem videospielsüchtigen Kind besteht – nein, in Dirty Cops geht’s nicht zimperlich zu. Dysfunktional wäre wohl die trefflichere Beschreibung des neuen Films vom Am Sonntag bist du tot-Regisseur. Denn während Terry gerne vollakoholisiert über seinen jüngst erworbenen Genitalpilz referiert, könnte Bob kaum zynischer und ruppiger zu seinen Kids sein. Politische Korrektheit ist aber ohnehin nicht die Sache des Films: „Bohnenfresser“, „Schlitzaugen“, „irischer Dorftrottel“ – das sind nur drei von zahlreichen stereotypen Ausdrücken, die genutzt werden, um der Gesellschaft den Spiegel vor zu halten. Ob Black-Power-Bewegung, radikale Islamisten, britische Snobs oder weiße Rassisten – hier bekommt jeder sein Fett weg. Gekontert werden die rohe Sprache und die ruppigen Szenen mit den hochtrabenden Gesprächen zwischen Bob und seiner Frau Delores, die das Geschehen intellektuell brechen. Während die Dialoge und die Situationskomik ziemlich gut zünden, tritt die Story leider erzählerisch auf der Stelle. Wer hier wen sucht, verfolgt und nach dem Leben trachtet, ist ziemlich bald ziemlich egal. Was schade ist, denn den grandios gut aufgelegten Hauptdarstellern in Dirty Cops zuzuschauen, macht wirklich Spaß: Während Michael Peña sonst oft „nur“ den Latino-Sidekick geben darf, geht er hier als korrupter Cop mit intellektuellem Anstrich und hohem IQ völlig aus sich heraus. Wie ihm die schlagfertigen Sätze nur so über die Lippen zu wabern scheinen und er sich gleichzeitig flegelhaft im Büro des Chefs auf dem Stuhl rumlümmelt – das hat Witz und Esprit. Auch Alexander Skarsgård als ständig zugedröhnter und sexbesessener Kollege ist großartig und Theo James (Die Bestimmung) gefällt sich als fieser Gangster, der mal so richtig vom Leder ziehen kann. Sogar die beiden weiblichen Rollen sind mit starken Darstellerinnen besetzt und ihre Figuren dürfen sich außerhalb eines Klischee-Abziehbilds bewegen.

Bild- und Tonqualität

Obwohl Dirty Cops in der Gegenwart spielt, sind die 70er allgegenwärtig. Auch bei der Bildqualität ist das augenscheinlich. Denn die Einstellungen sind immer ein klein wenig zu hell und der Kontrast etwas abgemildert. Die Schärfe ist eher durchschnittlich, weil oft eine Art Weichzeichner verwendet wird und Konturen vor hellem Hintergrund schon mal etwas ausreißen. In Innenräumen, die nicht ganz so hell ausgeleuchtet sind, wird der Schwarzwert knackiger. Die Bildruhe indes ist verhältnismäßig hoch und starke Körnung bleibt meist aus.
Akustisch dominiert in Dirty Cops der Center, der die Dialoge sauber reproduziert. Filmmusik kommt hauptsächlich aus den Hauptlautsprechern, legt sich allerdings ab und an auch über die Effektspeaker (23’00). Da zunächst nur wenig Action das Geschehen begleitet, ist es an atmosphärischen Umgebungs- und Naturgeräuschen, für ein wenig Offenheit zu sorgen. Dynamisch wird’s erstmals nach 40 Minuten, wenn die beiden Cops mit ihrem V8 in den Stripclub brettern und im Hintergrund treibende Hip-Hop-Beats laufen. Und wenn der Jeep in die Luft geht, gibt’s auch mal richtig Druck (65’35).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Dirty Cops warten nur ein paar Programmtipps und die beiden Originaltrailer zum Film

Fazit

Dirty Cops ist politisch herrlich unkorrekt, hat zwei glänzend aufgelegte Hauptdarsteller und eine Menge bösartiger Sprüche. Leider langt das nicht ganz, um über 90 Minuten dauerhaft zu unterhalten, wenn’s an der Story selbst lahmt. Hier wäre deutlich mehr Potenzial vorhanden gewesen, wenn man bspw. das Bedrohungsszenario noch prominenter ausgearbeitet, die Cops noch stärker in die Ecke gedrängt hätte. Der blut- und bleihaltige Showdown entschädigt dafür wieder mit dem radikalen Humor des Intros.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 65%

Anbieter: Highlight Communications/Constantin Film
Land/Jahr: GB 2016
Regie: John Michael McDonagh
Darsteller: Alexander Skarsgård, Michael Peña, Theo James, Tessa Thompson, Caleb Landry Jones
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Dirty Cops

DIRTY COPS: WAR ON EVERYONE - offizieller Trailer

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