Hänsel & Gretel Hexenjäger 3D

Blu-ray Review

hänsel und gretel hexenjäger 3D Blu-ray Review Cover
Paramount Home, seit 22.08.2013

OT: Hansel and Gretel: Witch Hunters

 


Grimm mit Wumme

Nach „Hänsel & Gretel Hexenjäger“ müssen die Märchenbücher neu geschrieben werden!

Inhalt

Die Geschwister Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arterton) erinnern sich nur ungerne an ihre Kindheit, wurden sie doch von ihrem Vater im Wald ausgesetzt und dort von einer Hexe angelockt. Mit List und Tücke gelang es ihnen jedoch, das böse Biest zu überwältigen und zu verbrennen. Im Laufe der Jahre wuchsen die beiden dann zu wahren Spezialisten im Kampf gegen schwarze Magie heran. Grund genug, für den Augsburger Bürgermeister sie zu engagieren, denn aus der Stadt wurden während der letzten Wochen elf Kinder entführt. Ihr erster Auftritt in der Stadt sorgt allerdings nicht nur für Beifall, denn der ansässige Amtsrichter würde gerne selbst der Kinder habhaft werden und sieht in Hänsel und Gretel unliebsame Konkurrenz. Die ersten Nachforschungen führen die Geschwister in den Wald, wo sie bald auf die mächtige Hexe Muriel (auch mit knapp 50 noch eine Augenweide: Famke Janssen) stoßen. Deren Plan ist perfide: Mit einem bestimmten Ritual, zu dem sie insgesamt zwölf Kinder und das Herz einer weißen Hexe braucht, will sie alle Artgenossinen für immer feuerfest und somit praktisch unsterblich machen. Was Gretel nicht weiß: Sie ist eine Nachfahrin einer weißen Hexe …

Was die komplette Geschichte des Grimm’schen Märchens ausmacht, handelt Regisseur Tommy Wirkola („Dead Snow“) innerhalb von drei Minuten ab. Von da an gibt es Action – und davon satt! Gut, dass sich Hänsel & Gretel Hexenjäger zu keiner Sekunde ernst nimmt, das lässt im entsprechenden Moment auch über das seltsam befremdliche Gefühl hinwegsehen, wenn Gemma Arterton sich und ihren Filmbruder als „Gretel“ und „Hänsel“ vorstellt. Während die Kampfszenen des Geschwisterpaares mit den bösen Hexen perfekt choreografiert sind und mit deutlichen Anleihen beim Martial Arts umgesetzt wurden, bleibt der Verbund von teils slapstickartiger Komik und brutal-drastischen Gewaltakten manchmal wenig nachvollziehbar. Hier und da wäre weniger mehr gewesen. Im Umkehrschluss hätte ein „Mehr“ an Story Hänsel & Gretel Hexenjäger nicht geschadet, denn das rudimentäre Erzählgerüst dient letztlich nur dazu, von einem Höhepunkt zum nächsten zu hetzen. Die sind zugegebenermaßen höchst kurzweilig inszeniert und gipfeln in einem Showdown, der ein Heidenspaß für jeden der beteiligten Maskenbildner gewesen sein muss.
Der zehn Minuten längere Extended Cut lohnt sich aufgrund der Integration einiger witziger Elemente (so ist vor allem Gretel im Umgang mit vulgärer Sprache noch verschwenderischer) und noch drastischeren Gore-Einlagen. Er ist jedoch leider nur auf der 2D-Disk zu genießen, während die 3D-Version mit der kürzeren Kinofassung auskommen muss.

Bild- und Tonqualität

Um Hänsel & Gretel Hexenjäger authentisch wirken zu lassen, wurde das Bild mit kühler Farbgebung gestaltet. Der große Kontrastumfang lässt die dreckigen Zähne und faltigen Gesichter der Hexen hervorragend zur Geltung kommen und die Schärfe ist über den kompletten Bildbereich homogen verteilt. Nur in ganz vereinzelten dunklen Szenen, lässt der Kontrast nach, ist der ansonsten hervorragende Schwarzwert nicht mehr ganz perfekt.
Analog zu G.I. Joe: Die Abrechnung muss auch bei Hänsel & Gretel Hexenjäger der deutsche Ton mit einer auf 640kb/s komprimierten Dolby-Digitalspur auskommen, während die Originalfassung in Dolby True HD durchschnittlich mit der sechsfachen Datenrate läuft. Im Film macht sich dies durch differenziertere Effektwiedergabe, feinere Dialogzeichnung und hörbar mehr Auflösung bemerkbar. Auch der Dynamikumfang ist höher. Bis auf teils etwas muffige Dialoge macht es die deutsche 5.1-DD-Spur dennoch gut, lässt Gretels Armbrustpfeile effektvoll durchs Heimkino sausen und langt kraftvoll zu, wenn im Finale alles drunter und drüber geht.

3D-Effekt

bHänsel & Gretel Hexenjäger wurde nicht konvertiert, sondern in echtem 3D gedreht. Dies sieht man dem Film deutlich an: Die Tiefenstaffelung gelingt sehr gut und vor allem Totale wie die Übersicht über den Marktplatz von Augsburg liefern eine hervorragende Dreidimensionalität. Gretels Armbrust schält sich ebenso plastisch aus dem Bild heraus, wie Hänsels Schrotflinte. In schnelleren Szenen oder ebensolchen Kameraschwenks tauchen gelegentlich Doppelkonturen auf.

Bonusmaterial

Leider beschränkte man sich beim Bonusmaterial von Hänsel & Gretel Hexenjäger auf drei Featurettes. In „Hänsel & Gretel neu erfunden“ erzählen der Produzent und der Regisseur, wie sie auf die Idee kamen, einen modernen Fantasyfilm mit dem Grimm-Thema zu machen. Der zweite Hintergrundbericht kümmert sich um den Look und die Neuerfindung der Hexe. Dem knuffigen Troll Edward gebührt ein eigenes Feature.

Fazit

Mit famosen Action- und Kampfsequenzen überzeugt Hänsel & Gretel Hexenjäger aus unterhaltungstechnischer Sicht durchaus. Da er sich zu keiner Zeit ernst nimmt, verzeiht man ihm auch, dass die Story eher unterbelichtet bleibt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%
3D-Effekt: 75%

Anbieter: Paramount Home Entertainment
Land/Jahr: USA/D 2012
Regie: Tommy Wirkola
Darsteller: Jeremy Renner, Gemma Arterton, Famke Janssen, Peter Stormare
Tonformate: DD True HD 5.1: en // DD 5.1: de, it
Bildformat: 2,35:1
Real 3D: Ja
Laufzeit: 88/98
Codec: AVC
FSK: 16

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Martin Zopick

Der Plot lehnt sich nur ansatzweise an das Märchen der im Wald ausgesetzten Kinder an:
es sind Jeremy Renner und Gemma Arterton. Es geht Regisseur Tommy Wirkola auch nicht so sehr um das Märchen, sondern er nimmt es als Vorwand für Klopperei und Splatter. Und das geht leider auf Kosten von Witz und Esprit. Zwei verbale Jokes hat Hansel: er muss Insulin spritzen, weil er immer schon zu viel Kuchen gegessen hat. Später sagt er einmal, wenn du Hexen töten willst ‘ mach ihnen ordentlich Feuer unterm Arsch‘.
Um gegen die Übermacht der Hexen bestehen zu können, bekommen sie Hilfe von der rothaarigen Hexe Mina (Pihla Viitala) einer weißen Hexe, sowie von Ben, einem Jungen aus der Gegend der unter dem Taufnamen Thomas Mann aufgeführt wird und vom Monster Eduard, einem Shrek-ähnlichen, gutwilligen Untier ohne dessen Ohren. Peter Stormare macht als Amtsrichter eine recht unglückliche Figur. Arterton zeigt sich hier von ihrer wandlungsfähigsten Seite: von Alice Creed über Tamara bis hin zu Gemma Bovary.
Hier spritzt Blut, es platzen Körperteile und der berühmte Besen als Mini Scooter kommt zum Einsatz. Ballerei ist schlichtweg angesagt. Im Finale ist der Zuschauer dann schon so weit gewohnheitsmäßig an die Materie herangeführt worden, dass er sich über die Zerfetzungen menschlicher Leiber vor Lachen wegschmeißen könnte. Drum der Warnhinweis am Anfang: nichts für Jugendliche unter 16. Und der Plot könnte immer so weiter gehen. Einer schaut, der andere ballert. Die Gebrüder Grimm wären wohl entsetzt. Entertainment im 21. Jahrhundert.